Gitarre: Kapodaster
Der Kapodaster (ital. capotasto - Hauptbund; kurz: Capo[1]) ist ein Zubehörteil, welches dazu verwendet wird, Stücke höher klingen zu lassen. Sehr vereinfacht könnte man ein Capo als einen künstlichen Zeigefinger betrachten, welcher einem die Mühen eines Barré-Fingers abnimmt. Doch durch so eine verkürzte Sicht dieses Werkzeuges wird der Capo oft skeptisch betrachtet. Diese eigentlich recht willkommene Hilfe könnte langfristig dazu führen, dass man sich um das Lernen der Barrégriffe drückt!
Dennoch bleibt es für Anfänger ein brauchbares Hilfsmittel bis sie die Barrégriffe beherrschen.
Oft wird allerdings vergessen, dass auch Profis dieses Hilfsmittel gerne einsetzen, denn es ermöglicht eine nahezu beliebige Tonartenerhöhung, ohne dass man grifftechnisch auch nur ein einziges Griffmuster umdenken muss. Es geht in erster Linie nicht nur darum, Barrégriffe zu meiden. Viele anspruchsvolle Gitarrenstücke benötigen bestimmte Akkord- und Grifffolgen mit einem bestimmten Fingersatz. Ein Transponieren würde ohne Capo einer Neukomposition gleichkommen. Durch dieses Neuarrangement ist jedoch nicht garantiert, dass bestimmte Effekte wie z.B. ein Basslauf oder ein Hammering noch genau so gut funktioniert wie in der Ausgangstonart. Bestimmte anspruchsvollere Stücke sind auf Gitarre praktisch ausschließlich in einer Tonart spielbar und lassen sich eben nur mittels Kapodaster erhöhen.
Aus diesem Grund kann man die Aussage, der Kapodaster sei ein reines Anfängerspielzeug für Gitarristen, die keine Barrégriffe beherrschen, ohne Weiteres widerlegen.
Sicher mag es aus spieltechnischer Sicht edler sein, jedes beliebige Stück auch ohne Kapodaster transponieren zu können, aber wer kann sich schon den Aufwand an Lernen oder Neuarangieren ernsthaft leisten? Nicht jeder hat vor für ein einzelnes Stück, welches er sicher beherrscht, mehrere Stunden am Tag zu üben, weil er es evtl. irgendwann einmal ein paar Töne höher oder tiefer spielen möchte.
Kapodaster werden benutzt, um Gitarren und andere Saiteninstrumente in eine bessere Gesangsstimmlage zu versetzen oder spieltechnisch günstigere Griffkommbinationen zu ermöglichen. (Wobei das Vermeiden von Barré-Akkorden nur einen Aspekt darstellt.)
Kapodaster-Tabelle zur Erhöhung einer Tonart[Bearbeiten]
In der folgenden Tabelle wird davon ausgegangen, dass man ein Kapodaster (kurz: Capo) in einen bestimten Bund setzt, und dort alle Akkorde so greift, als wäre gar kein Kapodaster vorhanden.
Die folgende Tabelle liest man in etwa so
- Beispiel
- Wenn ich den Capo in den sagen wir mal 5. Bund anbringe, und greife dort den C7-Akkord so, wie ich ihn ohne Capo spielen würde, dann erhalte ich ein F7.
Capo im Bund | 0 ohne Capo |
Capo 1 | Capo 2 | Capo 3 | Capo 4 | Capo 5 | Capo 6 | Capo 7 | Capo 8 | Capo 9 | Capo 10 | Capo 11 | Capo 12 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Akkord | C | Cis Des |
D | Dis Es |
E | F | Fis Ges |
G | Gis As |
A | Ais Bb |
H | C |
Akkord | D | Dis Es |
E | F | Fis Ges |
G | Gis As |
A | Ais Bb |
H | C | Cis Des |
D |
Akkord | E | F | Fis Ges |
G | Gis As |
A | Ais Bb |
H | C | Cis Des |
D | Dis Es |
E |
Akkord | F | Fis Ges |
G | Gis As |
A | Ais Bb |
H | C | Cis Des |
D | Dis Es |
E | F |
Akkord | G | Gis As |
A | Ais Bb |
H | C | Cis Des |
D | Dis Es |
E | F | Fis Ges |
G |
Akkord | A | Ais Bb |
H | C | Cis Des |
D | Dis Es |
E | F | Fis Ges |
G | Gis As |
A |
Akkord | H | C | Cis Des |
D | Dis Es |
E | F | Fis Ges |
G | Gis As |
A | Ais Bb |
H |
Akkord | Cis Des |
D | Dis Es |
E | F | Fis Ges |
G | Gis As |
A | Ais Bb |
H | C | Cis Des |
Akkord | Dis Es |
E | F | Fis Ges |
G | Gis As |
A | Ais Bb |
H | C | Cis Des |
D | Dis Es |
Akkord | Fis Ges |
G | Gis As |
A | Ais Bb |
H | C | Cis Des |
D | Dis Es |
E | F | Fis Ges |
Akkord | Gis As |
A | Ais Bb |
H | C | Cis Des |
D | Dis Es |
E | F | Fis Ges |
G | Gis As |
Akkord | Ais Bb |
H | C | Cis Des |
D | Dis Es |
E | F | Fis Ges |
G | Gis As |
A | Ais Bb |
Alle Akkordzusätze wie "m, 7, sus4, add9, m7b5, dim7" etc. bleiben erhalten. Lediglich ein zusätzlich mit angegebener Basston wird nach den gleichen Regeln transponiert, wie der Grund-Akkord.
- Beachte
Da es bei dem Ton bzw. Akkord B leicht zu Verwechslungen zwischen der englischen und deutschen Schreibung kommen kann, wurde hier die semi-deutsche Schreibung verwandt.
Chromatische Tonleiter[Bearbeiten]
Die Akkorde erhöhen sich pro Bund um einen Halbtonschritt. Wer es bis jetzt noch nicht kann, der sollte sich die chromatische Tonleiter vornehmen und einprägen.
- chromatische Tonleiter mit Kreuzzeichen
- C, C#, D, D#, E, F, F#, G, G#, A, A#, H, C
- chromatische Tonleiter mit B-zeichen
- C, Db, D, Eb, E, F, Gb, G, Ab, A, Bb, H, C
Diese sollte man sowohl vorwärts
- C, C#/Db, D, D#/Eb, E, F, F#/Gb, G, G#/Ab, A, A#/Bb, H, C
als auch rückwärts beherrschen.
- C, H, Bb/A#, A, Ab/G#, G, Gb/F#, F, E, Eb/D#, D, Db/C#, C
Praktischerweise lernt man sie aufwärts mit Kreuzzeichen und abwärts mit B-Zeichen.
- C, C#, D, D#, E, F, F#, G, G#, A, A#, H, C, H, Bb, A, Ab, G, Gb, F, E, Eb, D, Db, C
Man sage sich diese Tonfolge so oft auf, bis man sie aus dem FF beherrscht.
Die Akkordformen, die man greifen muss, um trotz Weiterschieben des Capos die Tonart beizubehalten, erniedrigen sich um je einen Halbtonschritt. Dass nicht alle Akkordformen auch wirklich praktikabel sind, das dürfte von selbst einleuchtend sein.
Weiterhin lohnt es sich, dass man sich näher mit dem Quintenzirkel auseinander setzt. Dann muss man sich nicht mit jedem Akkord einzeln auseinandersetzen, sondern man betrachtet immer eine ganze Tonart mit ihren typischen Akkordformen. Man transponiert dann nämlich nicht jeden einzelnen Akkord, sondern man transponiert ganze Tonarten.
Kapodaster-Tabelle zum Beibehalten einer Tonart[Bearbeiten]
Mit einem Kapodaster kann man außerdem ein Musikstück auch in derselben Tonart belassen. Dazu muss man allerdings die Akkorde mit einem anderen Fingersatz spielen. Dadurch ist es möglich, eine andere Klangfarbe zu erzeugen, oder besondere Begleittechniken anzuwenden, die besonders gut in einer bestimmten Tonart gelingen. Ein Kapodaster ermöglicht demnach die Umsetzung eines Musikstückes in eine spieltechnisch günstigere Form, ohne die Tonart, in der es erklingt, zu ändern. Dieser Aspekt ist auch für das Zusammenspielen mit anderen Instrumenten von Bedeutung, deren Tonart nicht geändert werden kkönnen (Flöte, Mundharmonika / Bluesharp). Flöten und Blechblasinstrumente verwenden wesentlich häufiger B-Tonarten, als es ein Gitarrenspieler tut. Bei B-Tonarten benötigt man bei der Gitarre in der Regel wesentlich mehr Barré-Akkorde als bei den Kreuztonarten. Oft kann man sich eine Vielzahl von Barré-Akkorden dadurch umgehen, dass man das ganze Stück einen Halbton tiefer umrechnet (was man nach einiger Übung auch im Kopf hinbekommen kann) und dann das etwas tiefere Stück mittels Capo wieder einen Bund höher in die Tonart versetzt, welche die Blechbläser verwenden.
- Ein Beispiel
Stücke in Es-Dur sind auf der Gitarre schwieriger umzusetzen als Stücke in C-Dur Setzt man ein Kapodaster in den dritten Bund, dann werden alle Saiten um je drei Halbtöne erhöht. Obwohl man rein grifftechnisch einen C-Dur-Akkord greift, erklingt durch das Capo ein Es-Dur Akkord. Ein G-Moll(-Barré-)Akkord der Ursprungstonart würde durch das Capo im 3. Bund wie ein einfaches E-Moll gegriffen.
Die entsprechende Umsetzung kann der Transponiertafel entnommen werden.
- Beispiel
- Ich spiele in der Ausgangstonart den Akkord C7. Wenn ich einen Capo im 3. Bund anbringe, dann muss ich dort den Akkord wie einen A7 (ohne Capo) greifen, damit er sich wie ein C7 anhört.
Capo im Bund | 0 ohne Capo |
Capo=1 | Capo=2 | Capo=3 | Capo=4 | Capo=5 | Capo=6 | Capo=7 | Capo=8 | Capo=9 | Capo=10 | Capo=11 | Capo 12 |
Akkordform | Gb | F | E | Eb | D | Db | C | H | Bb/A# | A | Ab | G | Gb |
Akkordform | Db | C | H | Bb/A# | A | Ab | G | Gb/F# | F | E | Eb | D | Db |
Akkordform | Ab | G | Gb/F# | F | E | Eb | D | Db/C# | C | H | Bb/A# | A | Ab |
Akkordform | Eb | D | Db/C# | C | H | Bb/A# | A | Ab/G# | G | Gb/F# | F | E | Eb |
Akkordform | Bb | A | Ab/G# | G | Gb/F# | F | E | Eb/D# | D | Db/C# | C | H | Bb |
Akkordform | F | E | Eb/D# | D | Db/C# | C | H | Bb/A# | A | Ab/G# | G | Gb/F# | F |
Akkordform | C | H | Bb/A# | A | Ab/G# | G | Gb/F# | F | E | Eb/D# | D | Db/C# | C |
Akkordform | G | Gb/F# | F | E | Eb/D# | D | Db/C# | C | H | Bb/A# | A | Ab/G# | G |
Akkordform | D | Db/C# | C | H | Bb/A# | A | Ab/G# | G | Gb/F# | F | E | Eb/D# | D |
Akkordform | A | Ab/G# | G | Gb/F# | F | E | Eb/D# | D | Db/C# | C | H | Bb/A# | A |
Akkordform | E | Eb/D# | D | Db/C# | C | H | Bb/A# | A | Ab/G# | G | Gb/F# | F | E |
Akkordform | H | Bb/A# | A | Ab/G# | G | Gb/F# | F | E | Eb/D# | D | Db/C# | C | H |
Akkordform | F# | F | E | Eb/D# | D | Db/C# | C | H | Bb/A# | A | Ab/G# | G | F# |
Akkordform | C# | C | H | Bb/A# | A | Ab/G# | G | Gb/F# | F | E | Eb/D# | D | C# |
Akkordform | G# | G | Gb/F# | F | E | Eb/D# | D | Db/C# | C | H | Bb/A# | A | G# |
Akkordform | D# | D | Db/C# | C | H | Bb/A# | A | Ab/G# | G | Gb/F# | F | E | D# |
Akkordform | A# | A | Ab/G# | G | Gb/F# | F | E | Eb/D# | D | Db/C# | C | H | A# |
Auch hier bleiben alle Akkordzusätze wie "m, 7, sus4, add9, m7b5, dim7" etc. erhalten. Lediglich ein zusätzlich mit angegebener Basston wird nach den gleichen Regeln transponiert, wie der Grund-Akkord.
- siehe auch
- Gitarre: Transponiertabelle
- ↑ engl.: Capo = Kurzform von Capodaster. Nicht zu verwechseln mit ital.: da Capo = noch einmal von Vorne