Zum Inhalt springen

Gitarre: Randbemerkung zum F-Dur-Griff

Aus Wikibooks
zurück zu

Randbemerkung zu dem F-Dur-Akkord

[Bearbeiten]

Anfänger spielen vermutlich zuerst nur das so genannte kleine F. Später steigt man auf die Barré-Variante um. Die mittlere Variante wird oft von denen verwendet, denen ein Barré noch zu schwer ist.

Leider schauen die leicht fortgeschrittenen Barré-Spieler oft etwas abschätzig auf das kleine F. "Ja, ja, so habe ich den auch mal gelernt...".

Die wirklich guten Gitarrenspieler wissen: Alle drei Varianten des F-Dur-Akkordes werden gleichwertig eingesetzt.

Der kleine F enthält die Töne F A C F. Er hat damit alle Töne, die ein vollständiger Dur-Akkord braucht.

  • Grundton (F)
  • Dur-Terz (A)
  • Quinte (C)
  • Oktave (F) (damit sogar einen mehr als er braucht)

Gegebenenfalls könnte man auch noch das A mit als Bass dazuspielen, was bei einfachen Schlagmustern in der Tonart C-Dur kein Fehler ist. (Das ist bloß eine so genannte "Umkehrung" wie sie gerne von Klavierspielern verwendet wird. Korrekterweise wäre es dann ein F/A. Wenn es ein Wechselbass oder eine "kann, aber muss nicht" Situation ist, reicht "F" auch für das mittlere F.)

Das mittlere und das Barré-F haben natürlich durch Tonverdopplungen mehr Töne, und klingen somit voller. Das darf aber nicht davon wegtäuschen, dass das kleine F ein vollständiger Akkord ist.

D-Dur wird seltsamerweise nie als ein unvollständiger oder "minderwertiger" Akkord betrachtet, obwohl man auch diesen als Barré spielen kann (als A-Dur-Typ im 5. Bund). Das machen aber die wenigsten und nehmen lieber den "kleinen" D, obgleich dieser noch nicht einmal mehr Töne hat, als das kleine F.

Keiner kommt auf die Idee, den C7 als klein, unvollständig oder "minderwertig" zu betrachten, obwohl dieser es in der Tat ist. Dem kleinen C7 fehlt nämlich die Quinte (G). Doch daran scheinen sich die "Klein-F-Schlechtmacher" nicht zu stören. Dabei sollte man diesen, wenn man alle 4 Akkordtöne haben möchte als Barré-Akkord (A7-Typ, 3. Bund) spielen.[1]

Also ihr "Klein-F-Schlechtmacher" hütet euch davor den kleinen F abzuwerten. Das zeigt nur, dass ihr keine Ahnung habt. Jazzer spielen sehr gerne Akkorde mit nur 4 Tönen. Und wer will behaupten, dass ein Jazzgitarrist keine Ahnung von Akkorden hat.

Und was sollen denn all die Powerchord-Spieler sagen, die nur 2 Töne pro Akkord spielen? (Wer 3 spielt, verdoppelt bloß den Grundton)

Natürlich spricht nichts dagegen, wenn jemand meint, er spiele lieber das Barré F, oder es klingt in seinen Ohren besser. Dagegen kann und will ich nichts sagen.

Doch der echte Profi weiß: die Spielsituation entscheidet darüber welcher der drei F-Variationen man den Vorzug gibt. Nicht der grifftechnische Schwierigkeitsgrad ist ausschlaggebend (außer bei Anfängern), sondern die übrigen Akkorde.

  • Einen Basslauf kann man viel günstiger und leichter mit dem kleinen F spielen. Bestimmte Hammering-Figuren kann man mit dem Barré so gut wie gar nicht spielen.
  • Einen Wechselbass kann man dagegen sehr gut mit dem mittleren F spielen, den man auch zwei Bünde weiter zum G verschieben kann,
  • und in Barré-Akkordfolgen passt natürlich das Barré-F besser hinein.

Ein wirklich guter Gitarrenspieler beherrscht nicht einige schwierige Akkorde besonders gut, sondern alle Akkorde gleichermaßen.

Den Anfängern sei natürlich gesagt, dass man langfristig nicht um die Barré-Akkorde drum rum kommen wird. Aber ihr könnt euch ab jetzt immer damit herausreden: "Das kleine F genügt mir bis jetzt. Das Rockdiplom habe ich mir für etwas später aufgehoben."

nach oben...


  1. Es reicht für die meisten Spielsituationen völlig aus, auf die Quinte (das fehlende G beim C7-Akkord) zu verzichten.