Gotisch/ Band2/ Zwischenlektion5/ Etymologie

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Zwischenlektion 5
Dies ist eine Zwischenlexikon, die der Verbesserung und dem Ausbau des bisher Gelernten dienen soll.
Sie enthält kein neues Lernmaterial und kann bei Bedarf übersprungen werden:
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Die Kenntnis der Wortgeschichte einer Vokabel kann zum Erlernen dieser beitragen. Wir behandeln daher in dieser Rubrik zum letzten Mal einige neue Wörter aus einem etymologischen Blickwinkel. Wir möchten Sie auch diesmal wieder darauf hinweisen, dass das Gotische nur ein indirekter Vorfahre des Deutschen ist.

Etymologie
Schatzsuche
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Was passierte eigentlich mit dem Wort...

... skatts?
Das Substantiv für eine "Münze" oder für "Geld" (vgl. u.a. altnord. skattr "Geld, Steuer", altsächs. skat "Geld, Besitz") hat seinen Ursprung womöglich im indogermanischen Verb *skēt- oder *skət- für "springen, hüpfen"1 und meinte ursprünglich ein Nutztier, vgl. russ. skot "Vieh". Im Altfriesischen skett fand sich noch die Nebenbedeutung "Vieh", doch dürfte der Bedeutungswandel zu "Besitz, Geld" schon zur urgermanischen Zeit stattgefunden haben und dadurch erklärt werden, dass die Nutztiere als Tauschmittel den Hauptbesitz der Menschen in früher Zeit ausgemacht haben. Im Deutschen entwickelte sich das Wort über ahd. scaz und mhd. schaz zu Neuhochdeutsch Schatz.
... mizdo?
Das schwache Femininum mizdo bedeutet in der Wulfila-Bibel "Lohn". Es leitet sich vom gleichbedeutenden indogermanischen *mizdʰós ab und ist mit altgriech. μισθός (sprich: misthos) verwandt. In den anderen germanischen Sprachen, bei denen stimmhaftes /z/ zu /r/ verschoben wurde, ist das Substantiv mit altenglisch meord bzw. neuenglisch meed "Belohnung, Lohn" verwandt. Im Deutschen ging das /r/ verloren und es findet sich im Wort Miete wieder.
... ahma?
Der Begriff ahma übersetzt den biblischen Begriff "Geist" (lat. spiritus; griech. νοῦς, πνεῦμα) und ist verwandt mit den Wörtern ahjan "meinen"2 und aha "Verstand, Sinn". Da das Substantiv mit der Bedeutung "Geist" in den anderen germanischen Einzelsprachen nicht belegt ist, ist anzunehmen, dass bei der Übersetzung das griech. νοῦς "Verstand, Vernunft" eine Rolle gespielt hatte. Bei jenen Sprachen tritt an die Wurzel /ah-/ ein [t], vgl. altsächs. ahtian "glauben, halten für", altfries. achtia "sich beraten" und althochdeutsch ahton "nachdenken, überlegen". Aus letzterem entwickelte sich das heutige "achten".
... maþa?
Das Wort maþa "Wurm" ist ein schönes Beispiel um das sprachliche Phänomen des Bedeutungswandels zu erläutern. Ursprünglich meinte es sowohl "Wurm", als auch "Made". Gotisch waurm bedeutet wiederum "Schlange". Diese Verwendung hat sich im nhd. Lindwurm für einen Drachen erhalten. Das heutige Wort für Schlange leitet sich vom Verb schlingen ab und setzte sich im Hoch- und Niederdeutschen durch. Im Englischen trat an dessen Stelle snake, das im Altnordischen "Natter" bedeutete.
... fon?
Gotisch fon "Feuer" und neuhochdeutsches Feuer gehen auf dasselbe Wort zurück. Um die unterschiedlichen Laute erklären zu können, muss man (wieder einmal) das Indogermanische betrachten. Damals bedeutete "Feuer" *péh₂u̯r̥, von dem sich die Wörter ahd. fiur, altsächs. fiur und angelsächs. fyr direkt ableiten. Das Nomen wurde aber im Indogermanischen heteroklitisch dekliniert. D. h. dass das /r/ (bzw. /l/) nur im Nominativ und Akkusativ erschien, während in den anderen Kasus stattdessen ein /n/ auftauchte (*ph₂u̯en-). Aus diesen entwickelte sich got. fon, indem das /n/ auch auf den Nominativ/Akkusativ ausgeweitet wurde.
1 vgl. den Eintrag im Wörterbuch von Gerhard Köbler
2 vgl. den Eintrag im Wörterbuch von Gerhard Köbler