Kiswahili: Geschichte

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Geschichte der Sprache[Bearbeiten]

Kiswahili ist aus der Begegnung afrikanischer Küstenbewohner mit seefahrenden Händlern meist arabischen Ursprungs entstanden. Die Sprache wird zur Sabakigruppe der Bantusprachen Ostafrikas gerechnet. Die größten Sprachähnlichkeiten bestehen zu einer Reihe von Sprachen des kenianischen Küstenraumes sowie der Komoren.

Auch wenn Kiswahili grammatikalisch eindeutig zu den Bantusprachen gehört, umfasst sein Wortschatz eine große Zahl von arabischen Vokabeln. Dieser Umstand führte mehrfach frühe europäische Besucher dazu, das Kiswahili als eine Variante des Arabischen anzusehen. In klassischen Gedichten kann dieser Anteil bei bis zu 50% liegen; im modernen Umgangsskiswahili wird der Anteil arabischer Worte auf 20% geschätzt. Generell werden im islamisch geprägten Küstenraum, der traditionellen Heimat der Sprache, mehr Begriffe arabischen Ursprungs benutzt als im Inland.

Im 20. Jahrhundert ist eine große Zahl von Begriffen aus dem Englischen aufgenommen worden. Als weitere Sprachen sind mit Lehnworten im Kiswahili vertreten das Persische, indische Sprachen, Portugiesisch und im Kongo-Kiswahili auch das Französische. Aus der deutschen Kolonialzeit sind nur wenige Begriffe dauerhaft ins Kiswahili eingedrungen, von denen "shule" (Schule) der bekannteste ist.

Insgesamt wird geschätzt, dass der Anteil fremdsprachlicher Wörter im Kiswahili etwa dem Anteil Französischer, Römischer und Griechischer Lehnwörter im Englischen entspricht.

In den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen bemühte sich die britische Kolonialmacht um eine Standardisierung der Sprache, um sie besser zu Verwaltungszwecken einsetzen zu können. Im Interterritorialen Sprachkomitee der britischen ostafrikanischen Gebiete wirkten Regierungsvertreter, Einheimische und Vertreter der Missionsgesellschaften zusammen, denen an einer Vereinheitlichung für eine gemeinsame Bibelübersetzung sowie für ihre Schulen gelegen war. Dabei wurde der Dialekt von Sansibar zugrunde gelegt, der schon im 19. Jahrhundert durch den Karawanenhandel eine weitere Verbreitung entlang der Handelswege im Landesinneren Tanganyikas gefunden hatte. Hierauf baut bis heute das Standardkiswahili auf, wie es in Tansania und Kenia durch Schulbücher und Massenmedien verbreitet wird.

Die Pflege der Sprache geschieht heute durch die Nationalen Kiswahiliräte in Tansania und Kenia sowie durch das sprachwissenschaftliche Institut an der Universität Dar es Salaam, an dem eine Reihe von Wörterbüchern erarbeitet worden sind. Die tatsächliche Verbreitung ist in Tansania am weitesten fortgeschritten, wo Kiswahili die allgemeine Unterrichtssprache der siebenjährigen Volksschule ist. In Kenia und Tansania ist es auch Pflichtfach an den Sekundarschulen. In beiden Ländern gibt es auch Radio- und Fernsehprogramme auf Kiswahili. Insgesamt gilt das tansanische Kiswahili als gut, während in Kenia ein recht fehlerhaftes und oft gebrochenes Kiswahili die tägliche Umgangssprache für einen großen Teil der Bevölkerung darstellt. Der Fortschritt der Sprache in Uganda ist bisher begrenzt. Sie gilt als "islamisch" und erfreut sich geringer Beliebtheit, weil sie die Kommandosprache von Polizei und Militär ist, in der die Ugander während der vergangenen Bürgerkriege oft genug bedroht, beraubt und beschimpft wurden. Tansanier machen sich in dieser Hinsicht gerne über ihre Nachbarn lustig, wie ein verbreitetes Scherzwort zeigt: "Kiswahili wurde in Sansibar geboren, wurde gross auf dem tansanischen Festland, verstarb in Kenia und wurde in Uganda begraben".

Kiswahili ist eine der wenigen afrikanischen Sprachen, die schon vor der Kolonialzeit eine Schrifttradition aufweist. Die ältesten erhaltenen Manuskripte stammen aus der Zeit um 1700 und benutzen die Arabische Schrift. Im 19. Jahrhundert wurde die Sprache erstmals mit lateinischer Schrift notiert; der schwäbische Missionar Ludwig Krapf verfasste das erste Wörterbuch sowie Grammatik. Unter dem Einfluss der Missionsschulen sowie der europäischen Kolonialmächte wurde das Lateinische Alphabet zum Standard. Im Küstenbereich gibt es heute nur noch wenige Swahilisprecher, die als Muslime und Koranleser mit der arabischen Schrift vertraut sind und auch Kiswahili noch mit arabischen Buchstaben notieren.