Klettern/ Klettersteige
Zwischen Wandern und Klettern
[Bearbeiten]Klettersteige sind mit fest angebrachten Sicherungsmitteln wie Leitern und Stahlseilen gesicherte Kletter- oder Wanderwege im Gebirge. Der Kletterer ist zum Zweck der Sicherung durch eine Sicherheitsvorrichtung - das Klettersteigset - mit den Sicherungen verbunden.
Die Eisenstifte und Eisenklammern dienen als zusätzliche Griffe und Tritte, mit dem Klettersteigset und dem Klettergurt sichert sich der Klettersteiggeher an den Seilsicherungen oder an den Eisenklammern. Im Falle eines Ausgleitens kann mit dieser Sicherung ein tödlicher Sturz vermieden werden.
Klettersteige gibt es in verschiedenen Schwierigkeitsgraden, vom einfachen ausgesetzten Weg mit einem Drahtseil zum Festhalten bis hin zu so genannten Sportklettersteigen, deren Begehung Kondition, Können und Erfahrung voraussetzt.
An Ausrüstung sind mindestens ein Klettergurt, eine Klettersteigset und ein Helm erforderlich. Außerdem sollte man natürlich alles mitnehmen, was man sonst noch so braucht (je nach Tourdauer, Gelände, Wetter): Rucksack, Regenschutz, Verpflegung u.ä.
Trotz Klettersteigset sollte man im Klettersteig besser nicht stürzen. Durch vorstehende Metallteile ist die Verletzungsgefahr sehr groß.
Die Sicherung im Klettersteig über eine oder zwei Bandschlingen mit Karabinern sollte auf jeden Fall vermieden werden, wenn möglich. Bandschlingen dehnen sich fast nicht - sind also statisch - und können keine Sturzenergie aufnehmen. Dies kann bereits bei kurzen Sturzstrecken zum Durchriss führen, da auch dort bereits bei Klettersteigen hohe Sturzfaktoren entstehen. Bei 5 Metern Fallhöhe wird der Fall an einem ca.1 Meter langen Klettersteigset abgefangen. Das entspricht einem Sturzfaktor von 5. (TODO: Quelle bei Schubert suchen).In der Regel sind Sturzfaktoren beim Klettersteiggehen vergleichsweise höher bei äquivalenten Sturzstrecken als sogar beim Sportklettern. Viele Hersteller raten daher im Falle eines Sturzes mit Auslösung der Klettersteigbremse im Klettersteigset zum totalen Austausch des gesamten Klettersteigsets, bzw. konzipieren die Bremse so, dass hohe Sturzfaktoren nur einmalig aufgefangen werden können. Die im Vergleich zur Bandschlingensicherung bessere, wenn auch noch deutlich schlechtere Wahl im Vergleich zum Klettersteigset mit Seilbremse oder anderem Bremsmechanismus, wäre dann die Benutzung eines/zweier kurzen/-r dynamischen/-r Kletterseils/-e mit Karabinern in Notfallsituationen. Grundsätzlich sind neuwertige Klettersteigsets in Y-Form mit Seilbremse oder anderem Bremsmechanismus vorzuziehen. Neuerdings werden sogar Klettersteigsets mit einem zusätzlichen dritten Karabiner in der Gabelung der Y-Form angeboten, die Redundanz bei Pausen, also im Stand schaffen soll. Der dritte Karabiner ist vergleichbar eines Standschlingenkarabiners zu verwenden.
Zum Thema Sturzfaktoren
Klettersteigset
[Bearbeiten]Achtung der Text des folgenden Arikels ist nicht mehr akutell - für Klettersteige werden heute Klettersteigsets mit Fangstossdämpfer (Bandfalldämpfer) nach der neuen Norm EN 958:2017 empfohlen(Gewichtsklasse 40kg-120kg). Die ältere Norm EN 958:2011 (Gewichtsklasse 50kg-100kg) kann aber noch benutzt. Materialalterung und Herstellerempfehlungen beachten - Im Jahr 2013 haben verschiedene Hersteller Rückrufe herausgegeben. Auf deren Webseiten findet man die Modelle welche von diesem Rückruf betroffen waren.
Ein Klettersteigset besteht aus einem Seilstück, 2 Karabinern und einer Bremsplatte. Die Karabiner sind am Seil befestigt und werden in die Sicherungen im Klettersteig eingehängt. Bei einem Sturz wird das Seil durch die Bremsplatte gezogen, dadurch wird er Fangstoß auf ein erträgliches Maß reduziert. Man unterscheidet zwei Arten von Klettersteigsets: die moderne Y-Form und die alte V-Form.
Y-Form
[Bearbeiten]Bei der modernen Y-Form läuft ein Seilstück durch eine Bremsplatte. An einer Seite "teilt" sich das Seil - bei der älteren Modellen ist ein zweiter Seilstrang angeknotet, bei neueren Modellen sind zwei Stück Bandmaterial angenäht. An jedem dieser beiden Enden befindet sich ein Klettersteigkarabiner. Bei einem Sturz wird das Bremsseil durch die Bremsplatte gezogen, unabhängig davon, ob einer oder beide Karabiner eingehängt sind.
Das Bild zeigt ein modernes Klettersteigset in Y-Form:
- Klettersteigkarabiner, bei denen die Schnapperöffnung und die Abmessungen größer als beim HMS-Karabiner sind. Klettersteigkarabiner haben eine Verschlusssicherung, die sich möglichst einfach öffnen lässt.
- Y-Weiche, die die beiden Karabinerstränge mit dem blauen Bremsseilstück verbindet. Die Verbindung ist wie bei modernen Klettersteigsets üblich genäht, die Naht ist zum Schutz zusätzlich mit einem Schrumpfschlauch überzogen.
- Seilbremse oder Bremsplatte, in der das Seil so geführt ist, dass es bei einem Sturz mit einer bestimmten Kraft durchgezogen wird. (Die Positionierung der Seilbremse am Bremsseilstück muss so gewählt werden, dass eine Bremswirkung möglich ist.)
- Schlaufe, mit der das Klettersteigset mit einem Ankerstich am Gurt befestigt wird.
- einfacher Kunststoffkarabiner, mit dem das lose Ende des Bremsseilstücks am Gurt befestigt werden kann, damit es nicht herumbaumelt und stört. Das Bremsseilstück muss unverknotet locker zum Zug durch die Seilbremse zur Verfügung stehen, um die Funktion des Klettersteigsets gewährleisten zu können.
V-Form
[Bearbeiten]Die ersten Klettersteigsets wurden in V-Form hergestellt, die einfacher ist als die heute übliche Y-Form. Dabei befindet sich die Bremsplatte in der Mitte des Seilstücks. An jedem Ende des Seilstücks ist ein Karabiner befestigt. Die Bremsplatte wird mit einem weiteren Stück Seil oder Bandmaterial am Klettergurt befestigt. Beim Begehen eines Klettersteigs hängt man immer nur einen Karabiner ins Sicherungsseil ein; der andere Karabiner wird am Gurt befestigt, damit er nicht frei herunterhängt. Beim Umhängen nimmt man den freien Karabiner vom Gurt ab, hängt ihn in den nächsten Abschnitt des Sicherungsseils, nimmt dann den anderen Karabiner vom Sicherungsseil und befestigt ihn am Klettergurt. Der Grund für diese etwas umständliche Vorgehensweise ist folgende: Wenn bei einem Sturz beide Karabiner am Sicherungsseil befestigt sind, kann das Bremsseil nicht durch die Bremsplatte gezogen werden; die Bremsplatte kann ihre Funktion nicht erfüllen.
Klettersteigsets in V-Form sind heute noch erhältlich, vom Kauf ist jedoch dringend abzuraten.
Klettersteigkarabiner
[Bearbeiten]Klettersteigkarabiner sind die größten Karabiner, die üblicherweise beim Bergsport eingesetzt werden. Ausmaß, Bruchlast und Schnapperöffnung sind höher dimensioniert als bei anderen Karabinern.
Beim Begehen eines Klettersteigs werden die Karabiner sehr oft umgehängt, deshalb muss der Verschlussmechanismus eines Klettersteigkarabiners besonders einfach zu bedienen sein. Aus diesem Grund kommen Schraubverschlüsse nicht in Frage. Stattdessen wird bei den meisten Systemen ein Federmechanismus eingesetzt.
Geknotete und genähte Klettersteigsets
[Bearbeiten]Moderne Klettersteigsets sind genäht und nicht verknotet, da Knoten sich mit der Zeit lösen und Unfälle verursachen können. Zur Befestigung am Gurt dient entweder eine eingenähte Bandschlinge (einfachste und sicherste Lösung) oder ein Stück Reepschnur oder Band, mit dem das Klettersteigset festgeknotet wird.
Sonstiges
[Bearbeiten]Bei der Auswahl eines Klettersteigsets sollte man darauf achten, wie gut man mit dem Verschlussmechanismus der Karabiner klarkommt: einfach vorstellen, dass man den Karabiner stundenlang immer wieder ein- und aushängen muss.
Mittlerweile gibt es Klettersteigsets mit einmaliger Bremswirkung über die Zerstörung einer Sollbruchnaht als Ersatz der Bremsplatte, bzw. Seilbremse. Hierbei sollte beachtet werden, dass nach dem Sturz das Klettersteigset auch nicht provisorisch einen zweiten Sturz in vergleichbarer Güte halten kann.
Ein Klettersteigset sollte nach bereits einem einzigen Sturz mit merkbarer Auslösung der Seilbremse (oder analogen Bremsmechanismus) vollständig ausgetauscht werden. Die Sturzbelastungen bei Klettersteigen können wesentlich höher sein als beim Klettern am Seil.
Eine Bandschlinge mit Karabiner ist kein Ersatz für ein Klettersteigset. Bandschlingen sind statisch und können schon bei sehr kleinen Sturzhöhen massive Verletzungen hervorrufen, da der Sturz hierbei nicht dynamisch gebremst wird. Schon eine Sturzstrecke von 1,5 m kann bei Reepschnüren - sofern diese überhaupt der Belastung standhalten -, Bandschlingen oder statischen Seilen ohne passende Bremse tödliche Wirbelsäulenverletzungen verursachen.