konsonantische Deklination (Teil der 3. Deklination)
[Bearbeiten]
Die Wörter der konsonantischen Deklination sind maskulin, feminin oder neutrum. Die Stämme enden auf nur einen Konsonanten. Die Wörter sind meistens ungleichsilbig, d.h. im Nom. Sg. und Gen. Sg. haben sie unterschiedlich viele Silben. Die Wörter canis, -is („der Hund“), iuvenis, -is („der jüngere Mann, die jüngere Frau“), sedes, -is („der Sitz“), senex, -is („der Greis, die Greisin“) und mensis, -is („der Monat“) so wie frater, -tris („der Bruder“), mater, -tris („die Mutter“), pater, -tris („der Vater“) und parentes, -tum (Pl.: „die Eltern“) haben sich so weit aus der gemischten Deklination heraus entwickelt, dass sie praktisch wie Wörter der konsonantischen Deklination gebeugt werden (im Wörterbuch sind sie durch „g (k)“ gekennzeichnet).
Die Formen der mask. und fem. konsonantischen Deklination sind gleich und lauten folgendermaßen
Kasus
|
Nominativ
|
Genitiv
|
Dativ
|
Akkusativ
|
Ablativ
|
Vokativ
|
|
Singular
|
Plural
|
orator
|
„der Redner“
|
orator-es
|
„die Redner“
|
orator-is
|
„des Redners“
|
orator-um
|
„der Redner“
|
orator-i
|
„dem Redner“
|
orator-ibus
|
„den Rednern“
|
orator-em
|
„den Redner“
|
orator-es
|
„die Redner“
|
orator-e
|
„mit dem Redner“
|
orator-ibus
|
„mit den Rednern“
|
orator
|
„Redner“
|
orator-es
|
„Redner“
|
|
Singular
|
Plural
|
arbor
|
„der Baum“
|
arbor-es
|
„die Bäume“
|
arbor-is
|
„des Baumes“
|
arbor-um
|
„der Bäume“
|
arbor-i
|
„dem Baum“
|
arbor-ibus
|
„den Bäumen“
|
arbor-em
|
„den Baum“
|
arbor-es
|
„die Bäume“
|
arbor-e
|
„mit dem Baum“
|
arbor-ibus
|
„mit den Bäumen“
|
arbor
|
„Baum“
|
arbor-es
|
„Bäume“
|
|
|
orator = „der Redner“ ist mask., arbor = „der Baum“ ist fem.
Die Formen des Neutrums der konsonantischen Deklination gehen nach folgendem Schema:
Kasus
|
Nominativ
|
Genitiv
|
Dativ
|
Akkusativ
|
Ablativ
|
Vokativ
|
|
Singular
|
Plural
|
carmen
|
„das Gedicht“
|
carmin-a
|
„die Gedichte“
|
carmin-is
|
„des Gedichts“
|
carmin-um
|
„der Gedichte“
|
carmin-i
|
„dem Gedicht“
|
carmin-ibus
|
„den Gedichten“
|
carmen
|
„das Gedicht“
|
carmin-a
|
„die Gedichte“
|
carmin-e
|
„mit dem Gedicht“
|
carmin-ibus
|
„mit den Gedichten“
|
carmen
|
„Gedicht“
|
carmin-a
|
„Gedichte“
|
|
Singular
|
Plural
|
ius
|
„das Recht“
|
iur-a
|
„die Rechte“
|
iur-is
|
„des Rechts“
|
iur-um
|
„der Rechte“
|
iur-i
|
„dem Recht“
|
iur-ibus
|
„den Rechten“
|
ius
|
„das Recht“
|
iur-a
|
„die Rechte“
|
iur-e
|
„mit dem Recht“
|
iur-ibus
|
„mit den Rechten“
|
ius
|
„Recht“
|
iur-a
|
„Rechte“
|
|
|
Neben carmen wird noch ius dargestellt, um sich ändernde Stammauslaute darzustellen.
Nach diesem Schema werden viele Wörter der konsonantischen Deklination gebeugt; typische Endungen sind dabei
- -tor Gen. -toris (bezeichnet oft die handelnde Person): z.B. auctor, -ris („der Schriftsteller“)
- -tas Gen. -tatis (bezeichnet oft eine Eigenschaft): z.B. humanitas, -tatis („die Menschlichkeit“)
- -tio Gen. -tionis (bezeichnet oft eine Tätigkeit): z.B. laudatio, -tionis („die Lobrede“)
- -tudo Gen. -tudinis (bezeichnet oft eine Eigenschaft): z.B. fortitudo, -tudinis („die Tapferkeit“)
- -men Gen. -minis (das -men hat einen kurzen Vokal): z.B. certamen, -minis („der Wettkampf“)
- -us Gen. -eris: z.B. onus, -neris („die Last“) und opus, -peris („die Arbeit“)
Bei vielen Wörtern der konsonantischen Deklination fällt auf, dass der Stamm im Nom. und Vok. Sg. (bei den Neutra auch im Nom. und Akk. Pl.) anders aussieht. Das kann meistens durch die Länge des letzten Vokals und durch den letzten Konsonanten erklärt werden. Bsp.e:
- einsilbige Stämme auf -s: einem Wortstamm, der nur aus einer Silbe besteht und auf -s endet, wird beim Deklinieren eine Endung zugefügt. Auf Grund des Rhotazismus hat sich dann das -s- zu einem -r- entwickelt. Umgekehrt gibt es neben dem Nom. Sg. honor („die Ehre“) auch honos (als Bsp. s.o. ius Gen. iuris).
- Stämme auf -n: das eigentlich stammhafte -n entfällt im Nom. Sg., in den anderen Formen kann es dann noch zum Umlaut des letzten Stammvokals kommen. Bsp.: natio Gen. nation-is („der Volksstamm“), aber homo Gen. homin-is („der Mensch“).
- hinter hiem- und den Verschlusslauten c, g, b, p, t, d: hinter diesen Lauten wird nur im Nom. Sg. ein -s- angehängt. Nach dem Gesetz der Assimilation kommt es dabei zu Lautveränderungen:
- die Gutturallaute (c, g) verschmelzen mit dem -s zu einem -x wie z.B. in rex < reg-s Gen. regis („der König“)
- die Labiallaute (b, p) bleiben wie z.B. in princeps Gen. princip-is („der Fürst“)
- die Dentallaute (d, t) gehen schließlich vor dem -s auf wie in pes < ped-s Gen. pedis („der Fuß“)
- zum Gen. hiem-is gehört der Nom. hiem-s („der Winter“)
- Die Worte Iuppiter (auch Iupiter) („Jupiter“) und bos Gen. bovis werden unregelmäßig dekliniert. Bei Iuppiter liegt der Grund darin, dass als Stamm der Ausdruck Iov- benutzt wird: Iuppiter ist zusammen gezogen worden aus *Jov-pater < *Djovi-pater („Himmels-Vater“). Bei bos < bov-s lautet der Stamm eigentlich bov-: der schwache Konsonant -v- entfällt jedoch oft durch Konsonantenschwund und weitere Veränderungen treten ein.
Kasus
|
Nominativ
|
Genitiv
|
Dativ
|
Akkusativ
|
Ablativ
|
Vokativ
|
|
Singular
|
Iuppiter
|
„Jupiter“
|
Iov-is
|
„Jupiters“
|
Iov-i
|
„Jupiter“
|
Iov-em
|
„Jupiter“
|
Iov-e
|
„mit Jupiter“
|
Iuppiter
|
„Jupiter“
|
|
Singular
|
Plural
|
bos
|
„das Rind“
|
bov-es
|
„die Rinder“
|
bov-is
|
„des Rinds“
|
bo-um
|
„der Rinder“
|
bov-i
|
„dem Rind“
|
bu-bus/bo-bus
|
„den Rindern“
|
bov-em
|
„das Rind“
|
bov-es
|
„die Rinder“
|
bov-e
|
„mit dem Rind“
|
bu-bus/bo-bus
|
„mit den Rindern“
|
bos
|
„Rind“
|
bov-es
|
„Rinder“
|
|
|
- von nemo („niemand, keiner“) gibt es nur den Dat. nemini und den Akk. neminem, die anderen Formen werden mit nullus, -a, -um („keiner, keine, keines“) gebildet (durch die Logik des Wortes („keiner“) gibt es auch keinen Plural!)
- vas Gen. vasis (n.) („das Gefäß“) bildet nur die Formen des Singulars; für die Plural-Formen nimmt man diejenigen von vasum, -i der O-Deklination
- es gibt außerdem spezielle Ausnahmen bei bestimmten Wörtern (z.B. hat requies Gen. requietis den regulären Akk. Sg. requietem und die verkürzte Form requiem, im unklassischen Latein noch weitere Kurzformen)
In den obigen Deklinationstabellen ist der Trennstrich „-“ immer zwischen Wurzel und Wortausgang. Da die Stämme auf Konsonanten enden (daher auch der Name dieser Deklination), werden keine stammbildenden Suffixe benötigt: die Stämme sind gleich den Wurzeln dieser Wörter.
Das -i des Dat. Sg.und das -es im Nom., Akk. und Vok. Pl. ist lang.