Allgemein zu Transformationen[Bearbeiten]
Viele Operatoren der Quantenmechanik entstehen als so genannte Generatoren
von Transformationen. Hier die offensichtlichsten, was Raum und Zeit angeht:
- Die Zeitverschiebung wird erzeugt vom Energie- oder Hamilton-Operator
- Die Verschiebungen im Raum werden von den Impuls-Operatoren erzeugt
- Die Drehungen um Achsen durch den Nullpunkt generieren Drehimpuls-Operatoren
All diese Transformationen vereint spannen natürlich eine euklidische
Gruppe
auf, die der affinen Transformationen, die Längen und Winkel erhalten.
Sei
ein Raumzeit-Punkt und
eine stetig-differenzierbare
Familie von Transformationen
.
Das heißt, die vier Funktionen

seien glatt genug in allen Argumenten. Als Zugabe kann man noch fordern,
dass eine Ein-Parameter-Gruppe vorliegt:
.
ist die Identitätsabbildung auf
.
Welche Variation erster Ordung sieht ein Punkt x auf seiner Bahn
mit der Transformationsfamilie,
an einer beliebigen Raumzeit-Funktion
?
Zwei Interpretationen sind an dieser Stelle möglich, die aktive und die
passive (die Physik neigt zu mathematisch überflüssigen Sinnfragen).
Passiv ist der Beobachter mit der Transformationsfamilie unterwegs und
er sieht die Veränderungen an der stehenden Landschaft, der Funktion f.
Aktiv steht der Beobachter, aber das Physik-Objekt, zum Beispiel f als
Wellenfunktion, wird mitgerissen.
In der Konvention hier wird der Beobachter mitgeschleppt, nicht die Funktion.
Zur aktiven Uminterpretation ist dann bloß das Vorzeichen umzuklappen.
Es geht also um die Ableitung nach
am Punkt
der Transformation, gemessen im Wertebereich von
:

mit Summationskonvention für Index i. Die von
abgeleiteten Komponenten
formen zusammen ein 4-Vektorfeld auf der Raumzeit,
das an den partiellen Ableitungen der Funktion f andockt. Es wertet
Richtungsableitungen von f aus, am Punkt x längs des dort angehefteten
Vektors. Abgekürzt als
Operator
, wird dieses Feld salopp eine
infinitesimale Transformation
von
genannt. Also eine lineare
Approximation der Transformationsfamilie, nahe am Nullpunkt von z. Man sagt
auch, Vektorfeld
ist der Generator der Ein-Parameter-Familie. Man erhält
, die Integration des Vektorfeldes nahe
,
mit einer gewaltig verallgemeinerten Exponentialabbildung.
Beispiele:
- Zeitverschiebung

- Raumverschiebungen

- Drehungen um dritte Achse

- Zyklisch vertauscht für andere Achsen
Setzen wir die
Energie- und Impuls-Operatoren an Stelle der partiellen Ableitungen ein.

Infinitesimale Zeittranslation, Raumtranslation, Rotation um dritte Achse:


Hat eine Gruppe mehrere Transformations-Familien,
die nicht kommutieren, zum Beispiel die Drehungen um drei verschiedene Achsen,
dann ist der Kommutator der zugehörigen Generatoren
wieder ein Generator für diese Gruppe. Die Generatoren bilden eine
in sich geschlossene Lie-Algebra.
Stehen G und H als Vektorfelder zur Verfügung,
dann ist ihr Kommutator-Vektorfeld die so gennante Lie-Klammer
.
Symmetrie-Transformationen[Bearbeiten]
Die Quantenzustände gehören oft zu unitären Darstellungen von Gruppen. Die
Lie-Algebra der Generatoren wird abgebildet auf hermitesche Operatoren,
eventuell also observable, messbare Größen wie den Drehimpuls.
Das Paradebeispiel hier betrifft diese Drehimpuls-Algebra,
sie ist die Lie-Algebra der Rotationsgruppe SO(3) der Speziellen Orthogonalen
Matrizen in 3 Dimensionen. Speziell heißt, dass die Determinante 1 ist.
Ein System besitzt eine Symmetrie, wenn es invariant ist unter einer Gruppe
von Transformationen. Quantenmechanisch heißt das, die Generatoren dieser
Gruppe vertauschen mit dem Hamiltonoperator. Es gibt also gemeinsame
Diagonalisierungen der Operatoren, das heißt, die Eigenwerte und Eigenvektoren
der Symmetrie-Operatoren sind auch Energie-Eigenwerte, stationäre Zustände.
Symmetrien sind also eine große Hilfe bei der Lösung von zeitunabhängigen
Schrödinger-Problemen. Das Wasserstoff-Atom ist ohne sie undenkbar.
Wenn im Hamilton-Operator mehrere Teilchen und auch noch Spin-Freiheitsgrade
auftauchen, kann die Symmetrie so sein, dass die Summe der Drehimpuls-
Operatoren mit ihm vertauscht, aber nicht die Komponenten einzeln.
Dann kommt eine Technik zum Einsatz, die das Tensorprodukt von
Drehimpuls-Darstellungen zerlegt in irreduzible Komponenten, worin sich die
gesuchten Eigenlösungen befinden. Die Matrizen dazu heißen Clebsch-
Gordan-Koeffizienten und werden später behandelt.
Drehimpulsquantelung[Bearbeiten]
Die Drehimpuls-Operatoren spannen eine dreidimensionale Lie-Algebra auf.
- Kurzform:
![{\displaystyle \mathbf {J} =(J_{1},J_{2},J_{2});\quad [J_{i},J_{j}]=i\epsilon _{ijk}J_{k}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/9f040b7994aff1218b214886f163faa6d19f564c)
Summenkonvention hier; es bleibt aber nur je ein Term. Ein Epsilon-"Tensor"
ist für alle Dimensionen definiert. Er verschwindet, wenn seine Indexliste
keine Permutation ist; andernfalls ist er das Vorzeichen +1 oder -1 der
Permutation. Ein Faktor
wurde hinweg skaliert, wir holen ihn ganz
am Ende wieder rein. Gesucht werden nur hermitesche Operatoren.
Wie beim harmonischen Oszillator versuchen wir mit algebraischen Methoden
zu erfahren, welche Eigenwerte und Vektorräume, eventuell welche Darstellungen
als Matrizen, es gibt. Ganz unabhängig von Schrödingers Gleichung.
Erst danach breiten wir konkrete Funktionen auf der Kugelfläche aus.
ist positiv-definit hermitesch und vertauscht mit
allen
. Teilrechnung zum Beispiel:
.
Der Term
liefert das Negative davon
und
.
und
vertauschen, haben also gemeinsame Eigenvektoren.
Vom Betrag her sind die Eigenwerte
von
kleiner-gleich
, wo
ein
Eigenwert von
ist. Als vorgreifenden Trick wechseln
wir die Variable zu
wo
.
Ein Paar von hermitesch konjugierten Operatoren wird eingeführt:
. Nach leichtem Rechnen:
.
Natürlich gilt auch:
.
Es gibt noch eine Regel mit dem Antikommutator dieser Leiter-Operatoren:
.
Damit bekommt man noch folgende Produkte:
.
Sei
ein gemeinsamer Eigenvektor von
mit Eigenwerten
.
Angenommen, es existieren die Vektoren
und/oder
.
Die Produktregeln der Leiteroperatoren liefern:
![{\displaystyle J_{-}J_{+}|jm\rangle =[j(j+1)-m(m+1)]|jm\rangle =(j-m)(j+m+1)|jm\rangle }](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/00653beefc8c116cd0f71a5833d703914c1c4ab6)
![{\displaystyle J_{+}J_{-}|jm\rangle =[j(j+1)-m(m-1)]|jm\rangle =(j+m)(j-m+1)|jm\rangle }](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/e8b9e37e6bf24392af0d8d0ff4ae5177dd76a044)
Damit und mit der Festlegung,
sei auf 1 normiert, kommt man an die
Normen seiner beiden Leiter-Nachbarn:


Sie sind nicht-negativ, es folgt:
.
Wegen
brauchen wir
, sonst wäre die erste Ungleichung kaputt.
Ebenfalls muss
sein, denn sonst ginge die zweite zu Bruch.
- Grenzfall
ist der einzige, der Gleichung
lösen würde.
- Grenzfall
ist notwendig und hinreichend für
.
Im Fall
mit
ist
ein Verschiebe-Operator,
der Eigenwert
um 1 anhebt:


In gleicher Weise verschiebt
den Eigenwert
nach unten, wenn
ist.
Bis hier haben wir notwendige Bedingungen für das Spektrum, aber noch nicht
bewiesen, dass die Vektoren mathematisch existieren. Angenommen immer noch,
ein nicht-triviales
existiert, dann führt die Anwendung
von n mal
zu einem Eigenvektor
. Da nun
nie den Wert
übersteigen darf,
muss irgendwann genau am Grenzwert
Schluss sein:
.
Symmetrisches Argument für den Absteige-Operator.
Notwendigerweise müssen also die Werte
im Abstand 1 vorkommen und genau
die Endpunkte
und
erreichen.
Lösungen für
sind also alle Werte

Bei den ganzzahligen
ist Platz für eine ungerade Zahl von m-Werten,
bei den halbzahligen
gibt es eine geradzahlige Leiter
.
Alles schön und gut, aber existieren diese verfluchten Vektorräume jetzt?
Der Fall
ist trivial. Ein eindimensionaler Vektorraum, also nichts mehr
als die komplexen Zahlen. Alle Operatoren werfen alles auf Null, das Ding
reagiert gar nicht auf infinitesimale Drehungen. Es ist ein Skalar.
Im Fall
haben wir zwei Eigenvektoren
und
und müssen sie irgenwie im Raum
unterbringen.
Allgemein, Darstellung im
.
Wir erklären willkürlich die
Achsen-Einheitsvektoren zu den Eigenvektoren
der Serie von oben nach unten,
bis
. Dann legen wir
die beiden Leiteroperatoren als Matrizen fest, vom Diagonaltyp: entweder gleich
über oder unter der Hauptdiagonalen. Die Matrixelemente legen wir so
aus, dass sie positiv reell und normerhaltend funktionieren. Das ergibt:
![{\displaystyle J_{+}|jm\rangle ={\sqrt {[j(j+1)-m(m+1)]}}|j;m+1\rangle }](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/c8ce7193ba86339600c45d61c4b99f0b3b0f1cae)
![{\displaystyle J_{-}|jm\rangle ={\sqrt {[j(j+1)-m(m-1)]}}|j;m-1\rangle }](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/de997eb29e3c9fd409863164865c0684f4922a88)
Der Operator
wird die Diagonalmatrix
wie erwünscht.
Aus
und
können wir die Matrizen
linearkombinieren, und damit
sämtliche Matrizen der Algebra. Fertig ist die Matrixdarstellung der Drehgruppe.
Als Nagelprobe dient das Ausrechnen der Matrix
. Sie muss die Einheits-
Matrix mal
ergeben, denn der Darstellungsraum besteht nur aus
Eigenvektoren dazu.
Zusammenfassung.
Die Drehimpuls-Algebra, oder Lie-Algebra der Gruppe SO(3), hat eine unendliche
Serie von irreduziblen hermiteschen Matrixdarstellungen. Sie werden mit der
Zahl
nummeriert und
haben die Dimensionen
.
Eine Basis von Eigenvektoren zur dritten Komponente
, auch Drehimpuls
um die z-Achse genannt, wird konventionell gewählt. Die Eigenwerte
gehen
von
bis
im Schritt 1. Die Paare
repräsentiern die Quantelung des Drehimpulses, wie sie tatsächlich in der Atomphysik beobachtet wird.
Matrizen der Drehimpuls-Algebra[Bearbeiten]
Die Matrixdarstellungen für Dimension 2 bis 4 sehen mit der angegebenen
Rezeptur wie folgt aus. Achtung, meist sehen wir eine Matrix M bei der
Koordinatentransformation wie
; doch
hier, als Transformation von Basisvektoren, gehört sie auf die andere
Seite:
. Die Ordnung
der Indizes geht auch gegen den Strich,
befördert
nach
.



In der Dimension 2 setzt man
mit dem Triplett der
Pauli-Matrizen
.
Sie spannen den linearen Raum aller komplexen, hermiteschen, spurfreien
2-mal-2 Matrizen auf. Die von ihnen erzeugte Lie-Gruppe besteht aus den
unitären Matrizen mit Determinante Eins, dazu weiter unten mehr.
Von der Algebra zur Transformationsgruppe[Bearbeiten]
Es kommt noch ein Pferdefuß.
Durchrechnen der Dimensionen 2 und 3.