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Soziologische Klassiker/ Archer, Margaret

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Grundstruktur des Kapitels:

Biographie in Daten

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Archer Margaret

  • geboren am 20.01.1943 in Grenoside (United Kingdom)
  • gestorben am 21.05.2023

Eltern:

  • Vater: Richard Archer
  • Mutter: Margaret Sutherland

Kinder:

  • Francesca Archer
  • Andrew Archer
  • Julian Archer
  • Virginia Archer

Geschwister:

  • Rosemary Archer
  • Veronica Archer


Ausbildung:

  • 1964 Bachelor of Science in London (Soziologie)
  • 1967 Doktor der Philosophie in London, danach weiterführendes Studium an der ‚Ecole Pratique des Hautes Etudes’ und Abschuss mit Doktor in ,Troisième Cycle’ (einjähriges Spezialstudium) im Bereich 'Sciences Administratives'


Berufliche Daten:

  • 1964 – 1966 Abteilungsleitung im Christ’s College in Cambridge
  • 1965 – 1966 diplomierte Betreuerin in der London School of Economics
  • 1966 – 1973 Dozentin an der University of Reading
  • 1973 – 1979 Lekorin an der University of Warwick
  • seit 1979 Professorin an der University of Warwick


Derzeitige berufliche Aktivitäten:

  • Mitglied (Gründungsmitglied) der ,Academy of Learned Societies for the Social Sciences’
  • Mitglied bei ,Academia Europea’
  • Mitglied beim ,European Amalfi Prize Committe’
  • Mitglied beim ,Programme Committee of international Sociological Association’
  • Mitglied bei der ,International Jury for the Austrian Academy of Sciences’
  • Vizedirektorin für das ,Centre for Critical Realism’
  • Mitarbeiterin im ,Bureau International de Socialogie’ in Paris
  • Mitarbeiterin im ,International Institute of Sociology’
  • Mitarbeiterin bei ,Editorial Boards of International Journals’


Weitere wichtige Tätigkeiten:

  • 1986 – 1990 Präsidentin der ‚International Sociological Association’ (erste Frau in dieser Position)
  • 1994 – 2004 Mitglied der ‘Pontifical Academy of Social Sciences’ und des leitenden Rates

Historischer Kontext

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Margaret Archers eigentliches Fachinteresse, ihre Faszination für Struktur – der Frage nach der Entstehung und den Veränderungen derselben – entspringt aus jener Zeit, die sie als "post-doctoral student" in Paris an der Sorbonne verbrachte. Es war dies die Zeit um 1968.

Schlechte Studienbedingungen und unzufriedene Student/inn/en in der überfüllten neuen Universität Paris-Nanterre setzten die "événements de mai" in Gang. Es handelte sich um eine Art Jugendrevolte, die von den geburtenstarken Jahrgängen der späten Kriegs- und frühen Nachkriegsjahre getragen wurde. Im Anschluss folgten Studenten-Demonstrationen und Straßenschlachten mit der Polizei; bald auch Streiks und Fabriksbesetzungen der Arbeiter. Die Unruhen im Mai 1968 zeigten eine breite Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der wirtschaftlichen Lage und der politischen Stagnation des Staats. Reformvorschläge des damaligen Präsidenten Charles de Gaulle fanden keinerlei Unterstützung mehr und als sein Gesetzentwurf für die Regional- und Parlamentsreform im April 1969 durch ein Referendum abgelehnt wurde, folgte darauf sein Rücktritt.


Theoriegeschichtlicher Kontext

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Es finden sich viele Soziolog/inn/en und auch Wissenschaftler/innen anderer Disziplinen, die Margaret Archer in ihrem Werk beeinflusst haben.

Inspiration fand sie vor allem in den Arbeiten von Pierre Bourdieu und Basil Bernstein – mit beiden arbeitete sie auch einen Sommer lang in London zusammen – Karl Popper, Ernest Gellner und Tom Bottomore – die drei letztgenannten waren ihre Professoren an der London School of Economics.


Anthony Giddens

Das Werk, im speziellen die Theorie der Strukturierung, des englische Soziologen Anthony Giddens prägt die Arbeiten von Margaret Archer.


Werke

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Culture and Agency: The place of culture in social theory. Cambridge: Cambridge University Press, 1988

Realist social Theory: The morphogenetic approach. Cambridge: Cambridge University Press, 1995

Being Human: The problem of agency. Cambridge: Cambridge University Press, 2000

Structure, agency and the internal conversation. Cambridge: Cambridge University Press, 2003


Das Werk in Themen und Thesen

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Kritik an der wechselseitigen Konstitution von Handeln und Struktur

In Verwendung der Bezeichnungen „downward conflation“ und „upward conflation“ kritisiert Archer, ähnlich wie dies Giddens tut, die reduktionistischen Traditionen der Theoriebildung. Diese Begriffe bezeichnen zum einen, dass die Struktur (Kultur) das Handeln bestimmt, und zum anderen die gegensätzliche Variante, nämlich, dass das Handeln die Struktur bestimmt. Allerdings betrachtet Archer auch Giddens Lösungsansatz der Identifikation von Struktur mit dem Handeln („central conflation“) auch nicht als zielführend. Margaret Archers Auffassung nach müssen soziale Praktiken die Bezugnahme des Handelns auf differenzierte Phänomene zulassen, denn nur so sei man imstande Phänomene als autonom, als emergente Phänomene zu identifizieren, und deren ontologische Realität anzuerkennen. Erst basierend darauf, kann das Zusammenwirken von Struktur und Handlung analysiert werden. Archer stellt fest, dass soziale Phänomene strukturierte Ordnungen bilden, die einerseits durch Handlungen entstehen, andererseits aber auch eine eigene Identität aufweisen.


Emergente Phänomene

Um soziale Prozesse in unterschiedliche Einzelphänomene aufschlüsseln zu können und so eine Erklärung über deren Entwicklung des Zusammentreffens bzw. Zusammenwirkens abgeben zu können, ist nach Archer die Emergenz der Phänomene unumgänglich. Emergente Phänomene sind dabei nicht mit jenen gleichzusetzen, mit denen ein Akteur während des Handelns konfrontiert ist. Sie weisen vielmehr eine interne homogene und notwendige Beziehung auf. Ihr zufolge werden drei Formen unterschieden: kulturell emergente Phänomene, strukturell emergente Phänomene und emergente Phänomene, die sich auf Akteure und deren Handlungen beziehen. Die begrifflichen Unterscheidungen dienen der Identifikation bestimmter sozialer Prozesse, in denen die „emergent properties“ umgestaltet und/oder reproduziert werden. Im so genannten morphogenetischen Zyklus, der 4 Zeitpunkte umfasst, entsteht die Transformation bzw. Reproduktion.


Rezeption und Wirkung

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Margaret Archers „morphologischer Ansatz“ stellt eine eigenständige Perspektive basierend auf der Theorie der Strukturierung dar. Ihre Argumentation entspricht einem bedeutenden Fortschritt in der Formulierung eines theoretischen Bezugsrahmens, der es ermöglicht, komplexe soziale Phänomene zu erkennen, und der es vermag, diese in ihrem Zustandekommen und in ihrer Funktionen zu erklären, ohne vorauszusetzen, dass soziale Integration die eigentliche Ursache für deren Bestehen ist. Im Zentrum ihres Themenschwerpunktes steht der Versuch, soziale Prozesse als Handlungszusammenhänge zu erklären, wobei gerade diese Tatsache das Problem der Begriffsfindung für diese Phänomene aufwirft. Indem die Existenz von Phänomenen immer als unabhängig von den Handlungen angenommen wird, entsteht die Gefahr, dass Prozesse vorausgesetzt werden, denen das Bestehen der Phänomene vermeintlich zugeschrieben wird


Literatur

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  • Balog, Andreas (2001):
    "Neue Entwicklungen in der soziologischen Theorie: Auf dem Weg zu einem gemeinsamen Verständnis der Grundprobleme."
    Stuttgart

Internetquellen

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