Wer sich längere Zeit mit dem Begriff ,Buch‘ beschäftigt und dafür verschiedenste Quellen nützt, dem wird schnell klar, dass das Buch als Form nicht so leicht zu fassen ist und sehr viele Aspekte in sich vereint. Dies wird besonders dann deutlich, wenn man das gedruckte Buch und sein digitales Pendant daraufhin untersucht, was die jeweilige Form leisten kann oder nicht. Die nachfolgenden Tabellen fassen - ohne Anspruch auf Vollständigkeit - Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen analogem und digitalem Buch zusammen.
Hinweis: In den nachfolgenden Tabellen erfolgte die Beschreibung der Aspekte des digitalen Buches hauptsächlich aus dem Blickwinkel der E-Book-Lesegeräte. Sie unterscheiden sich beim Lesen am Computerbildschirm sowohl hinsichtlich der Möglichkeiten und Einschränkungen. Dies betrifft insbesonders die Nutzung der semantischen Textauszeichnung. Weiters bietet derzeit nur ein Rechner Möglichkeiten für Behinderte an, sich Informationen auf auditive oder taktile Art zugänglich zu machen.
Darst. 2: Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen analogem und digitalem Buch[ 1]
Herstellung
analoges Buch
digitales Buch
materiell
immateriell
Archetyp
Hardwarevarianten in Diskussion
ca. 1000 Seiten
10 Mio. Seiten
statischer Informationsspeicher
dynamisches Informationsmedium
Altpapier
Elektronikschrott
Interne Struktur
analoges Buch
digitales Buch
Druckerschwärze
elektronische Tinte / Pixel
gute Grauwertauflösung
geringere Grauwertauflösung
guter Kontrast
sehr guter Kontrast
guter Farbraum
noch wenig Farbraum
gut lesbar bei normalem Licht
gut lesbar bei normalem und hellem Licht
hat ein Gewicht
kein Gewicht, E-Reader sind meister leichter
papierrauh, wenig Streulicht
glatte Oberfläche, mehr Streulicht
Einheit von Typografie und Code
Trennung von Typografie und Code
eingeschränkte Verwendung semantischer Textauszeichnung
reichhaltige semantische Textauszeichnung möglich
statische Formatierung
flexible Formatierung
Relation Äußeres und Inhalt
keine Relation von E-Book und Gerät
Externe Struktur
analoges Buch
digitales Buch
Druckmaschinen, Drucker
Anzeigesoftware
meist Lektorat
manche ohne Lektorat
lange Wertschöpfungskette
kurze Wertschöpfungskette
viel Marketing
noch wenig Marketing
physischer Shop und Internetshop
Internetshop, Gratisdownload
Nachwuchsförderung
bisher keine spezielle Förderung
komplizierte Umsetzung
einfachere Umsetzung
Preisbindung
eingeschränkte Preisbindung
Lesen — eher Zuhause
besonders im in Urlaub und Studium
Schwerpunkt Nischensortiment
Massensortiment
teurer Einstieg für Neuautor/-in
kostengünstiger Einstieg
Buch und Werk: angemessener Preis
Werk: nur unwesentlich günstiger
Konventionen
analoges Buch
digitales Buch
Inhaltsverzeichnis
Menü
Standardformat
Formatstreit / variables Format
viele Buchformate
Lesegerätgebundenes Format, ausgenommen Monitor
Bücher nutzen verschiedenste Fonts
eingeschränkte Anzahl von Fonts
fixe Schriftgrößen
variable Schriftgrößen
Papiergröße und Zuschnitt
Bildschirmgröße
Layout für Doppelseite komponiert
Layout für Einzelseite / Monitor auch Doppelseite
blättern und falten
scrollen, klicken, noch nicht faltbar
drucken
speichern
Bibliographie
Hyperlinks
Lesezeichen
Lesezeichen
faltbar
noch nicht faltbar
Orientierung klar
weniger klar
kein Zoomen
Zoom möglich
Buchregal
Dokumentenordner
Nutzung
analoges Buch
digitales Buch
Besitz, Schenken und Verkauf möglich
nur Nutzungsrecht
keine technische Abhängigkeit
Lesegerät/Bildschirm, Strom, Software, ev. Internet
einfache Bedienung
noch mühsamer, Vorwissen nötig
robust, relativ unempfindlich
nur das Lesegerät ist empfindlich
mehrere Bücher gleichzeitig nutzbar
derzeit nur eines nutzbar
vielerorts öffentlich nutzbar
noch wenig öffentlich sichtbar
multisensorisch erfassbar
hauptsächlich visuell und auditiv erfassbar
taktil erfassbar
taktil nicht erfassbar / nur am PC
geruchsmäßig erfassbar
geruchsmäßig nicht erfassbar
auditiv erfassbar
nur als Multimedium auditiv erfassbar
emotionaler Bezug relativ hoch
emotionaler Bezug niedrig
Leseatmosphäre möglich
Leseatmosphäre relativ steril
durch Leseaktivität veränderbar
Leseaktivität eingeschränkt
Trend zum Elitemedium
Trend zum Massenmedium
Statussymbol: intellektuelles Image
Statussymbol: technikaffines Image
im Regal repräsentativ
auf sozialen Plattformen repräsentativ
gebundes Buch Aura
Lesegeräte kühl und steril
eher Liebhaber/-in
eher Konsument/-in
etabliert, seriös
skeptisch, potentiell unseriös
Gesten
analoges Buch
digitales Buch
fotokopieren
kopieren und einfügen
mit Notizen versehen
Kommentare
Buch übergeben
Buch weiterleiten
Fingerabdrücke auf Papier
Fingerabdrücke auf Bildschirm
Buch aufschlagen
Datei öffnen
Buch zuklappen
Datei schließen
umblättern
klicken von Tasten, Fingerbewegung
durchblättern
durchklicken
durch Leseaktivität veränderbar
eingeschränkt
biegen möglich
noch nicht möglich
Quellen
↑ Ludovico 2012, S. 159-161 sowie Aspektesammlung des Autors