Wikijunior Medizin/ Marcus-Gunn-Syndrom
Das Marcus-Gunn-Syndrom ist eine seltene, angeborene Erkrankung des oberen Augenlids. Es kann nicht richtig bewegt werden und hängt ein bisschen herunter. Manchmal ist es auch ganz geschlossen, und der Betroffene bekommt es nur mit einem Trick wieder auf. Dazu muss er nämlich seinen Mund öffnen und den Unterkiefer zur Seite bewegen, erst dann kann er das Auge wieder aufmachen.
Der Grund für diese Krankheit ist eine sehr ungewöhnliche Störung der Leitungen, über die das Gehirn Befehle und Informationen zu den einzelnen Muskeln und Organen im Körper schickt, und die man Nerv nennt. Wenn das Gehirn nämlich über den entsprechenden Nerv den Befehl an den Muskel des Oberlids schickt, dieses zu öffnen, dann kommt dieser Befehl nicht - oder nur unvollständig - an diesem Muskel an. Deshalb nehmen die Befehle einen ungewöhnlichen Umweg. Sie benutzen denjenigen Nerv, der eigentlich nur die Befehle für die Muskulatur am Unterkiefer transportiert. Zwischen diesen beiden Nerven gibt es also eine Verbindung, die zwar eigentlich garnicht dorthin gehört, die sich das Gehirn aber zunutze macht, damit das Augenlid doch noch geöffnet werden kann.
Man kann sich sicherlich denken, dass es schon etwas merkwürdig aussieht, wenn man den Mund aufmacht, den Unterkiefer zur Seite bewegt und sich dabei das Augenlid hebt. Deshalb üben die Betroffenen häufig diese Bewegungen vor dem Spiegel, damit sie das Oberlid möglichst unauffällig unter Kontrolle bringen können.
Das Marcus-Gunn-Syndrom ist nicht heilbar. Man weiss auch nicht, wie es zu dieser unnatürlichen Verbindung zwischen den Nerven kommt. In schweren Fällen versucht man hin und wieder, mit einer Operation die Stellung des Augenlids zu verbessern. Das wirksamste Mittel ist in den meisten Fällen jedoch immer noch das Training vor dem Spiegel.