Zum Inhalt springen

Gotisch/ Band2/ Zwischenlektion4/ Etymologie

Aus Wikibooks
   Schon gewusst ...?      Etymologie      Geschichte      Schrift      Übungen    
Zwischenlektion 4
Dies ist eine Zwischenlexikon, die der Verbesserung und dem Ausbau des bisher Gelernten dienen soll.
Sie enthält kein neues Lernmaterial und kann bei Bedarf übersprungen werden:
Vor zu Lektion 9

Die Kenntnis der Wortgeschichte einer Vokabel kann zum Erlernen dieser beitragen. Wir behandeln daher in dieser Rubrik einige neue Wörter aus einem etymologischen Blickwinkel. Wir möchten Sie auch hier wieder darauf hinweisen, dass das Gotische nur ein indirekter Vorfahre des Deutschen ist.

Etymologie
Der Minnesang im Mittelalter
Der Minnesang im Mittelalter

Was passierte eigentlich mit dem Wort...

... gaminþi?
Das Substantiv für "Andenken" ist etymologisch mit dem Präteritopräsens munan "meinen, denken" verwandt. Über dieses besteht eine Beziehung zum altenglischen Wort gemynd, das sich zum heutigen mind entwickelt hat.1 Im Deutschen hat sich das Wort nicht erhalten. Das mit gaminþi verwandte germanische Femininum *menjō "Erinnerung, Andenken" bestand über das althochdeutsche minna bis zum mittelhochdeutschen Wort minne "Liebe" fort.2
... andsaljan?
Das Wort andsaljan für "opfern, darbringen" ist ein Kompositum aus der Vorsilbe and- "entgegen, hinüber, hinauf" und dem gleichbedeutenden saljan. Das deutsche Kognat sellen "hingeben, übergeben" erhielt sich bis ins Mittelhochdeutsche in der Hochsprache. In einigen Dialekten ist es heute noch belegt. Im englischen Sprachzweig entwickelte sich das angelsächsische sellan in der Bedeutung "geben" zum heutigen to sell "verkaufen"3.
... bandwjan?
Das jan-Verb bandwjan bedeutet "bezeichnen, Zeichen geben" und leitet sich von dem Femininum bandwo für "Zeichen" ab. Über das altfränkische Äquivalent bannjan "Zeichen geben" gelangte die Wurzel ins Französische und verbreitete sich von dort auch in andere europäischen Sprachen aus. Die französische Ableitung bannière wurde als baniere "Fahne" ins Mittelhochdeutsche entlehnt und führte zum Neuhochdeutschen Banner.4 Das mittelfranzösische bande "Gruppe aus Leuten" erhielt seine Bedeutung vermutlich durch Zeichen, die die Gruppenmitglieder, z. B. Soldaten, zur Identifikation trugen. Die englische Entlehnung band hat die Bedeutung auf Musikgruppen begrenzt.5
... inmaideins?
Das Femininum inmaideins "Vertauschung" leitet sich vom Verb maidjan "vertauschen" ab. Es geht auf die indogermanische Wurzel *meit- zurück und ist u. a. mit der lateinischen Vokabel mutare "wechseln" verwandt. Im Germanischen wurde diese Wurzel mit und ohne jan-Endung fortgeführt, wobei sich idg. -t- gemäß dem Verner'schen Gesetz unterschiedlich entwickelte: *meiþan "tauschen" und *meiðjan "vertauschen". Letzteres hat sich im Deutschen nicht erhalten, aus Ersterem entstand meiden.
... bairhts?
Das gotische Adjektiv bairhts ist mit "offenbar, deutlich" zu übersetzen. Es ist mit dem englischen Wort bright "hell, leuchtend; klug" verwandt. Im Deutschen erhielt das Mittelhochdeutsche das Wort als berht "glänzend, berühmt". Heute existiert das Adjektiv noch in einigen Personennamen fort, z. B. Robert, Albrecht oder Berthold.6
1 vgl. den Eintrag im Online Etymology Dictionary
2 vgl. Wörterbucheinträge nach Gerhard Köbler
3 vgl. den Eintrag im Online Etymology Dictionary
4 vgl. Gerhard Köbler
5 vgl. den Eintrag im Online Etymology Dictionary
6 vgl. den Eintrag im Online Etymology Dictionary