Wir hatten die Transportgleichnung betrachtet und daraufhin die Eigenschaften der Laplace-Gleichung und der Poisson-Gleichung untersucht. Nun gehen wir zur Wärmeleitungsgleichung über, sie lautet
Sie heißt homogen für , sonst inhomogen.
Wir können eine Anfangswärmeverteilung zum Zeitpunkt und Wärmequellen und -senken vorgeben und die Gleichung sagt uns, wie sich die Wärmeverteilung in Raum und Zeit entwickelt. In diesem Kapitel betrachten wir die Fundamentallösung und konstruieren daraus die Lösung für den Ganzraumfall - ganz ähnlich wie bei der Laplace-Gleichung.
Wir wollen eine einfache Lösung der Wärmeleitungsgleichung finden. Wir haben schon bewiesen, dass der Laplace-Operator rotationssymmetrisch ist, Mathe_für_Nicht-Freaks: Buchanfang_Partielle_Differentialgleichungen_by_Richard4321/ Die_Fundamentallösung_der_Laplacegleichung#Der Laplaceoperator_ist_rotationssymmetrisch
Deshalb betrachten wir ein .
Mit ist sicher auch eine Lösung für , denn mit der Kettenregel gilt
Wählen wir , so erhalten wir eine Differentialgleichung, die nur noch von einer Variablen abhängig ist. Wir fügen zudem noch einen Vorfaktor hinzu, der sich als praktisch erweisen wird, d.h. wir suchen ein mit
Wegen der Rotationssysmmetrie gilt, siehe Mathe_für_Nicht-Freaks: Buchanfang_Partielle_Differentialgleichungen_by_Richard4321/ Die_Fundamentallösung_der_Laplacegleichung#Die_Fundamentallösung_der_Laplace-Gleichung
mit der inneren Ableitung
Die Zeitableitung bestimmt sich zu
Damit erfüllt die folgende Differentialgleichung nach Multiplikation mit
die sich gut lösen lässt, indem man sie umschreibt
Die Konstante wählen wir so, dass das Integral auf Eins normiert ist, wie wir im nächsten Abschnitt zeigen.
Die Fundamentallösung der Wärmeleitungsgleichung
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Wir finden wie bei der Laplace-Gleichung eine Fundamentallösung der Wärmeleitungsgleichung für , aus der wir durch Faltung Lösungen auf dem Ganzraum und konstruieren für gegebene und .
Satz
Die Fundamentallösung der Wärmeleitungsgleichung ist
Sie erfüllt die Wärmeleitungsgleichung und das Integral über ist normiert.
Beweis
:
FÜr und gilt, da die Ableitung der Exponentialfunktion wieder die Exponentialfunktion ergibt,
Das ergibt
:
Für gilt mit der Substitution
nun
Ganzraum-Lösung für gegebene Anfangsbedingungen
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Satz
Sei . Die Faltung
ist unendlich oft differenzierbar, erfüllt die Wärmeleitungsgleichung und im Grenzwert die Anfangsbedingungen
-
-
-
Aus der Anfangsverteilung der Wärme im Raum zum Zeitpunkt lässt sich die weitere Verteilung im Verlaufe der Zeit bestimmen.
Beweis
:
Alle Ableitungen von sind ein Polynom in multipliziert mit .
Damit ist unendlich oft differenzierbar.
Da die Exponentialfunktion schneller wächst als jede Potenzfunktion, sind alle Ableitungen integrierbar auf . Da zudem beschränkt ist, lassen sich Integral und Ableitungen vertauschen und wird unendlich oft differenzierbar auf für jedes . Damit ist es auf unendlich oft differenzierbar.
:
Da unendlich oft differenzierbar ist auf und die Exponentialfunktion schneller fällt als jede Potenzfunktion, sind die Ableitungen von integrierbar und Integral und Ableitung lassen sich vertauschen gemäß Mathe_für_Nicht-Freaks: Buchanfang_Maßtheorie_by_Richard4321/ Vertauschen_von_Integral_und Ableitung#Vertauschen von_Integral_und_Ableitung, gilt
:
Seien und beliebig. Da stetig ist nach Voraussetzung wähle ein sodass
Für betrachte die Differenz
Das erste Integral können wir leicht abschätzen zu , da
Das zweite Integral vereinfacht sich dadurch, dass beschränkt ist, zu
In diesem Integral benötigen wir eine Abschätzung für , diese erhalten wir da in den Integralgrenzen nur mit auftreten durch
Auf eine Seite gebracht ergibt sich
und mit der Transformation
und Polarkoordinaten für die zweite Integralabschätzung
Mit der Subsitution
folgt für das Integral
Insgesamt ergibt sich für hinreichend kleine
und die Behauptung ist bewiesen.
Satz
Sei , d.h. und alle mit sind stetig. Der Träger von sei kompakt in , Schreibweise .
Die Funktion definiert durch das Doppelintegral
t
ist von der Klasse und erfüllt
die inhomogene Wärmeleitungsgleichung und die Anfangsbedingungen (Null)
i)
ii)
Beweis
ii):
Da und da die Exponentialfunktion schneller wächst als jede Potenzfunktion, sind die Ableitungen von integrierbar (auf jedem ) und da beschränkt ist auf seinem kompakten Träger, lassen sich Integral und Ableitung vertauschen.
Bei Parameterintegralen werden einmal die variablen Integralgrenzen abgeleitet und einmal die variable Funktion unter dem Integral abgeleitet, siehe Analysis II, das ergibt
Um zu zeigen, dass , berechnen wir
Damit gilt ii).
i):
Sei . Wir setzen ein und spalten das Zeitintegral in zwei Teile auf
und betrachten nun die Einzelterme. Zunächst gilt, da und seine Ableitung auf dem kompakten Träger beschränkt ist,
Bei dem Term wollen wir die Ableitungen von auf übertragen. Beim Greenschen Satz (siehe den letzten Satz des Kapitels Mathe_für_Nicht-Freaks: Buchanfang_Maßtheorie_by_Richard4321/ Der_Satz_von_Stokes) entfallen die Randterme, wegen des kompakten Trägers von
Randterme treten aber bei der partiellen Integration bzgl. auf , wobei erneut der obige Term auftritt, aber mit negativem Vorzeichen
Das ergibt
Da gleichmäßig stetig ist auf seinem kompakten Träger, gilt
Den Grenzwert der Faltung von und haben wir schon im vorhergehenden Satz berechnet
Das ergibt die
Satz
Seien und mit . Dann ist die Funktion definiert durch
von der Klasse und erfüllt das Anfangswertproblem
Beweis
:
Das gilt mit obigen zwei Sätzen, da die Differentialgleichung linear ist.
Wie kommt man auf den Beweis?
Rechne es nach.