Musiklehre: Vorwort
Vorwort
[Bearbeiten]Musik gehört nicht mehr zu den Fächern, welche regelmäßig an der Schule unterrichtet werden. Wo es doch der Fall ist, hat der Musikunterricht oftmals nichts mit dem praktischen Musikspielen zu tun, sondern der Stoff wird oftmals nur theoretisch abgehandelt. Vielen Schülern fehlt somit der Bezug zur Praxis. Wenn man aber irgendwann einmal anfangen möchte ein Musikinstrument wie Klavier oder Gitarre zu lernen, wird man mit Vokabeln wie "Intervalle, Akkordprogressionen, Tonleiter, Dominantseptakkord" und dergleichen mehr konfrontiert. Falls man überhaupt einen qualifizierten Musikunterricht gehabt hat, bleibt es immer noch fraglich, ob die vermittelten Inhalte noch so präsent sind, dass man sie für das eigene Musizieren nutzen kann.
Dieses Buch richtet sich an interessierte Laien, welche sich elementare theoretische Grundlagen aneignen oder wieder auffrischen wollen, um selbst Musik zu machen. Dabei wird davon ausgegangen, dass man für sich selbst Hausmusik macht, oder in einer Band mitspielen möchte. Daher werden hier die Grundlagen vermittelt, die für die so genannte Unterhaltungsmusik benötigt werden.
Viele Themen, die für einen professionellen Musiker (z.B. Orchestermusiker, Musikstudent oder Studiomusiker) von Interesse sind, werden hier (wenn überhaupt) nur am Rande erwähnt. Dennoch wird in einigen Teilbereichen, die auch einen Hobbymusiker interessieren, ganz schön ins Eingemachte gegangen. Dabei wird allerdings versucht den Stoff so verständlich wie möglich zu erklären. Dass es dabei mitunter zu einigen groben Vereinfachungen kommt, wird aus rein pragmatischen Gründen in Kauf genommen.
Warum Musiklehre?
[Bearbeiten]Musik wird von verschiedenen Menschen unterschiedlich erlebt. Doch eines haben alle gemein: Musik löst Emotionen verschiedenster Art und Intensität aus. Auch wenn einige Musiker hier gerne widersprechen, so ist doch Fakt, dass die meisten Elemente der Musik gewissen Regeln gehorchen. Einige dieser Regeln haben physikalische Hintergründe, andere richten sich eher nach kulturellen Konventionen und Hörgewohnheiten.
Zweck dieses Buches soll es sein, die theoretischen Grundlagen von häufigen Phänomenen in der Musik näher zu bringen. Dem Musiker sollen Vokabeln an die Hand gegeben werden, um Abläufe in der Musik benennen zu können. Klar ist, sobald man etwas benennen kann, dann erkennt man es auch leichter wieder. Ziel soll es sein zu verstehen, warum ein Musiker meist etwas so und nicht anders macht. Wenn man selbst etwas ausprobiert, soll man in der Lage sein, sich selbst und später auch anderen Mitmusikern zu erklären, was man gerade gemacht hat, so dass man ein Zufallsergebnis auch wieder reproduzieren kann.
Regeln sind keine Gesetze
[Bearbeiten]Man muss sich bewusst sein, dass sich hier "Regeln" von "Regelmäßigkeiten", also von häufig anzutreffenden Phänomenen ableitet, und nicht etwa von "Gesetz", das man unter gar keinen Umständen verletzen darf. Neben den Regeln wird man auch viele Ausnahmen entdecken. Viele der Ausnahmen unterliegen selbst wieder gewissen Regeln, die man lernen, und in bestimmten Situationen immer wieder anwenden kann. Aber selbst wenn man die Erweiterungen der Musiklehre (noch) nicht kennt, liefern einem die Kenntnisse, was zu den bisher gelernten Regeln gehört, und was davon eine Ausnahme ist, viele Lernvorteile, die es einem erleichtern, Musikstücke zu erfassen.
Einleitung
[Bearbeiten]Wann das erste Mal Musik gemacht wurde, kann ich nicht beantworten. Aber es ist schon SEHR lange her. Eines der ältesten erhaltenen Musikinstrumente ist eine Knochenflöte aus Geierknochen, die 2009 in der Höhle "Hohler Fels" auf der Schwäbischen Alb entdeckt wurde. Ihr Alter wird auf rund 35.000 Jahre geschätzt. Es ist davon auszugehen, dass es schon davor einfache Musikinstrumente gegeben hat, die jedoch nicht mehr erhalten sind und dass schon die frühsten Formen des Homo Sapiens und vielleicht auch schon die Prae-Neandertaler Musik gemacht haben. Wie eine solche Musik geklungen haben mag, lässt sich kaum ermitteln. Man kann lediglich experimentell versuchen herauszufinden, was für Musik mit den erhaltenen Funden hätte gemacht werden können.
Die ersten Versuche, Musik aufzuschreiben, fanden erst im Mittelalter statt, als man versuchte die Melodien der gregorianischen Gesänge ansatzweise zu notieren. Wie Musik in der Antike oder davor geklungen haben mag, kann nur spekuliert werden.
Aber sind wir doch froh, dass die Notenschrift sich damals schon entwickelte, denn sonst wüssten wir heute nicht, wie die Musik von Bach oder Purcell, Mozart oder Beethoven oder all den anderen Komponisten klingt. Wer ein Instrument spielt, müsste alles auswendig können und wenn sich doch eine Notenschrift entwickelt hätte, dann vermutlich eine instrumentenspezifische. Das heißt, ein Klarinettenstück auf Saxophon oder ein Streichkonzert mit Holzbläsern zu spielen, wäre ohne weiteres erst einmal nicht möglich. Zum Glück ist unsere Notenschrift so allgemein, dass jeder, der sie lesen kann, mit seinem Instrument die Melodien zu spielen vermag.
Diese Notenschrift und was man sonst noch wissen muss, um sie zu benutzen, soll Ihnen hier näher gebracht werden. Schön, dass Sie sich dafür interessieren. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!
Ach so, apropos Spaß beim Lesen: Finden Sie nicht auch, dass das ständige 'Sie' einem irgendwie den Spaß verderben kann, dass damit alles zu offiziell klingt? Ich schon, und ich möchte Ihnen das ersparen. Deshalb werde ich Sie ab sofort 'duzen', um Dir das Lesen so einfach wie möglich zu machen.