Pseudoprimzahlen: Absolute Fermatsche Pseudoprimzahlen
Carmichael-Zahlen
[Bearbeiten]Die Carmichael-Zahl ist eine besondere Form der fermatschen Pseudoprimzahl. In ihren Eigenschaften kommt sie der Primzahl am nächsten. Sowohl für Primzahlen als auch für Carmichael-Zahlen gilt der kleine Fermatsche Satz: Für jede ganze Zahl gilt . Erst wenn man diesen Satz modifiziert, ergibt sich ein Unterschied zwischen Primzahl und Carmichael-Zahl.
Carmichael-Zahlen haben folgende Eigenschaften:
- Eine Carmichael-Zahl ist quadratfrei.
- Eine Carmichael-Zahl hat mindestens drei Primfaktoren.
- Für jeden Primfaktor einer Carmichael-Zahl gilt teilt .
- Für alle Basen , die zu einer Carmichael-Zahl teilerfremd sind, ist .
Quadratfreiheit
[Bearbeiten]Warum muss eine Carmichael-Zahl quadratfrei sein? Angenommen es gibt eine Carmichael-Zahl, die nicht quadratfrei ist. Sie hat der Einfachheit halber die Form mit . Außerdem sind und Primzahlen. Es gilt also teilt . Mit der Kenntnis der Faktorisierung von kann man die Carmichael-Funktion berechnen:
Da durch teilbar ist, ist auch durch teilbar, und damit gilt dadurch auch dass durch teilbar ist. Und das führt zu einem Widerspruch.
Es gilt nämlich teilt und teilt . Der Widerspruch liegt darin, dass und zueinander teilerfremd sind, also keinen gemeinsamen Teiler besitzen. Also ist es nicht möglich, dass eine Carmichael-Zahl nicht quadratfrei ist.
mindestens drei Primfaktoren
[Bearbeiten]Jede Carmichael-Zahl besitzt mindestens 3 voneinander verschiedene Primfaktoren.
Beweis: Durch Widerspruch.
Sei eine Carmichael-Zahl. Angenommen, , wobei und Primfaktoren seien. Zunächst muss wegen der oben gezeigten Quadratfreiheit gelten, dass . Wir können also annehmen, dass (man kann die Schlüsse analog mit ziehen). Nun gilt wegen Eigenschaft (3) also .
Damit ist . Das bedeutet aber, im Widerspruch zu . Also war die Annahme falsch. Carmichael-Zahlen mit nur einem Primfaktor kann es nach Definition nicht geben (denn sie sind keine Primzahlen), und dass es Carmichael-Zahlen mit 3 Primfaktoren gibt, zeigt bereits die allererste: . Zusammen genommen ist also gezeigt worden, dass eine Carmichael-Zahl mindestens 3 Primfaktoren hat.
Satz von Korselt
[Bearbeiten]Der deutsche Mathematiker Alwin Reinhold Korselt hat 1899 ein Theorem über eine bestimmte Art von Pseudoprimzahlen, die später Carmichael-Zahlen genannt wurden, aufgestellt:
- Es existieren ungerade, quadratfreie natürliche Zahlen , so dass für alle natürlichen Zahlen ein Vielfaches von ist
- Für alle Primteiler von gilt, dass die Zahl teilt.
- Beispiel
- ist das Produkt von , und . Da eine Carmichael-Zahl ist, gilt nach dem Satz von Korselt:
teilt | |
teilt und | |
teilt . |
Pseudoprim zu allen zu c teilfremden Basen a
[Bearbeiten]Unter den fermatschen Pseudoprimzahlen ist sie die Königin, denn für sie gilt, mit jeder natürlichen Zahl , zu der die Carmichael-Zahl teilerfremd ist,
- .
- Beispiel
- Die Zahl ist eine Carmichael-Zahl.
- Die Zahlen , und sind teilerfremd zur , also gelten:
- Die Zahlen , und sind nicht teilerfremd zur , also gelten:
Carmichael-Zahlen generieren
[Bearbeiten]Es gibt zwei Wege, an Carmichael-Zahlen zu kommen. Der eine ist, sich zufällig natürliche Zahlen zu erzeugen, um dann auf und für alle zu testen. Die Wahrscheinlichkeit, auf diese Weise Carmichael-Zahlen zu finden ist sehr gering. Will man allerdings Carmichael-Zahlen vermeiden, so ist dieser Weg vorzuziehen. Der andere Weg ist, konsequent das Produkt aus mindestens drei, zueinander teilerfremden Primzahlen zu bilden, um die so erzeugten Zahlen auf das Korselt-Kriterium zu prüfen.
Nicht jedes quadratfreie Produkt aus Primzahlen kann eine Carmichael-Zahl sein. Ansonsten gäbe es jede Menge Carmichael-Zahlen. Aber kann man bestimmte Primzahlkombinationen schon vorher ausschließen? Man kann! Es gilt nämlich, dass zwei natürliche Zahlen und zueinander teilerfremd sind. Das bedeutet, dass und keine gemeinsamen Teiler besitzen.
Es ist also wichtig, dass bei der generierten Zahl alle zu allen teilerfremd sind. Das ist nicht selbstverständlich, wie das folgende Beispiel zeigt:
Wichtig an dem Beispiel ist, dass (11-1) durch 5 teilbar ist, (23-1) durch 11 und (47-1) durch 23. Ein solches Produkt kann keine Carmichael-Zahl sein.
Wenn also die Primzahl Teiler einer Carmichael-Zahl sein soll, so sind alle Primzahlen der Form als Teiler der Carmichael-Zahl ausgeschlossen.
3 | 7 | 13 | 19 | 31 | 37 | 43 | 61 | 67 | 73 | 79 | ... |
5 | 11 | 31 | 41 | 61 | 71 | 101 | ... | ||||
7 | 29 | 43 | 71 | ... |
Carmichael-Zahlen nach Chernick
[Bearbeiten]Wenn man sich auf eine spezielle Form der Carmichael-Zahlen beschränken will, dann gibt es noch die Carmichael-Zahlen nach Chernick. Diese haben die allgemeine Form:
wobei alle Faktoren Primzahlen sind, und für k > 4 die Zahl durch teilbar sein muss.
Für lautet die Formel , die äquivalent zu der Formel für ist.
Für lautet die Formel .
Beweis der Äquivalenz
[Bearbeiten]Warum sind die beiden Konstruktionsvorschriften:
Eine Zahl ist dann eine Carmichael-Zahl, |
und
Sei p > 3 eine Primzahl derart, dass auch 2p-1 und 3p-2 Primzahlen sind, |
zueinander äquivalent? Es wäre doch möglich, das eine Primzahl , die nicht der Form entspricht, existiert, so daß und auch Primzahlen sind. Nun, so eine Primzahl existiert nicht.
Es gibt nur zwei Arten von Primzahlen mit , nämlich Primzahlen der Form und Primzahlen der Form . Wenn man durch ersetzt, bekommt man statt den Ausdruck . Ausmultipliziert und zusammengefaßt macht das . Dieser Ausdruck ist also stets durch drei teilbar. Nur mit einer Primzahl der Form kann man mit der Formel für eine Carmichael-Zahl bekommen.
Absolute eulersche Pseudoprimzahlen
[Bearbeiten]Eine absolute eulersche Pseudoprimzahl ist eine Carmichael-Zahl, die zu jeder, zu ihr teilerfremden, Basis euler-pseudoprim ist.
Für jeden Primteiler einer absoluten Eulerschen Pseudoprimzahl gilt:
- teilt .
Die ersten absoluten Eulerschen Pseudoprimzahlen sind 1729, 2465, 15841, 41041, 46657, 75361.
Es gibt keine absoluten Euler-Jacobi-Pseudoprimzahlen.
Häufigkeit und Überschneidung mit Lucas-Pseudoprimzahlen
[Bearbeiten]gleichzeitig Carmichael- & | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|
Obergrenze x | Carmichael[1] | f(x)(I) | abs epsp | sPsp(2) | lpsp | Lucas3(7,*) |
10 3 | 1 | 0.014 | 0 | 0 | 0 | 0 |
10 4 | 7 | 0.072 | 2 | 0 | 0 | 0 |
10 5 | 16 | 0.054 | 6 | 3 | 0 | 0 |
10 6 | 43 | 0.047 | 16 | 5 | 0 | 0 |
10 7 | 105 | 0.050 | 45 | 11 | 0 | 0 |
10 8 | 255 | 0.042 | 124 | 19 | 0 | 0 |
10 9 | 646 | 0.036 | 306 | 43 | 0 | 0 |
1010 | 1547 | 0.031 | 740 | 87 | 0 | 0 |
1011 | 3605 | 0.024 | 1736 | 171 | 0 | 0 |
1012 | 8241 | 0.019 | 4011 | 316 | 0 | 0 |
1013 | 19279 | 0.015 | 9362 | 621 | 0 | 0 |
1014 | 44706 | 0.012 | 21974 | 1153 | 0 | 0 |
1015 | 105212 | 0.009 | 52221 | 2234 | 0 | 0 |
1016 | 246683 | 0.007 | 122608 | 4185 | 0 | 0 |
(I) Mittlerer Anteil falscher Zeugen beim Miller-Rabin-Test.
Quellen
[Bearbeiten]- ↑ http://www.s369624816.websitehome.co.uk/rgep/cartable.html Tables of Carmichael numbers