Schach: Beispielpartien
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Partiebeispiele
[Bearbeiten]Beispielpartie 1
[Bearbeiten]1. e2-e4 c7-c5
2. Sg1-f3 e7-e6
3. d2-d4 d7-d6
4. c2-c3 b7-b6
5. Lc1-e3 Lc8-b7
6. Sb1-d2 Sb8-d7
7. Lf1-b5 a7-a6
8. Lb5-a4 b6-b5
9. La4-c2 c5-c4?
Dieser optisch scheinbar gute Zug, den man immer wieder in verschiedenen Partien sehen kann, ist in der Regel ein positioneller Fehler. Auf c4 kann der Bauer kein Zentralfeld mehr kontrollieren, aber genau da spielt nun mal die Musik. In dieser Stellung wird das weiße Zentrum schlagartig entlastet.
10. O-O Lf8-e7
11. b2-b3 Sg8-f6
12. b3xc4 b5xc4
13. Sd2xc4 d6-d5?
Verzichtet einfach darauf, den Bauern zurückzunehmen. Dieser kann jetzt durch Abtausch einen Gegenbauern mit in den Tod reißen.
14. e4xd5 e6xd5
15. Sc4-e5 Sd7xSe5
16. Sf3xSe5 O-O
17. Dd1-d3 Sf6-e4
18. f2-f3
Die Dame und der Läufer schauen schon einmal ganz gefährlich nach h7. Mit diesem Zug wird der lästige Blockadespringer wieder vertrieben.
18. ... Se4-f6
19. Ta1-b1 Ta8-b8
20. Tb1-b6
Der Turm droht einerseits, sich gegen den wichtigen Verteidigungsspringer zu opfern, andererseits droht eine Turmverdoppelung in der b-Linie. Aber was macht Weiß eigentlich, wenn Schwarz den Turm schlicht mit der Dame nimmt?
20. ... Dd8xTb6
21. Se5-d7 Db6-b2
Der Springer auf f6 darf nicht nehmen, weil das Matt auf h7 droht.
22. Sd7xSf6+ Le7xSf6
23. Dd3xh7#
Kortschnoi - Salow
[Bearbeiten]Kortschnoi - Salow Belgrad 1987
1. c2-c4 Sg8-f6
2. Sg1-f3 e7-e6
3. Sb1-c3 b7-b6
4. g2-g3 Lc8-b7
5. Lf1-g2 Lf8-e7
6. d2-d4 Sf6-e4
7. Lc1-d2 Le7-f6
8. O-O O-O
9. Ta1-c1 d7-d5
10. c4xd5 e6xd5
11. Ld2-f4 Sb8-a6
12. Lf4-e5 Tf8-e8
13. Le5xLf6 Dd8xLf6
14. e2-e3 c7-c5
15. Sf3-e5 Df6-e7
16. Tf1-e1 Sa6-c7
17. Se5-d3 Se4xSc3
18. b2xSc3 c5-c4
19. Sd3-f4 De7-d6
20. f2-f3 Te8-e7
21. e3-e4 f7-f6
22. Tc1-c2 Ta8-e8
23. Tc2-e2 b6-b5
24. h2-h4 a7-a5
25. Kg1-h2 Lb7-c6
26. Dd1-c2 g7-g6
27. Lg2-h3 Kg8-g7
28. h4-h5 g6-g5
29. Sf4-g6 h7xSg6
30. e4-e5 f6xe5
31. d4xe5 Dd6-c5
32. Dc2xg6+ Kg7-h8
33. Dg6-f6+ Kh8-g8
34. h5-h6 Te8-f8
35. Df6xg5+ Kg8-h8
36. f3-f4 Te7-h7
37. f4-f5 Lc6-e8
38. e5-e6 Dc5-e7
39. Dg5xDe7 Th7xDe7
40. g3-g4 b5-b4
41. c3xb4 c4-c3
42. g4-g5 d5-d4
43. g5-g6 d4-d3
44. g6-g7+ Te7xg7
45. h6xTg7+ Kh8xg7
46. Te1-g1+ Kg7-f6
47. Te2-e3 Le8-b5
48. Tg1-g6+ Kf6-e7
49. Tg6-g7+ (Nach einer anderen Quelle geschah an dieser Stelle 49. Tg1)
49. ... Ke7-d6
50. a2-a4 Sc7-d5
51. e6-e7 Tf8-e8
52. Te3-e6+ Kd6-c7
53. a4xb5 c3-c2
54. Te6-c6+ Kc7-b7
55. f5-f6 d3-d2
56. f6-f7 d2-d1D
57. f7xTe8D Dd1-d2+
58. Tg7-g2 Dd2-f4+
59. Tg2-g3 und Schwarz gibt auf.
Eine kleine Schwachstelle im Zentrum
[Bearbeiten]ChessnutPinoy - Turelion Internet 2006
1. e2-e4 c7-c5
2. Lf1-c4 Sb8-c6
Die sizilianische Verteidigung hat gegen unbedarfte Spieler den Vorteil, daß sie eine unangenehme Abwehr gegen das Schäfermatt erlaubt. Auf 3. Df3 folgt 3. ... Se5 mit Bewachung des Schwachpunktes f7, sowie Gabelung von Dame und Läufer. Mindestens der Vorteil eines Läuferpaares ist also drin. Wie aber bereits erwähnt, ist das klassische Schäfermatt leicht abzuwehren, und für den Angreifer nachteilhaft, so daß es unter starken Spielern niemals dazu kommt.
3. Dd1-h5 e7-e6
Blockiert den weißen Läufer, und gestattet dem schwarzen Läufer, den bedrohten Bauern c5 zu bewachen. Schwarz erhält außerdem die Möglichkeit, mit Tempogewinn seinen Springer zu entwickeln.
4. c2-c3 Sg8-f6
5. Dh5-e2 Lf8-e7
6. d2-d3 Dd8-c7
7. h2-h3 a7-a6
8. Lc1-e3 b7-b5
9. Lc4-b3 Lc8-b7
10. Sb1-d2 O-O
11. g2-g4 Tf8-d8
12. f2-f4 d7-d5
13. g4-g5 Sf6-e8
14. e4-e5
Beide Spieler versuchen sich an einem Bauernangriff auf die (voraussichtliche) Rochadestellung des Gegners. Schwarz scheint sich zu diesem Zweck etwas harmonischer aufgebaut zu haben. Dame, beide Türme, der schwarzfeldrige Läufer und der Springer c6 stehen zur Unterstützung der Bauern bereit. Auf weißer Seite unterstützen nur die Dame, der Turm und der schwarzfeldrige Läufer, wobei letzterer nicht wirklich effektiv zu stehen scheint. Tatsächlich war der letzte weiße Zug ein handfester Fehler, der Schwarz einen taktischen Trick erlaubt, mit Materialvorteil und Zerschlagung der weißen Angriffspläne.
14. ... d5-d4
15. c3xd4 Sc6xd4
16. Le3xSd4 Lb7xTh1
17. Ld4-e3 Dc7-b7
18. h3-h4 Td8-d7
19. O-O-O Db7-g2
Die schwarze Dame mitten in den weißen Hexenkessel zu befördern war mindestens riskant. Im Nachhinein betrachtet war dies wohl nicht die beste Idee des Autors.
20. Le3-f2 Dg2-h2
21. De2-e3 Ta8-d8
22. Sd2-f1 Dh2-g2
23. Lb3-c2 Dg2-d5
Zeit, das missglückte Manöver abzubrechen.
24. Kc1-b1 a6-a5
25. Sf1-d2 a5-a4
26. Sg1-e2 g7-g6
27. Se2-c3 Dd5-b7
28. Sd2-e4 Lh1xSe4
29. Sc3xLe4 c5-c4
30. d3-d4 Se8-c7
31. Se4-c3 Le7-b4
32. Lc2-e4 Db7-a7
33. Sc3-e2 a4-a3
An dieser Stelle zog Weiß 34. b2xa3.
Auch 34. b2-b3 hilft nicht, z.B. nach 34. ... Sc7-d5 35. De3-f3 Td8-c8 36. Le4xd5 e6xd5 37. f4-f5 g6xf5 38. Df3xf5 c4xb3 39. a2xb3 a3-a2+ und der Freibauer beherrscht das Geschehen.
34. b2xa3 Da7xa3
35. De3xDa3 Lb4xDa3
36. Se2-c3 b5-b4
37. Sc3-a4 Sc7-d5
38. Sa4-c5 Td7-c7
39. Le4xSd5 Td8xLd5
40. Kb1-c2
An dieser Stelle zog Schwarz 40. ... Kg8-g7.
Direkt 40. ... b4-b3+ hätte die Partie zwei Züge eher gewonnen.
40. ... Kg8-g7
41. Sc5-a6
Vermutlich hätte Weiß die Niederlage herauszögern können, indem er den Turm aus der d-Linie gezogen hätte. So behält Schwarz die Möglichkeit, den d-Bauern zu fesseln.
41. ... Tc7-c6
42. Sa6-c5 b4-b3+
43. a2xb3 c4xb3+
Weiß gibt auf, weil der Springer unrettbar verloren ist.
Eine komplexe strategische Idee
[Bearbeiten]Turelion - Mrkebrown Internet
1. e2-e4 d7-d6
2. d2-d4 e7-e6
3. Sb1-c3 a7-a6
4. Sg1-f3 c7-c6
5. Lf1-d3 Lf8-e7
6. Lc1-e3 Sg8-f6
7. h2-h3 Sb8-d7
8. Dd1-d2 h7-h6
9. O-O-O c6-c5
10. Kc1-b1 d6-d5
11. g2-g4 c5-c4
12. Ld3-e2 Dd8-b6
13. e4-e5 Le7-a3
14. Sc3-a4 Sf6-e4
15. Sa4xDb6 Se4xDd2+
16. Le3xSd2 Sd7xSb6
17. b2xLa3 Lc8-d7
18. Ld2-b4 a6-a5
19. Lb4-d6 Sb6-a4
20. Kb1-a1 Sa4-c3
21. Td1-d2 Ld7-a4
22. Sf3-h4 Sc3-e4
23. Th1-d1 Se4xf2
24. Td1-b1 La4-c6
25. Le2-f1 Sf2-e4
26. Td2-e2 Se4-c3
27. Te2-e3 Sc3xTb1
28. Ka1xSb1
Durch Schwachstellen im Spiel auf beiden Seiten (Gesamtbedenkzeit nur 20 Minuten pro Spieler) ist die Stellung materiell ausgeglichen. Bezüglich der Schwerfiguren ist Weiß im Nachteil, aber zum Ausgleich hat er drei Leichtfiguren gegen eine.
Weiß entschloß sich, die gegenseitige Blockade noch zu verstärken, so daß die Türme unwirksam würden, die Leichtfiguren dagegen noch durch die Lücken schlüpfen konnten. Außerdem konnte Weiß in der Folge seine Bauern und Figuren weitgehend auf schwarzen Feldern postieren, so daß der weißfeldrige Läufer des Gegners ebenfalls unwirksam wurde.
28. ... Ta8-a6
29. Ld6-c5 b7-b6
30. Lc5-d6 Ke8-d7
31. Te3-f3 Kd7-e8
32. Lf1-e2 b6-b5
33. c2-c3 Ta6-b6
34. Le2-d1 g7-g5
35. Sh4-g2 h6-h5
36. Tf3-f6 h5xg4
37. Le2xg4 b5-b4
38. a3xb4 a5xb4
39. Ld6xb4 Tb6-b7
40. Kb1-c1 Tb7-a7
41. a2-a3 Lc6-a4
42. Sg2-e3 Th8-h7
43. Se3-f1 Ke8-d7
44. Sf1-g3 Ta7-a8
45. Lg4-h5 Ta8-a7
46. Lh5xf7 Th7xh3
47. Lf7xe6+ Kd7-c6
48. Le6xTh3+ Kc6-b5
49. Sg3-h5 Ta7-h7
50. Lh3-g4 La4-b3
51. e5-e6 Kb5-c6
52. e6-e7+ Kc6-c7
53. e7-e8D Th7xSh5
54. Lb4-a5+ Kc7-b7
55. De8-b5+ Kb7-a8
56. Tf6-a6#
Unsere Admins in Aktion
[Bearbeiten]Sundance_Raphael - Darkcode
irc.freenode.net/#wikibooks - 6. Januar 2007
Wie oben erwähnt, fand diese Partie im IRC-Channel unseres englischsprachigen Schwesterprojekts statt. Die weißen Steine wurden von unserer Administratorin Sundance_Raphael geführt, die schwarzen Steine von einem Admin bei den englischsprachigen Wikibooks.
Da der IRC-Chat kein Schachbrett zur Verfügung stellt, müssen sämtliche Züge textlich übermittelt werden, was in der Praxis sehr häufig zu Mißverständnissen führt, weil die Züge anschließend akkurat auf das heimische Schachbrett übertragen werden müssen.
1. d2-d4 b7-b5
2. c2-c3 a7-a5
Die schwarze Eröffnung ist, gelinde ausgedrückt, ungewöhnlich. Sie macht um die Regeln, die ich im Kapitel Grundprinzipien der Eröffnung wiedergegeben habe, einen weiten Bogen. Damit scheint mir der Aufbau objektiv schwach zu sein. Subjektiv kann er trotzdem richtig sein, wie die ähnlich angelegte Partie Karpow-Miles (Skara 1980) beweist. Diese begann mit 1. e2-e4 a7-a6 2. d2-d4 b7-b5 und endete mit einem Sieg für Schwarz. Das ist insofern überraschend, weil die weißen Steine vom amtierenden Weltmeister geführt wurden.
Der weiße Zug 2. c2-c3 ist solide, aber anspruchslos. Das scheint mir in der gegebenen Situation nicht angezeigt. Immerhin erschwert der Zug den weiteren Vormarsch des schwarzen b-Bauern.
3. e2-e3
Ein weiterer auf Sicherheit bedachter Zug. Gerade in dieser Situation, in der Schwarz die völlige Kontrolle über das Zentrum gestattet, sollte man das auch ausnutzen, und den Bauern gleich noch ein Feld weiter vorziehen. Will man den Bauern aber partout auf e3 haben, sollte man vorher noch den Läufer nach f4 oder g5 entwickeln, damit er aktiv ins Geschehen eingreifen kann.
3. ... Lc8-a6
Hier zeigt sich der Nachteil von 2. a5 gegenüber 2. a6: Schwarz muß sehen, wie er seinen angegriffenen b-Bauern bewacht. Alternativ käme noch 3. c6 in Frage, was jedoch dem schwarzen Läufer ebenfalls den Wechsel auf die lange Diagonale a8-h1 vermiesen würde.
4. Sg1-f3
Alternativ war auch 4. Df3 eine Überlegung, weil sie dort gleichzeitig den neuralgischen Punkt f7 und den Turm auf a8 aufs Korn nimmt. Da jedoch dem Läufer das Feld c4 versperrt ist, und die Dame gleichzeitig die Entwicklung des Königsspringers behindert, könnte sie auf lange Sicht nicht auf Unterstützung aus dem weißen Team hoffen, und eine Dame in vorderster Front ist besonders in der Entwicklungsphase immer noch gefährdet. Der Textzug ist also vorzuziehen.
4. ... d7-d5
Stellt eigene Ansprüche auf das Zentrum auf. Aufgrund des von Weiß gewählten Aufbaus steht der schwarze Bauer dort bombenfest.
5. g2-g3
In dieser Situation ist das Läuferfianchetto schlecht. Der Fianchettoläufer beißt sich an dem stabilen Bauern auf d5 die Zähne aus. Außerdem ist ein schwaches Feld auf f3 entstanden. Warum nicht den Läufer nach d3 entwickeln?
5. ... f7-f6
Dieser Zug unterstützt zwar einen zusätzlichen Vorstoß ins Zentrum mit e7-e5, er blockt auch den weißen Springer ab, schwächt aber die Flanke des schwarzen Königs. Außerdem wird es für Schwarz höchste Zeit, sich um seine Figurenentwicklung zu kümmern.
6. Lf1-g2 e7-e6
7. 0-0 g7-g5
Der Zug sieht aggressiv aus, aber wie schon mehrfach erwähnt, bringt ein Bauernangriff nur dann etwas, wenn die Figuren in den hinteren Rängen auch bereit sind, die durch den Bauernangriff entstehenden Lücken auszunutzen.
8. Sb1-a3
Der Hinweis "Springer am Rande bringt Kummer und Schande" erscheint mir hier nicht angebracht. Das wesentlich größere Problem ist der schwarze Textzug. Er zeigt mir wieder einmal, daß man es nicht lernen kann, auf seine Figuren aufzupassen, sondern seinen Gefahreninstinkt durch viel Spielpraxis trainieren muß:
8. ... b5-b4
Gleichzeitiger Angriff auf den Springer a3 und den Turm f1 (durch den schwarzen Läufer).
9. Sa3-b5 La6xSb5
10. Tf1-e1
Weiß hätte für seinen verlorenen Springer wenigstens einen Bauern zurückgewinnen können, wenn er ihn auf a3 belassen hätte. Auch wenn der Springer nach c2 geflohen wäre, hätte Schwarz nur eine Qualität (ein Turm für eine Leichtfigur) erhalten, was immer noch weniger wäre. So aber erhielt Schwarz die ganze Leichtfigur.
10. ... Sb8-c6
11. a2-a3
Weiß hat Schwierigkeiten, einen Plan zu fassen. Am ehesten aussichtsreich in verlorener Stellung erscheint mir der Vorstoß e3-e4, um dem Turm den Weg auf den immer noch nicht rochierten König freizumachen. Wozu steht der Turm denn in der richtigen Linie?
11. ... b4xc3
12. b2xc3 Lf8-g7
Auch dieses Fianchetto erscheint mir nicht unproblematisch, weil der weiße Zentralbauer gut geschützt ist. Immerhin unterstützt der Zug zusätzlich den zentralen Vorstoß e6-e5, was dem Läufer den benötigten Freiraum verschaffen könnte.
13. Lg2-h3 Dd8-e7
14. Lh3-g4 Sg8-h6
15. Lg4-h5+
Dieses zeitaufwendige Läufermanöver ist unter anderem das Eingeständnis, daß er auf g2 deplatziert war. Auf h5 steht er besser, allerdings auf Kosten von drei Zügen. Aber auch Schwarz hat Schwierigkeiten. Sein König steht recht luftig, und weder die kurze noch die lange Rochade ändern wirklich etwas daran.
15. ... Sh6-f7
16. a3-a4
Ein Befreiungsschlag, der Schwarz ordentliche Probleme bereitet. Eine alternative Idee ist es immer noch, mit e3-e4 das Zentrum aufzubrechen, insbesondere weil durch den Textzug a3-a4 der Läufer nach c4 gejagt wird, und es dort erschwert, das Zentrum mit e3-e4 aufzubrechen.
16. ... Lb5-c4
17. Lc1-a3 De7-d7
Jetzt ist die schwarze kurze Rochade unterbunden, und Schwarz hat Schwierigkeiten, das zu ändern.
18. Lh5xSf7+ Dd7xf7
Der Austausch war eine schlechte Idee für Weiß. Zunächst einmal muß er im Materialnachteil jeden Abtausch nach Möglichkeit vermeiden, dann gibt er das Läuferpaar auf, und drittens erhält er für seinen momentan stark stehenden Läufer nur den passiven, zur Verteidigung verurteilten Springer. Weiß hätte einfach den Druck aufrecht erhalten sollen, indem er auf den Abtausch verzichtet hätte.
Stattdessen hätte Weiß mit e3-e4 das Zentrum aufbrechen sollen.
19. Sf3-d2 Lc4-d3
20. Dd1-c1 e6-e5
Jetzt muß Weiß e3-e4 spielen, und zwar nicht nur um wie mehrfach erwähnt das Zentrum aufzubrechen, sondern vor allem um den schwarzen Vorstoß e5-e4 zu verhindern, der den schwarzen Läufer auf dem guten Feld d3 zementiert.
21. c3-c4 e5-e4
Jetzt ist es zu spät!! Alternativ hätte Schwarz auch einfach d5xc4 spielen können. Was ihm einen Bauern gebracht und den Läufer trotzdem unterstützt hätte.
22. c4xd5 Df7xd5
23. La3-e7
Ein Verzweiflungsschlag. Der Plan war, wie sundance_Raphael mitteilte Da3, Ld8, Tec1, Txc6 und De7 mit Schachmatt, was Schwarz aber mit sehr einfachen Mitteln an fast jeder Stelle vereiteln konnte. Der Plan wirft einfach einen Läufer weg.
23. ... h7-h5
24. Dc1-a3 Sc6xLe7
Damit ist der schwarze Materialvorteil bereits hoffnungslos für Weiß.
25. Te1-c1 0-0
Noch einmal wittert Weiß Morgenluft: Der Springer auf e7 hängt einfach, und kann durch die Dame weggenommen werden, aber:
26. Tc1xc7 Se7-f5
27. Ta1-c1 h5-h4
Über diese Stellung haben ThePacker und ich eine ausgiebige Diskussion in einem privaten Chatroom geführt, der von den Spielern nicht mitverfolgt werden konnte. Wir kamen zu folgenden Erkenntnissen:
:A) 28. Txg7 Sxg7 29. De7 verliert gegen Tf7.
- B) 28. Tc8 scheitert an 8. ... Taxc8
- C) 28. T1c5 würde nach dem natürlich erscheinenden 28. ... Dd6 29. T7c6 Db8 30. Txf5 Db1+?? 31. Sxb1 Lxb1 32. Db3+ nebst 33. Dxb1 zwar einen klaren Sieg für Weiß einfahren, verläuft aber nach dem nicht allzu schwer zu sehenden Zug 28. ... De6 29. T7c6 Sd6 ebenfalls im Sande.
28. Tc1-c3 Tf8-b8
29. Tc3-c1 h4xg3
30. h2xg3 Lg7-f8
Während Weiß sich mit Hilfe von Wartezügen des Zugzwangs entledigt, baut Schwarz mit einfachen aktiven Zügen in aller Ruhe seinen Vorteil aus. Nach drei Zügen steht sein Turm auf einer offenen Linie, sein Läufer auf einer offenen Diagonalen und die weiße Königsstellung hat ein Loch in der h-Linie.
31. Da3-a1 Sf5-d6
32. Tc1-c3 Sd6-e8
Weiß verfolgt weiter seine Politik der Wartezüge, und beschränkt sich darüber hinaus nur auf das notwendigste. Auch Schwarz bleibt bei seiner Politik der einfachen und aktiven Züge.
33. Tc7-c5 Lf8xTc5
Der Turm hätte sich auf c6 in Sicherheit bringen können. Hier zeigt sich der Nachteil der Spielweise im IRC-Chat: Sowohl die Spielerin sundance_Raphael, als auch der Beobachter ThePacker hatten nicht mitbekommen, daß der Läufer tatsächlich auf f8 stand und den Turm rausnehmen konnte.
34. Da1-d1 Lc5-b4
Damit hat Weiß sogar darauf verzichtet, für den geschlagenen Turm wenigstens den Läufer mitzunehmen. Bei dem Materialunterschied hätte das allerdings keinen großen Unterschied mehr gemacht.
35. Tc3-c1 f6-f5
Weiß gibt auf.
Eine ungleiche Begegnung?
[Bearbeiten]Nominell sollte die schachliche Begegnung des Buchpaten mit sundance_Raphael eine eindeutige Angelegenheit ohne besondere Spannung sein. Es besteht sogar die Gefahr, daß bei dem Spielstärkeunterschied die Begegnung für beide Seiten frustrierend sein kann, auf der einen wegen der Chancenlosigkeit, auf der anderen wegen der Unterforderung. Ich durfte jedoch schon einige Male als Gast bei Partien von sundance_Raphael zuschauen (siehe die letzte Partie in dieser Liste), und konnte daraus mehrfach direkten Nutzen für dieses Schachbuch ziehen. Auch in dieser Partie ist das nicht anders.
Darüber hinaus zeigt sich außerdem, das man auch als guter Spieler niemals arrogant werden darf. Auch gute Spieler machen Fehler, und dann kann die anscheinend so sichere Angelegenheit noch einmal ganz schön spannend werden.
sundance_Raphael - Turelion
1. d4 Sf6
2. Lf4
An dieser Stelle ist normalerweise 2. c4 üblich, um die indischen Eröffnungen anzusteuern. Der Bauer würde das Zentralfeld d5 von der Flanke aus kontrollieren.
Der Läuferzug ist auch noch aus einem anderen Grund ungenau. Allgemein werden in der Eröffnung zuerst die Springer, und dann erst die Läufer entwickelt. Warum das so ist, wird im weiteren Verlauf der Partie deutlich.
2. ... d6
3. e3 g6
4. a4
Dieser Zug gehört in die Kategorie "unmotivierte Randbauernzüge eines Anfängers". Wenn man viel im Internet spielt, dann begegnen einem solche Manöver ständig.
Ich rate den Lesern dringend, so etwas zu unterlassen, es sei denn, man hat einen konkreten Plan.
- In der Eröffnung geht es darum Figuren zu entwickeln und das Zentrum in Beschlag zu nehmen. Weil die Turmentwicklung warten kann (schließlich werden zu früh entwickelte Türme meistens vom Gegner geschnappt), tut dieser Zug weder das eine noch das andere.
- Der Zug schwächt außerdem die Felder b3 und b4. und reißt ein Loch in die mögliche Rochadestellung. Weiß kann also höchstens noch kurz rochieren, und Schwarz kann jetzt schon seine Figuren auf den Königsflügel ausrichten.
4. ... Lg7
5. Lb5+ c6
6. Lc4 O-O
7. Sf3 Sbd7
8. O-O Sb6
Jetzt zeigt sich der Nachteil der exponierten Läufer. In einer vorherigen Partie konnte ich sundance_Raphael die Durchschlagskraft des Läuferpaares demonstrieren. Dabei habe ich betont, daß die Läufer etwas wertvoller sind als die Springer. Deshalb weicht sie in der Folge dem Abtausch aus, was meiner Meinung nach richtig ist. Das ermöglicht aber meinem Springer, durch fortwährendes Verscheuchen der Läufer eine gute Angriffsposition zu erreichen.
9. Ld3 Sbd5
10. Lg3 Sb4
Hatte ich schon erwähnt, daß der Bauernvorstoß nach a4 das Feld b4 geschwächt hat?
11. Le2 Lf5
12. Lbd2 Lxc2
13. Dc1 Tc8
14. b3 c5
15. a5 cxd4
16. exd4 Lf5
17. Db2 Sfd5
18. a6
Dieser Bauer hat bisher noch kein Glück gehabt. Das ist sein dritter Zug, und jeder davon war mindestens Zugverschwendung. In diesem Fall ist es sogar eine Art von Selbstmord, und er nimmt sogar noch einen Kollegen mit in den Tod.
18. ... bxa6
19. Lxa6 Sxa6
20. Txa6 Ld3
Weiß hat darauf bestanden, den Bauern nicht kampflos herzugeben, und so hat er sich selbst in diese Läufergabel gestürzt.
21. Te1 Lxa6
22. Da2 Tc6
23. Lh4 Sf4 ??
Schwarz hat hier eine schicke Mattkombination mit Damenopfer gesehen. Leider hat diese Kombination ein dickes, dickes Loch, und Weiß findet es. Dadurch gelingt es ihm, die Situation noch einmal auszugleichen.
24. Lxe7 Dxe7
25. Txe7 Se2+
26. Txe2
Dieser Zug gibt der Mattkombination den Todesstoß. Wie sich aber im weiteren Partieverlauf ergab, hat Weiß das drohende Grundreihenmatt gar nicht gesehen. Warum hat Weiß den Zug dann durchgeführt? Weil er nicht gesehen hat, daß der Springer durch den Läufer auf a6 bewacht war!!
26. ... Lxe2
27. Sg5 ??
Dieser Zug wirft die gerade eben noch einmal gerettete Partie wieder weg. Weiß hat sich durch das Opfer einer Qualität die Möglichkeit erkauft, seinem König mit 27. h3 ein Schlupfloch zu verschaffen, und verzichtet jetzt darauf. Schwarz hätte im Anschluß daran zunächst keinen konkreten Plan gehabt, sämtliche Drohungen wären verflogen. Das Material wäre rechnerisch ausgeglichen (Dame gegen Turmpaar, Springerpaar gegen Läuferpaar). So aber erhält Schwarz unverhofft die Möglichkeit, seine ursprünglichen Mattpläne doch noch fortzusetzen.
27. ... Tc1+
28. Sf1 Txf1#
Ein erzwungenes Schäfermatt
[Bearbeiten]Turelion - Wlpar6 Internet 2006 1. e4 e5 2. Sf3 d6 3. d4 Lg4 4. dxe5 Lxf3 5. Dxf3 Sc6 6. exd6 Lxd6 7. Lb5 a6 8. La4 b5 9. Lb3 Sd4 10. Dxf7#
Schwarz zwingt zunächst die weiße Dame nach f3, dann den Läufer auf die Diagonale a2-f7, und gabelt dann beide Steine mit dem Springer. Weiß hatte wenig Alternativen als die Vollstreckung des Schäfermatts ;-).
Hinweis
[Bearbeiten]Im Wikipedia sind noch weitere Partiebeispiele aufgelistet.