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Rezensionen 2006[Bearbeiten]

Der Wettlauf zum Mond – Die Rolle der Raumfahrt im Kalten Krieg[Bearbeiten]

Kann man aus einer Gymnasiums-Facharbeit zur Geschichte ein kleines Wikibook machen? Und zwar eins, welches HIER sogar zum Buch des Monats gewählt werden kann? Bastian Sauthoff, Schüler des Goethe-Gymnasiums zeigt uns, daß dies durchaus geht! Mit seinem kürzlich erschienen Wikibook Der Wettlauf zum Mond – Die Rolle der Raumfahrt im Kalten Krieg wendet er sich an den Hobbyhistoriker in uns, analysiert dieselbige Rolle historisch korrekt und schreibt dabei auch noch recht spannend. Da wird die Raumfahrtgeschichte der USA und der UdSSR wieder lebendig...

Der Autor erläutert die Anfänge der Raumfahrtgeschichte, stellt die Entwicklungen vor und im zweiten Weltkrieg dar sowie den Wettlauf der beiden Supermächte USA und UdSSR um die erste Mondlandung. Auch wesentliche Elemente des kalten Kriegs, z.B. der Bau der Berliner Mauer 1961 oder die Kubakrise 1962 werden in ihren richtigen Zusammenhang gebracht. Die Verwendung der Fußnoten nimmt hierbei schon fast einen wissenschaftlichen Charakter an.

Auch wenn das Buch natürlich jetzt noch kein "Riesenwälzer" ist, ist es doch recht fesselnd geschrieben, und der Rezensent hat sich hier noch nicht einmal getraut, da noch irgendwelche Anmerkungen direkt im Text zu machen (und diese lieber in die Fußnoten gesteckt...), um hier ja nichts zu zerstören. Vielleicht erhält Sauthoffs Werk deshalb auch jetzt schon binnen kurzer Zeit (ein Tag) relativ viele Pro-Stimmen bei der aktuellen Wahl zum Buch des Monats Juli. Eine Stimme fehlt noch, dann schafft es den Sprung auf die Titelseite. Willst Du/möchten Sie das Buch dort sehen (oder vielleicht auch nicht)? HIER kann man mitwählen.

GB 21:30, 10. Jun 2006 (UTC)

Gehirn und Sprache[Bearbeiten]

Elsers Buch Gehirn und Sprache oder besser Elsers Buchentwurf behandelt ein wichtiges Problem: Können wir irgendwie erklären, warum Wörter und Sätze der menschlichen Sprache eine Bedeutung (oder 'Sinn') haben? Elser stellt zwei ganz unterschiedliche Thesen auf:

  • Zum einen meint er, dass es nötig sei, "eine klare Vorstellung von dem Begriff Sinn zu erhalten" und versucht sich dem Problem sprachanalytisch zu nähern. Sprachanalyse ist die Methode vieler Philosophen des 20. Jahrhunderts.
  • Zum anderen vertritt er eine Auffassung, die wir auch bei dem bedeutenden Physiker Roger Penrose finden: Etwas gilt dann "als erklärt, wenn es in einer mathematischen Formulierung vorliegt". Wobei allerdings gesagt werden muss, dass Penrose ("The Road to Reality" 2004) auch naheliegende Dinge wie Chomskys Universelle Grammatik zu den 'mathematischen' Strukturen rechnet; während Elser anscheinend an konventionelle mathematische Strukturen denkt. Eine solche schlägt er vor.

Die Methode der Wissenschaftler ist erfolgversprechend. Trotzdem versucht der Autor zunächst wie die Philosophen die Sprachanalyse zu bemühen und scheitert prompt. Er verwechselt das Wort 'Sinn', wie wir es im 'Sinn des Lebens' verwenden, mit dem Sinn, den wir im 'Sinn des Satzes' meinen. Beim Sinn des Lebens handelt es sich aber um Ziele, nach denen zu streben, sich lohnt. Und dieser Sinn hat nichts zu tun mit der Bedeutung eines Satzes. Nur das Wort ist dasselbe. So kommt es zu Ausschweifungen ins "Fernöstliche", zu "Yin und Yang", "Weltwissen" und "Ganzheitsschau". Auch zitiert er Hartmann und Sartre. Und die "östliche Logik" ist wieder einmal der westlichen überlegen. Man weiß nicht richtig, ob der Autor uns auf den Arm nehmen will. Vielleicht merkt keiner was, und er kann sich auf unsere Kosten amüsieren? Jedenfalls gibt er seine Sprachanalyse sogleich wieder auf und kehrt zu ihr nicht mehr zurück. Sie ist für das Folgende völlig unnötig.

Nun wird es wieder ernster: Gibt es eine mathematische Struktur, die der Struktur entspricht, die wir die Bedeutung eines Satzes nennen? Elser versucht dazu, die wesentlichen Strukturelemente der Sprache ausfindig zu machen. Er findet vier Strukturelemente:

  • Grenzen (Wörter und Sätze grenzen sich von anderen Wörtern und Sätzen und der ihnen entsprechenden Wirklichkeit ab)
  • Ähnlichkeit (die "biologische Fähigkeit zum Entdecken von Ähnlichkeiten")
  • Pars pro toto (Der Teil steht für das Ganze. Die Sprache liefert nur Spuren, die zum Erraten des Ganzen ausreichen)
  • Komprimierpotenzial (das Wort "DNA" fasst sehr viele Fakten zusammen)

Diese vier Strukturelemente findet Elser nun auch in dem Mandelbrot-Algorithmus, der mathematisch sehr kompakt und dennoch geeignet ist, unglaublich komplexe Grafiken zu produzieren (siehe das 'Apfelmännchen'). Außerdem zeigt er die anderen drei Strukturen: er erzeugt ähnliche Muster, Muster mit Grenzen, und jedes einzelne steht für das Ganze.

Aber wieso sollen nur vier und nur diese vier Strukturen ausreichen, erklären zu können, wie es dazu kommt, dass wir die Bedeutung eines Satzes erfassen? Und sind die Elemente der Bedeutung untereinander alle ähnlich und nur verschieden groß? Wenn mir bei Elsers Buchtitel sogleich Chomsky einfällt: Wie könnte das ein Element derselben Mandelbrotmenge sein, die auch den Titel enthält?

Es muss so sein, denkt Elser. Denn "originelle Ideen entstehen bekanntlich oft aus der Verbindung von weit voneinander entfernten Tatsachen". Das ist richtig. Aber weit voneinander entfernte Tatsachen miteinander zu verbinden, garantiert noch nichts.

Dass die Bedeutung eines Satzes nun erklärt sei, denkt Elser auch gar nicht. Er behauptet nur: So ungefähr müsste es gehen. Aber die Mandelbrot-Menge sollte es schon sein. Den Rest überlässt er uns: "Dann wünsche ich mir, bevor ich abschließe, eine lebhafte Diskussion." (Ich fürchte er übersieht ein wenig, dass jeder Autor hier mit seinem eigenen Werk kämpft. Aber vielleicht - hoffentlich! - habe ich Unrecht.)

So weit, so gut.

Ich möchte niemanden entmutigen, muss aber die Frage stellen: Sind wir eine mailing list? Die Diskussion bis zu einer befriedigenden Sprachtheorie könnte nämlich viele Jahre oder jahrzehnte dauern! Und dann wäre im besten Falle aus einer kleinen Idee eine große geworden. Diese müsste nun erst einmal den Wissenschaftlern vorgelegt werden. Und wenn sie von diesen eines Tages akzeptiert sein wird, dann erst wäre ein Lehrbuch im Wikibooks-Projekt fällig. Aber die Forschung auf dem langen Weg dorthin, so interessant und ideenreich sie auch sein mag, die müsste Elser schon selber machen. Was den Lehrbuch-Charakter betrifft: Elser nennt sein Buch freimutig und sicher etwas humorvoll: "Ein freier Essay an der Grenze von Chaos und Ordnung". (hjn 23.05)

Nachtrag (1) Benutzer Elser hat auf diese Rezension erwidert in: Diskussion hjn/ Rezension Elser. (2) Benutzer Elser hat den zur Zeit der Rezension als "fertig" angegebenen Essay noch erheblich erweitert. (3) Kann aus dem Essay ein Lehrbuch werden? Warum nicht? Dazu bitte hier zur Diskussionsseite des Elser-Buches überwechseln. (hjn 7.06)

Computerhardware für Anfänger[Bearbeiten]

"Computerhardware für Anfänger" oder, was ein passender Untertitel sein könnte: Was du, lieber Leser, schon immer über den PC wissen wolltest, aber nie zu fragen wagtest, weil du Angst hattest, die 'hochtechnischen' Antworten vielleicht nicht begreifen zu können. Diese Angst kannst du nun vergessen. Frag los, und du bekommst Antworten, die du verstehst, auch wenn dir bisher alles technische Fach-Chinesisch ein Graus war.

Als einer der über 400 Autoren hier habe ich dieses Buch jetzt auch als Kandidaten für "exzellente Bücher" vorgeschlagen. Wer ein Buch schreibt oder mit-editiert, wird sicher auch mal ein Auge darauf werfen, was andere schreiben.

"Computerhardware für Anfänger", ein Buch der Autoren... und jetzt müsste eigentlich eine längere Liste kommen. So ist es aber nicht. Wikibücher sind meist immer noch das Werk einzelner; andere tragen oft nur sozusagen "mit Punkt und Komma" bei. So dürfen wir hier einstweilen Klaus Eifert als den alleinigen Autor nennen*).

"Computerhardware für Anfänger" ist ein gut geschriebenes und reich bebildertes Buch: einfach, klar, verständlich und sich auf die wesentlichen Teile eines Computers beschränkend. Wo man mit wenig Aufwand viel erfährt, lohnt sich die Lektüre immer.

Die Lektüre lohnt sich daher auch für die, die eigentlich gar nichts über die "Innereien" ihres elektronischen Lebensgefährten wissen wollten, dann aber in bestimmten heiklen Situationen doch gerne mehr gewusst hätten: beim Kauf, bei seiner Inbetriebnahme und wenn im Lauf der Zeit irgendetwas schief läuft; oder besser noch, bevor etwas schief läuft. Oder auch einfach nur aus Interesse an dem Gerät, das für viele schon längst nicht mehr nur ein Lebensgefährte ist, sondern ein Teil ihres Hirns oder sozusagen die Vergrößerung des eigenen Kopfes mit anderen Mitteln. Will man nicht auch bei sich selber wenigstens die wichtigsten Funktionen von Herz, Niere, Leber, Magen usw. kennen?

Computer ist nicht gleich Computer, auch wenn alle aus den gleichen Modulen aufgebaut sind. Bei fünfzehn wesentlichen Bauteilen und mindestens drei Auswahlmöglichkeiten gibt es schon mehr als 14 Millionen Möglichkeiten, die keiner alle durchgehen möchte. Mit diesem Buch gelingt nach einigen sinnvollen Überlegungen die vernünftige Entscheidung.

Auch für die Inbetriebnahme und die im Laufe der Zeit auftretenden Fehler wird guter Rat gegeben. Sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, ist die Stärke des Autors. Zum Vorteil des Lesers. Denn, wenn es nur richtig ausgesucht ist, genügt schon minimales Wissen, um die häufigsten Fehler zu erkennen und Datenverlusten frühzeitig vorzubeugen.

Am Computer zu arbeiten ist heute, ein Viertel Jahrhundert nach seiner Einführung, nichts Besonderes mehr. Auf 26 Millionen wird die Zahl der PC-Anwender allein in Deutschland für 2006 geschätzt ([1]). Sind darunter Zehntausende, die das Zeug haben, auf ausführliche (und oft teure!) Fachbücher zurückzugreifen, oder sind es Hunderttausende? Dann bleiben immer noch Millionen von technisch unkundigen Anwendern, denen ich dieses gewinnbringende Wikibüchlein wärmstens empfehlen möchte.

Wikibücher nicht in der Hand zu halten, sondern am Bildschirm lesen zu müssen, ist der Vergnügen höchstes nicht. Der Autor ist augenfreundlicherweise dabei, eine Druckversion seines Buches zu erstellen.

*)Die Reihe wertvoller Helfer in alphabetischer Reihenfolge: Daniel_B, DonQuichot, E^(nix), Jan, MichaelFrey, Stefan Kögl, WillyGreenhorn, Worker.

Hjn 15:04, 14. Mai 2006 (UTC)