Wikijunior Alte Zivilisationen/ Zivilisation

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Feste Siedlungen[Bearbeiten]

Unsere Vorfahren lernten, Getreide und andere Feldfrüchte anzubauen, und wurden sesshaft. Die Getreidekörner waren hervorragend lagerfähig, und die Menschen legten Getreidespeicher in ihren Siedlungen an. So konnten sie eine schlechte Ernte überleben. Es konnten mehr Menschen ernährt werden als mit Jagen und Sammeln. Vor allem war nicht mehr jeder mit der Nahrungsmittelbeschaffung beschäftigt, und einige Menschen konnten sich stattdessen auf Handwerksarbeiten spezialisieren und von den anderen miternährt werden.

Der nächste große Schritt war die Tierzucht. Feldbau und Tierzucht ergänzten sich prächtig: Nach der Ernte konnten die Haustiere die Stoppeln abfressen und düngten dabei die Felder. In der Zeit vor der nächsten Ernte konnten Tiere geschlachtet werden.

Die Bevölkerung wuchs, die Orte wurden größer, neue Orte wurden gegründet. Die Entfernungen zwischen den Orten verringerten sich, und die Bewohner benachbarter Orte trafen sich häufiger und tauschten ihre Waren und Erfahrungen aus.

Die Wildtiere reichten zur Ernährung der gewachsenen Bevölkerung nicht mehr aus. Die Ernte musste gelagert werden, damit man jeden Tag bis zur nächsten Ernte zu essen hatte. Die Lagerung war schwierig: Wenn man nicht aufpasste, verdarb die Ernte oder wurde von Mäusen gefressen. Auch das Saatgut musste sicher aufbewahrt werden. Am besten gelang die Lagerung in Tongefäßen.

Arbeitsteilung[Bearbeiten]

Um die gesamte Ernte zu lagern, brauchte man viele Behälter. Durch die große Nachfrage spezialisierten sich einige Bewohner zu Töpfern. Vor 5000 Jahren wurde die Töpferscheibe erfunden. Weil für die Feldarbeit Werkzeuge gebraucht wurden (Pflug, Spaten, Siebe und vieles andere), entstanden weitere Handwerksberufe. Ein Handwerker, der Tag für Tag das gleiche Erzeugnis herstellt und dabei darüber nachdenkt, wie man die Herstellung verbessert, wird bald zum Meister. Das erworbene Wissen wurde an die Söhne weitergegeben, denn Berufsschulen gab es noch nicht.

Wenn die Erzeugnisse sehr gut waren, wurden sie auch in benachbarten Orten verkauft. Händler zogen von Ort zu Ort und tauschten nützliche Waren und Informationen. Je weiter sie zogen, desto interessanter und fremdartiger wurden die Waren. So entstand der Fernhandel.

Könige und Krieger[Bearbeiten]

In der Urzeit war die Erde nur sehr dünn besiedelt, und die Menschen verschiedener Stämme begegneten sich äußerst selten. Fremde wurden oft als Konkurrenten im Jagdrevier angesehen und bekämpft. Wenn die feindliche Gruppe die größere war, gab man Fersengeld.

Als die Menschen sesshaft wurden, konnten sie bei einer Bedrohung nicht mehr fliehen. Ackerbauer und Viehzüchter konnten Felder, Vorräte und Saatgut nicht mitnehmen, wenn Gefahr drohte. Andererseits waren die Vorratslager und die Herden ein äußerst lohnendes Ziel für Räuber: Eine schlecht bewachte Herde zu stehlen, bedeutete Nahrung für viele Wochen und war einfacher, als einem einzelnen Beutetier hinterherzujagen. Um sich gegen umherziehende Räuber zu verteidigen, mussten die Sesshaften sich zusammenschließen und die Verteidigung organisieren. Die Handwerker fertigten Waffen an, Befestigungen wurden gebaut, Stadtmauern entstanden. Mit den Nachbarn wurden Bündnisse geschlossen. Der Beruf des Soldaten entstand: Die Soldaten bewachten die Stadt und übten in Kampfspielen für den Ernstfall.

Damit entstand ein Problem: Alle anderen Bewohner der Stadt produzierten Nahrungsmittel oder andere nützliche Waren, die sie untereinander gegen alles Lebensnotwendige tauschten, was sie nicht selbst herstellen konnten. Die Krieger jedoch produzierten nichts außer Waffenlärm. Welchen Tauschwert hat die Sicherheit? Die Bewaffnung war auch nicht billig. Deshalb wurden Steuern notwendig: Jeder gab einen Teil seiner Erzeugnisse, um die Verteidigung, den Bau der Stadtmauer und andere gemeinsame Aufgaben zu ermöglichen. Natürlich musste genau aufgeschrieben werden, wer seine Steuer schon vollständig bezahlt hatte und wer noch auf die Ernte wartete, um seinen Beitrag zu leisten.

Zu vorgeschichtlichen Zeiten traf der Stammeshäupling viele Entscheidungen, bei besonders wichtigen Fragen wurde ein Rat einberufen. Durch die zunehmende Zahl von Bewohnern und der Zahl zu regelnder Angelegenheiten wurde die Verwaltung immer aufwändiger. So begann auch bei der Verwaltung eine Arbeitsteilung: Einige Bewohner, die Vorläufer der heutigen Beamten, kümmerten sich im Auftrag der Bewohner um die Verwaltung und die Verteidigung der Stadt. Einer von ihnen, der König, hatte in allen Entscheidungen das letzte Wort. Meist war es üblich, dass das Amt des Königs vererbt wurde. Das war nicht unpraktisch: Der erste Sohn des Königs konnte von seinem Vater lernen und sich während seiner gesamten Jugend auf seine zukünftigen Aufgaben vorbereiten, es war gewissermaßen eine Berufsausbildung zum König. Wenn er dann zum König wurde, war er über alles Wichtige gut informiert. Dadurch waren seine Entscheidungen fachkundig und meist klug, und sie wurden respektiert und dokumentiert.

Entstehung und Notwendigkeit der Schrift[Bearbeiten]

Die Ursprünge der Schrift liegen in der Höhlenmalerei. Es gibt viele sehr detaillierte Darstellungen von Tieren in alten Höhlen. Im Laufe der Zeit wurden die Bilder einfacher, und man musste kein geborener Künstler mehr sein, um sie nachzumalen. Die Buchstaben der verschiedenen Schriften sind einfache Symbole für Tiere, Naturereignisse und Gebrauchsgegenstände. Besonders sichtbar ist das zum Beispiel an den ägyptischen Hieroglyphen, aber es gilt auch für die chinesische und auch die europäische Schrift. Der Buchstabe 'A' zum Beispiel war früher genau andersherum als wir ihn heute kennen, und er zeigte einen Rinderkopf mit seinen Hörnern. Die Phönizier haben den Buchstaben erfunden, und nannten ihn "Aleph", was "Rind" heißt. Bei den Griechen hieß der Buchstabe dann "Alpha", und bei den Römern dann nur noch "A". So ähnlich entstanden auch die anderen Buchstaben, die dann zu einer Schrift wurden. Nachbarvölker begriffen das Prinzip, und schufen ihre eigenen Schriften.

Das Entstehen der Schrift wurde aber auch immer notwendiger. Außer den Steuern (siehe letztes Kapitel) musste nämlich noch mehr aufgeschrieben werden. Wenn früher die Jäger ein erlegtes Wild brachten, wussten sie genau, wer den größten Anteil am Jagderfolg hatte und das größte Stück bekam. Von der Aussaat bis zur Ernte vergingen jedoch Monate. Man musste irgendwie notieren, wer wie viel beigetragen hatte, damit es bei der Verteilung der Ernte keinen Streit gab.

Als die Menschen lernten, ihre Felder zu bewässern, wurden mehrere Ernten im Jahr möglich. Wasser war ein kostbares Gut (und ist es auch heute noch) und musste gerecht verteilt werden.

Dadurch wurden immer mehr Vereinbarungen für das Zusammenleben notwendig. Das ging nicht ohne Schrift, um die vereinbarten Regelungen dauerhaft zu fixieren. Jeder konnte sich von einem Schreiber vorlesen lassen, was er zu beachten hatte. Wechselte der Herrscher, musste er meist schwören, die von seinem Vorgänger erlassenen Gesetze einzuhalten. Dadurch wurden Entscheidungen weniger willkürlich und die Einwohner fühlen sich sicherer in ihrer Stadt.

Es kam auch zunehmend zu Vereinbarungen und militärischen Bündnissen mit den Nachbarorten. Dafür war die Schrift besonders notwendig:

  • Absprachen, Mitteilungen und Verträge wurden oft durch Boten überbracht - der König einer Stadt konnte die Stadt nicht während einer Reise unregiert lassen. Andererseits war es enorm wichtig,
    • dass jedes Wort der Mitteilungen unverändert überbracht wurde und
    • dass die Mitteilung vom richtigen Absender stammte. Daher wurden Dokumente gesiegelt.
  • Wenn der Herrscher einer Stadt wechselte, sollte der Nachfolger nicht sagen können: „Ich war beim Abschluss der alten Verträge nicht dabei und weiß von nichts.“ Die Niederschrift der Verträge sorgte für Rechtssicherheit und stabile Beziehungen. Oft enthielten die Verträge solche Sätze wie: „Dieser Vertrag gilt für alle Zeiten“, und „Wir schwören bei unseren Göttern, dass auch unsere Söhne und Enkel diesen Vertrag einhalten werden“.

Zivilisten[Bearbeiten]

Als Zivilisten bezeichnet man Menschen, die nicht zum Militär, zur Polizei oder zu anderen bewaffneten Organisationen gehören - kurz: unbewaffnete Menschen.

Die Bewohner der Stadt wurden durch Regeln und Gesetze geschützt. Wer dagegen verstieß, wurde von den Bewaffneten des Königs (der Palastwache) vor Gericht gebracht. Die Strafen waren damals hart: Ohren abschneiden, einem Dieb die Hand abhacken oder einem Mörder den Kopf abhacken waren übliche Strafen. Man konnte auch in den Kerker geworfen werden und dort verhungern. Jeder kannte diese Strafen. Verurteilungen „auf Bewährung“ gab es nicht. Durch die abschreckende Wirkung dieser harten Strafen wurden schlimme Vergehen selten. Die Bewohner, von Gesetzen und Bewaffneten geschützt, konnten sich sicher fühlen. Sie brauchten vor dem Schlafengehen keinen Dolch unter dem Kopfkissen und kein Schwert neben dem Bett bereitzulegen, und sie konnten das Haus ohne Rüstung und Schwert verlassen.

Zivilisation beginnt also dann, wenn normale Menschen das Haus verlassen können, ohne eine Waffe mitzunehmen („in Zivil“), und wenn sie Meinungsverschiedenheiten und Streit ohne Gewalt beilegen („zivilisiert“).


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