Gotisch/ Band2/ Zwischenlektion1/ Etymologie

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Zwischenlektion 1
Dies ist eine Zwischenlexikon, die der Verbesserung und dem Ausbau des bisher Gelernten dienen soll.
Sie enthält kein neues Lernmaterial und kann bei Bedarf übersprungen werden:
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Wenngleich die gotische Sprache nur ein indirekter "Vorfahre" des Deutschen ist, gibt es, wie Sie sicher bereits festgestellt haben, viele Ähnlichkeiten mit dem Deutschen: finþan - finden; wulfs - Wolf; wisan - gewesen, wards - Wärter, etc. Daneben gibt es jedoch zahlreiche Wörter, die auf dem ersten Blick nichts mit dem Deutschen zu tun haben. Hier stellt sich der Lernende natürlich die Frage nach deren Etymologie bzw. deutschen Verwandtschaft.[1] In dieser Rubrik stellen wir Ihnen daher die Wortgeschichte einiger Ihnen bekannter Vokabeln vor.

Etymologie
Die Lützelburg gab dem Großherzogtum Luxemburg (Lëtzebuerg) seinen Namen. In ihm steckt das Wort lützel "klein", das mit dem gotischen leitils verwandt ist.
Die Lützelburg gab dem Großherzogtum Luxemburg (Lëtzebuerg) seinen Namen. In ihm steckt das Wort lützel "klein", das mit dem gotischen leitils verwandt ist.

Was passierte eigentlich mit dem Wort...

... andbahts?
Das gotische Wort für Diener hat seinen Ursprung eigentlich im Keltischen, wo es als *amb(i)aktos ("Diener, Bote") erschien. Das gotische andbahti ("Dienst") ist im Althochdeutschen als ambat(i) bezeugt. Daraus entwickelte sich mhd. ambahte, ambet, ambt und schließlich das heutige "Amt".
... baíran?
Das Verb baíran für "tragen" hat sich im deutschen "gebären" (got. gabaíran) erhalten. Ebenso hat sich das Wort "entbehren" aus dem ahd. in-beran ("nicht (bei sich) tragen") entwickelt. Im Englischen gibt es das Verb to bear, das ebenfalls "tragen, bringen" bedeutet.
... huzd?
Das Neutrum entspricht dem heute weniger gebräuchlichen Wort "Hort" für "Schatz". Das Verb "horten" für "ansammeln, anhäufen" deutet noch auf die ursprüngliche Bedeutung hin. Die heute verbreiterte Bedeutung für "sicherer Ort, Zufluchtsort" (vgl. "Kinderhort") hat seinen Ursprung in der Bibel und entwickelte sich erst im Neuhochdeutschen. Der Lautwandel von huzd zu hort ist ein Rhotazismus.
... leitils?
Englisch-Kundige dürften dieses Wort bereits als "little" identifiziert haben. Im Mittelhochdeutschen war das gleichbedeutende "lützel" noch weit verbreitet. Dabei wurde das Wort im 16. Jahrhundert immer seltener und verschwand letztlich im 17. Jh. gänzlich aus der Schriftsprache. Das Plattdeutsche kennt dagegen heute noch das Wort "lütt" für "klein".
... þiudans?
Das Wort þiudans ("König") enthält wie Gutþiuda ("Gotenvolk") das Wort þiuda für "Volk". Es ist verwandt mit dem gleichbedeutenden ahd. diota, das sich zum mhd. diet entwickelte und heute noch im Wort "deutsch" erhalten ist. Dabei ist das ahd. diutisc ("deutsch") eine Zusammensetzung aus diota ("Volk") und der Nachsilbe -isc ("-isch"). Dementsprechend ist die deutsche Sprache die "volk-ische" Sprache. Die Namen Dietmar und Dietrich leiten ihren Namen im Übrigen ebenfalls von diesem Wort ab.
  1. Quelle der Angaben ist das "Duden - Herkunftswörterbuch" von 1963


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