Mehr wilde Natur durch Gartenrenaturierung/ Invasive Arten (Neobiota)
Wie kommen die hierher?
Invasive Arten, also Pflanzen (Neophyten), Tiere (Neozoen) und Pilze gelangen über verschiedene Wege – als Pilzsporen, Ei, Larve, Same, oder ausgewachsen – auf / in klimatisch günstige Landstriche oder Gewässer über massive Gebirgsketten, andere Kontinente, Inseln etc. durch einen Klimawandel.
Sehr viel schneller jedoch durch den Menschen (Tierhändler, Vogelfutter, Zoos, botanische Gärten, Pflanzenzüchter, Gärtner, Bauern, Siedler, etc.) Seit Beginn der Handelsschiffahrt werden sie absichtlich oder unabsichtlich dort ausgesetzt und passen sich den neuen Bedingungen an. Weitere Verbreitungswege sind Straßen, Schienenstränge und Flüsse.
Wenn sie sich anpassen, hat das ökologische Folgen, die je nach Gegebenheiten von harmlos bis katastrophal eingestuft werden können. Zwei katastrophale Beispiele:
Beispiel Säugetier: gelangen Ratten, häufig unabsichtlich geschehen durch Überseeschiffe, auf Inseln wie z. B. Neuseeland, wird das Millionen Jahre alte, ökologische Gleichgewicht massiv gestört: Die meisten einheimischen, endemischen Vogelarten erkennen die Ratten nicht als Fressfeind und sterben über kurz oder lang komplett aus. Sie werden schlicht aufgefressen, Vogel, Eier und Jungtiere. So geschehen.
Beispiel Pflanze: Gelangen Pflanzen wie der japanische Riesenknöterich über die Weltmeere nach Europa oder Nordamerika, verdrängen sie alle heimischen Arten und breiten sich rasend schnell aus. Ich habe fünf Jahre gebraucht um diese Pflanze in meinem Garten zu veröden. Sie kam durch sogenannte Eisenwurzeln, die bis 3 Meter tief in den Boden wachsen, immer wieder mit jungen Sprossen an die Oberfläche. In den USA werden meines Wissens jährlich Millionen Dollar ausgegeben, um dieser Pflanze Herr zu werden. Hier in Norddeutschland siedeln sie häufig entlang der Grünstreifenränder von Autobahnen und Bahndämmen bzw. Schienenstränge. Die Pflanze wurde im Laufe des 19. Jahrhunderts als Zier- und Viehfutterpflanze in Europa und den USA absichtlich eingeführt.
Von den Pilzen ganz zu schweigen (Kartoffelfäule, Obstfäule etc.), die wiederum Tier und Pflanze befallen. Sogar Bakterien. Das führt aber jetzt zu weit.
Unter den Insekten sind der Kartoffelkäfer und der Asiatische Marienkäfer (siehe Bild) zu nennen, der in den 1980'er Jahren zur Bekämpfung anderer Insekten in der Landwirtschaft eingeführt wurde.
Ja, und wie komplex dieses Thema ist, bestätigt auch z. B. die Veränderungen des Bodens (pH-Werte) durch Pflanzen wie die Vielblättrige Lupine (Nordamerika) oder die Robinie (Baum, Amerika).
Nähere Betrachtungen von Einwanderern:
- Spanische Wegschnecke
- Kartoffelkäfer
- Asiatischer Marienkäfer
- Französische Feldwespe
- Asiatische Hornisse
Maßnahmen und Auswirkungen
[Bearbeiten]Die in der Natur vorkommenden invasiven Pflanzen (Neophyten) sind sehr zahlreich. In der EU werden bereits jährlich 12 Mio € ausgegeben um dieser Invasion Herr zu werden. Besonders trifft das in Deutschland zu auf den Japanischen Riesenknöterich, Ambrosia auch Beifußblättriges Traubenkraut (Tropen), Schmalblättriges Greiskraut (Südafrika), Kanadische Goldrute, Riesen Bärenklau, auch Herkules-Staude (Kaukasus) oder Stalin's Rache genannt, diverse (drüsige) Springkrautgewächse (Himalaya, Asien) und das Großblütige Heusenkraut (Südamerika) in fließenden Gewässern (Ostfriesland). In Niedersachsen verbreiten sich derzeit die Robinien (Baum, Pionierpflanze, Nordamerika) und das Kanadische Berufkraut - man findet diese einjährige Pflanze, die mehrere tausend Samen hervorbringen kann, häufig an Feldrändern und Gehsteigen, auch inmitten einer Großstadt.
Sie wurden meist mit Überseeschiffen eingeschleppt, gewollt oder ungewollt, oftmals durch botanische Gärten, Gärtner, Pflanzenzüchter etc. verbreitet. Die Ausbreitung wurde hierzulande leider von der Politik bis 2010 wenig ernst genommen und die Bevölkerung ist darüber noch schlechter informiert. Menschen wissen schlichtweg nicht, was sie sich da unwissend in den Garten holen. Das zieht fatale Folgen nach sich. Ich kenne durch viele Kanufahrten in Niedersachsen nur die Örtze (gefahren von Hermannsburg nach Wolthausen, Südostheide, 2014), deren Ufer nicht vom Drüsigen Springkraut (Impatiens glandulifera) verseucht war.
Invasive Arten werden im Allgemeinen durch permanente Verödung ausgemerzt: Japanischer Riesenknöterich, mit sogenannten Eisenwurzeln, die bis zu 3 Meter tief in den Erdboden wachsen, Kanadische Goldrute und das Schmalblättrige Greiskraut[1], benötigen Jahre der Bekämpfung, egal ob Freiland oder Privatgrund. (Tip: Dokumentation, Invasion der Pflanzen, NDR 2014)
In einer intakten Natur gibt es immer Gegenspieler (Antagonisten) – und die halten die Dinge im Gleichgewicht. Aber das braucht Zeit, sehr viel Zeit. Die werden sogar gezüchtet und in kontaminierten Gebieten gezielt angesiedelt. Das sind aufwändige und teure Maßnahmen. Selbst einheimische Wildpflanzen wie das giftige Jakobs Kreuzkraut, auch Jakobs Greiskraut genannt (10 Jahre keimfähig, Pionierpflanze) breiten sich durch Klimawandel und Ausrottung natürlicher Fressfeinde aus. Wer kennt noch den Blutbär, eine Schmetterlingsraupe, die die Blütenstände frisst – oder die Larve des Flohkäfers, die sich an den Wurzeln zu schaffen macht. Alle Kreuzkräuter sind schleichend toxisch: Sogenannte Alkaloide sind Stoffe, die sich in Mensch und Weidetier einlagern und nicht abgebaut werden. Ab einer bestimmten Dosis sorgen sie dann für schwere Leberschäden und gar Tod. Sogar im Honig der Bienen und anderen Lebensmitteln wie Baby-Nahrung wurden schon Spuren davon gefunden. Zumeist geschieht das durch die totale Vergesellschaftung (Monokultur) dieser Pflanze auf unkontrollierten Flächen (Brachen).
Die Pollen der Ambrosia (Beifußblättriges Taubenkraut, Neophyt aus Nordamerika), über Vogelfutter nach Europa gelangt, gelten bekanntlich als Allergieauslöser je nach Belastung der Luft[2]. Die wärmeliebende Pflanze findet jede Menge günstigen, großflächigen Lebensraum mit extremer Artenarmut, da die natürliche Konkurrenz an Wildkräutern und Antagonisten nicht mehr besteht.
Invasive Pflanzen im Garten können toleriert werden, müssen jedoch in Schach gehalten werden, z. B. die Staude der Amerikanischen Lupine. Ihre Samenschoten müssen jedoch regelmäßig ab Mitte Juni noch im grünen Zustand abgeschnitten und vernichtet werden, damit sich die Pflanze nicht weiter ausbreiten kann: denn Lupinensamen halten sich mehrere Jahrzehnte in der Erde keimfähig! Die blauen Blüten enthalten relativ viel Nektar und sind bei Hummeln sehr begehrt. Am Rande umliegender Landstraßen sieht man, wie sich die Lupine ausbreitet, Meter für Meter. Jahr für Jahr.
All diese Pflanzen werden das Bild unserer Fauna in der Zukunft weltweit stark verändern und durch deren Verdrängung heimischer Arten deutlich verarmen lassen.
Invasive Arten gibt es natürlich auch unter den Tieren (Neozoen). Von der Wollhandkrabbe bis zum ausgewachsenen Waschbären sind alle denkbaren Lebensräume betroffen - Wolf und Marderhund sind bekannt. Aktuell ist der Gold-Schakal aus Ost-Asien bzw. den Balkanregionen über Italien in der Schweiz (2022) angekommen.
Anmerkungen
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