Deutschunterricht/ Drama-Theater/ Die Physiker/ Szenenanalyse

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Die Szene Seite 54 bis 56[Bearbeiten]

Die Szene auf Seite 54 bis 56 aus der 1961 verfassten Komödie „Die Physiker“ von Friedrich Dürrenmatt handelt von dem dritten Aufenthalt des Polizeiinspektors im Sanatorium, anlässlich eines Mordes an einer Krankenschwester.

Der zweite Akt beginnt damit, dass Kriminalinspektor Voß zum wiederholten Mal in die Heilanstalt >Les Cerisiers< kommt, um den Tod einer Krankenschwester zu klären. Diese ist von Möbius, einem der drei Physiker, erdrosselt worden. Aufgrund der zwei vorherigen Morde sucht Kriminalinspektor Voß wieder einmal das Gespräch mit der Leiterin, Fräulein Doktor Mathilde von Zahnd. Dieses Mal scheint es, als wenn Fräulein Doktor von Zahnd die Rolle mit dem Inspektor getauscht hat, denn sie spricht plötzlich von „Mördern“, obwohl sie es dem Inspektor bei den vorangegangenen Ermittlungen verboten hat.

Die polizeilichen Ermittlungen beziehen sich auf insgesamt drei Morden an Krankenschwestern, die allesamt von drei in der Heilanstalt zusammengelegten Physikern begangen wurden. Nach Abschluss der polizeilichen Ermittlungen im zweiten Akt wird das Motiv der Mörder deutlich: Die Physiker sind in Wirklichkeit nicht verrückt, sondern verbergen Forschungswissen vor der Öffentlichkeit, da sie fürchten, es könnte zur Vernichtung der Menschheit missbraucht werden. Die Morde waren notwendig, da die Krankenschwestern das Geheimnis ihrer Patienten gelüftet hatten und sie zum Verlassen des Sanatoriums drängten. Allerdings schlägt der Plan der Physiker fehl: Die Irrenärztin kommt dem Geheimnis ebenfalls auf die Spur und setzt das Wissen der Physiker ein, um die Weltherrschaft zu erlangen.

Der Dialog zwischen dem Inspektor und der Sanatoriumsleiterin ist asymmetrisch, da Fräulein Doktor von Zahnd natürlich nicht zugibt, dass sie hinter den Morden steckt und dem Inspektor Betroffenheit und Trauer vorspielt, wenn sie zum Beispiel äußert, die Ermordete sei für sie wie eine Tochter gewesen (Seite 56). Ob das Gespräch gelungen oder misslungen ist, lässt sich nicht eindeutig feststellen, da es keine erkennbaren Ziele gibt: Der Inspektor will seine Ermittlungen durchführen, von deren Sinnlosigkeit er überzeugt ist ((„Die Gerechtigkeit macht Ferien“) Seite 60) und die gespielte Betroffenheit der Ärztin beeindruckt ihn auch nicht sonderlich (Seite 56).

Im Text werden mehrfach Ellipsen verwendet („Alter?“, „Angehörige?“ Seite 55), die das Dienstliche der Unterredung unterstreichen. Der Inspektor hat kein Interesse an der Ermittlung, da er ohnehin niemanden festnehmen kann. Deshalb möchte er den Täter nicht einmal sprechen beziehungsweise – wie er es in seiner ent-personifizierenden Weise ausdrückt – „besichtigen“ (Seite 55).