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Hilfe:Wie man seinen Schreibstil verbessert

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Menschen sind unterschiedlich: Sie reden unterschiedlich, sehen hier wie da anders aus und jeder schreibt auf seine Art und Weise. Stil – und insbesondere Schreibstil – ist immer eine Geschmacksfrage. Über Geschmack lässt sich bekanntlich ebenso wie über Religion und Politik durchaus streiten und diskutieren. Dennoch: Über alle Geschmacksgrenzen hinweg gibt es einige allgemeine Regeln, mit denen man seinen Schreibstil verbessern kann.

Ludwig Reiners, seines Zeichens Manager, war jemand, der Worte auf die Goldwaage legte und sich auf die Suche nach diesen Regeln machte. Heraus kam ein „Lehrbuch der deutschen Prosa“[1] - ein ziemlich dicker, dennoch ungemein lesenswerter Wälzer. Die Kurzform veröffentlichte er in der „Stilfibel“, einem Taschenbuch.[2] Ob kurz oder lang, dickes oder dünnes Buch: beide Werke von Reiners enthalten eine Vielzahl von Stiltipps, um den schriftlichen Ausdruck zu überdenken und zu verbessern.

Und wer noch einen Schritt weiter in der Zeitenfolge zurückgehen möchte, sei auf Eduard Engel verwiesen, der in „Deutsche Stilkunst“[3] die unübertroffene Grundlage vieler nachfolgender Werke zum Thema Schreiben legte.

Frei nach Ludwig Reiners' Stilfibel bieten wir den Wiki-Autoren eine Stilkunde im 20er-Pack: 20 Hinweise, 20 Regeln und 20 Ratschläge.

Allgemeine Hinweise

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Die zwanzig Tipps der ersten Runde werden meist intuitiv beim Schreiben berücksichtigt.

  1. Vermeide das Wort „derselbe“! Lass es entweder ganz weg oder ersetze es durch ein Pronomen (er, sie, es) oder sinnverwandte Wörter. Bisweilen kann man das Ursprungswort auch wiederholen.
  2. Wiederhole ein Wort nicht innerhalb einiger Zeilen! Vermeide auch den zufälligen Gleichklang. Nur besonders betonte Worte dürfen – allerdings sparsam – wiederholt werden.
  3. Verdoppele nie einen Ausdruck, der bereits kräftig ist: kurzgefasstes Kompendium, rote Tomaten, gelbe Zitronen, weiße Schimmel.
  4. Verdrehe nicht die Stellung nach „und“: das Subjekt steht nach „und“ vor dem Prädikat („Fleißiger Student gesucht und sollte die Akten sortieren“)
  5. Lass die Verben vorherhinken, nicht zu spät nachfolgen: Bei trennbaren Verben darf man die Vorsilbe nicht allzuweit von der Nachsilbe entfernen, sonst geht das Verständnis verloren. Mache Nebensätze nicht zu lang, sonst hinkt das Verb des Hauptsatzes zu weit nach.
    Schlecht: Plötzlich suchte ich wie von einem Ideenblitz getroffen und blind die Textstelle im Lehrbuch, das schon im Regal Staub angesetzt hatte und das ich dennoch gleich fand, zwischen zahlreichen Seiten, heraus.
    Besser: Ein Geistesblitz schien mich getroffen zu haben: Ich suchte in einem längst vergessenen, verstaubten Lehrbuch mühelos eine passende Textstelle heraus.
  6. Hilf mit, den Genitiv zu retten und bilde keine Ersatzkonstruktion mit „von“! Schlecht: die Tabletten von Frau Meier – besser: Frau Meiers Tabletten.
  7. Vermeide „Klemmkonstruktionen“, bei denen zwischen Artikel und Hauptwort zahlreiche Wörter eingebaut werden:
    Schlecht: Ich hatte in der in Hannover absolvierten, arbeitsreichen und manchmal auch angenehmen, wenn auch im Nachhinein wie im Fluge vergangenen Vorklinik viel Stress.
    Besser: Die Vorklinik habe ich in Hannover absolviert. Die Zeit verging im Nachhinein betrachtet wie im Fluge. Dort habe ich viel Angenehmes erlebt, kann mich aber auch an sehr stressige Zeiten erinnern.
  8. Vermeide übermäßigen Gebrauch der Passiv-Formen („Leideform“) und erzähle Handlungen mit einem Verb in „Tatform“. Das Passiv hat seinen Sinn nur dort, wo etwas erlitten wird und der Täter/die Ursache undurchsichtig ist, nicht angegeben oder bewusst verschwiegen werden soll.
    Nur Passiv: Anja wurde in der Famulatur von vielfältigen Eindrücken umgeben, Herr Dr. Müller wurde von ihr sehr bewundert.
    Mit Aktiv aufgelockert: Anja wurde in der Famulatur von vielfältigen Eindrücken umgeben, sie bewunderte Herrn Dr. Müller.
  9. Verwende Relativsätze nur dazu, Eigenschaften mitzuteilen, Dinge zu beschreiben, Sachen voneinander zu unterscheiden oder früher Gesagtes nochmals anzuführen. Verwende sie nicht, um wichtige und vor allem zukünftige Geschehen oder Hauptgedanken anzubringen: Hauptsachen erfordern Hauptsätze.
  10. Vermeide Ausdrücke aus dem Rechts- und Beamtenwesen („Kanzleisprache“)!
  11. Benutze „als“ nach Komparativ und nach „anders“. Schreibe „wie“ nach „so“ und beim Vergleichen ähnlicher Dinge.
  12. Beachte die richtige Wahl der Zeitform (Tempus): lebhafte Erzählungen in der Gegenwartsform, gewöhnliche Erzählungen in der Vergangenheit; in beiden Erzähltypen bei Berichten aus der Vergangenheit: das Perfekt, wenn die Gegenwartsform bestimmend ist, das Plusquamperfekt, wenn Vergangenheitsform bestimmend ist.
  13. Nutze nie zwei Wörter, wo auch eines reicht. Schlecht: Der Wahn ist ein kurzer und die Reue eine lange. – Besser: Der Wahn ist kurz und die Reue lang. (Schiller)
  14. Setze nie das Wörtchen „was“ als Bezugswort hinter ein Hauptwort. Setze „was“ nie hinter einen ganzen Satz. Das Wörtchen „was“ kann hingegen hinter einer unbestimmten Sache oder hinter einem Eigenschaftswort stehen.
  15. Benutze die Worte „um zu“ nur in Sätzen, die eine Absicht des Subjektes ausdrücken und die nicht von einem Hauptwort abhängen.
    Falsch: Claudia studierte in Berlin Medizin, um dort das Völkerkundemuseum zauberhaft zu finden.
    Richtig: Claudia studierte in Berlin Medizin und empfand das Völkerkundemuseum als traumhaft.
  16. Hüte dich davor, in „wenn“-Sätzen das Wörtchen „würde“ zu benutzen. Schlecht: Wenn ich poltern würde,... – Besser: Wenn ich polterte,....
  17. Verwende Adjektive (Eigenschaftswörter) vor zusammengesetzten Substantiven (Hauptwörtern) nie mit Bezug auf den ersten, sondern immer auf den zweiten Teil des Substantivs.
    Falsch: reitende Artilleriekaserne – kleines Kindergeschrei
    Richtig: reitende Artillerie in einer Kaserne – Geschrei kleiner Kinder
  18. Verwechsle die Wörtchen „hin“ und „her“ nicht in ihrer Bedeutung: hin zu ihr – her zu mir. Falsch: Isolde kam zu mir hin. – Richtig: Isolde kam zu mir her.
    „Da stand es gut um unser Haus, nur viel herein und nichts hinaus.“ (Goethe)
  19. Gebrauche kein Partizip im Passiv bei Verben, die keine Passivform besitzen! Falsch: Bei dem gestern stattgefundenen Testat... Stattdessen: Bei dem gestern abgelegten Testat...
  20. Sieh diese ersten Regeln nicht allzu eng, sondern eher als erste kleine Hilfe und Anregung: Vieles beim Schreiben wird schon intuitiv richtig gehandhabt.

Regeln für treffenden Ausdruck

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In der zweiten Runde geht es um den Ausdruck, der ins Schwarze trifft, und mehr.

  1. Wähle den besonderen, treffenden, kennzeichnenden Ausdruck, nicht die allgemeine, unpräzise, wenig sagende Wendung!
  2. Vermeide Modewörter wie: fraglos, ausgerechnet, absolut, prima, relativ, restlos, letzten Endes, voll und ganz usw.!
  3. Gib Handlungen in Verben wieder und versuche, Substantive in Verben, die eine Handlung ausdrücken, umzuformen!
  4. Vermeide Streckverben (= Verben, die in ein Substantiv umgewandelt wurden):
    Schlecht: Mit Bedauern nehme ich zur Kenntnis, dass der Kaktus eingegangen ist.
    Besser: Ich bedaure, dass der Kaktus eingegangen ist.
  5. Vermeide den Leimstil, der Wortketten bildet und mehrere Substantive durch Genitive oder Präpositionen aneinander klebt. Verwende stattdessen selbständige Verben nebeneinander.
    Schlecht: Gegen die Feststellung des endgültigen Nichtbestehens der Prüfung kann Widerspruch eingelegt werden.
    Besser: Ist die Prüfung als endgültig nicht bestanden gewertet, so kann Widerspruch eingelegt werden (oder: ... ist Widerspruch möglich).
  6. Vermeide handlungskennzeichnende Substantive mit -ung und ersetze sie ggf. durch einen ganzen Satz.
    Schlecht: In ihrer Erinnerung traten viele Irrungen und Wirrungen auf, die sie im Laufe des Lebens erfahren hatte.
    Besser: Sie erinnerte sich an viele Irrungen und Wirrungen, die sie....
  7. Baue keine zu langen Sätze (nicht mehr als 15 bis 20 Wörter)! Benutze nicht zu viele Nebensätze, denn vieles lässt sich in Hauptsätzen ausdrücken. Wenn Du von Natur aus zu langen Sätzen neigst, so schreibe den Text zunächst in gewohnter Manier. Bei der ersten Überarbeitung tauchen viele Sätze auf, die sich in mehrere einzelne Sätze aufteilen lassen. Der Lesefluss verbessert sich spürbar. (Die letzte Anmerkung stammt nicht von Reiners, der Wikibook-Autor fühlte sich ertappt.)
  8. Baue keine zu kurzen Sätze im Stammelstil reiner Hauptsätze! Hauptsachen gehören in Hauptsätze und Nebensachen in Nebensätze. – Alles sollte klar und durchsichtig, aber interessant durchmischt bleiben. Der Nebensatz der Unterordnung passt für verstandesmäßige, der Nebensatz der Beiordnung für gefühlsbetonte Sätze.
  9. Vermeide „dass“-Sätze, die leicht förmlich und behördlich klingen. Versuche, diese Sätze stattdessen durch eine Infinitivkonstruktion aufzulösen oder ersetze sie durch Nebensätze, in denen du auf Einleitung und „dass“ verzichtest.
  10. Für zwischengeschaltete, aber nicht unwichtige Gedanken nutze die Parenthese – in Gedankenstrichen eingefügt.[4] Droht der Satz zu lang zu werden, kann auch ein Doppelpunkt dem Leser eine Atempause verschaffen.
  11. Sei sparsam mit adverbialen Bestimmungen in Hauptwortform – insbesondere solchen auf -ung (Überzeugung, Einsparung, Heranziehung, Abneigung). Insgesamt tut manche Umwandlung der adverbialen Bestimmung in einen kurzen Nebensatz vielen Texten gut.
  12. Verwende Partizipien immer mit Bezug auf ein Hauptwort (also wie ein Adjektiv). Belaste Partizipien nicht zusätzlich mit weiteren Ergänzungen und Umschreibungen. Streiche das Partizip-Passiv von Verben des Handelns. – Schlecht: die getroffene Maßnahme; besser: die Maßnahme.
  13. Schreibe eindringlich:
    • treffend in Ausdruck und Wortwahl
    • lebendig im Handlungsstil
    • klar in verständlichen Worten ohne Umschweife
    • knapp mit Verzicht auf Phrasen und Wiederholung bereits aufgeführter Gedanken
  14. Stelle das Sinnwort in den Anfangsbereich des Satzes (das Sinnwort soll dem Leser das Verständnis des Satzes offenbaren). Soll der Sinn erst zum Schluss („Überraschungseffekt“) erkenntlich werden, so steht das Sinnwort im Endbereich des Satzes. Gelegentlich kann ein Pronomen hilfreich sein, das Sinnwort auch sinngerecht im Satz zu platzieren.
  15. Sei dir über die Stilschicht deines Textes im klaren und verwende entsprechende Worte, die zu dieser Stilschicht auch passen. Beispiele für Stilschichten sind Prosa, Rede und Ansprache, Behörden, Wissenschaft, Erzählung, E-Mail, Umgangston, Gassenjargon.
  16. Verzichte auf den sog. „Schreistil“ (in Superlativen). Hüte dich vor überzeichnenden Ausdrücken und überzeuge den Leser durch Argumente, nicht durch Adjektive. Das Gegenteil des überzeichnenden Schreistils ist der unterzeichnende flaue Stil. Verzichte auch auf den phrasenhaften „Flaustil“, der jeden Ausdruck abwägt, zu keinem Urteil gelangt und an Worten wie fast, beinahe, wohl erkennbar wird. In flauem Stil sind auch Texte verfasst, die umschreiben statt zu beschreiben. Der Ausdruck („Textgedanke“) sollte auch ausgedrückt und nicht abgeschwächt, umschrieben oder hin- und hergewendet werden.
  17. Streiche alle Phrasen aus deinem Text. Phrasen wirken banal oder unecht. Schreibe natürlich (oder ggf. auch mal gar nicht).
  18. Setze die Adjektive nur, wenn sie etwas Neues enthalten, das der Leser unbedingt wissen sollte. Hüte dich vor Beiwörtern allgemeiner Natur (ziemlich, meist) und suche nach aussondernden, abhebenden Adverbien, die eine charakteristische Eigenschaft hervorheben.
  19. Hüte Dich vor Stilgaukelei und gekünstelter Sprache. Suche nicht den Ausdruck, der sich nicht von selbst einstellt. Schreibe nie gesucht, affektiert und unnatürlich. Starte bei dem Grad an Textstärke und Ausdrucksvermögen, der dir eigen ist. Verbessere dann geduldig und schrittweise die offensichtlichen Fehler, die du bei dir erkennst. Dies hilft dir (und deinen Lesern) mehr, als gekünstelt anderen nachzueifern.
  20. Vermeide – wenn irgendmöglich – Fremdworte und suche den passenden deutschen Ausdruck. Lassen sich Fremdworte, die nicht jedermann kennt, nicht vermeiden, so setze die Übersetzung in Klammern dahinter. Versuche den Mittelweg einer fremdwortarmen Sprache in deinen Texten zu beschreiten.

Ratschläge für den letzten Schliff

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In der dritten Runde soll der letzte Schliff für einen funkelnden Text erreicht werden.

  1. Schreibe nur über Dinge, von denen du etwas verstehst. Recherchiere notfalls kurz weitere Informationen und sammle die Gedanken in einer Stoffsammlung (= Disposition).
  2. Setze bei langen und schwer verständlichen Texten „Wegtafeln“ (sozusagen Hinweisschilder für den Leser). Kennzeichne die Gliederung im Text, beziehe dich auf vorhergehenden Gedanken, kündige neue Gedanken schrittweise an und gib einzelnen Abschnitten Überschriften, die den Sinn kennzeichnen.
  3. Belebe die Darstellung und halte sie abwechslungsreich. Fragen, Ausrufe und die Anführung wörtlicher Rede bieten dem Leser eine willkommene Abwechslung vom herkömmlichen Textfluss.
  4. Versuche insbesondere trockene Gegenstände von „der menschlichen Seite her“ zu packen: Verknüpfe sie mit allen Lesern vertrauten Alltagserfahrungen! Lass Menschen auftreten!
  5. Schreibe so lebendig wie du sprichst! Vermeide dabei aber, zu sehr in die Umgangssprache abzugleiten.
  6. Verzichte auf allzu detaillierte Beschreibungen von Gegebenheiten, Landschaften, Häusern oder Menschen! Mache Dir die Mühe, die wenigen, aber charakteristischen, einen Unterschied ausmachenden Einzelheiten herauszugreifen. Erzähle diese wenigen Eigenschaften bestenfalls als Handlung und nicht als Urteil.
    Weniger gut: Heute war er euphorisch, gut gekleidet, mit vollem Portemonnaie und Schirm, Charme und Melone aus dem Haus gegangen.
    Vielleicht besser: Schwungvoll wie lange nicht nahm er die Stufen seines Treppenhauses. Er hatte sich seine beste Kleidung, sein strahlendstes Lächeln herausgesucht, um aller Welt zu zeigen, wie gut es ihm heute ging.
    Wichtig ist hier: euphorisch, z. B. eine Person, die nach langer Arbeitslosigkeit endlich den ersten Arbeitstag in der neuen Firma antritt.
  7. Versuche geistige und abstrakte Vorgänge anschaulich wiederzugeben. Übersetze den abstrakten Begriff dazu in Handlungen und Tatsachen, in denen er sich im wahren Leben äußert. So kann jeder Leser etwas mit diesem Begriff anfangen.
  8. Schreibe knapp! Meide einen schwulstigen, phrasenbeladenen Stil sowie Streckverben und unnütze Beiwörter. Streiche alle Flickwörter. Stelle dir immer wieder (sofern es die Zeit erlaubt) die Frage: welchen Gedanken möchte ich mit dem Textabschnitt zum Leser transportieren und wo liegt die kürzestmögliche, aber effektivste Form? Und welche Gedanken sind entbehrlich, weil der Leser sie ohnehin selbständig weitergedacht und dabei auch Spaß empfunden hätte?
  9. Benutze vorstellbare Einzelheiten. Das Konkrete, das Alltägliche, das Individuelle, das Beispiel und die Einzelheit geben den Sätzen Anschauung und Gewicht.
  10. Wenn du einen Text anfängst, verwende vielleicht einen der folgenden Wege, um gemeinsam mit dem Leser durch deinen Text zu wandern: vom Allgemeinen zum Besonderen – vom Besonderen zum Allgemeinen – geschichtliche Einleitung – Wesen und Wortherkunft des Hauptbegriffs – gegenwärtige Situation der mit dem Thema konfrontierten Personen. Hilfreich als Einstieg können auch ein Vorfall, ein Beispiel oder ein Zitat zum Thema sein.
  11. Benutze drei mögliche Wege der Überleitung von einem Gedanken zum nächsten innerhalb deiner Texte:
    1. Erwähne, dass du nun auf einen neuen Gedanken überleitest.
    2. Verflechte den alten und den neuen Gedanken im Text, indem du das Verhältnis zwischen ihnen angibst.
    3. Übergangslose Anreihung der Textgedanken.
  12. Wähle aus drei Varianten, deinen Text abzuschließen: der Ausblick – die Einschränkung – die Zusammenfassung. Kein „künstlicher Schluss“; lieber ohne abschließenden Satz aufhören, als eine nichtssagende Phrase anzuhängen.
  13. In einigen Fällen kann es hilfreich sein, den Gedanken durch Zitate und „Alltagsplattitüden“ einzuführen.
  14. Entwickle deine Gedanken schrittweise innerhalb des Textes: Lege zunächst die Voraussetzungen klar, mache dann dem Leser die Fragen lebendig, erarbeite schließlich allmählich die Lösung. Nimm dir auch Zeit, mögliche Einwände zu erörtern und ganz, teilweise oder gar nicht zu entkräften. Fasse schließlich dein Ergebnis zusammen.
  15. Erst nachdenken, dann schreiben! Erst vorschreiben, dann nachdenken, dann weiterschreiben! Mach dir die Fragen zum Thema deines Texte klar: deine eigenen Fragen und mögliche Fragen der Leser. Lass deine Antworten und Gedanken nach der ersten Niederschrift ein paar Tage reifen. Dann erst wage die letzte Überarbeitung und Niederschrift.
  16. Schreiben ist auch Arbeit – nimmt man die auszudrückenden Gedanken und Geduld sowie Interesse des Lesers ernst: Jeder Text kann – muss aber nicht – verbessert, überarbeitet werden. Lies ihn – Zeit vorausgesetzt – einige Male durch und korrigiere die offensichtlichen Fehler. Lies ihn auch einmal laut vor – dort erkennst du leicht „ausbesserungswürdige“ Stellen. Wundere dich nicht: Ein „fremder“ Leser wird immer noch weitere Fehler finden.
  17. Geschriebenes anderer kann den Stil formen, Lesen kann daher bilden: Niemand kann Klavierspielen lernen, ohne vorher einem Pianisten zugehört zu haben. Was macht das „Interessante“ an deinem Lieblingsschriftsteller aus? Für uns „Amateurpianisten“ kann Klavierhören und Lesen bilden, wie das Klavierspielen schon Schriftsteller anregte, epochale Werke zu schreiben. Wir verstehen uns ja als Anfänger, nicht als Meister: Anfängertexte reichen uns und dazu kann man sich manche Anregung bei den Meistern holen; dem Schuster hat es meist geholfen, bei seinen Leisten zu bleiben, sonst hätte sich dieses Sprichwort nicht so lange im Volksmund erhalten.
  18. Stell Dir das Thema auch zur Abwechslung einmal als Frage. Geht es in einem Text um ein Urteil, so lege erst den Sachverhalt, die Argumente dafür und dagegen dar und begründe dann Dein Urteil.
  19. Schreibe in einem lebendigen Ton, indem Du Dich in die Lage des Empfängers und Lesers versetzt. Schreibe manchmal und dort wo erforderlich kurz, aber nicht unhöflich. Vermeide Belehrungen.
  20. Nimm diese Regeln nicht bierernst, sondern wende von Zeit zu Zeit die eine oder andere bei deinen ohne größeres Nachdenken formulierten Texten an. Dein Repertoire wird sich von Zeit zu Zeit um jede Regel erweitern, die du immer häufiger auch bereits unbewusst beim ersten Niederschreiben oder der zweiten Durchsicht anwendest.

Anmerkungen

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  1. Renners, Ludwig. Stilkunst: Ein Lehrbuch deutscher Prosa. München: Beck, 4. Aufl., 1951.
  2. Renners, Ludwig. Stilfibel: der sichere Weg zum guten Deutsch. München: Dt. Taschenbuch-Verl., 2007. ISBN 978-3-423-34358-9.
  3. Engel, Eduard. Deutsche Stilkunst. Wien: Hölder-Pichler-Tempsky A. G.; Leipzig: G. Freytag, 30. Aufl., 1922.
  4. Bitte beachte den Unterschied zwischen dem (langen) Gedankenstrich und dem (kurzen) Bindestrich. Im Wiki-Editor liefert der Bindestrich der Tastatur einen Bindestrich; der hier benötigte Gedankenstrich steht über dem Eingabefenster kurz hinter den Umlauten:

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