Latein/ Grammatik/ Zahlen

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Zahlentabelle[Bearbeiten]

Die verschiedenen Zahlenarten und ihre Schreibweisen können auch in einer ausführlichen Zahlentabelle zum Ausdrucken im Querformat dargestellt werden.


Schreibweise kombinierter Numeralia[Bearbeiten]

Die Formulierungen unde- („eins (abgezogen) von...“) bzw. duode- („zwei (abgezogen) von...“) sind nur bei den Zehnern und bei Hundert gebräuchlich (z.B. undecentum = 99); in den anderen Fällen werden octo und novem benutzt. Mehrstellige Zahlen werden im Bereich 21 - 99 entweder aufsteigend mit et („und“) oder absteigend ohne et zusammen gesetzt, z.B.:

  • unus et viginti = 21
  • viginti unus = 21

Die Zahlen ab 101 werden immer absteigend ohne et zusammen gesetzt, z.B.: nongenti nonaginta novem = 999


Kardinalzahlen[Bearbeiten]

Von den Kardinalzahlen werden nur unus, duo, tres, die Hunderter von 200 - 900 und milia (der Plural von mille), also die Tausender, dekliniert.


  • unus, -a, -um („einer, eine, eines; ein“): die meisten Formen gehen nach der a/o-Deklination. Es gibt aber folgende Abweichungen:
    • der Gen.Sg. lautet bei allen Geschlechtern unius
    • der Dat.Sg. lautet bei allen Geschlechtern uni
    • unus, -a, -um bedeutet „einer, eine, eines“: obwohl es unlogisch erscheint, gibt es auch den Plural! In den Fällen eines Plurale tantum ist man auf Grund der KNG-Beziehung gezwungen, den Plural von unus zu bilden, aber nicht unbedingt im Deutschen. Er wird nach der gewöhnlichen a/o-Deklination gebildet (z.B. una castra (Neutr. Pl.) = „ein Lager“; zur Mehrzahl bei Pluralia tantum s.u. Distributivzahlen).


Hinweise zur deutschen Übersetzung

Die Begriffe „ein, eine, ein“ finden Verwendung beim adjektivischen Gebrauch, die Begriffe „Einer, Eine, Eines“ (in den Tabellen hinter dem Schrägstrich) beim substantivischen Gebrauch. Bsp.: unum donum = „ein Geschenk“, aber una = „Eine“.

In der Tabelle gilt die deutsche Übersetzung des Plurals also nur für den Fall einer Versubstantivierung von unus als „die Einen“ oder für den Fall eines adjektivischen Gebrauchs bei einem Plurale tantum, bei dem auch in der Zielsprache ein Plural gebildet wird. Z.B. würde man unae reliquiae übersetzen mit „die einen Überreste“ (beim Vergleich mit anderen Überresten), uni als ein maskulines „die Einen“.


Singular:

Kasus
Nominativ
Genitiv
Dativ
Akkusativ
Ablativ
Vokativ
masc.
un-us „ein/Einer“
un-ius „eines/Eines“
un-i „einem/Einem“
un-um „einen/Einen“
un-o „mit dem einen/Einen“
un-e „ein/Einer“
fem.
un-a „eine/Eine“
un-ius „einer/Einer“
un-i „einer/Einer“
un-am „eine/Eine“
un-a „mit der einen/Einen“
un-a „eine/Eine“
neutr.
un-um „ein/Eines“
un-ius „eines/Eines“
un-i „einem/Einem“
un-um „ein/Eines“
un-o „mit dem einen/Einen“
un-um „ein/Eines“


Plural:

Kasus
Nominativ
Genitiv
Dativ
Akkusativ
Ablativ
Vokativ
masc.
un-i „einen/Einen“
un-orum „einen/Einen“
un-is „einen/Einen“
un-os „einen/Einen“
un-is „mit den einen/Einen“
un-i „einen/Einen“
fem.
un-ae „einen/Einen“
un-arum „einen/Einen“
un-is „einen/Einen“
un-as „einen/Einen“
un-is „mit den einen/Einen“
un-ae „einen/Einen“
neutr.
un-a „einen/Einen“
un-orum „einen/Einen“
un-is „einen/Einen“
un-a „einen/Einen“
un-is „mit den einen/Einen“
un-a „einen/Einen“


    • im Akk. Pl. masc. ist neben duos ebenfalls duo möglich
    • ferner ist ein altlateinischer Gen. Pl. duum möglich
    • im Gegensatz zu duo („zwei“) als Anzahl von Dingen gibt es noch die ähnlichen Begriffe ambo, -ae, -o („beide zusammen“) und uterque, utraque, utrumque („beide (nämlich jeder von Zweien), alle beide“). ambo besitzt nur Pluralformen und wird wie duo dekliniert; uterque ist ein Adjektiv der a/o-Deklination, wird also wie integer, -gra, -grum (ohne Wurzel-e) dekliniert, aber da es zu den sog. Indefinitpronomen (genauer: zu den Pronominaladjektiven) gehört, lautet der Gen.Sg. utriusque und der Dat.Sg. utrique (bei diesem Wort wird das -que immer an die deklinierte Form angehängt!). Zur Unterscheidung dieser 3 ähnlichen Wörter gibt es folgenden Merkspruch:

Duobus amicis obviam ii, ambos salutavi, uterque resalutavit. = „Ich ging zwei Freunden entgegen, begrüßte beide und jeder von ihnen grüßte zurück.“ Also ist duo eine Aufzählung, ambo betrachtet die Gesamtheit und uterque jeden einzelnen.


nur Plural:

Kasus
Nominativ
Genitiv
Dativ
Akkusativ
Ablativ
Vokativ
masc.
du-o „zwei“
du-orum „zwei“
du-obus „zwei“
du-os (du-o) „zwei“
du-obus „mit den zwei“
du-o „einen/Einen“
fem.
du-ae „zwei“
du-arum „zwei“
du-abus „zwei“
du-as „zwei“
du-abus „mit den zwei“
du-ae „einen/Einen“
neutr.
du-o „zwei“
du-orum „zwei“
du-obus „zwei“
du-os (du-o) „zwei“
du-obus „mit den zwei“
du-o „einen/Einen“



nur Plural:

Kasus
Nominativ
Genitiv
Dativ
Akkusativ
Ablativ
Vokativ
masc.
tr-es „drei“
tr-ium „dreier“
tr-ibus „drei“
tr-es „drei“
tr-ibus „mit den drei“
tr-es „drei“
fem.
tr-es „drei“
tr-ium „dreier“
tr-ibus „drei“
tr-es „drei“
tr-ibus „mit den drei“
tr-es „drei“
neutr.
tr-ia „drei“
tr-ium „dreier“
tr-ibus „drei“
tr-ia „drei“
tr-ibus „mit den drei“
tr-ia „drei“


  • mille,milia („tausend“): das Wort mille (mit lang gesprochenem -i-) ist undeklinierbar: es lautet in allen Formen gleich! Der Plural milia ist jedoch ein Neutrum („Tausende“) und wird wie ein Substantiv der i-Deklination behandelt. Daher stehen die dazu gehörigen gezählten Dinge direkt dahinter im Gen. Pl.; folgen jedoch erst noch weitere Numeralia, stehen alle Zahlwörter und die gezählten Sachen gemeinsam in dem Kasus, der vom Satzbau her verlangt wird. Die Tausender milia werden wiederum ab 2.000 mit den Kardinalzahlen gezählt (also duo milia = „2.000“ usw.). Ferner wird auch mille beim adjektivischen Gebrauch in der deutschen Übersetzung klein geschrieben, bei substantivischem Gebrauch gross, gerade beim Plural milia („Tausende“); im Deutschen verschmelzen aber die Zahlwörter zu einem Wort (2.000 = „zweitausend“).

Bsp.e:

    • mille incolae = „tausend Einwohner“ (incolae ist ein Nom.Pl., mille ist hier ein Singular und wird nicht dekliniert!)
    • mille incolarum = „von tausend Einwohnern“ (der ganze Ausdruck soll ein Genitiv sein, aber nur incola wird dekliniert, mille ist hier ein Singular und bleibt unverändert! Der deutsche Genitiv wurde mit „von“ umschrieben, weil „tausender Einwohner“ wie ein Plural von „tausend“ klingen würde!)
    • duo milia incolarum = „zweitausend Einwohner“ (duo milia ist ein Nom.Pl., duo ist wegen dem natürlichen Geschlecht von incola („Einwohner“) ein Masc.! Zu duo milia stellt man den Gen.Pl. incolarum, weil incola unmittelbar den Numeralia folgt)
    • duos milia incolarum video = „ich sehe zweitausend Einwohner“ (wie oben duo milia incolarum, aber da „zweitausend Einwohner“ vom Satzbau her hier ein Akkusativ sein muss, können nur die Numeralia diesen Fall annehmen; incola muss auch hier zum Gen.Pl. werden, da es unmittelbar hinter duos milia steht)
    • duos milia quingentos incolas video = „ich sehe zweitausendfünfhundert (2.500) Einwohner“ (wie oben duo milia incolarum video, aber da zwischen milia und incola noch die Numerale quingenti („500“) steht, stehen alle Numeralia und das Substantiv im Akkusativ)
    • duos milia incolarum et quingentos video = „ich sehe zweitausendfünfhundert (2.500) Einwohner“ (Beispiel einer veränderten Wortstellung: da incola unmittelbar hinter milia steht, wird es in den Gen.Pl. gesetzt; bei quingenti („500“) wird das Substantiv (incolae) nicht mehr wiederholt, daher muss es wie duos milia im Akkusativ stehen; allein stehend müsste es quingentos incolas video = „ich sehe fünfhundert Einwohner“ heißen)
  • ferner siehe unter den Anmerkungen zu den Zahladverbien


nur Plural:

Kasus
Nominativ
Genitiv
Dativ
Akkusativ
Ablativ
Vokativ
Singular Plural
mill-e „tausend“ mil-ia „tausende“
mill-e „tausend“ mil-ium „tausender“
mill-e „tausend“ mil-ibus „tausenden“
mill-e „tausend“ mil-ia „tausende“
mill-e „mit den tausend“ mil-ibus „mit den tausenden“
mill-e „tausend“ mil-ia „tausende“

Ordinalzahlen[Bearbeiten]

Sämtliche Ordinalzahlen werden nach der a/o-Deklination dekliniert; sie werden wie Adjektive behandelt und können sowohl adjektivisch (in der deutschen Übersetzung klein geschrieben) als auch substantivisch gebraucht werden (im Deutschen dann groß geschrieben). Mit den Ordinalzahlen werden auch Jahresangaben und Uhrzeiten (genauer: die ganzen Stunden im Tagesverlauf) angegeben. Bsp.:

  • anno a.u.c. ( = ab urbe condita sc. Roma) trecentesimo = „im Jahre 300 nach Gründung (nämlich der Stadt Rom)“ (die Jahreszählung seit der mythischen Gründung der Stadt Rom ist eine von mehreren möglichen Kalenderangaben; die typische Abkürzung a.u.c. = ab urbe condita ist ein Ablativus absolutus)
  • hora tertia = „in der dritten Stunde“ (die 1. Stunde war etwa von 6 - 7 Uhr morgens, also wäre die 3. Stunde von 8 - 9 Uhr und keine Uhrzeit wie 8 Uhr oder 9 Uhr!)

Ferner wird primus („der erste“) auch bei der sog. unvollständigen Komparation des Wortes prae („vor“) benutzt.


Distributivzahlen[Bearbeiten]

Die Distributivzahlen werden wie Adjektive der a/o-Deklination behandelt. Sie werden im Deutschen mit „je“ oder „jeder“ und einer Kardinalzahl übersetzt. Bei der Bildung der Mehrzahl von Pluralia tantum werden ebenfalls Distributivzahlen statt Kardinalzahlen verwendet.

Bsp.e:

  • Petrus et Paulus quaternas amicas vident = „Peter und Paul sehen je vier Freundinnen“ (quaternas ist eine Distributivzahl im Fem. Pl., da so wohl Peter als auch Paul vier Freundinnen sehen: zweimal vier ergibt also acht Freundinnen!)
  • Petra et Paula quattuor amicos vident = „Petra und Paul sehen vier Freunde“ (quattuor ist eine Kardinalzahl im Masc. Pl., da Petra und Paula insgesamt vier Freunde sehen!)
  • una castra = „ein Lager“ (una ist eine Kardinalzahl im Neutr. Pl., da das Wort castra als Plurale tantum nur im Plural vorkommen kann! Im Deutschen ist „Lager“ hier ein Sg. mit einer Kardinalzahl)
  • bina castra = „zwei Lager“ (bina ist auch ein Neutr. Pl., aber eine Distributivzahl, da castra nicht nur ein Plurale tantum, sondern hier auch von der Bedeutung her eine Mehrzahl ist! Im Deutschen ist „Lager“ (nicht „Läger“!) ein Plural mit einer Kardinalzahl)
  • una littera = „ein Buchstabe“ (una ist eine Kardinalzahl und steht im Fem. Sg. wie das Wort littera)
  • duae litterae = „zwei Buchstaben“ (duae ist eine Kardinalzahl und steht im Fem. Pl. wie das Wort litterae)
  • unae litterae = „ein Brief“ (unae ist eine Kardinalzahl und steht im Fem. Pl., weil das Wort litterae hier ein Plurale tantum ist)
  • binae litterae = „zwei Briefe“ (binae ist eine Distributivzahl und steht im Fem. Pl., weil das Wort litterae als Plurale tantum auch von der Bedeutung her eine Mehrzahl darstellt!)
  • bei den Pluraliae tantum wird statt singuli, -ae, -a die Nebenform uni, -ae, -a und statt terni, -ae, -a wird trini, -ae, -a benutzt.
  • statt -orum wird im Gen. Pl. Masc. außer bei singulorum auch die Nebenform -um benutzt, vor allem bei Angaben von Maßen, Gewichten und Preisen, z.B. binum statt binorum („je zweier, von je zwei“).


Zahladverbien[Bearbeiten]

(auch: Adverbia numeralia)

Zahladverbien stammen von den Numeralia ab, sind aber von der Wortart her Adverbien und werden daher nicht dekliniert; auch eine Steigerung ist nicht möglich, da die Zahladverbien genau angeben, wie oft etwas geschieht (z.B. semel = „einmal“).

  • die Zahladverbien werden auch zur Bildung größerer Ordinal- und Distributivzahlen benötigt; z.B. centies millesimus, -a, -um („der/die/das hunderttausendste“) und decies centena milia („je eine Million“)
  • vom Zahladverb bis („zweimal“) sind solche Begriffe wie biduum („2 Tage“) und biennium („2 Jahre“) abgeleitet.
  • bei mille kann poetisch statt eines Plurals mit Kardinalzahl auch ein Singular mit Distributivzahl auftauchen, z.B. bis mille („zweimal Tausend = zweitausend“) statt duo milia („zwei Tausende = zweitausend“).
  • weitere von den Numeralia abgeleitete Adverbien stehen unter den Besonderheiten weiter unten.


Mathematische Ausdrücke[Bearbeiten]

  • Bruchzahlen werden durch die Formulierung „der x-te Teil“ dargestellt, d.h. beispielsweise wird „ein Drittel“ dargestellt als „der dritte Teil“: tertia pars. Dahinter steht die Auffassung, dass ein Ganzes in gleich große Teile geschnitten wird; wird also ein Gegenstand oder eine Sache in 3 gleich große Stücke aufgeteilt, so wird niemand benachteiligt, und jedes (auch das letzte) Teilstück ist genauso groß wie die anderen. Ausnahme ist der Ausdruck „halb“, für den es das Adjektiv dimidius, -a, -um gibt. Vielfache der Bruchzahlen werden mit Kardinalzahlen gebildet. Bsp.e:
    • dimidia pars = „ein halber/eine halbe/ein halbes“ (wörtlich: „der halbe Teil“)
    • tertia pars = „ein Drittel“ (wörtlich: „der dritte Teil“)
    • tres quintae (sc. partes) = „drei Fünftel“ (wörtlich „drei fünfte“ (ergänze „Teile)“): partes kann entfallen!
    • tres partes = „drei Viertel“ (wörtlich „drei Teile“ (nämlich von Vieren: ergänze quartae): fehlt nur noch der letzte Teil, so kann die Anzahl aller Teile entfallen!
  • Multiplikationen werden dargestellt durch Ausdrücke von Zahladverbien sowie Distributiv- und Kardinalzahlen im Neutrum Plural. Bsp.:
    • bis bina sunt quattuor = „zweimal zwei ergibt vier“ (sunt = „sind“ (vom Inf. esse = „sein“) kann man hier besser als „ergibt“ wiedergeben)


Besonderheiten[Bearbeiten]

  • mille, sescenti; millies: diese Zahlen („tausend“, „sechshundert“; „eintausendmal“) werden bei Dichtern auch zum Ausdruck von „ungemein viele“ oder „unzählige“ verwendet (denselben Ausdruck findet man auch in deutschen Begriffen wie „Tausendgüldenkraut“ = „Kraut mit unzähligen goldenen Blättern").
  • Ferner gibt es noch folgende Zahlwörter, von denen aber nur wenige Werte schriftlich belegt sind:
    • Adjektive auf -plex (sog. Multiplicativa) beantworten die Frage „wievielfach?“) (z.B. simplex = „einfach“, duplex = „doppelt“)
    • Adjektive auf -plus (sog. Proportionalia) beantworten die Frage „wievielmal genommen?“) (z.B. simplus = „einmal genommen, einfach“, duplus = „zweimal genommen, doppelt so gross, zweifach“)
    • Adverbien auf -um oder -o (abgeleitet von den Ordinalzahlen) beantworten die Frage „zum wievielten Mal?“ (z.B. primum/primo = „zum ersten Mal“). Sie sind starr (d.h. sie werden nicht dekliniert), und da sie von den Ordinalzahlen abgeleitet sind, werden im Prinzip Ereignisse durchnummeriert: daher ist eine Steigerung nicht möglich. Es gibt außerdem folgende Feinheiten:
      • die Wiederholungen formuliert man besser mit primo („anfangs, zum ersten Mal“), statt secundum sagt man iterum („zum zweiten Mal, wiederum“), tertium („zum dritten Mal“), deinde („nachher“), tum („dann“)
      • Aufzählungen werden besser formuliert als primum („erstens“), deinde („zweitens“), tum („drittens“)