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GIMP/ Einführung/ Überblick über die Programmoberfläche

Aus Wikibooks

Vorbemerkung

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Zweck dieses Kapitels ist es, Einsteigern vor dem Beginn der eigentlichen Arbeit mit GIMP eine minimale Übersicht über die Programmoberfläche zu vermitteln. Das Kapitel beschränkt sich auf den Zustand der Programmoberfläche, wie er sich nach der Installation des Programms bzw. nach dem ersten Start präsentiert. Dieser Default-Zustand ist bereits für einen recht beachtlichen Teil der Funktionalität des Programms ausreichend, nämlich im Prinzip für die grundlegende Bildbearbeitung. Andere Konfigurationen der Programmoberfläche, insbesondere zusätzliche Docks, werden erst zu beschreiben, wenn sie tatsächlich verwendet werden, was in der Regel erst in der fortgeschrittenen Bildbearbeitung der Fall ist.

Im Rahmen dieses Kapitels kann es nicht darum gehen, die gesamte Funktionalität des Programms bzw. der Default-Programmoberfläche vollständig zu beschreiben. Es gilt das Prinzip, dass Funktionen erst dort erklärt werden, wo sie tatsächlich real zum Einsatz kommen. Alles andere entspricht nicht der Konzeption eines Lehrbuchs. Wer alle Funktionen kompakt nachschlagen will, ist mit der offiziellen und vollständig auf Deutsch verfügbaren internen Hilfe von GIMP bestens bedient, so dass für eine solche handbuchartige Darstellung ohnehin kein Bedarf ist. Sinn dieses Kapitels ist nur, dass sich der Einsteiger rasch auf der komplexen Programmoberfläche zurechtfindet. Deshalb werden hier nur die, je nach Zählweise, vier bis sechs Hauptteile der Default-Oberfläche kurz beschrieben.

Die Menüleiste

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Menüleiste von GIMP

GIMP hat fast zuoberst, direkt unter dem Fensterrahmen (der kein eigentlicher Programmteil ist, sondern zur Fensterverwaltung des verwendeten Betriebssystems gehört) wie viele moderne Programme eine Menüleiste. Bei GIMP bietet diese 11 Menüs an, nämlich (von links nach recht): Datei, Bearbeiten, Auswahl, Ansicht, Bild, Ebene, Farbe, Werkzeuge, Filter, Fenster und Hilfe. Im Grossen und Ganzen hält sich GIMP bezüglich Art und sogar Reihenfolge der Menüs an heutige Gebräuche anderer verbreiteter Programme. Deshalb wird, wer bereits komplexe Programme einsetzt (etwa Textverarbeitungprogramme), durchaus einen recht grossen Wiedererkennungseffekt haben und sich dadurch etwas schneller in der Menüstruktur zurechtfinden. Es sei aber schon hier auf zwei tendenzielle Besonderheiten ("besonders" ist natürlich immer relativ) hingewiesen:

Erstens ist festzuhalten, dass die Menüstruktur von GIMP ausserordentlich stark ausdifferenziert ist. Schon nur die Zahl der Menüpunkte beläuft sich auf 5 bis 22 pro Menü, was bedeutet, dass schon nur gegen 200 (!) Menüpunkte vorhanden sind. Das ist aber noch längst nicht alles. Sehr viele Menüpunkte enthalten nämlich Untermenüpunkte, und zwar bis zu 25. Wenn ein Menüpunkt Untermenüpunkte enthält, ist dies durch einen kleinen nach rechts gerichteten Pfeil am rechten Ende der Schaltfläche des Menüpunkts erkennbar; auf blossen Überfahren mit der Maus werden die Untermenüpunkte angezeigt und sind dann anwählbar. Auch das ist aber nicht alles. Etliche Menü- und Untermenüpunkte lassen, wenn sie angewählt werden, eine zusätzliche, unter Umständen komplexe Schaltfläche (eigentlich manchmal schon eher echte Fenster) erscheinen, in denen (unter Umständen zahlreiche) weitere Einstellungen vorgenommen werden können. Menü- oder Untermenüpunkte mit solchen Möglichkeiten enden in der Beschriftung der fraglichen Schaltfläche mit drei Punkte (...). Bis ein Dutzend Konfigurationsmöglichkeiten (zudem sehr oft graduelle!) schon nur pro einzelner solcher Schaltfläche sind bei GIMP möglich. Konfigurieren, als ob es kein Morgen gäbe, ist somit bei GIMP möglich. Man muss dazu klar sagen, dass der Anspruch von GIMP, ein professionelles Bildbearbeitungsprogramm zu sein, dies erzwingt. Zeitgemässe Bildbearbeitung mit Profisoftware bedeutet, schier unbegrenzte Möglichkeiten zu haben, und ein Programm, das das bietet, hat automatisch eine entsprechend ausdifferenzierte Programmoberfläche. Der Einsteiger darf und soll ab solchem nicht erschrecken.

Eine zweite tendenzielle Besonderheit bezüglich Menü ist darin zu sehen, dass bei GIMP das Bedienkonzept herrscht, das wenn irgend möglich jeder Schritt auf mehr als eine Art durchgeführt werden kann, vorzugsweise nicht einmal nur auf zwei Arten, sondern sogar auf drei, nämlich entweder eben im Menü, oder aber grafisch (auf Docks), oder aber durch Tastenkürzel. Es ist heute zwar durchaus auch bei anderen komplexen Programmen üblich alternative Bedienkonzepte zu haben. Nur wenige Programme haben aber das Prinzip der mehrfachen Bedienungsmöglichkeiten so konsequent umgesetzt wie GIMP. Dies ermöglicht natürlich der Benutzerschaft eine grösstmögliche Wahlfreiheit bezüglich der Bedienung. Der Preis für ein solches Konzept ist freilich, dass dadurch die Programmoberfläche sehr komplex wird. - Es ist dem Benutzer überlassen, welche Bedienungsart(-en) er vorzieht. Einsteigern wird empfohlen, sich sowohl die Bedienung über die Menüs als auch die grafische Bedienung anzueignen und dann je nach gewünschter Aktion die einfachere oder schnellere Variante zu wählen. Die Bedienung über Tastenkürzel ist die Vorliebe einer klaren Minderheit, wobei aber auch gilt: Wer das beherrscht, arbeitet klar schneller als mit beiden anderen Bedienungsarten.

Das Bildfenster

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Das Bildfenster von GIMP, wenn keine Datei geöffnet ist

Das Bildfenster von GIMP ist so etwas wie der virtuelle Arbeitstisch zum Bearbeiten von Bildern. Das bedeutet, das hier immer das gerade aktuelle Bild angezeigt wird. Ist kein Bild geöffnet, ist das Bildfenster weitgehend leer; eine stilisierte Form des Maskottchens des Programm, das Wilber heisst, ist links im unteren Teil sichtbar. Das Bildfenster ist neben der Menüleiste der einzige Teil der Programmoberfläche, der nicht geschlossen werden kann (ausser natürlich, wenn man das ganze Programm beendet). Die im Einzelfenster-Modus eigentlich nicht ganz korrekte Benennung Bildfenster wurde bisher beibehalten, obwohl es sich in diesem Modus nicht um ein richtiges bzw. selbstständiges Fenster handelt.

Der Hauptzweck des Bildfensters ist das direkte Arbeiten an der da sichtbaren, geöffneten Bilddatei. Im Unterschied etwa zur Menüleiste verfügt das Bildfenster auf den ersten Blick nicht über eigene Optionen zum direkten "Eingreifen". Das ist indes falsch. Auch das Bildfenster, wie sozusagen alles an GIMP, hat durchaus auch grafisch zugängliche Einstellungsmöglichkeiten. Diese werden auf der entsprechenden Seite detailliert erklärt. Grundsätzlich gilt, dass für die grundlegende Bildbearbeitung in der Regel die Standardeinstellungen des Bildfensters ausreichen. Erst für fortgeschrittene Arbeiten sind hier Anpassungen nötig. In der Standardeinstellung füllt das Bildfenster den gesamten Raum von der Menüleiste bis fast an den unteren Rand der Programmoberfläche.

Das Doppeldock Werkzeugkasten - Werkzeugeinstellungen

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Das linke Doppeldock

Links vom Bildfenster wird standardmässig ein Dock geöffnet, das eigentlich (was aber für Einsteiger durchaus nicht sofort ersichtlich ist) ein Doppeldock ist. Der obere Teil des Docks (d. h. eigentlich das obere Dock) zeigt den so genannten Werkzeugkasten, der untere Teil die Werkzeugeinstellungen. Auf den Umstand, dass es sich beim Ganzen eigentlich um zwei Docks handelt, wird an dieser Stelle nicht im Detail eingegangen. Es genügt der Hinweis, dass man nicht nur das ganze Doppeldock schliessen oder anderswie manipulieren kann, sondern dass es auch möglich ist, nur den oberen oder sogar nur den unteren Teil des Doppeldocks offen zu halten. Da es für die gesamte grundlegende Bildbearbeitung empfehlenswert ist, die beiden per Default erscheinenden Doppeldocks unverändert zu lassen, wird der detaillierte Umgang mit der Konfiguration von Docks erst in der fortgeschrittenen Bildbearbeitung behandelt.

Inhaltlich ist das Doppeldock so aufgebaut, dass im oberen Dock alle zur Standardinstallation von GIMP gehörigen Werkzeuge grafisch als Schaltflächen mit Symbolen enthalten sind, während das untere die zum jeweils gerade angewählten Werkzeug gehörigen Einstellungen grafisch (oder anderswie) eingestellt werden können. Es ist immer genau ein Werkzeug angewählt, auch wenn das Doppeldock überhaupt nicht verwendet wird. Ein Ändern des ausgewählten Werkzeugs (durch blosses Anklicken) zeigt sofort, dass dann unten andere Werkzeugeinstellungen erscheinen. Die Arbeit mit den Werkzeugen gehört zu den grundlegenden Bildbearbeitungstechniken, steht dort aber nicht am absoluten Anfang. Es gibt durchaus Bildbearbeitungsschritte, die sogar ohne Werkzeuge auskommen.

Das Doppeldock Ebenen... - Pinsel...

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Das rechte Doppeldock

Rechts vom Bildfenster wird standardmässig ebenfalls ein Doppeldock geöffnet. Natürlich ist auch dieses Doppeldock entkoppelbar, so dass die beiden Teil-Docks einzeln geschlossen, verschoben oder sonstwie manipuliert werden können. Das rechte Doppeldock ist fast nicht vernünftig benennbar, was an folgender Besonderheit liegt: Beide Teil-Docks bestehen in Wirklichkeit noch je aus mehreren Docks, die übereinander gestapelt sind. In GIMP werde so "gestapelte" (Mehrfach-)Docks mit Reitern dargestellt. Das sind grafische Elemente, die bei übereinander liegenden grafischen Teilen dafür sorgen, dass immer nur gerade ein Teil aktiv (und tatsächlich sichtbar) ist. Reiter kennen auch einige andere komplexere Programme. Die Benennung des rechten Doppeldocks wird noch dadurch erschwert, dass die beiden Teil-Docks bzw. miteinander gar nichts zu tun haben; das ist ein Unterschied zum linken Doppeldock, wo das untere Teil-Dock mit den Werkzeugeinstellungen sich ja klar aufs obere mit dem Werkzeugkasten bezieht. Dass genau die im linken Doppeldock vorhandenen Teil- und Unter-Docks enthalten sind und nicht andere, ist teilweise etwas zufällig bzw. ein Ergebnis der langjährigen Entwicklung von GIMP. Zumindest das obere Teil-Dock ist allerdings insbesondere in der fortgeschrittenen Bildbearbeitung meist unverzichtbar. Fürs untere Teil-Dock gilt das nicht in dem Ausmass, aber es hat sich bewährt, dass Einsteiger die Standardkonfiguration der Programmoberfläche zunächst nicht abändern, weil diese Abänderungen ihrerseits nicht immer ganz trivial sind. Besser beschäftigt man sich am Anfang mit Bildbearbeitung statt (nur) mit GIMP.

Wenn das rechte Doppeldock dennoch vollständig bezeichnet werden müsste, würde es "Doppeldock Ebenen - Kanäle - Pfade - Journal -- Pinsel - Muster - Farbverläufe" oder so ähnlich heissen. Tatsächlich enthält das obere Teil-Dock eigentlich vier Docks, nämlich Ebenen, Kanäle, Pfade und Journal. insbesondere die Ebenen sind fundamental für jedes Verständnis von fortgeschrittener Bildbearbeitung. Die drei anderen Unter-Docks sind nicht ganz so fundamental, aber für sie gilt ebenfalls bzw. sogar erst recht, dass sie in die fortgeschrittene Bildbearbeitung gehören. Es lohnt sich aber wie erwähnt eigentlich nicht, nur deswegen das (Doppel-)Dock für grundlegende Bildbearbeitung zu schliessen. Eher ist ein Grund fürs Schliessen von Standardocks, dass (statt dessen) andere Docks verwendet werden sollen, und das ist ohnehin typischerweise erst in der fortgeschrittenen Bildbearbeitung der Fall. Das untere Teil-Dock besteht aus drei Unter-Docks, nämlich Pinsel, Muster und Farbverläufe. Im Unterschied zu den bisher erwähnten Docks geht es bei diesen Unter-Docks in der Regel nicht um Bildbearbeitung, sondern um die Verwendung von GIMP als Malprogramm. Das ist, wie einleitend schon bemerkt, nicht der Hauptfokus dieses Buches. Allerdings muss die Einschätzung dieser Docks wie folgt relativiert werden: Bildbearbeitung und Malen können selbstverständlich kombiniert werden, auch wenn faktisch bei den meisten Arbeiten das eine oder das andere im Vordergrund steht. Obwohl insgesamt die Unter-Docks des unteren Teil-Docks nicht im Zentrum der Arbeit mit GIMP im Sinne dieses Buches stehen, ist es, zumal für Einsteiger, unnötig dieses Unter-Dock zu schliessen.