Geschichte Europas/ Die Krisen des Mittelalters

Aus Wikibooks

Geschichte Europas: 00 · 01 · 02 · 03 · 04 · 05 · 06 · 07 · 08 · 09 · 10 · 11 · 12 · 13 · 14

Einleitung[Bearbeiten]

Das Mittelalter ist eine Periode mit einer annähernd tausendjährigen Geschichte. Allgemein meint man damit die Zeit, die sich vom Fall des römischen Reiches (gegen Ende des fünften Jahrhunderts) bis zur protestantischen Reformation im 16. Jahrhundert erstreckt. Diese Periode begann mit einem demographischen Rückgang zum Ende des römischen Reiches und der damit einhergehenden Aufgabe vieler Städte und besiedelter Bereiche. Ein kühleres Klima, Krankheiten und politische Unruhen spielten eine Rolle beim Beginn dieser Periode. Über ganz Europa hinweg entstanden kleinere und geschlossene Hybridgesellschaften, die romanische, christliche, germanische und keltisch barbarische Einflüsse kombinierten. Im Laufe des neunten und zehnten Jahrhunderts erreichte die Population ihr Minimum und Europa wurde dadurch zu einer sehr ländlichen und etwas rückständigen Region. Handel und Bildung florierten in dieser Periode in der islamischen Welt, in China und in Indien. Islamische Armeen eroberten Spanien im siebenten und achten Jahrhundert, wurden aber durch das französische Königreich im Jahre 732 geschlagen, als sie versuchten Frankreich zu erobern.

Die Wende des ersten Jahrtausends sah ein erneutes Wachstum und Aktivität, als Könige und Städte ihre Befugnisse festigten und die nach dem Fall Roms verlassenen Ländereien neu besiedelt wurden. Wärmeres Wetter nach 900 erlaubte ihnen, mehr Land für die Nahrungsmittelproduktion zu verwenden. Das Feudalsystem der Landwirtschaft, in dem Bauern an die Ländereien der Herrscher oder der Kirche gebunden waren (Schollenbindigkeit), stellte zumindest einen gewissen Grad an wirtschaftlicher Stabilität dar. Durch die Ankunft des Kumt aus Asien wurde es möglich, den Pflug von einem Pferd ziehen zu lassen, statt von einem langsameren Ochsen. Dadurch stiegen die Getreideerträge. Handelsstädte florierten in England, Frankreich und den südlicheren Regionen. Deutsche Herrscher entsandten Mönche und Bauern, um Wälder zu roden und sich in Osteuropa und im Balkan anzusiedeln. Die Stadtstaaten Norditaliens wurden wohlhabend und einflussreich. Das muslimische Spanien wurde ein Zentrum für Wissen und Kultur, wo Christen, Muslime und Juden friedlich nebeneinander lebten. Trotz vieler lokalen Kriege und Streitigkeiten zwischen Königen gab es im Hochmittelalter von 1000 bis 1250 einen starken Anstieg der Bevölkerungszahlen und des allgemeinen Wohlstands. Dabei entstanden viele große Dome und auch die Kreuzzüge wurden erst so ökonomisch möglich.

Nach 1250 nahm das Bevölkerungswachstum immer langsamer zu, bis es stagnierte, da die Grenzen der mittelalterlichen Landwirtschaft erreicht waren. Große Konflikte zwischen mächtigen Königreichen wurden immer häufiger. Die christliche Kirche, früher sicher in ihren spirituellen Befugnissen, war erschüttert von Spaltungen und steigender Korruption. Im Jahr 1348 verbreitete sich die Beulenpest (der „Schwarze Tod“) über ganz Europa. Die Krankheit wurde aus Asien in italienische Häfen eingeschleppt, verbreitete sich über praktisch ganz Europa - später auch bis nach Russland - und tötete dabei teilweise bis zur Hälfte der damaligen Bevölkerungen. Viele glaubten, dies sei das Ende der Welt, wie durch die christliche Legende (Johannes-Offenbarung) vorausgesagt. Während dieser Plage kam es zu sich rasch ausbreitendem, wirtschaftlichen Chaos, vor allem angetrieben durch die steigenden Kosten für schnell knapper werdende Lebensmittel und Güter des täglichen Gebrauchs. Die Krise machte das alte Feudalsystem unbrauchbar, da überlebende Bauern es zu verschmähen begannen. Auch die damals entstandene, religiös-extremistische Bewegung der Flagellanten war eine direkte Wirkung der Pest-Pandemie, und führte hauptsächlich in Deutschland zum rapiden Zerfall gesellschaftlicher Strukturen, bis hin zur vollständigen Anarchie, welcher oft erst durch militärisches Eingreifen wieder beschwichtigt werden konnte.

In den folgenden 150 Jahren wandelte sich Europa von einem Flickwerk aus feudalen Lehensstrukturen, unter dem Verlust von königlicher und kirchlicher Kontrolle, in eine Ansammlung neugeborener, zunehmend nach Einheit strebender Nationalstaaten. Städte wurden zu Zentren des Widerstandes und des Widerspruchs gegenüber den alten königlichen und kirchlichen Machthabern. Adliger und ritterlicher Einfluss wurde zunehmend abgelehnt, Regierende hingegen ordneten sich selbst wieder dem wachsenden Wohlstand und Einfluss der Bürger und Händler ein. Durch das Aufkommen der Druckmaschinen sowie die stetige Verbreitung der Alphabetisierung wuchsen religiose und politische Konflikte in vielen Ländern. Um 1500 segelte Christopher Columbus über den atlantischen Ozean in die Neue Welt. Der religiöse Reformator Martin Luther war dabei, etwa halb Europa von der römischen Kirche abzuspalten. Diese Entwicklungen eröffneten die Neuzeit der Geschichte und beendeten das Mittelalter.

Eine Anzahl moderne Institutionen haben ihre Wurzeln im Mittelalter. Das Konzept der Nationalstaaten mit starker zentraler Regierungsmacht stammte aus der Zusammenlegung der Macht einiger Könige des Mittelalters. Diese Könige formten Hofstaaten, königliche Armeen und begannen Steuern einzusammeln. All dies sind Konzepte zentraler moderner Regierungen. Ein wichtiges Beispiel war das französische Königreich, regiert von den Kapetingern von 987 bis in das frühe 14. Jahrhundert. Französische Adlige, ihre Schlösser und Ritter wurden während dieser Zeit erfolgreich unter königliche Kontrolle gebracht, was vielfach die nationale Einigung förderte. Umgekehrtes geschah in Deutschland, wo starke Könige im 10. Jahrundert und frühen 11. Jahrhundert durch eine Reihe politischer Konflikte während des Hochmittelalters zwischen Kaisern und der Kirche geplagt wurden und in der Folge regionale Herrschende großen Einfluss bekamen.

Im Mittelalter beriefen die Könige ursprünglich Parlamente ein, um ihre Politik zu erläutern und um Geld zu bitten. Die Parlamente repräsentierten zu dieser Zeit die drei kollektiven Stände - den Klerus, den Adel und die Kaufleute - und nicht Einzelpersonen.

Die Idee einer begrenzten Regierung kam ebenfalls auf und stellte die traditionelle Vorstellung dieser Zeit in Frage, dass Herrscher allmächtig seien (wie ein römischer Kaiser oder ein ägyptischer Pharao). Das bedeutendste Ereignis war 1215, als die Adligen Englands in der Magna Carta ihre Rechte gegenüber König John geltend machten. Außerdem entstand der Begriff der Parlamente, wie oben erläutert, und die Gegenseitigkeit von Feudal- und Grundherrschaft legte die grundlegendste Basis für das Konzept des Gesellschaftsvertrags.

Darüber hinaus begann in dieser Zeit die Herausbildung einer staatlichen Bürokratie, da sich die königlichen Räte der mittelalterlichen Könige zu modernen Ministerien entwickelten.

Schließlich wurde die Regulierung von Waren und Dienstleistungen während des Mittelalters immer wichtiger, da die Zünfte die Verbraucher vor schlechten Produkten schützten.

Die Denker der Renaissance und der Aufklärung neigten dazu, das Mittelalter mit Verachtung zu betrachten, aber das Mittelalter war wesentlich, um den Grundstein für die kommenden Zeiten zu legen.

Neue Formen der Kunst[Bearbeiten]

Malerei und Literatur bekamen einen neuen Durchbruch als das Frühmittelalter endete.

Malerei[Bearbeiten]

Giotto begann den Menschen immer realistischer zu malen. Obwohl seine Formen der Darstellung primitiv im Gegensatz zu Renaissance-Künstlern aussehen, war er der Erste der den Versuch wagte die römische Kunst und deren realistische Art der Darstellung. Er begann perspektivische Techniken zu entwickeln um mehr Tiefe in seine Bilder zu bringen. Der Großteil seiner Kunst waren Fresken auf Kirchenwänden.

Literatur[Bearbeiten]

Als das Ansehen der Kirche zu schwinden begann und das nationale Bewusstsein anstieg, zeigte sich dieser aufkommende Nationalismus in der Literatur, da diese in der Nationalsprache geschrieben wurde, anstatt wie bisher in Latein. Diese Verwendung ermöglichte eine natürliche Entwicklung der kulturellen Sprachvielfalt. Dies erlaubte der Literatur außerdem realistischer und menschlischer für den Lesern zu wirken. Während die Alphabetisierung in Folge dessen weiter anstieg, blieb die mündliche Überlieferung weiter wichtiger Bestandteil der Gesellschaft.

Dante Alighieri

Dante Alighieri (1265-1321)[Bearbeiten]

Durch mich geht sein zur Stadt der Schmerzerkornen
Durch mich geht ein zu Qualen ewger Dauer
Durch mich gehts ein zum Volke der Verlornen
Ihr, die ihr hier eintretet, lasst alle Hoffnung fahren
    -- III. Gesang, Die Hölle

Dante Alighieri wurde 1265 in Florenz, Italien geboren. Seine Familie war nicht reich aber wurde als aristokratisch angesehen. Er wurde von Brunetto Latini in Latein und Griechisch gelehrt. Trotzdem begann Dante sein Werk, Göttliche Komödie, in dem örtlichen toskanischen Dialekt zu schreiben. Heute wird er als der erste in der Geschichte angesehen, der dies tat. Alighieri beschloss, dass sein Werk eine Komödie sein sollte wegen der Unterschiede zwischen seinem Italienischen Schreibstil und den großen Lateinischen Tragödien. Sein dreiteiliges Epos kritisiert sarkastisch die Kirche und kommentierte eine Vielzahl von historischen und zeitgenössischen Persönlichkeiten. Die wichtigste Figur ist Virgil, der lateinische Poet, der die Rolle von Dantes Führer durch das Nachleben spielt. Dantes persönliche Gefühle über viele dieser Menschen kommen auch offensichtlich in seinem Werk vor. In der tiefsten Schicht der Hölle bestraft der jene die er persönlich am meisten verachtet. Viel seiner persönlichen Verachtung kam von seiner Position als Politiker in Florenz. Eines seiner Opfer der tiefsten Schicht der Hölle war Bonifatius VIII, ein Papst dessen politische Expansionspolitik Dante missfiel. Jeder Teil schilderte Grade der Erlösung mit „Inferno“ die Hölle, „Purgatorio“ der Läuterungsberg und "Paradiso" das Paradies. Inferno beinhaltet viele archetypische Schilderungen über die Hölle wie der Fluss Styx und der Fährmann Charon welcher die Menschen über den Fluss bringt.

Geoffrey Chaucer

Geoffrey Chaucer (1340-1400)[Bearbeiten]

The Canterbury Tales von Geoffrey Chaucer sind eine Sammlung von Geschichten, welche die materialistischen, weltlichen Interessen verschiedener englischer Menschen darstellt. Diese Sammlung entstand in einer Rahmenhandlung, welche die Reise einer Pilgergruppe nach Canterbury beschreibt. Die Geschichten sind die individuellen Geschichten dieser 30 Pilger. Die Themen variieren zwischen Liebschaften, Familie und Religion und bieten einen breit gefächerten Ausschnitt der Gesellschaft der damaligen Zeit. Ein großer Anteil der Bevölkerung, daher auch ein großer Anteil der Charaktere, scheinen mehr am materiellen Vergnügen als am ewigen Leben interessiert zu sein. The Canterbury Tales ist auch hilfreich, um die Volkssprache der damaligen Zeit zu lernen. Es ist ein klassisches Beispiel der Mittelenglischen Sprache, welche Sprachwissenschaftler und jene, die mittelalterliche und frühe englische Geschichte studieren, bis heute benötigen.

Der Hundertjährige Krieg (1337-1453)[Bearbeiten]

Der hundertjährige Krieg war ein sehr komplexer Kieg zwischen Frankreich und England, welcher in drei Phasen eingeteilt werden kann. In Einzelnen, die Nationen kämpften über die Kontrolle der französischen Region Gascogne, Rebellionen in Frankreich wurden von England unterstützt und England forderte von Frankreich den französichen Thron nach dem Tod Charles IV.

Der Krieg enzündete sich anfänglich bei dem Streit um den französichen Thron nach dem Tod König Charles IV, schnell wurde daraus ein unglaublich komplexer und facettenreicher Krieg. König Edward III und sein Sohn Edward, auch bekannt als "Der schwarze Prinz", drangen in die französische Region Aquitanien ein und beanspruchten diese für England. Die südfranzösiche Region war die mit Abstand wohlhabendste Region Frankreichs. Im Laufe der Zeit beteiligten sich englische und französische Könige an vielen anderen Einsätzen, welche vom Bürgerkrieg in der Bretagne, Handelsstreitigkeiten bis zu einem Krieg in Kastilien reichen. Die drei wichtigsten Schlachten des hundertjährigen Krieges (Schlacht von Crécy, Maupertuis und Azincourt) waren englische Siege, die Blüte der französischen Adeligen wurde in jeder Schlacht geschnitten. Jedoch, obwohl jede der drei großen Schlachten von den Engländern und auch viele der kleineren gewonnen wurde, war es England niemals möglich die südfranzösiche Region zu unterwerfen. Lag es an der Wirtschaftsmacht der Region, dass die Engländer letztendlich den Krieg verloren?

Der Aufschwung von Städten und Handel[Bearbeiten]

Vom sechsten bis zehnten Jahrhundert gab es nur wenige Handelszentren und eine kleine Händlerklasse in Europa. Der Handel über weite Strecken war auf Luxusgüter beschränkt, welche für Adelige und die Kirche bestimmt waren. Handwerker waren an die lokalen Güter gebunden. Die Bevölkerung war nicht groß genug, um den Handel über weite Strecken zu unterstützen, zudem machten Angriffe der Wikinger, Piraten und Araber die Handelsrouten sehr gefährlich.

Während des Hochmittelalters um 1000-1500 wurde der Handel über weite Strecken sicherer und profitabler. In Folge zogen Handwerker in die wachsenden Handelszentren und zwangen die Herrscher die benötigten Güter in diesen Handelszentren bereit zu stellen. Städte formten Bündnisse und Gemeinschaften, um gemeinsam Kriminalität zu bekämpften oder mit Monarchen und Adeligen zu handeln. Es entstanden auch Gilden, deren Aufgabe die Überwachung der Geschäfte und die Ausbildung neuer Handwerker war. Die Gesinnung der mittelalterliche Wirtschaft war es, Wettkampf zu vermeiden.

Der Aufstieg der Städte hatte einen befreienden Effekt. Sie zwangen Herrscher dem Bauernstand mehr Freiheit anzubieten. Meistens verdienten Bauern ihre Freiheit als Gegenleistung für eine jährliche Abgabe. Indem einer großen Anzahl an Menschen erlaubt wurde von der Landwirtschaft auf ein neues Handwerk umzusteigen, gab es einen enormen Aufschwung der Wirtschaft. Durchaus kam es im 12. und 13. Jahrhundert zu einer Art handwerklichen industriellen Revolution. Besonders in den Niederlanden, wo Zentren für Kleidungsproduktion wie beispielsweise in Gent und Brügge entstanden, sammelte sich Wohlstand an und kurbelte allgemein das Wachstum in Westeuropa an. Die Hanse, eine weitverbreiteter Bund von norwegischen, baltischen Handelsstädten und Handelsstädten der Nordsee,tauchte in dieser Zeit auf und begann mit skandinavischen Ressourcen Westeuropa mit Pelz, Holz, Bienenwachs und Fisch zu versorgen.

Im Hochmittelalter kehrten auch Europäer von den Kreuzzügen aus dem Nahen Osten zurück, wo sie neue Güter importierten, die nicht bei ihnen zu Hause produziert werden konnten. Diese zurückkehrenden Menschen führten erstmalig exotische Gewürze, Früchte, Seide und andere Produkte in die mittelalterliche Gesellschaft ein. Städte rund um das Mittelmeer nahmen an der Entwicklung dieses Handels teil. Venedig wurde der reichste Hafen und der Zugang für asiatische Güter und der Ausgangspunkt, von wo aus Marco Polo seine Reise nach China begann.

Das Wachstum nationaler Monarchien[Bearbeiten]

Während dieser Zeitspanne begannen die Monarchien zu wachsen, und als Folge davon entwickelten sich einheitliche Nationalstaaten. Könige schickten Exekutivbefehle und begannen, königliche Höfe einzurichten, und sie lebten vom Geld ihrer Güter und den Abgaben ihrer Lehnsherren. Der königliche Rat war eine Gruppe von Vasallen des Königs, die ihn in Staatsangelegenheiten berieten, was zur Bildung von grundlegenden Ministerien führte. Als die Vertreter der Städte begannen, sich zu treffen, war dies eine frühe Form von Parlamenten.

Diese Parlamente durften dem König nichts vorschreiben, aber sie konnten Beschwerden vorbringen und der König konnte entsprechend handeln. Dies war eine grundlegende Art der Gesetzgebung.

Darüber hinaus führte die Bildung dieser Parlamente zur Etablierung der drei Stände: der erste Stand, der Klerus; der zweite Stand, die Adligen; und der dritte Stand, die Bürger der Städte. England hatte zwei Parlamentskammern - das House of Lords und das House of Commons. Im Unterhaus konnten auch kleinere Grundbesitzer Mitglied werden.

Der Schwarze Tod[Bearbeiten]

Ausbreitung der Pest in Europa zwischen 1347 und 1351
Verbrennung der Pestopfer von Tournai

Der Schwarze Tod, die Beulenpest, erreichte Europa 1347. Übertragen wurde die Pest vor allem von Flöhen und Ratten, breitete sich über ganz Europa aus und tötete ungefähr ein Drittel der damaligen Bevölkerung. Soweit man weiß brach die Pest erst in der asiatischen Steppe bei Nagetieren aus und wurde erst in Europa auf Menschen mit hoher Ansteckungskraft übertragen. Der Beginn der Krankheit war plötzlich, die Symptome waren Fieber, Kraftlosigkeit, schmerzhaften dunkel-gefärbte Schwellungen (Beulen) am Nacken, in den Achselhöhlen und in den Leisten. Häufig starben die Infizierten, auch junge und vorher gesunde Menschen, innerhalb von 1-2 Tagen.

Ursachen der Pest[Bearbeiten]

Die Wiederbelebung von Handel und Gewerbe erhöhte das Potenzial für die Ausbreitung übertragbarer Krankheiten. Europa hatte seit der Justinianischen Pest im Jahr 535 keine kontinentweite Pestepidemie mehr erlebt, und die Bevölkerung des Jahres 1348 besaß keine ererbte Immunität. Obwohl der Wohlstand gestiegen war, waren die Ernährung und die hygienischen Verhältnisse für die meisten Europäer nach modernen Maßstäben sehr schlecht, was die Immunabwehr im Allgemeinen verringerte. Viele Erwachsene hatten außerdem als kleine Kinder unter der großen Hungersnot von 1316-1321 gelitten, als mehrere Jahre mit kaltem und nassem Wetter die Ernten auf dem ganzen Kontinent ausfallen ließen. Diese Erfahrung in der Kindheit könnte auch ihre Resistenz gegen den Pestbazillus im späteren Leben beeinträchtigt haben.

Man nimmt an, dass die Pest während eines mongolischen Angriffs auf Kaffa (am Schwarzen Meer) nach Europa gebracht wurde; als die Krankheit die Mongolen zwang, ihren Angriff abzubrechen, katapultierten sie ein paar Pestopfer in die Stadt, bevor sie abzogen. Ironischerweise wurde dies eine übliche Praxis für Europäer bei der Belagerung von Burgen. Von dort aus verbreiteten Kaufleute die Krankheit nach Konstantinopel, von wo aus sie sich in ganz Europa ausbreitete, zunächst per Schiff zu Mittelmeerhäfen wie Messina und Genua, und dann auf dem Landweg in alle Richtungen.

Ein Mangel an Holzbrennstoff, bedingt durch die Abholzung der Wälder für die Landwirtschaft, führte zur Schließung der Badehäuser, die auf das Verbrennen von Holz zur Erwärmung des Wassers angewiesen waren. Besonders im Winter konnten es sich nur die Reichen leisten, zu baden. Dies trug weiter zu den schlechten hygienischen Verhältnissen bei. Die Städte waren auch sehr schlecht für die Hygiene ausgelegt. Die Bürger warfen ihre Abfälle häufig auf die Straße, was Ratten und damit Flöhe anlockte. Das Leben in den Städten war auch sehr eng, was bedeutete, dass die Flöhe schnell eine andere Person infizieren konnten.

Die Ursachen der Pest wurde auf viele Dinge geschoben, insbesondere die Juden waren ein häufiger Sündenbock für die Pest, einschließlich der Behauptung der Stadtoberhäupter, dass Mitglieder der jüdischen Gemeinde die Wasserversorgung vergiftet oder eine giftige Salbe an den Toren der Stadt verteilt hätten.

Es ist wichtig zu verstehen, dass die Europäer die wahre Ursache der Pest nicht verstanden. Für sie war die Pest ein Fluch, der durch ihre mangelnde Frömmigkeit, das Versagen der Kirche, die jüdische Bevölkerung der Stadt oder sogar die Konstellation der Sterne verursacht wurde. Andere schrieben die Pest sogar der schlechten Luft zu. Um sie zu bekämpfen, trugen sie Tücher oder Beutel mit "Aromaten" bei sich, die sie sich bei Bedarf vor die Nase halten konnten. (Die Meinung der führenden medizinischen Fakultät Europas an der Universität von Paris war, dass der Ausbruch der Pest durch eine ungünstige astrologische Konstellation im Jahr 1345 ausgelöst wurde). In Ermangelung der wirklichen Fakten trugen die Versuche vieler Europäer, die Krankheit zu unterdrücken, tatsächlich erst zu ihrer Ausbreitung bei.

Antworten auf die Pest[Bearbeiten]

Einige Leute dachten, die Pest sei eine Strafe Gottes gegen Sünder. In der Folge entstanden die Flagellanten, auch Geißler genannt. Flagellanten peitschten sich aus, um zu bluten, beteten um Gnade und riefen ihre Gemeinden auf, Sünden zu bereuen. Als sie durch das von der Pest heimgesuchte Mitteleuropa zogen, wandten sich viele Gruppen von Flagellanten dem Banditentum und der Gewalt zu. Städte und Feudalherren verboten sie schließlich oder versuchten sogar, sie auszurotten. Darüber hinaus brach Gewalt gegen Juden aus, und der Mob tötete alle, die die Taufe verweigerten. Viele Juden waren daher gezwungen, aus ihren Häusern zu fliehen.

Ärzte im mittelalterlichen Europa benutzten eine Mischung aus Versuch-und-Irrtum-Methoden und klassischen griechischen oder römischen Quellen, um ihre Patienten zu behandeln. Ohne Wissen über Mikroorganismen oder die Rolle von Ratten und Flöhen bei der Verbreitung der Infektion waren die Ärzte nicht in der Lage, infizierte Opfer zu heilen oder die Ausbreitung einzudämmen. Infolgedessen überlebten oder starben Pestkranke je nach ihrem allgemeinen Gesundheitszustand und je nachdem, welche genetische Widerstandsfähigkeit sie zufällig besaßen.

Die Folgen der Pest[Bearbeiten]

Das Massensterben öffnete neue gesellschaftliche Aufstiegsmöglichkeiten, und infolgedessen machten die Grundherren mehr Zugeständnisse, um neue Pächter zu bekommen. Das Angebot an Arbeitskräften sank, was zu höheren Löhnen für die Arbeiter führte. Eine geringe Nachfrage nach Getreide führte zum Verfall der gesamten Getreidepreise. Die Adligen verloren einen Teil ihres Reichtums und wurden abhängiger von Monarchen und Kriegen für Einkommen und Macht.

Zusätzlich führte die Pest zu einer Verbesserung des Lebensstandards für die Bauernschaft und die städtische Handwerkerschaft. Bauern und Handwerker hatten nun mehr Luxus und eine bessere Ernährung, und die Produktion verlagerte sich von der Herstellung für einen Massenmarkt zu einem kleinen Luxusmarkt. Allerdings wuchs die monetäre Ungleichheit, da weniger Menschen im Verhältnis mehr Geld besaßen.

Schließlich sahen die Europäer, dass die Gebete der Kirche die Pest nicht heilten und dass sogar die Führer der Kirche starben. Dies führte dazu, dass die allgemeine Bevölkerung viel Vertrauen in die Kirche verlor, und öffnete die Tür für viele neue und lokale religiöse Bewegungen, die zuvor unterdrückt worden waren, ein Faktor, der half, die Reformation ein Jahrhundert später vorzubereiten.

Forderungen nach spiritueller Autorität zum Ende des Mittelalters[Bearbeiten]

Im Mittelalter liegen viele Ursachen für die Reformation des 16. Jahrhunderts. In dieser Zeit sorgte die Kirche für Ordnung, Stabilität und einen Rahmen für die mittelalterliche Welt. Die wesentlichste Grundlage des mittelalterlichen Lebens war die Erlösung - und das ultimative Lebensziel aller Menschen war es, Erlösung zu erlangen. Als die Menschen den Glauben an die Kirche und ihre Fähigkeit, Erlösung zu bieten, verloren, begann die Kirche ihren Einfluss auf die Bevölkerung zu verlieren.

Pest[Bearbeiten]

Wie bereits erläutert, trug die Pest dazu bei, dass die Menschen den Glauben an die Kirche verloren. Einige eifrigere Gläubige hätten jedoch eine solche Plage als von Gott gesandt angesehen, um die Welt für ihre Sünden zu bestrafen. Die damalige Kirche hätte sich eine solche Vorstellung zu nutzer gemacht, um den Glauben zu stärken und Andersdenkende anzugreifen.

Ketzerische Bewegungen und Personen[Bearbeiten]

Eine Reihe von Bewegungen und Personen stellten die Autorität der Kirche im ausgehenden Mittelalter in Frage.

Freigeister[Bearbeiten]

Die Freigeister glaubten, dass die Kirche den spirituellen Bedürfnissen der Menschen nicht gerecht wurde, und vertraten den Mystizismus, oder den Glauben, dass Gott und die Menschen von derselben Essenz sind.

John Wycliffe (1328–1384) in England[Bearbeiten]

Porträt des John Wycliffe, das Bild wurde ursprünglich in Bales „Scriptor Majoris Britanniae“ (1548) publiziert.

John Wycliffe, ein englischer Priester und Professor in Oxford, gründete die Lollard-Bewegung. Die Lollards argumentierten, dass die Erlösung nicht durch den Papst kommen müsse und dass der König über dem Papst und der Religion stünde und wichtiger sei. Er sagte, dass Bibellesen und Gebet wichtig für die Religion seien, nicht die Auslegung durch Priester. Er war einer der ersten, der sich dafür einsetzte, die Bibel in eine Vernakularsprache zu übersetzen, anstatt die Vulgata zu verwenden. Er wandte sich auch gegen den extremen Reichtum der Kirche und des Klerus.

Jan Hus (1369-1415) in Böhmen[Bearbeiten]

Bildnis Jan Hus von Johann Agricola, 1562

Jan Hus versuchte mit der Gründung der Hussiten, Reformen nach dem Vorbild Wycliffs in England zu bewirken. Hus war Priester in Böhmen, als er von Wycliffs Lehren erfuhr. Während die Menschen um ihn herum diese für ketzerisch hielten und sie verboten, war Jan Hus der Meinung, dass sie ein Recht darauf hatten, gelehrt zu werden. Durch seine verschiedenen Meinungsverschiedenheiten und Auseinandersetzungen kam Hus dazu, die Kirche für korrupt zu halten, und verließ seine Heimat, um Über die Kirche zu schreiben, ein Werk, das die Art und Weise, wie sie geführt wurde, kritisierte. Seine Lehren sprachen die Massen an, und er entwickelte eine Gruppe von Anhängern, die als Hussiten bekannt wurden. Im Jahr 1413 wurde Hus zu einem Konzil eingeladen, das die Kirche reformieren sollte, aber als er dort ankam, wurde er wegen seiner Ansichten verhaftet. Der folgende Prozess war in vielerlei Hinsicht nur eine Formalität, da er von dem Moment an schuldig war, als er eintrat. Hus wurde am 6. Juli 1415 auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Korruption in der Kirche[Bearbeiten]

Die enorme Korruption in der Kirche führte auch dazu, dass viele an deren Autorität zweifelten und sie in Frage stellten. Der übermäßige Reichtum des Klerus und die Häufigkeit, mit der Geistliche Mätressen und uneheliche Kinder hatten, war eine große Sorge. Die Menschen hinterfragten auch den Ablasshandel der Kirche, oder die Entgegennahme von Zahlungen, um Menschen ihre Sünden zu vergeben; Vetternwirtschaft; Simonie, oder den Verkauf von Kirchenämtern; Pluralismus, oder das gelichzeitige Bekleiden mehrerer Kirchenämter sowie den extremen Luxus der Kathedralen.

Das Große Schisma[Bearbeiten]

Bündnisse während der Kirchenspaltung von 1378.

Im Jahr 1305 lud der König von Frankreich den Papst ein, den Hauptsitz der Kirche von Rom - einer Stadt, die von kriegerischen lokalen Fraktionen geplagt war - nach Avignon im Rhonetal zu verlegen. Nachdem Papst Gregor XI. 1377 das Papsttum nach Rom zurückgegeben hatte, wurden Wahlen für einen neuen Papst einberufen. Die Bürger von Rom, welche die Wahl eines italienischen Papstes forderten, zwangen die Kardinäle, Urban VI. zu wählen. Andersdenkende französische Kardinäle versammelten sich in Avignon und wählten auf eigene Faust ihren eigenen Papst, Clemens VII.. Die französischen Päpste des Großen Schismas, von Historikern als "Gegenpäpste" bezeichnet, hielten die päpstliche Macht in einigen Regionen Europas, und 39 Jahre lang gab es zwei Päpste. In einem Versuch, dieses Schisma zu versöhnen, hielten die Konziliaristen eine Konferenz in Pisa ab, um einen neuen Papst zu wählen, konnten aber keinen der beiden amtierenden Päpste absetzen, was zu einer Dreiteilung des Papsttums führte. Nicht gewillt, aufzugeben, wählte der Pisaner-Konvent einen weiteren Papst, mit dem gleichen Ergebnis.

Schließlich schaltete sich das Konzil von Konstanz (1414-1418) ein und forderte die Abdankung der drei amtierenden Päpste. Mit Unterstützung des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches wurden die drei Päpste abgesetzt und Martin V. wurde als einziger Papst gewählt, wodurch das Große Schisma beendet wurde. Das Konzil von Konstanz ging auch gegen John Wycliffe und Jan Hus vor, zwei Reformatoren innerhalb der Katholischen Kirche.