Gitarre: Powerchords beim Solo

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Powerchords beim Solo[Bearbeiten]

Powerchords, das wissen wir inzwischen, sind in ihrer einfachen Form geschlechtslos, d. h. sie stellen für sich allein keinen Zusammenhang zu Dur oder Moll her. Trotz des satten Sounds, den man durch den Verstärker erzeugen kann, wirken die Powerchords auf die Dauer etwas farblos. Ohne weitere Instrumente oder Gesang reichen Powerchords alleine nur selten aus, um ein gutes Solo zu bilden.

Doch man kann die Powerchords gut mit anderen Akkorden oder Melodien kombinieren. Besonders interessant ist die Kombination mit anderen Intervallen wie Terz, Quarte u.a. (das sind sogenannten Double-Stops[1]).

Für solche Kombinationen zwischen Powerchords, Melodie und Bassläufen kann es manchmal nötig sein, den Powerchord mit einem Mini-Barré zu greifen, um die anderen Finger für die anderen Töne frei zu bekommen. Jedoch ist es empfehlenswert, diese Mini-Barrés nur dann einzusetzen, wenn es nötig ist. Da das Gitarrenspielen nicht nur aus Powerchords besteht, sollte man die Z-R-K-Griffweise bevorzugen.

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Man sollte alle Varianten mal gespielt haben. Die erste Variante (ZRK) ist der Standard-Griff. Bei der zweiten Variante (ZMM) rechne ich damit, dass sich die anderen Finger (R+K) weiter überstrecken müssen. Bei der dritten (ZRR) und vierten (ZKK) Variante sind im folgenden Solo noch zusätzliche Töne auf den Melodiesaiten möglich. Die dritte Variante (ZRR) ist zudem ziemlich bequem zu greifen, und kann auch eingesetzt werden, wenn man nur ein wenig Rhythmus schrummeln will und dabei die Finger entspannen. Man wählt jedoch im allgemeinen die Variante, welche für das Stück am geeignetsten ist. Langfristig gesehen sollte man also alle Varianten greifen können. Jetzt für das erste Üben sollte jedoch auf alle Fälle die erste Variante mit ZRK genommen werden. Diese Griffkombination findet man auch in Barré-Akkorden wieder, nur dass der Zeigefinger dort nicht nur den Grundton übernimmt, sondern sich quer über alle 6 Saiten legt, und damit mehrere Töne drückt.

Powerchords erfüllt aber auch noch einen anderen Zweck. Es ist sozusagen die erste Stufe, um Intervalle zu visualisieren, was später für ein fundiertes Solospiel erforderlich sein wird. Grundton, Quinte und Oktave sowie die Quarte (Abstand zwischen Quinte und Oktave) hat man durch die Powerchords schon in den Fingern. Auch das blanke Hören dieser Intervalle wird hier geübt, deshalb ist dieses Kapitel nicht nur Rockgitarristen vorbehalten.

Beispiel eines bekannten Powerchord-Intro[Bearbeiten]

  • Easy (Powerchord Grundton und Quarte abwärts (Umkehrung))
e|-----------------|-----------------|-----------------|-----------------|
B|-----------------|-----------------|-----------------|-----------------|
G|-0---3---5-------|-0---3---6-5-----|-0---3---5-------|-3--0------------|
D|-0---3---5-------|-0---3---6-5-----|-0---3---5-------|-3--0------------|
A|-----------------|-----------------|-----------------|-----------------|
E|-----------------|-----------------|-----------------|-----------------|
  • Varianten mit Bending [2]
e|-----------------|-----------------|-----------------|-----------------|
B|-----------------|-----------------|-----------------|-----------------|
G|-----3---5-------|-----3--5b6r5----|-----3---5-------|-3---------------|
D|-5---3---5-------|-5---3--5b6r5----|-5---3---5-------|-3--5------------|
A|-5---------------|-5---------------|-5---------------|----5------------|
E|-----------------|-----------------|-----------------|-----------------|
                  b = bend, r = release
  • Powerchord-Variante (Grundton, Quinte, Oktave)
e|-----------------|-----------------|-----------------|-----------------|
B|-----------------|-----------------|-----------------|-----------------|
G|-----3---5-------|-----3---6-5-----|-----3---5-------|-3---------------|
D|-5---3---5-------|-5---3---6-5-----|-5---3---5-------|-3-5-------------|
A|-5---1---3-------|-5---1---4-3-----|-5---1---3-------|-1-5-------------|
E|-3---------------|-3---------------|-3---------------|---3-------------|
  • incl. Bass Variante
e|-----------------|-----------------|-----------------|-----------------|
B|-----------------|-----------------|-----------------|-----------------|
G|-----3---5-------|-----3---6-5-----|-----3---5-------|-3---------------|
D|-5---3---5-------|-5---3---6-5-----|-5---3---5-------|-3-5-------------|
A|-5---------------|-5---------------|-5---------------|---5-------------|
E|-3-3-3-3-3-3-3-3-|-3-3-3-3-3-3-3-3-|-3-3-3-3-3-3-3-3-|-3-3-3-3-3-3-3-3-|

Die Akkorde für das Stück werden als Barré-Akkorde gespielt. Bis man diese kann, kann man die Akkorde auch als Powerchords spielen. Dazu lässt man beim G einfach das "m" für "Moll" weg.

  • In den Versen immer Gm Gm Gm Gm | Gm F Gm Gm (3. Bund und 1. Bund oben)
  • Im Refrain: C C Ab Ab | Gm Gm Gm Gm (3. Bund unten, 4. oben und wieder 3 oben)

Dazwischen wieder das Intro als Zwischenspiel

Einer der ersten Welt-Hits, welche mit Powerchords gespielt wurde, ist „You Really Got Me“ von den „Kinks“ (sic!), aus dem Jahre 1966


  1. Double-Stops werden manchmal auch fälschlicherweise als Powerchords bezeichnet. Von der Spieltechnik her sind sie nämlich fast gleich zu spielen. Jedoch die Harmonien machen Probleme. Man kann z. B. bei den Double-Stops nicht so einfach den Grundton bestimmen. Beispiel: Eine kleine Terz (A-C) könnte die Moll-Terz von A-Moll sein, aber ebenso gut die Terz und Quinte von F-Dur sein. Die Zuordnung zu einem Akkord fällt also schwerer. Bei Powerchords ist die Zuordnung zu einem Grundton einfach. Die Frage ist nur, ob sich der Powerchord von einem Dur- oder einem Moll-Akkord ableitet.
  2. Beim Bending (b) setzt man die Finger auf, und schlägt sie einmal an. Dann werden die Finger auf dem Griffbrett soweit nach oben oder nach unten gezogen, bis diese genau so hoch klingt, wie der angezeigte Ton. Während dem Hochziehen erklingt die Saite weiter. Beim „Release“ (r) gleiten die Finger wieder in ihre Ausgangsposition. Trotz der hier drei angezeigten Tönen, wird nur einmal angeschlagen.