Gitarre: Einführung in die Sologitarre
- Einführung in die Sologitarre (60%) siehe auch Todo-Liste für Sologitarre
Vorwort zur Einführung in die Sologitarre
[Bearbeiten]Dieser Band setzt sich schwerpunktmäßig mit dem Leadgitarrenspiel auseinander.
Wer ein Leadgitarrist werden will, braucht eine E-Gitarre. Diverse Techniken, wie Sliding oder Bending funktioniert mit einer Konzertgitarre ungleich schwerer. Auch eine Akkustikgitarre (Western-) hat nochmal ihre Eigenheiten.
Natürlich kannst du die meisten Übungen auch auf einer Klassik- oder Akkustikgitarre mitmachen, aber bei einigen Lektionen, die in sehr hohen Bünden spielen, musst du Kompromisse eingehen.
Zum Anschlagen der Saiten verwenden wir meist ein Plektrum. Du kannst viele Übungen auch mit dem klassischen Wechselschlag, also mit den Fingern zu spielen, jedoch erlernen Gitarristen, die das Melodienspielen mit einer klassischen Gitarrenschule lernen, eher nach einer anderen Methode (Note für Note, Tonart für Tonart, Lage für Lage bzw. Bund für Bund und ein klassisches Musikstück nach dem andern).
Wenn man weniger klassisch unterwegs ist, orientiert man sich evtl. mehr an den Akkorden, so wie bei den meisten Fingerstyle-Gitarristen.
Um die Akkustik- und Klassikgitarrenspieler nicht ganz im Regen stehen zu lasse, gehen wir hier auch ein wenig auf Akkorde und Harmonien ein. Mit dem zusätzlichen Hintergrundwissen kannst du vielleicht später einmal zum Jazz vordringen, oder dich an etwas komplexere Sachen heranwagen, wie beispielsweise die Stücke von Eric Clapton auf seiner CD "Unplugged", oder Intros wie "Stairway To Heaven" oder "Nothing Else Metters".
Voraussetzungen
[Bearbeiten]Dieser Kurs ist Bestandteil einer mehrbändigen Gitarrenschule. Von daher werden die elementaren Grundlagen de Liedbegleitung aus dem Lagerfeuerdiplom und Folkdiplom, sowie das Balladendiplom mit seinen Intervallen bei den Akkorderweiterungen als selbstverständlich vorausgesetzt. Du solltest also bereits sattelfest beim einfachen Akkordspiel sein. Man kann das Melodiespiel eigentlich nur dann sinnvoll anwenden, wenn man es auch mit den passenden Akkorden und Rhythmen untermalen kann. Du solltest beim Solieren immer wissen, welche Akkorde die Rhythmusinstrumente im Hintergrund spielen. Weiterhin wird das Rockdiplom mit seinen Barré-Akkorden und Powerchords als Grundlage vorausgesetzt, so dass du eine grundsätzliche Ahnung hast, wie Transponieren funktioniert, und wie man die Grundtöne der Barrés findet.
Es mag sein, dass einige hier vorgestellte Techniken und Lektionen so einfach sind, dass man nicht unbedingt das komplette Wissen der vorausgehenden Bände benötigt, so dass man auch mal zwischendurch als Quereinsteiger hier hineinschnuppern kann. Jedoch werden Quereinsteiger früher oder später an Grenzen stoßen, wenn die einfachsten Basics fehlen. Fallen dir also beim Durcharbeiten Wissenslücken auf, so kannst du sie in den oben genannten Diplomen schließen.
Bevor du mit dem Improvisieren beginnst (Wiederholung)
[Bearbeiten]Improvisation ist ein breites Feld.
Wenn du als Quereinsteiger gleich mit einer der Lektionen zur Improvisation anfangen möchtest und die oben genannten "Diplome" nicht gemacht hast, dann möchte ich zuerst ein paar Grundlagen abklappern.
Wenn du dich fragst "Warum?", dann versetze dich mal in die Lage eines Gitarrenlehrers. Wenn ein Gitarrenlehrer den gängigen Gitarrenlehrbüchern folgt, dann erwartet er bestimmte Vorkenntnisse. In den Lehrbüchern, die sich ausschließlich mit dem Solospiel beschäftigen, wird das durch Begriffe deutlich, die dir ohne Vorkenntnisse wie böhmische Dörfer vorkommen. Der Aufwand, die Wissenslücken auf die Schnelle zu schließen, wird für dich und den Lehrer unnötig schwer. Dies mag jetzt für dich banal klingen, aber Beiträge aus verschiedenen sozialen Netzwerken zeigen, dass dieses nicht für jeden selbstverständlich ist.
Hast du entsprechende Vorkenntnisse, dann muss ein Lehrer vielleicht nochmal ein Thema vertiefen, aber er muss nicht vollständig bei 0 anfangen.
- Als Schüler mit Vorkenntnissen
- Sind dir Takt und Rhythmus von den Schlagmustern her bekannt.
- Du kennst die 12 Grundakkorde und kannst etwas mit den Akkordfunktionen in Dur und in Moll anfangen (Subdominante, Tonika, Dominante). Weiterhin weißt du, was für Akkorde in den einfachen Tonarten üblicherweise zusammenpassen?
- Du kannst mit einem Capo umgehen.
- Du weißt, wo die Grundtöne der Akkorde sind.
- Du kannst dir von diesen Grundtönen die C-Durtonleiter auf den ersten 3 Bünden ableiten.
- Du hast mit der C-Dur-Tonleiter die erste Improvisationsübungen gemacht. (Basslauf und weitere Songs mit einer Bass-Melodie, wie die Mini-Bassläufe und Western-Begleitung
- Erste spanische Improvisation auf einfachstem Niveau kennst du?. (Lässt sich übrigens gut mit ersten Malagueñas verbinden, wo man eine Vorstellung von der Zusammenarbeit von Akkord und Melodie bekommt.)
- Du weißt, was Intervalle sind.
- Und du findest die Intervalle bei einfachen Akkorden (7, sus4, add9, 6, j7 etc.) (Inkl. weitere in der Navi oben). Diese Intervalle begegnen dir bei den Skalen wieder.
- Du kannst ein paar melodische Verzierungen und hast da weitere rhythmische Erfahrungen gesammelt.
- Möglicherweise hast du sogar eine einfache Improvisation mit einfachen Jazz-Akkorden in C-Dur in der ersten Lage (ersten drei Bünde) gemacht.
- Du weißt genug über Harmonielehre, um Akkorde von Liedern zu finden (Chrash-Kurs bzw. Zusammenfassung der Musiklehre-Basics am praktischen Beispiel.)
Solltest du das alles noch nicht kennen, dann wird es schwer und hölzern, die Improvisation lernen zu wollen. Wenn dir also bei der Aufzählung etwas unbekannt vorkommt, würde ich da einsteigen, wo noch Wissenslücken bei den Basics bestehen, bevor es in die Skalen gehst.
Wenn du solierst oder über Stücke improvisierst, dann spielst du in der Regel mit Musikern zusammen, die das oben beschriebene Vorwissen mitbringen.
Reihenfolge der Lektionen
[Bearbeiten]Es kommt ein wenig darauf an, was für Musik du machen willst. Jeder Schüler und jeder Lehrer hat da seine eigenen Vorlieben.
- Nach den "Diplomen" bieten sich die 5 Dur- und Moll-Skalen nach dem CAGED-System an. Diese lassen sich zügig lernen, und sie helfen dir bei der Orientierung auf dem Griffbrett. Zudem kommst du recht gut mit der dazugehörigen Harmonielehre klar. (Beispielsweise, was für eine Tonart habe ich mit welcher Skala in welchem Bund und was für (Barré-)Akkorde passen dazu.)
- Die ersten Lektionen über die CAGED-Skalen sind für 6 Wochen ausgelegt (pro Woche eine Skala und eine Lektion, die einzelnen Skalen zu verbinden) Wer jedoch das Grundprinzip verstanden hat und etwas freie Zeit, kann sich die Grundlagen auch viel schneller erarbeiten. (Übungen bis zur Geläufigkeit sind nicht mit eingerechnet.) Danach solltest du eine Weile mit den Skalen beschäftigt sein.
- Man kann die 5 Skalen auch nutzen, um die Tonarten von Liedern in Dur und Moll zu bestimmen.
- Ab dann sucht man sich beispielsweise auf YouTube bei irgend eine Casting-Show ein Lied raus, schnappt sich die Gitarre, versucht bei den Liedern in Dur oder Moll die Tonart zu ermitteln und improvisiert da gleich in einem moderaten Tempo mit. Es muss anfangs nicht brillant klingen, sondern es soll nur irgendwie halbwegs passen.
- Mache dann mal Pause mit dem Improvisieren und kümmere dich um (Barré-)Akkorde und Schlagmuster und übe beispielsweise Samba-Rhythmen oder Countryschlag- und Balladenschlag-Variationen - solltest du den Kurs nicht schon vorher gemacht haben.
- Fange danach wieder mit der Improvisation an, und du wirst feststellen, deine Improvisation wird fast von alleine rhythmischer.
- Dann beschäftige dich mit Standard-Akkordfolgen und mache mit denen eine Jamsession. Oder suche dir einen Backing-Track oder bastele dir einen mit Programmen wie 'Band in a Box' oder einem seiner Klone und improvisiere dazu. Natürlich kannst du auch eines der vielen Liedbeispiele auf YouTube nutzen.
- Schwerpunkt sind vorerst Rock und Pop-Sücke, oder auch Country, Schlager, und ggf. ein paar einfache Boogie-Woogie, Swing, Jazz und sonst noch was, sofern sie brav und artig in einer Tonart bleiben.
Pentatonik später?
[Bearbeiten]Es empfiehlt sich die Pentatonik erst nach den Dur- und Moll-Skalen zu lernen. Die Pentatonik kann man zwar bei Liedern in Dur und Moll nutzen, sogar im Blues und Jazz; und rein technisch gesehen ist die Pentatonik sogar einfacher. Aber die Tücken stecken im Detail. Fängst du mit der Pentatonik an, so weißt du meist nicht, warum jetzt welche Pentatonik passt oder warum nicht. Du wirst feststellen, dass die ganze Harmonielehre der Pentatonik ohne das Vorwissen der Dur- und Moll-Tonleitern viel komplizierter ist. Die meisten Lektionen auf Videoportalen lassen dich mit einem unausgegorenem Halbwissen zurück.
Es spricht jedoch nichts dagegen, immer mal wieder bei der Pentatonik reinzuschnuppern. Wenn du die Pentatonik zeitlich nach den CAGED-Skalen lernst, läufst du weniger die Gefahr, die notwendigen Basics in der Harmonielehre zu vernachlässigen.
Spezielle Skalen nach hinten stellen!
[Bearbeiten]Fragst du in sozialen Netzwerken nach Improvisation auf der Gitarre, wirst du mit Skalen bombardiert. Aber keiner sagt dir, wozu welche Skalen gut sind. Man verschweigt dir, dass man Monate, wenn nicht Jahre gebraucht hat, alles zu lernen oder dass man schon eine klassische Ausbildung genossen hat und Noten vom Blatt spielen kann. Oder man verschweigt dir, dass man vielleicht gar nicht so gut ist, sich in einem äußerst begrenzten Genre aufhält und nur ein sehr eingeschränktes Repertoire hat.
Sehr oft hört man beispielsweise, dass man anstelle der CAGED-Skalen die 3-Notes-Per-String-Skalen lernen soll, wenn man schnell auf der Gitarre sein will. Dies stimmt zwar in gewisser Weise, aber Gitarrespielen ist doch kein Wettrennen. Man sollte die beiden Methoden nicht gegeneinander ausspielen, wo sie doch aufeinander aufbauen.
Die sieben 3-Notes-Per-String-Skalen (kurz 3NPS), kann man sehr gut nach den fünf CAGED-Skalen lernen, wenn man diese als eine Erweiterung der CAGED-Skalen ansieht. An den 3NPS kann man gut das Prinzip der modalen Skalen veranschaulichen. Doch was bringen die Modes, wenn man noch nicht einmal das Prinzip von Dur und Moll verstanden hat. Von daher können die 3NPS getrost etwas warten.
Und selbst dann gibt es noch weitere Skalen, wie Berklee-Skalen, welche mit klassischen Lagen arbeitet und auf Lagewechsel verzichten. Nachdem du jedoch sowohl die CAGED- als auch die 3NPL-Skalen kennst, sind die Berklee-Skalen nur eine weitere Ergänzung.
Auch wenn die Lektionen hier im Buch schön nebeneinander folgen, sind die drei gängigen Skalenkonzepte nicht dazu gedacht, in möglichst kurzer Zeit erlernt zu werden. Man eignet sich die nachfolgenden Skalenkonzepte am besten erst dann an, wenn man in den vorhergehenden sattelfest ist und wenn man eine Vorstellung davon hat, wozu die neuen Skalenkonzepte gebraucht werden.
Lerne mit System
[Bearbeiten]Die meisten Skalen fußen auf der hier in den Wikibooks so genannten Formensystematik (ähnlich dem CAGED-System, aber mehr die Harmonielehre berücksichtigend), wo dann alles ineinander greift.
Zuerst die CAGED-Skalen für Dur- und Moll zu lernen, anschließend die modalen 3NPS Skalen und noch später die Berklee-Skalen, und erst dannach den Blues und noch später Jazz zu lernen, ist vom Schwierigkeitsgrad der Harmonielehre die didaktisch folgerichtiger Reihenfolge. (Was allerdings nicht heißt, dass man nicht vorher mal vorsichtig in Blues und Jazz etc. reinschnuppern darf). Ausnahmen machen nur da Sinn, wo man sich von Anfang an auf einen einzigen Musikstil festlegt. Die meisten Gitarrenschulen, die in ein besonderes Genre gehen, setzen jedoch gewisse Basics voraus.
Wenn du die Diplome hier auf den Wikibooks gemacht hast, merkst du vielleicht, dass du schon mit den ersten Akkorden auf das Solospiel vorbereitet wurdest. Jedes Level brachte dich dem Ziel näher.