Zum Inhalt springen

Gehirn und Sprache: Vorwort

Aus Wikibooks


Dieses Buch kann im Regal der fertigen Bücher stehen. Und doch ist es niemals fertig. So ist das bei 'Wikibüchern': Sie sind nie fertig. Dennoch ist das Buch 'fertig' in dem Sinne, dass es jetzt seinen Zweck erfüllt: Man kann es mit Gewinn lesen, weil das, was der Hauptautor tun wollte, getan ist: Eine Anleitung zum weiteren Vorgehen zu geben.

In diesem Vorwort spricht nicht der Autor und Initiator, sondern ein hinzugeeilter Co-Autor, der dafür plädieren möchte, dieses „Essay“ unter die Wikibooks zu rechnen, die eigentlich Lehrbücher und keine Essays sein wollen.

Dieses Buch ist kein normales Lehrbuch. Was es lehrt, ist, sich auf Ideen einzulassen, und zwar auf Ideen, die erklären sollen, wie die menschliche Sprache als symbolverarbeitendes System funktioniert. Dieses Feld ist noch so unerforscht, dass es keine üblichen Lehrbücher gibt, in denen der symbolverarbeitende Sprachapparat in allen Einzelheiten erklärt wird. Hier kann man mit Denken lernen. Zwei Gründe, warum dieses Buch ein Lehrbuch ist:

  1. Ideen sind etwas Seltenes, was man behüten soll. Wo Ideen sind, entstehen oft noch mehr, oft ganz andere. Wir müssen auch lernen Ideen zu haben.

    Dasselbe gilt für das Entdecken von Problemen: Es gibt zwar Probleme wie Sand am Meer, aber interessante Probleme zu entdecken und zu formulieren, das kommt nicht so oft vor. Probleme zu entdecken ist viel origineller als Probleme zu lösen (Popper). So mag auch die hier gebotene Lösung am Ende falsch sein, sie kann dennoch zu den richtigen Ideen anregen. Auch Kolumbus löste sein Problem nicht, westwärts den Seeweg nach Indien zu finden. Aber der Weg war interessant.

    Oder ein weniger grandioses Beispiel, das aber aktueller ist: Das berühmt-berüchtigte Ziegenproblem, das zum Beispiel Gero von Randow (rororo 1992-2006, ISBN 3-499-61905-9) behandelt. Viele halten es für falsch gelöst (es ist dort richtig gelöst!), aber Randows Abhandlung darüber ist in jedem Fall eine amüsante und lehrreiche Einführung in das Denken in Wahrscheinlichkeiten. (so der Untertitel)

  2. Ich erwähne das Ziegenbeispiel absichtlich. Viele professionelle Mathematiker und noch viel mehr Laien haben die Lösung des Ziegenproblems, wie Marilyn vos Savant sie vorschlug, entschieden und zum Teil hochempört abgelehnt. Der Grund war, dass hartnäckige eingeschliffene Vorstellungen uns hindern, die neue sehr einfache Lösung zu begreifen. Könnte es nicht hier bei den Problemen Sinnverstehen und Bewusstsein ganz ähnlich sein?
  3. Im Umkreis dieses Problems vom Funktionieren der Sprache und der Erklärung des Bewusstseins gibt es so viel Literatur, dass es überhaupt kein Problem sein sollte, dieses Essay durch anklickbare Unterkapitel (die auf separate Seiten führen) als Studienführer zu gestalten, der auf diesen interessanten Gebieten – Sprachfunktionieren, Bewusstsein und mathematische Modelle dafür – von großem Nutzen sein kann.