Zum Inhalt springen

Gitarre: Saitenziehen (Bending)

Aus Wikibooks


korrekt ausgeführtes Bending

Die Technik zum Saitenziehen bietet sich auf der E-Gitarre an, da die Saiten in der Regel dünn und die Saitenspannungen damit relativ niedrig sind. Zum Saitenziehen legt man meist mehrere Finger auf eine Saite und zieht die Saite im gleichen Bund in Richtung der tieferen Saiten (für die drei höchsten Saiten e, h und g) oder in Richtung der höheren Saiten (für die tiefere Saite D). Die beiden tiefsten Saiten E und A werden selten gezogen.

Die Technik benötigt kräftige Finger. Klassikgitarristen verwenden oft ihren kleine Finger zusammen mit dem Ringfinger. Blues- und Rockgitarristen bevorzugen eher den Mittel- und Ringfinger.

Bending verwendet man neben dem Slide, um flüssig von einer Note zur andere übergehen zu kommen. Man ist zwar auf einen Tonumfang von maximal zwei Ganztönen beschränkt, jedoch reicht dieses oftmals aus.

Zentral beim Bending ist das Erreichen der richtigen Tonhöhe. Diese ist jedoch nicht immer identisch mit einem Ton der Dur- oder Moll-Tonleiter. Oft liegt der angestrebte Ton ein Viertelton über einer "normalen" Note, wie sie üblicherweise bei einer temperierten Tonleiter vorkommt. Solche Töne werden "Blue Notes" genannt, und vornehmlich im Blues eingesetzt. Eine Bluenote liegt zwischen der Moll- und der Durterz. Nichtsdestoweniger müssen auch diese Töne exakt getroffen werden. Minimale Abweichungen klingen auch bei Bluenotes "falsch".

Wichtig ist also die Präzision. Es ist unbedingt erforderlich, dass man auch beim gewünschten Zielton ankommt, sonst hört sich die Bending-Eskapade ziemlich schräg an! Man sollte deshalb die verschiedenen Saitenzug-Möglichkeiten konsequent trainieren. Dafür sollte man folgende Intervalle im Kopf behalten und Üben:

  • 1 Halbtonschritt
  • 2 Halbtonschritte (=1 Ganztonschritt)
  • 3 Halbtonschritte (=1 1/2 Ganztonschritte)
  • 4 Halbtonschritte (=2 Ganztonschritte)
Bending auf den hohen Saiten

Ein anderer Aspekt des Saitenziehens ist die richtige Zugtechnik. Dazu muss man die sechs Saiten in zwei Gruppen zu jeweils drei Saiten einteilen:

  • 1. Gruppe – Die drei tiefen Saiten. Sie werden stets Richtung Boden gezogen, wobei sich die ziehende Hand (normalerweise die linke) mit der Handkante zwischen Daumen und Zeigefinger am unteren Griffbrettrand abstützt um einen Hebel zu bilden. Die Zugbewegung kommt hier nicht über den greifenden Finger, sondern aus dem Handgelenk.
  • 2. Gruppe – Die drei hohen Saiten. Hier gilt stets die Regel, dass der ziehende Finger immer von einem zweiten, freien Finger unterstützt wird um die nötige Kraft aufbringen zu können. Die Gruppe der hohen Saiten wird immer in Richtung Himmel/Weltall/Decke gezogen, wobei die Bewegung "in die Hand hinein" ausgeführt wird. Die Kraft wird über die greifenden Finger übertragen, welche durch den Daumen auf der Griffbrett-Rückseite abgestützt werden.

Arten des Bendings

[Bearbeiten]

Die Technik des Saitenziehens ist sehr vielseitig. Man kann sie in folgende Teilbereiche gliedern:

einfaches Saitenziehen

[Bearbeiten]

Wenn eine Saite erst angeschlagen wird um danach gezogen zu werden, spricht man vom "einfachen Bending".

released Bending

[Bearbeiten]

Dieses Bending klingt wie ein Saitenzug nach "unten", d.h. die Tonhöhe nimmt ab (anstatt zu steigen). Der Trick dabei ist, die Saite erst stumm auf die gewünschte Note zu ziehen, um sie dann im gezogenen Zustand anzuschlagen. Anschließend läßt man die Saite einfach wieder in ihre Ausgangsposition zurückkehren.

smear Bending

[Bearbeiten]

Hierbei handelt es sich um ein "verschmieren" zweier Noten. Dies wird bewerkstelligt, indem eine Saite auf die Tonhöhe der auf das Bending folgenden Note gezogen wird. Dabei ist zu beachten, daß die auf das Bending folgende Note eine Saite höher liegt als die gezogene Saite. Spielt man das Bending und die Zielnote schnell hintereinander entsteht ein Klang, als ob eine Note in die andere "hineingeschmiert" wird.


Klangbeispiel:
Repeating Pattern #4
Repeating Pattern #4

unison Bending

[Bearbeiten]

Zwei aufeinanderfolgende Saiten so zu greifen, dass beide Noten einen Halbton auseinanderliegen, ist selten eine gewollte Harmonie. Zieht man jedoch die niedrige Saite dabei um diesen Halbton hoch und mischt ein wenig Vibrato in die gezogene Saite, so erhält man einen sehr vollen, chorus-Artigen Effekt a la Santana. Man kann dieses Bending auch mit einem Ganzton-Intervall einsetzen, um einen noch kräftigeren "Schwebe-Effekt" zu erzielen.