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Gitarre: Tonleiter-fremde Akkorde

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Tonleiter-fremde Akkorde

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Im Workshop: Akkorde heraushören lernten wir in Lektion 4, wie man mittels Quintenzirkel alle üblichen Akkorde einer Tonart ermitteln kann. Viele dieser Akkorde findet man in Standard-Akkordprogressionen (siehe Rockballadendiplom) wieder.

Wiederholung (Quintenzirkel)

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Fähige Clevere Gitarristen Denken An Ein Barré

Fb Cb Gb Db Ab Eb Bb | F C G D A E B | F# C# G# D# A# E# B#
Alle 13 Tonarten in Dur und Moll mit ihren üblichen Akkorden
Tonart Dur-Akkorde Moll-Akkorde Moll-Dominante
und 7. Akkordstufe
Vorzeichen
Akkord­stufen 4
IV
1
I
5
V
2
II
6
VI
3
III
(3⁷)
(III⁷)
j7
VII°
Gb / Ebm Cb (!) Gb Db(7) Abm Ebm Bbm (Bb7) Fm7b5 bbbbbb(6)
Db / Bbm Gb Db Ab(7) Ebm Bbm Fm (F7) Cm7b5 bbbbb(5)
Ab / Fm Db Ab Eb(7) Bbm Fm Cm (C7) Gm7b5 bbbb(4)
Eb / Cm Ab Eb Bb(7) Fm Cm Gm (G7) Dm7b5 bbb(3)
Bb / Gm Eb Bb F(7) Cm Gm Dm (D7) Am7b5 bb(2)
F / Dm Bb F C(7) Gm Dm Am (A7) Em7b5 b(1)
C / Am F C G(7) Dm Am Em (E7) Hm7b5 0b 0#
G / Em C G D(7) Am Em Hm (H7) F#m7b5 # (1)
D / Hm G D A(7) Em Hm F#m (F#7) C#m7b5 ##(2)
A / F#m D A E(7) Hm F#m C#m (C#7) G#m7b5 ###(3)
E / C#m A E H(7) F#m C#m G#m (G#7) D#m7b5 ####(4)
H / G#m E H F#(7) C#m G#m D#m (D#7) A#m7b5 #####(5)
F# / D#m H F# C#(7) G#m D#m A#m (A#7) E#m7b5 (!) ######(6)

Die meisten Lieder aus handelsüblichen Liederbüchern haben selten mehr als drei Durakkorde. Diese drei Durakkorde stehen im Quintenzirkel als Nachbarn nebeneinander.

Lieder in Dur können auch Mollakkorde enthalten. Diese sind ebenfalls selten mehr als drei und es sind die nächsten drei Nachbarn im Quintenzirkel.

Die drei Mollakkorde können zu einem Lied in einer Molltonart vorkommen. Eigentümlich für die Molltonarten ist, dass der dritte Mollakkord im Quintenzirkel auch als Durakkord in Erscheinung treten kann. Man spricht dann von der Dominante einer Moll-Tonart.

Auch bei Molltonarten können weitere Durakkorde auftauchen. Es sind die drei Nachbarn rechts im Quintenzirkel. Also können bei den Molltonarten die gleichen Akkorde vorkommen, wie bei Durtonarten und umgekehrt.

Das sollte dich nicht wundern, denn man nutzt ja dieselben Töne.

Beispiel

Töne im Quintenzirkel:

... F C G D A E ...
  • F C G = C-Dur (Es kann auch Dm Am Em mit dabei sein)
  • Dm Am Em = A-Moll (Es kann auch F C G mit dabei sein.)

Oft wird die Molldominante zu einem Durakkord

  • Dm Am E7 = A-Moll

Damit hättest du schon 80% der Akkorde beisammen, die man am ehesten bei einem Lied erwartet.

Warum ist der Quintenzirkel eigentlich so wichtig? Darf man in der Musik nicht machen, was man will?

Ja, man darf alles machen solange es einem selbst gefällt. Allerdings ist es so, dass man sich bei den gängigen handelsüblichen Liederbüchern gut und gerne zu 80% bis 95% auf den Quintenzirkel verlassen kann. Er zeigt einem, welche Akkorde man üblicherweise und am häufigsten bei den Liedern antrifft.

Akkordkombinationen, die weiter als die 7 Töne im Quintenzirkel auseinander stehen oder mit einer anderen Aufteilung der Dur- und Moll-Akkorde, wie du sie oben in der Tabelle siehst, kommen zwar auch hier und da mal vor, aber sie bilden doch eher die Ausnahme. Daher lohnt es sich die Regel, also den Quintenzirkel auswendig zu lernen, weil er 90% der Lernarbeit erleichtert. Wie du beim Heraussuchen von Akkorden zu Liedern gesehen hast, macht es viel weniger Arbeit, wenn du dich nur noch auf die 10% Ausnahmen konzentrieren muss, weil der Rest alles alte Bekannte sind.

Aber auch wenn du anfängst, dich mit exotischeren Akkorden zu beschäftigen (beispielsweise Jazzakkorde) hilft dir der Quintenzirkel das Übliche vom Besonderen zu unterscheiden.

Typische Ausnahmen

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Obwohl sich die meisten Lieder auf die Akkorde einer bestimmten Tonart beschränkt, heißt das nicht, dass man auf gar keinen Fall andere Akkorde nehmen darf. Es können selbstverständlich andere Akkorde auftauchen, die nicht ins Schema passen. Sie tauchen nur seltener auf.

Wenn ein Akkord von der gerade gelernten Regel abweicht, dann gibt es auch für diesen Ausreißer oft wieder eine Regel. Und ob du es glaubst oder nicht, selbst bei diesen Ausnahmen hilft der Quintenzirkel weiter.

Im folgenden möchte ich dir einige der häufigen Ausnahmen, die dir als Hobbygitarrist begegnen, vorstellen.

Beachte

Wenn nichts anderes gesagt wird, bezieht sich jeder abweichende Akkord auf die Tonart C-Dur. Jedes Beispiel sollte man auch in anderen Tonarten durchexerzieren.

Halbverminderter Septakkord

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Der Akkord auf der 7. Akkordstufe einer Dur-Tonleiter ist ein verminderter Akkord (mb5 bzw. m7b5) und der gehört eigentlich schon zu den Ausnahmen, denn er kommt recht selten zum Einsatz. Und das, obwohl er nur aus tonleitereigenen Tönen besteht.

Suchst du den verminderten Septakkord in gängigen Liederbücher, wirst du es schwer haben, überhaupt Lieder mit einem Akkord wie den Bm7b5 zu finden. Es sei denn, du nimmst dir ein Buch mit Jazz-Standards vor. Bei einfachen Liederbüchern findest du so gut wie keinen m7b5. Also konntest du lange auf ihn verzichten.

Wenn du mal "I Will Survive" von Gloria Gaynor, "Love Supreme" von Robbie Williams oder "Still Got The Blues" von Gary Moore spielen willst, also Stücke, die leicht jazzig angehaucht sind, dann ist immer noch Zeit sich um einen Akkord wie den Bm7b5 zu kümmern. In Liederbüchern kommt gar nicht mal so selten vor, dass man einen Bm7b5 durch einen ähnlich klingenden Akkord wie den Dm, G7 oder den B7 austauscht. Solch ein Austausch klappt oft dann, wenn die Alternativen viele Akkordtöne gemeinsam haben.

Versuche also ruhig einmal folgende Akkordkombinationen

  • F Dm E
  • F G7 E
  • F B7 E

durch eine so genannte II-V-I-Verbindung in Moll zu ersetzen

  • F Bm7b5 E

Wenn der Halbverminderte Septakkord vorkommt, dann meist als diatonischer Quintenfall

hier als einfaches Beispiel in C-Dur
Bekannte Beispiele
Siehe auch

Die Zwischendominante

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Du hast 3-Dur-Akkorde und könntest eigentlich ohne Probleme die Tonart bestimmen. Aber plötzlich taucht ein Dur-Akkord auf, der sich zwar gar nicht schlecht anhört, aber Töne enthält, die nicht mehr zu der ursprünglichen Tonart passen. Es ist auch nicht die Dur-Dominante einer Moll-Tonart, obwohl sich selbst diese nicht anders verhält, wie eine Zwischendominante. Gemeinsam ist dem fremden Durakkord, das der nachfolgende Akkord meist eine Quinte aufwärts ist. Also der vorhergehende Ton/Akkord im Quintenzirkel (gegen den Uhrzeigersinn)

Beispiel

C F G7 ... ist eindeutig C-Dur. Doch plötzlich taucht nicht ein der Dm-Akkord auf - den wir laut Quintenzirkel erwarten - sondern ein D-Dur bzw. ein D7

Also nicht

C F Dm G7

sondern

C F D7 G7

C F G7 ist immer noch C-Dur. Aber der Teil des Liedes, bei dem D7 vorkommt, bildet mit den Akkorden G zusammen die G-Dur-Tonleiter. Man hat also für einen kurzen Moment die ursprüngliche Dur-Tonart verlassen, und dafür den Akkord G-Dur betont, und nicht mehr den Grundakkord der Ausgangstonart C-Dur.

G war vorher die Dominante; also der Akkord, der zum C hingedrängt hat. Aber auf einmal drängt der D7 zum G.

D-Dur bzw. D7 ist in diesem Zusammenhang eine Zwischendominante.

Sollte der Ausflug in eine andere Tonart etwas länger dauern, so spricht man von einer Modulation. Da der Ausflug nach G-Dur jedoch sehr kurz ist und oft nicht länger als einen Takt oder sogar einen halben Takt lang dauert, spricht man hier von einer Ausweichung.

Ein Vergleich, den ich ab und zu mal im Unterricht verwende, kann helfen das Durcheinander zu verstehen.

Es ist wie ein Besuch von der nahen Verwandten. Wenn der Opa mal kurz zu Besuch kommt, dann wird der Vater auf einmal zum Sohn (des Opas) und der Sohn wird zum Enkel. Aber sobald der Besuch wieder weg ist, ist wieder alles normal und der Vater ist wieder der Vater und der Sohn ist wieder der Sohn und man kommt wieder zum gewohnten Familienalltag zurückfinden.

Genauso ist es bei der Zwischendominante, die nur mal kurz auftaucht und dann wieder verschwindet. Also ist das ganze Stück in C, mit einem winzigen Ausflug nach G-Dur (durch den Besuch von D-Dur).

Beispiele
Bolle reiste jüngst zu Pfingsten (in G-Dur)
[G] Bolle reiste jüngst zu [C] Pfingsten, nach [D] Pankow war sein [G] Ziel.
Da ver-[G]lor er seinen [C] Jüngsten janz [D] plötzlich im Je-[G]wühl.
Ne [D] volle halbe Stunde hat er nach ihm je-[A] spürt. [A7]
//: [D7] Aber [G] dennoch hat sich [C] Bolle janz [D] köstlich amü-[G]siert. ://


Streets of London (in C-Dur)
So [F]how can you [Em] tell me you're [C] lonely [Am]
[D] And say for [D7] you that the sun don't [G] shine? [G7]

auch

[Dm] And say for [D7] you that the sun don't [G] shine? [G7]
vom Blues zum Ragtime (in C-Dur)

Man kann eine ganze Kette aus Zwischendominanten bilden. Als Beispiel nehme ich einfach mal einen Standard-Blues in C-Dur.

C C C C
F F C C
G7 F C G7

Ich könnte jetzt einfach im vierten Takt aus der Tonika C (Grundakkord) eine Zwischendominante machen, die zum F-Dur-Akkord leitet.

C C C C7
F F C C
G7 F C G7

Jetzt füge ich mal am Schluss einen Turnaround (Zurückleitung zum Grundakkord) ein.

C C C C7
F F C C
G7 F (C Am) (Dm G7)

Am und Dm gehören zur C-Dur-Tonart. Also ist noch alles im grünen Bereich.

Ich könnte jetzt aber aus dem Dm eine Zwischendominante D7 machen die nach G7 weiterleitet. Und ich könnte auch aus dem Am eine Zwischendominante A7 machen, die zum D7 weiterleitet

C C C C7
F F C C
G7 F (C A7) (D7 G7)

So kann ich eine ganze Quintenkette erstellen.

  • C Em Am Dm G7 C
  • C Em Am D7 G7 C
  • C Em A7 D7 G7 C
  • C E7 A7 D7 G7 C

Nur G7 ist hier eine richtige Dominante die zur Tonart C-Dur gehört. Alle anderen 7er-Akkorde sind Zwischendominanten.

übrigens
  • E7-A7-D7-G7-C das kommt öfter mal im Ragtime als Schlusssequenz vor.

Wenn man nur die Kurze Wendung D7-G7-C hat, dann nennt man D7 auch Doppeltdominante.

Noch ein schöner Jazz-Standard, bei dem es nur so vor Zwischendominanten wimmelt.

C E7 A7 Dm E7 Am7 D7 Dm7 G7....

Dominante einer Molltonart

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Auch wenn es schon mehrfach angesprochen wurde, hier noch einmal als Wiederholung:

Wir haben gelernt, dass im Quintenzirkel nach den drei Dur-Akkorden drei Moll-Akkorde kommen. Molltonarten machen da eine Ausnahme. Wenn du Dm Am Em hast, also die nächsten drei Akkorde von der C-Dur-Tonleiter im Quintenzirkel, dann spielst du ein Stück in A-Moll.

Die drei Akkorde alleine in Moll hören sich jedoch lasch an. Es fehlt ein Leitton, der die Spannung zum Grundton A aufbauet. Um solch einen Leitton "künstlich" zu erzeugen machst du aus dem Em ein E7. Der Moll-Akkord motzt sich mal kurz auf und tut ein wenig so wie bei den großen Durtonarten.

Am Dm E7 Am

hört sich einfach besser an als

Am Dm Em Am.

Da E7 genau einen Quintabstand (abwärts) zu Am entspricht, verhält sich E7 hier nicht anders, als eine Zwischendominante. Jedoch taucht diese "Zwischendominante" regelmäßig bei Moll-Tonarten auf.

Mitunter kann diese Moll-Dominante auch bei Liedern in Dur auftauchen, wenn er zur Tonika-Parallele weiterleitet.

Das Original wird (mit Capo im 4.Bund) im natürlichen Am (also ohne E7-Akkord) gespielt, aber man kann wahlweise auch den E(7) Akkord einsetzen. Probiere einfach mal beides aus.

This Is the Life (Amy Macdonald) - Zitat
  • Oh, the [Am]wind whistles down - the [F]cold dark street tonight
And the [C]people they were dancing [Em]to the music vibe
And the [Am]boys chase the girls with the curls in their hair
While the [F]shy tormented youth sit way over there
And the [C]songs they get louder
Each one better than be-[E7]fore

Das Besondere einer Molltonart ist, das die Durterz der Molldominante auch bei anderen Akkorden auftauchen kann.

Beim Lied Joshua fit he battle of Jericho taucht der tonleiterfremde Ton G#, den wir von der Durterz der Molldominante E her kennen, auch beim Am auf.

Dominant-Blues

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Beim Blues verschmieren Dur und Moll. Melodisch werden Dur und Moll scheinbar wahllos miteinander kombiniert.

Wenn man einmal genauer hinschaut, dann wird bei einem Dur-Akkord kurzfristig die Dur-Terz durch eine Moll-Terz ausgetauscht, aber kurz darauf wieder durch die Dur-Terz ersetzt. Die Mollterz ist hier nur ein Durchgangston, der dem Akkord ein wenig Farbe gibt.

Beim Blues und beim Rock'n'Roll werden aus allen Dur-Akkorden Dur7-Akkorde. Allerdings kann man hier nicht von Zwischendominanten sprechen. Dennoch haben die Dur7-Akkorde einen drängenden, vorwärts treibenden Charakter.

Wenn also eine Passage sich buesig oder rockig anhört, dann versuche den Hauptakkord herauszufinden und sucht die beiden Nebenakkorde, und kümmert sich nicht weiter um Dur und Moll oder um die 7er-Akkorde.

Beispiel

Du hast die Akkorde E7, D7, A7

sortiert nach dem Quintenzirkel

D7 A7 E7

Der mittlere Akkord ist ein A, also wird es sich um einen Blues in A handeln. Dass es sich um einen Blues handelt, dass solltest du heraushören können.

Das mit den vielen Dur7-Akkorden ist die Eigenart von Blues, und den vom Blues abgeleiteten Musikrichtungen (z.B. Rock'n'Roll, und viele Rockstücke).

Die Zwischensubdominante

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Bei der Zwischendominante haben wir uns immer von einem weiteren Dur-Akkord rechts vom Quintenzirkel bedient.

... F C7 G7 + D7 + A7 + E7

Genauso könnte man das Spiel ja mal in die andere Richtung des Quintenzirkels treiben.

... + Ab + Eb + Bb F C G7

Beachte, dass in diesem Fall keine 7er-Akkorde auftauchen dürfen. Im Jazz darf ggf. mal ein maj7 (kurz j7) auftauchen, aber keine 7. Wir haben hier eine Zwischensubdominante und keine Zwischendominante.

Wir befinden uns in der Tonart C-Dur. Doch plötzlich taucht ein Bb-Dur auf, wo man ihn erst einmal nicht erwartet. Bb ist die Subdominante der Tonart F-Dur. Wenn man also mal für eine kurze Zeit so tut, als sei F-Dur die Tonika (das tonale Zentrum) und nicht der ursprüngliche Akkord C, dann passt da auch ein Bb als Subdominante.

Bb + F C G

Wie schon bei der Zwischendominante erläutert, bleibt F nicht die Tonika, sondern gibt seine kurzfristige Führungsrolle gleich ein oder zwei Takte später wieder an das C zurück.

Beispiel

oder vieleicht noch beliebter das Cover von

Für das Original sollte man das Capo in den 4. Bund setzen, aber ich will der Einfachheit halber bei C-Dur bleiben. Dann kann man die ganze Strophe über die Akkorde der C-Dur-Tonleiter verwenden.

F C G Dm Am Em

Und um genau zu sein, braucht man beim Lied Am und Em nicht.

Doch plötzlich knallen die Beatles im Refrain ein Bb hinein.

  • Oh, I get[Bb]by with a little [F] help from my [C] friends

F ist, wie schon gesagt, die Subdominante von C-Dur. Bb ist hier die (Zwischens-) Subdominante, die zu F-Dur gehört.

Noch ein schönes Beispiel aus dem Irish Folk

Diesmal in G-Dur

F + C G D Em Am Em
  • I [Em] remember that [D] bright april [C] morn[G]ing,
When I [F ] left home to[ C] travel a-[G]far[D],
But to [Em] work till your [D] dead for a [C] room and a [G] bed,
Is not the [G] geason I [D ]left Mullin[G]gar.

Auf gleiche Weise funktioniert

Ain't [G]much an old country boy like [F]me can't [D7]hack

In der Mehrzahl der Fälle führt die Zwischensubdominante (hier F) direkt über die eigentliche Subdominante (hier C) zurück zur Tonika (Grundakkorde G). Etwas seltener leitet man über die ursprüngliche Dominante (hier D7) zurück zur Tonika.

Um den Vergleich von der Zwischendominante auch hier bei der Zwischensubdominante anzuwenden, ist es jetzt so, dass Vater und Sohn zusammen in einem Haus wohnen und der Enkel (des Opas) kommt mal kurz zu Besuch.

Subdominante in Moll

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Manchmal findet man auch Stücke, wo ein Dur-Akkord (meist die Subdominante) plötzlich in sich zusammenbricht und zu einem Moll Akkord wird. Die ganze Melodie-Phrase klingt plötzlich ganz traurig. Das eigene Ohr erklärt einem hier am besten, was da geschieht. Meist leitet diese Subdominante in Moll zum Grundakkord (Tonika) weiter.

YT   Wake Me Up When September Ends (Green Day) in G
  • [C] Wake me up [Cm]when sepdember [G]ends


When the Saints in E-Dur

(E A B7 ohne Moll-Akkorde)

  • Oh when the [E] saints go marchin´ in,
Oh when the saints go marchin´[B7]in,
Lord I [E] want to [E7] be in that [A] number [Am]
When the [E] saint go [B7] marchin´in. [E]

E7 ist eine einfache Zwischendominante, aber Am ist hier die Subdominante in Moll.

Durchgangsakkorde

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Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, ob "Durchgangsakkord" auch beim Rock'n'Roll passt, dennoch wird dir schnell klar, was gemeint ist.

Beim Rock'n'Roll knallt man sehr oft einen Akkord in die Begleitung hinein, der so gar nicht in die Tonart zu passen scheint, und den man kaum mit einer Zwischen-(sub-)dominante oder sonst einer Funktion erklären könnte. Diese Beispiele wirst du am ehesten nachvollziehen können, wenn du die Akkorde als Barré-Akkorde greifst.

Bb | C C C C-Bb| C C C C-Bb | C C C C-Bb | C C C C-E |
F F F F-E | F F F F-Bb | C C C C-Bb | C C C C-F# |
G7 G7 G7 G7-F# | F F F F-Bb | C C C C-F# | G7 G7 G7 G7

Die Akkorde Bb, E und F# gehören erstmal nicht zur C-Dur-Tonleiter. Es bringt auch nicht wirklich etwas, hier nach einer besonderen Funktion der Akkorde zu suchen. Der Barré-Akkord setzt einfach einen Bund (oder auch zwei Bünde) vorher an, als ob er Schwung hohlen wollte, und rückt dann einfach zum Ziel-Akkord auf. Es ist nicht mehr als eine Ausschmückung, ohne große harmonische Funktion. Man könnte auch auf diese Akkorde verzichten, ohne das dem Lied etwas Wesentliches fehlen würde.

Der selbe Effekt wird gerne beim Blues genutzt, und auch ausgesungen.

Beispiel
[A]Corina [Db]Co-[D]rina

Der Akkord Db besteht aus den Tönen Db F Ab. Hier beim Blues kommt es mehr auf den gesungenen Ton F an, als auf den ganzen Akkord. (Siehe Dur-Moll-Spielereien beim Blues.) F ist die Mollterz des Akkordes Dm. Ein Lied, bei dem du Durchgangsakkorde sowohl mit Barrés als auch mit einfachen Standard-Akkorden üben kannst, ist Corrina Corrina.

Ein 'richtiger' Durchgangsakkord verbindet zwei Akkorde. Sie erklingen nur kurzfristig (meist nur einen Ton lang) und wirken sich meist nicht auf die Melodie aus. Wenn in der Tonart C-Dur der Akkord G auf F folgt, schiebt man manchmal den Akkord F# ein. Üblicher ist es allerdings, nur den Bass chromatisch (in Halbtonschritten) wandern zu lassen. (F /F# G) oder mit Zwischendominante (F D7/F# G), aber manchmal nutzt man auch einen chromatischen Durchgangsakkord.

To-Do:

Artikel verlinken, Beispiele finden

Einen ganz ähnlichen Effekt nutzt man bei dem Stück "Pink Panter". Das Stück ist in E-Moll gesetzt und nutzt von daher die gleichen Akkorde wie die G-Dur-Tonart, die aber meist als Powerchords gespielt werden.

C G D Em Am Bm

oder als Powerchords

C5 G5 D5 E5 A5 B5
C#-D D#-E...
Beachte

Wenn man nur Powerchrods hat, so ist es etwas schwerer die Tonart zu ermitteln, da die Unterscheidung zwischen Dur und Moll fehlt, was die Sache etwas erschwert.

Tonartenwechsel

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Es kann natürlich auch sein, dass für einen Abschnitt, einen ganzen Vers / Strophe die komplette Tonleiter gewechselt wird. Dann spricht man von einer Modulation. Meist kommt man etwas später wieder auf die ursprüngliche Tonart zurück.

Oft nutzt man den Dominantseptakkord der Zieltonart, um von einer in die andere Tonart zu wechseln. Für die einzelnen Teile gelten aber wieder die Regeln der entsprechenden Tonart.

Gitaristen sollte das Original Spanische Romanze (Tab) bekannter sein.

Ständiger Tonartenwechsel

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Eine ganz einfache Art, ständig die Tonart zu wechseln ist es, einfach die nächste Strophe einen Halb- oder Ganzton höher zu singen.

Solange du dich noch nicht mit Barré-Akkorden auskennst, kannst du versuchen, die Tonarten in Ganztonschritten zuwechseln kann. Möglicherweise erhältst du so eine Variante, die noch relativ einfach zu spielen ist. Andernfalls empfiehlt es sich, die Steigung des Originals nicht mitzumachen.

Beim Jazz kommt es oft vor, das über das ganze Stück verteilt ständig die Tonart wechselt. Das schaut man sich aber besser im Jazzworkschop beim Rockballadendiplom selber an. Man kann dort etwas in die Jazzbegleitung hineinschnuppern.

Sehr oft liegen dabei mehrere Quintfall-Sequenz vor bzw. eine II-V-I vor. Solange die II-V-I-Verbindung vorliegt, kann man für ein paar Takte ein tonales Zentrum (quasi eine Tonart) festlegen. Aber schon im nächsten Takt kann man wieder wo ganz anders sein.

Beispiel 1
Beispiel 2

Die C7-Form oder die C9-Form können gegeneinander ausgetauscht werden.

Aber dieses Gebiet ist so groß, sodass ich hier nicht tiefer darauf eingehe, da dies den Rahmen dieses Kapitels sprengen würde.

Aber auch bei Popsongs kann es vorkommen, dass mitten im Song die Tonart gewechselt wird. Manchmal bilden 3 bis 4 Akkorde eine Tonart, aber schon der letzte Akkord der alten Tonart wird schon wieder ein Akkord der neuen Tonart gedeutet (Modulation)

Ein gutes Beispiel dafür

Das Stück beginnt in G-Dur, geht über Em (dorisch) und A-Dur nach D-Dur wieder zurück nach G-Dur und ein kleiner Besuch bei C-Dur mit noch hier und da ein paar Blues-Noten eingestreut. Gitarristen mit genug Erfahrung werden keine Probleme haben, dieses Lied nachzuspielen, zumal die Akkorde nicht besonders schwer sind, aber hier macht es viel zu viel Mühe genau nachzuvollziehen, was im Einzelnen im Lied geschieht. "Ein ständiger Tonartenwechsel" sollte für einen Hobby-Gitarristen hier genau genug beschrieben sein. ;)

Verduren von Liedern

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Bei einigen Liedern ist es interessant zu beobachten, dass Dur-Akkorde dort auftauchen, wo man sie nicht erwartet, und man kann sie nicht als Zwischen(sub)dominante oder etwas ähnliches erklären. Es erscheint einfach so, als hätte man alle Moll-Akkorde einfach ins Dur gesetzt. In der Melodie sind oftmals nicht genug Töne da, um daraus irgendeine Funktion oder Modulation oder etwas anderes abzuleiten.

Beispiele

verwendet die Akkorde G C B Bb A und E und alles sind Dur-Akkorde

verwendet E G A D

wandert die Qinten rauf C G D A E

Wandert die Tonleiter rauf G A B C D | G
auch recht einfach mit Barré in E-Dur zu spielen E F# G# A B | E

Doch auch hier ist eine Analyse, was da im Einzelnen eigentlich geschieht, für den Hobby-Gitarristen zu kompliziert. "Alle Akkorde Verduren" reicht vollig aus, um das Ganze ausreichend zu beschreiben. ;)

Borrowed Chords

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Im Jazz gibt es den Begriff Modal Interchange (betrifft die Melodie) bzw. Borrowed Chords (betrifft die Akkorde). Da leiht man sich Töne oder Akkorde aus, die eigentlich zu einem anderen Modus gehören.

einfaches Beispiel

Ich habe die Tonart A-Dur vorliegen.

A-Dur
A Bm Cm (C7) D E(7) F#m G#m7b5

Ich tausche in einer Akkordfolge einen Stufenakkord der A-Dur-Tonleiter durch einen Stufenakkord der Molltonleiter aus.

A-Moll
Am Bm7b5 C Dm Em (E7) F G(7)

Aus A E F#m D könnte A E F D werden

Was im Jazz damit sonst noch alles machbar ist und aus welchem Modi (dorisch, phrygisch...) man sich noch bedienen kann, bietet genug Stoff um einen Musikstudenten monatelang damit zu beschäftigen und sprengt den Rahmen dieses Kapitels. Einige kleine Ableger davon verirren sich jedoch gelegentlich mal in die Pop-Musik, wenn die Akkorde nicht zu schwer zu spielen sind.

Tritonussubstitution

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Auf eine Besonderheit beim Jazz möchte ich euch dennoch aufmerksam machen. Man kann beim Jazz die Dominante oder die Zwischendominante durch einen Akkord austauschen, der einen Tritonusabstand zur ursprünglichen Dominante hat. (Ich weiß, es klingt in der Theorie komplizierter, als es in der Praxis ist.)

Meist liegt eine II-V-I Verbindung vor, bei der man die V austauscht.

Dm7 G7 C

jetzt suche ich vom G7 die verminderte Quinte. Dazu gehen wir zuerst im Quintenzirkel im Uhrzeigersinn einen Ton weiter und hätten eine reine Quinte (hier: D7). Von dem D aus gehen wir ein Halbton tiefer und erhalten so die verminderte Quinte von G7, nämlich den Ton Db bzw. den Akkord Db7. Tritonus ist ein anderes Wort für eine verminderte Quinte. So kommt es zum Namen Tritonus-Substitution.

Hört sich ziemlich kompliziert an oder? Aber wenden wir es mal praktisch in einer einfachen Akkordfolge an:

Rhythm-Change in C
  • C Am Dm7 G7 | C
  • C Am Dm7 Db7 | C

Sieht immer noch kompliziert aus? Das ändert sich, wenn man diese Akkordfolge mit Barré-Akkorden spielt.

aus

<<
  \new ChordNames { \chordmode {
    c1 a:m d:m7 g:7 c
  }}

  \new FretBoards {
    \override FretBoards.FretBoard.size = #'1.5
    \override FretBoard.fret-diagram-details.finger-code = #'in-dot
    \override FretBoard.fret-diagram-details.dot-color = #'white
    \override FretBoard.fret-diagram-details.orientation =
        #'landscape
    <  c-1\5 g-2\4 c'-3\3 e'-2\2 g'-1\1 > % C
    <   a,-1\6 e-3\5 a-4\4 c'-1\3 e'-1\2 a'-1\1 > % Am
    <  d-1\5 a-3\4 c'-1\3 f'-2\2 a'-1\1 > % Dm7
    < g,-1\6 d-3\5 f-1\4 b-2\3 d'-1\2 g'-1\1 > % G7
    <  c-1\5 g-2\4 c'-3\3 e'-2\2 g'-1\1 > % C
  }
>>
wird

<<
  \new ChordNames { \chordmode {
    c1 a:m d:m7 des:7 c
  }}

  \new FretBoards {
    \override FretBoards.FretBoard.size = #'1.5
    \override FretBoard.fret-diagram-details.finger-code = #'in-dot
    \override FretBoard.fret-diagram-details.dot-color = #'white
    \override FretBoard.fret-diagram-details.orientation =
        #'landscape
    <  c-1\5 g-2\4 c'-3\3 e'-2\2 g'-1\1 > % C
    <   a,-1\6 e-3\5 a-4\4 c'-1\3 e'-1\2 a'-1\1 > % Am
    <  d-1\5 a-3\4 c'-1\3 f'-2\2 a'-1\1 > % Dm7
    <  des-1\5 as-3\4 ces'-1\3 f'-4\2 as'-1\1 >  % Db7
    <  c-1\5 g-2\4 c'-3\3 e'-2\2 g'-1\1 > % C
  }
>>

Spiele das mal einfach nach. Du rückst vom Dm7 aus einfach mit dem Barré-Finger einen Bund zurück und spielst einen Dur7-Akkord, und rückst dann weiter zum nächsten Akkord. Das ist auch schon alles.

Man könnte fast meinen, man hätte hier nichts anderes als einen Durchgangs-Akkord. Aber beim Durchgangsakkord bleibt die Akkord-Funktion erhalten. Also ein Dm7 würde zu einem Dbm7, oder wenn man den C-Dur zur Grundlage nimmt, dürfte für ein Durchgangsakkord nur ein Db aber kein Db7 vorkommen, denn der Db7 ist eindeutig eine Dominante bzw. dessen Vertreter. C ist aber eine Tonika, wo man allerhöchstens ein j7 (siehe letzter Akkord) aber keine 7 anfügen darf. Es kommt bei der Tritonus-Substitution zwischen den drei Akkorden zu einem Funktionswechsel.

Aber wie du siehst. ist das Ausrechnen des Akkordes ist hier viel komplizierter, als einfach den Barré-Akkord jeweils einen Bund zurückzuschieben.

So was ist ein netter Baustein aus dem Jazz, den du auch selbst mal bei einer II-V-I-Schlusswendung einsetzen kannst, um das Stück traurig ausklingen zu lassen. Das ist natürlich noch weit von dem entfernt, was man sonst noch so alles beim Jazz macht, aber so eine Tritonus-Substitution könnte euch schon mal bei einem leicht verjazzten Stück vorkommen oder mal beim Swing auftauchen, der nicht ganz so kompliziert aufgebaut ist.

Verminderte Akkorde

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  • C/E F#dim G

Sieht auf den ersten Blick wild aus.

F#dim ist ein Mollakkorde mit einer verminderten Quinte (5b). Also könntest du ihn auch F#m5b schreiben. Doch eher findest du die Bezeichnung F#°.

F#m hat die Töne F# A C#, wobei C# die Quinte (5) ist. Diese Quinte wird nun um einen halben Ton erniedrigt (5b) und ein C# erniedrigt man, indem man das # auflöst, und stattdessen ein C spielt.

Demnach hat F#dim die Töne F# A C. Das sieht immer noch wild aus? Füge mal eine große Dur-Terz abwärs hinzu.

C D←E←F G A B

Die Terz von F oder F# abwärts ist ungeachtet der Vorzeichen ein D (oder Db oder D#). Die Mollterz von Dm ist F. Die Dur-Terz von D-Dur ist F#.

  • D + F# + A + C = D7

Ein F#dim ist schlicht und ergreifend ein D7 mit F# im Bass, ohne den Grundton D.

In vielen Fällen ist ein Verminderter Akkord ein simpler Dur7-Akkorde ohne Grundton. Vor allem für Klavier-Spieler ist es oft vorteilhaft bei einigen Akkordfolgen mit Basslauf den Grundton wegzulassen. Von daher findest du Dim-Akkorde eher bei Klaviernoten. Meist leitet ein verminderter Akkord einen Halbtonschritt weiter aufwärts zum Zielakkord.


<<
  \new ChordNames { \chordmode {
    c1 c:/b a:m a:m/g f d:7/fis fis:dim g g:7
  }}
  \new FretBoards {
    \override FretBoards.FretBoard.size = #'1.5
    \override FretBoard.fret-diagram-details.finger-code = #'in-dot
    \override FretBoard.fret-diagram-details.dot-color = #'white
    \override FretBoard.fret-diagram-details.orientation =
        #'landscape
    <  c-3 e-2 g c'-1 e' >
    <   b,-2  g c'-1 e' > 
    < a, e-2 a-3 c'-1 e'  >
    < g,-4 a, e-2 a-3 c'-1 e' > 
    < f,-1 c-3 f-4 a-2 f'-1 >
    < fis,-2 a, d a-3 c'-1 fis'-4>
    < fis,-2  a-3 c'-1 fis'-4>
    < g,-3 b,-2 d g b g'-4>
    < g,-3 b,-2 d g b f'-1>
  }
>>

\version "2.20.0"
\header {
  title="Basslauf in C"
  encoder="cc-by-sa Wikibooks (mjchael)"
}

myChords = \chordmode {
  c2 c:/b a:m a:m/g 
  f fis:dim g g4:/a g:/b
}

myDiskant = {
  c8  g c' e'  b, g c' e' | % 1
  a,8 a c' e'  g, a c' e' | % 2
  f,8 a c' f'  fis, a  c' fis' | % 3
  g,8  g b g'  a, g b, g  | % 4 Basis
  \mark "4x"
}

myBass = {
  c2  b, a, g, f, fis, g, a,4 b,
}
%% Layout
\score {
  <<
    \new ChordNames { \myChords }
    {
      %%Noten
      \new Staff  <<
        \tempo 4 = 120
        %Tempo ausblenden
        \set Score.tempoHideNote = ##t
        \time 4/4
        \key c \major
        \set Staff.midiInstrument = #"acoustic guitar (nylon)"
        %% verschmilzt unterschiedliche Notenköpfe
        \mergeDifferentlyHeadedOn
        \clef "G_8" \repeat volta 4
        \myDiskant
        \\
        %% beachte: Wiederholungszeichen ist für Midi notwendig!
        \repeat volta 4
        \myBass
      >>
    }
    %% Tabulatur
    \new TabStaff {
      % \tabFullNotation 
      \repeat volta 4
      <<
        \myDiskant
        \\
        \myBass
      >>
    }
  >>
  \layout {}
}
%% Midiausgabe mit Wiederholungen, ohne Akkorde
\score {
  <<
    \unfoldRepeats {
      \new Staff  <<
        \tempo 4 = 120
        \time 4/4
        \key c \major
        \set Staff.midiInstrument = #"acoustic guitar (nylon)"
        \clef "G_8" \repeat volta 4
        \myDiskant
        \\
        \repeat volta 4
        \myBass
      >>
      %% Schluss 
      c2
    }
  >>
  \midi {}
}
%% unterdrückt im raw="!"-Modus das DinA4-Format.
\paper {
  indent=0\mm
  % DinA4 0 210mm - 10mm Rand - 20mm Lochrand = 180mm
  line-width=180\mm
  oddFooterMarkup=##f
  oddHeaderMarkup=##f
  % bookTitleMarkup=##f
  scoreTitleMarkup=##f
}

Hier in der Akkordfolge lässt sich der F#dim leicht als Ersatz für einen D7 identifizieren, dem einfach der Grundton fehlt.

Es wird erst komplizierter, wenn der Dim-Akkord eine Zwischendominante oder gar eine Tritonussubstitution ersetzt. Doch wenn du eine Dur-Terz abwärts ergänzt, lässt sich über den ersetzten Dominantseptakkord (Dur7-Akkord) meist die Funktion ermitteln.

Exoten

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Wie man sieht, kann man sich auch bei vielen Ausnahmen irgendwie weiterhelfen. Und nicht selten tut auch hier der Quintenzirkel gute Dienste.

Es bleiben aber immer noch ein paar Ausnahmen, wo man mit seinem Latein am Ende ist. Es wird also immer Akkorde und Akkordfolgen vorkommen, die man in kein System zwängen kann, und mit keinem Fachwort belegen kann.

Da heißt es dann die Exoten von der Regel zu trennen und die Exoten als eine richtige Ausnahme zu betrachten.

Möglicherweise gibt es auch zu dem Exoten eine brauchbare Regel. Wenn du dich später mal mit Jazz beschäftigst, lernst du weitere Konzepte, wie modale Interchange oder negativ Harmonies kennen. Aber dieses Kapitel richtet sich weiterhin an Hobbygitarristen. Hier wurden also nur die Sachen vorgestellt, die man doch etwas öfter mal in den handelsüblichen Liederbüchern vorfindet, sodass es sich lohnt, diese häufigen Ausnahmen mal näher kennenzulernen.

Man bemüht sich bei den Exoten nur dann um eine Regel, wenn das Phänomen öfter auftaucht, oder wenn man den Exoten öfter mal einsetzen möchte. Aber wenn man so einen Exoten nur bei einem einzigen Lied braucht, dann bemüht man sich nicht weiter um eine Regel.

Sollte mal ein ganz schräger Exot im Lied auftauchen, so gelingt es oftmals, diesen durch einen leichteren Akkord oder eine geläufigere Ausnahme auszutauschen.

Für die Sologitarristen

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Bei den "regelmäßigen" Ausnahmen weißt du meist auch, mit welcher Skala/Tonleiter/Modus über diese Ausnahme improvisieren wird.

  • Beim halbverminderter Septakkord (m7b5) nimmt man die lokrisch Skala. Bei einer II-V-I-Verbindung sind das die selben Töne wie die Zieltonart. Also H-lokrisch hat die selben Töne, wie ein Ton höher die C-Dur-Tonleiter.
  • Bei einer Zwischendominante nimmt man die Mixolydische Skala.
  • Bei der Dominante in Moll nimmt man phrygisches Dur.
  • Bei einer Zwischensubdominante nimmt man die lydische Skala.
  • Bei einer Tritonussubstitution nimmt man mixolydisch.

Kannst den einzelnen Ausnahmen eine bestimmte Akkordfunktionen zuordnen.

Weitere Besonderheiten über Improvisationsskalen sind in der entsprechenden Lektion zu erörtern.

Und wenn einmal gar nichts stimmt?

Beschränke dich dann für jeden Akkord auf die Pentatonik (oder wenn es passt auf die Blues-Tonleiter).

Schaue dir nur 2 oder 3 Akkorde in Folge an und schaue, zu welcher Tonart die passen könnten. Wenn du zwei oder drei Tonarten herausfindest, dann probiere halt alle durch. Mit ein wenig Versuch und Irrtum findest du oftmals nach kurzer Zeit eine brauchbare Lösung.

Die ganze Harmonielehre dient ja nur dazu, das herauszufinden, was am häufigsten vorkommt, um sich wenigstens bei den normalen Sachen nicht mehr den Kopf zu zerbrechen.

Wenn aber eine Ausnahme kommt, die ich gar nicht zuordnen kann, dann heißt es probieren. Möglicherweise hilft es, sich ein Midi oder eine Tabulatur zu besorgen, und mit einem entsprechenden Programm nachzuschauen, was die da eigentlich gemacht haben.

Funktion vs. Modus

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Übrigens

Wenn man von "Funktion" redet, meint man die Akkorde, und in welcher Beziehung die zueinander bzw. zum Grundakkord der Tonart stehen. Bei Funktionen geht es um Akkordstufen. Häufig kommt es auf das Intervall des Akkordes zum Grundakkord oder dem momentan vorherschenden tonalen Zentrum an; was so viel heißt wie, es kommt auf den Akkord an, den man im Augenblick für den Zielakkord hält. (vgl. Modulation und Ausweichung).

Wenn man von "Modus" spricht, betrachtet man die einzelnen Töne, die man als Melodie oder Improvisation über die entsprechenden Akkorde spielt. Hier geht es um Intervalle innerhalb der Melodie bezogen auf den Grundton der gerade gespielten Tonart (Kirchentonart) oder bezogen auf den Grundton des gerade umspielten Akkordes (Modus). Der einzelne Modus leitet sich wieder von der Funkton eines Akkordes ab und umgekehrt. Aber zu dem Thema solltest du dich ein wenig mit Kirchentonarten befassen. Hier kann nur ein grob vereinfachter Überblick gegeben werden, sonst würde es den Rahmen dieses Tutorials doch ein wenig sprengen.

Zusammenfassung

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Kurz nochmal die Schlagworte
  • Zwischen bzw. Doppel-Dominante (Quintenzirkel rechts beginnen und dann gegen den Uhrzeigersinn weiter)
  • Zwischen- bzw. Doppel-Subdominante (Quintenzirkel eines weiter links beginnen und dann einen im Uhrzeigersinn)
  • Durchgangsakkord: ein oder zwei Bünde vor dem Zielakkord Anlauf nehmen ( = Verziehrung: d.h. Harmonielehre nicht besonders beachten)
  • Dominante einer Moll-Tonart: Am Dm E7 Am
  • Besonderheiten beim Blues... (Dur = Moll = Dur)
  • Besonderheit beim Rock: Alles sind Dur7-Akkorde
  • Dur wird Moll (Meist Subdominante: "trauriger" Zusammenbruch, Abschiedssequenz)
  • Tonartenwechsel (Strophenweise aufwärts, kurzfristig = modal Interchange oder Ausweichung; etwas länger = Modulation, ständig = Jazz; )
  • Tritonussubstitution:vom Moll-Barré einen Bund zurück aber als Dur7 und noch einen zurück als Dur(j7)
  • Verminderte (dim) Akkorde sind oft nur ein Dur7-Akkord ohne Grundton.
  • Exoten: Standard-Akkorde und Standard-Ausnahmen isolieren und vom Exoten trennen.

Wie man sieht, hilft einem auch bei den Ausnahmen sehr oft der Quintenzirkel weiter. Und wenn man mal eines der oben genannten Schlagworte parat hat, werden aus der 80% Liedern, die der Regel folgen, plötzlich 95% Akkorde, die einer einfachen (Quintenzirkel) oder etwas seltener gebrauchten Regel folgen.

Wenn man ein einfaches Liederbuch hat, kann man fast 99% aller Akkordfolgen nachvollziehen. (Den Jazz und die Exoten mal außen vor gelassen. Diese Musikrichtungen sollten eh gesondert gelernt werden.)

Wenn man nur 100 Lieder oder so spielt, lohnt es sich kaum, sich darüber Gedanken zu machen. Bei 300 Liedern stolpert man immer öfter über solche Sachen und wenn man mal bei 2000 und mehr angekommen ist (was viel schneller geht, als einige von euch jetzt noch glauben mögen) dann lohnt es sich doch mal die Sachen anzuschauen.

Vieles wurde für dieses Kapitel natürlich grob vereinfacht. In entsprechenden Lektionen werden ggf. einzelnen Themen noch einmal differenzierter behandelt.