Die folgende mehrteilige Übung ist die dritte Folge des Crashkurses, der mit dem Kapitel Schachbrett begonnen wurde.
Aufgabe
Voraussetzungen
Gegenstand der Übung
Fertige Zeichnung
Zeichne die Silhouetten von sechs Schachfiguren. Einziges Ausgangsmaterial, das du verwenden darfst, ist ein mit dem Rechteckwerkzeug erstelltes Quadrat.
Abschluss aller vorausgegangenen Übungen dieses Kurses.
Beim Creative Writing, dem an englischsprachigen Universitäten gelehrten literarischen Schreiben, ist eine Methode weithin verbreitet, die als Constrained Writing (etwa: „Schreiben unter strikten Beschränkungen“) bezeichnet wird: So wird den Studenten möglicherweise aufgegeben, ein Gedicht zu schreiben, in dem jedes Wort den Buchstaben A enthält, oder eine Short Story, in der das Wort the nicht verwendet wird.
Auch beim Lehren des Gebrauchs einer Software wie Inkscape macht Constrained Drawing eine Menge Sinn, da die Lernenden erstens noch gar nicht viele Mittel kennen und dabei zweitens gezwungen sind, die Möglichkeiten der jeweils erlaubten Mittel maximal auszuschöpfen und genauestens kennenzulernen.
Die folgende Übung bietet ein Beispiel für Constrained Drawing. So könnte die hier gestellte Aufgabe mit anderen Mitteln, insbesondere mit dem Zeichenwerkzeug, viel schneller gelöst werden. Doch eignet sie sich auch bestens, das, was an dieser Stelle des Curriculums gelehrt werden soll – die Grundbegriffe der Transformation – anhand einer konkreten, als Zeichenprojekt sinnvollen Aufgabe zu vermitteln.
…in der du Objekte skalierst, drehst, scherst und mit verschiedenen Methoden verschiebst, einen Differenz-Schnitt durchführst und ein Quadrat in einen Kreis verwandelst.
Mit dem Rechteckwerkzeug ein Quadrat zeichnen (für gleiche Kantenlängen Strg gedrückt halten).
Rück das Quadrat etwas zur Seite. Du wirst es ausschließlich als Prototyp bzw. Kopiervorlage verwenden und musst verhindern, dass du es versehentlich veränderst und damit als Vorlage unbrauchbar machst.
Wenn in diesem Kapitel von „(Quadrat)-Objekten“ die Rede ist, so sind damit immer Kopien bzw. Duplikate gemeint, die du vom Prototyp anfertigst.
Den Auswahlmodus kannst du für alle Teile dieser Übung aktiv lassen.
Vom Prototyp eine Kopie oder ein Duplikat anfertigen.
Klick das Quadratobjekt mehrfach, in langsamer Folge, an und beobachte, was dabei jeweils passiert:
Der erste Klick versetzt das Objekt in den Skaliermodus (1).
Der zweite Klick versetzt es in den Drehmodus (2).
Der dritte Klick versetzt es zurück in den Skaliermodus (1), usw.
Grundlegend existiert darüber hinaus auch noch ein dritter Modus, der Ausrichtmodus (3). Den Ausrichtmodus, der auch nur zur Verfügung steht, wenn man ihn explizit aufruft, wirst du vorläufig noch nicht brauchen.
Mindestens 7 weitere Duplikate erzeugen.
Versetz die Objekte in den Skaliermodus und spiel mit ihren Pfeilanfassern herum, bis du folgende Fragen sicher beantworten kannst:
Was passiert, wenn man die Anfasser verschiebt?
Wie viele verschiedene Typen von Anfassern hat ein Objekt im Skaliermodus?
Was leisten die Anfasser, wenn man sie mit Umschalt, mit Strg oder mit Kombination daraus verschiebt?
Was leistet der Schalter / (Werkzeugeinstellungsleiste)?
Was leisten die Anfasser, wenn man sie mit Alt (oder mit Kombinationen mit dieser Taste und Umschalt und/oder Strg) verschiebt?
Mindestens 4 weitere Duplikate erzeugen.
Versetz die Objekte in den Drehmodus und spiel mit ihren Pfeilanfassern herum, bis du folgende Fragen sicher beantworten kannst:
Was passiert, wenn man die Anfasser verschiebt?
Wie viele verschiedene Typen von Anfassern hat ein Objekt im Drehmodus?
Was leisten die Anfasser, wenn man sie mit Strg verschiebt?
Hier ein weiteres Stück Information, das in den folgenden Übungen nützlich für dich sein kann:
Um ein Objekt im Skalier- oder Drehmodus zu verschieben, kann man auf verschiedene Weise vorgehen:
Objekt mit dem Mauszeiger greifen und per Mauszug auf die gewünschte Position schieben.
Cursortasten drücken (jeder Tastendruck verschiebt das Objekt um 2 Pixel).
Cursortasten drücken, dabei Umschalt festhalten (jeder Tastendruck verschiebt das Objekt um 20 Pixel).
Die beiden letztgenannten Methoden haben gegenüber der erstgenannten den Vorteil, das das Objekt genau senkrecht bzw. genau waagerecht verschoben werden kann.
Probier diese verschiedenen Techniken kurz aus.
Um die gestellte Aufgabe zu lösen, wirst du Objekte schneiden müssen.
Schneide von einem Quadratobjekt ein Dreieck ab. Vorgehensweise:
Ausgangspunkt sind zwei Quadratobjekte.
Versetz eines davon in den Drehmodus und dreh es um 45° (mit Strg).
Versetz das andere in den Skaliermodus und verdopple seine Breite (mit Alt).
Aktivier die Einrastfunktion, insbesondere der Schalter (Ecken des Objektrahmens einrasten) sollte gedrückt sein.
Raste die obere linke Ecke des Rechtecks an der linken Ecke des gedrehten Quadrats ein.
Wichtig: das Rechteck muss das gedrehte Quadrat bedecken und nicht umgekehrt. Falls das Rechteck unten liegt, bring es mit (Werkzeugeinstellungsleiste) ganz nach oben.
Wähl beide Objekte aus.
Führ den Menübefehl Pfad > Differenz aus.
Derjenige Teil des gedrehten Quadrats, der vom Rechteck bedeckt wird, wird dadurch abgeschnitten und entfernt. (Auch das Rechteck verschwindet.)
Das Dreieck, das du auf diese Weise gewonnen hast, ist dein zweiter Prototyp; stell es abseits zum Quadrat-Prototyp.
Duplizier das Quadrat erneut und verschieb am Duplikat die runden Anfasser so, dass aus dem Quadrat ein Kreis wird. Dieser Kreis ist das dritte und zunächst letzte Objekt in deiner kleinen Prototypensammlung.
Weis allen drei Prototypen unterschiedliche Füllfarben zu; dadurch wirst du in späteren Schritten leichter die Übersicht behalten.
Erzeug vom runden Objekt eine Kopie und spiel mit der Größe herum.
Studier die Abbildung links. Wie verhält dein Objekt sich? Wird es durch Vergrößern zur Kapsel oder zur Ellipse?
Führ einige weitere Versuche durch, diesmal aber mal mit, mal ohne (Radien von abgerundeten Ecken mitskalieren). Du findest diesen Schalter in der Einstellungsleiste des Auswahlwerkzeugs.
Hintergrund: Bei deinem runden Objekt handelt es sich ja nicht um ein normales Kreis- bzw. Ellipsenobjekt, sondern um ein Rechteckobjekt mit abgerundeten Ecken. Beim Skalieren derartiger Objekte hat man die Wahl, den Radius der Eckrundung entweder mitzuverändern oder auf seinem ursprünglichen Wert zu belassen.
In dieser Übung wirst du ausschließlich Ellipsen brauchen (keine Kapselformen). Lass den Schalter darum immer aktiv.
…in der du die Techniken aus Übung 1 (plus eine neue: Vereinigen) anwendest, um eine Bauernfigur zu zeichnen.
Eine Kopie vom Kreis anfertigen, diese duplizieren und das Duplikat mit ↓ oder Umschalt + ↓ unter den ersten Kreis rücken.
In dieser und den folgenden Übungen ist sauberes vertikales Ausrichten von Objekten immer wieder wichtig. Falls nötig, verwende den Schalter im Dialog Ausrichten und verteilen.
Die Höhe des unteren Kreises durch Verschieben des Südanfassers mit Alt + auf ¼ vermindern. Alt garantiert genaue Inkremente (½, 1/3, ¼, 1/5 usw.).
Die Breite des unteren Objekts durch Verschieben des Ost- oder Westanfassers mit Umschalt + nach Augenmaß um etwa 10% vermindern. Umschalt garantiert, dass das Objekt zentriert bleibt.
Das untere Objekt mit ↑ nach Augenmaß so weit nach oben schieben, dass beide Objekte sich ein bisschen überschneiden.
Das dritte Element, das für die Bauernfigur benötigt wird, ist eine Sockelform mit konkaven Seiten. Für diese Form musst du ein Quadrat mit einer Ellipse zurechtschneiden:
Einrastfunktion aufrufen, insbesondere die Schalter (an Objektrahmenecken einrasten) und (an den Mittelpunkten von Objektrahmen einrasten).
Den Mittelpunkt eines Kreises genau auf die rechte obere Ecke eines Quadrats setzen.
Die Höhe des runden Objekts mit Umschalt + Alt verdoppeln.
Die Breite der Ellipse auf 1/3 vermindern (ihren Mittelpunkt dabei nicht verschieben).
Ellipse kopieren oder duplizieren und auf der linken oberen Ecke des Quadrats zentrieren.
Linke Ellipse und Quadrat auswählen. Pfad > Differenz. Dadurch wird aus dem Quadrat ein gewölbtes Stück herausgeschnitten.
Rechte Ellipse und Quadratrest auswählen.
Pfad > Differenz.
Sockelform auf ¾ ihrer Größe skalieren (Eckanfasser verwenden, um Höhe und Breite gleichzeitig zu verändern).
Auch dies wird durch Gedrückthalten von Alt möglich. Vorgehensweise: Form erst auf ¼ verkleinern; Maustaste loslassen, Form auf das 3-fache vergrößern (Abbildung).
Die Sockelform so unter den bereits vorhandenen Bauteilen zentrieren, dass sie sich mit der Ellipse etwas überschneidet.
Sockelform duplizieren, direkt unter der ersten Sockelform zentrieren.
Einrasten der beiden Kantenmitten klappt nur, wenn in der Einrasten-Kontrollleiste der Schalter (an der Kantenmitte von Objektrahmen einrasten) aktiv ist.
Die untere Sockelform auf ¾ ihrer Höhe skalieren.
Form so verbreitern, dass über ihr links und rechts kleine Stufen entstehen.
Die Ellipse, die bereits Teil der Zeichnung ist, duplizieren und mit den Cursortasten ganz nach unten schieben.
Ellipse nach Augenmaß auf etwa 180 % ihrer Größe skalieren.
Falls Augenmaß für dich nicht gut funktioniert, kannst du Screenshots von den Abbildungen nehmen und als Hilfsmittel in deine Zeichnung kopieren.
Ellipse so weit nach oben verschieben, dass sie sich mit dem unteren Sockelteil etwas überschneidet.
Ein weiteres Quadrat so unter der großen Ellipse zentrieren, dass beide sich etwas überschneiden. Rechteckwerkzeug aufrufen und die Ecken des Quadrats mit Hilfe der runden Anfasser dieses Rechteckobjekts leicht abrunden. Zurück in den Auswahlmodus. Die Breite des Quadrats an die der großen Ellipse anpassen.
Das Quadrat mit den abgerundeten Ecken muss nun geschnitten werden.
Dafür ein weiteres Quadrat erzeugen, dessen Breite verdoppeln und so über das Quadrat mit den abgerundeten Ecken setzen, dass nur dessen oberstes Viertel noch sichtbar ist.
Pfad > Differenz.
Die Bauernfigur ist damit fertig. In Abbildung 4 haben wir die Teile bezeichnet, weil einige von ihnen für andere Figuren weiterverwendet werden können.
Reih eine Kopie der Bauernfigur in deine Prototypensammlung ein.
Das Original der Bauernfigur auswählen, Menübefehl Pfad > Vereinigung.
Die einzelnen Teile der Bauernfigur werden dadurch unumkehrbar zu einem einzigen Objekt verschmolzen.
Dem neuen Gesamtobjekt die Füllfarbe Schwarz geben.
…in der du eine Läuferfigur zeichnest und dabei Vereinigen anwendest, um zwei Objekte gleichzeitig schneiden zu können.
Da du die Methoden inzwischen kennst, wird die Anleitung ab hier grobmaschiger.
Orientier dich beim Zeichnen an den Abbildungen. Alle Elemente der Bauernfigur können für den Läufer weiterverwendet werden.
Beachte bei Schritt 6-7, dass Ellipse und Dreieck vereinigt werden müssen. Dies geschieht deshalb, weil wenig später geschnitten werden muss. Theoretisch wäre es möglich, Ellipse und Dreieck – in mehreren Schritten – getrennt zu schneiden. Nach einer Vereinigung beider Elemente ist jedoch nur ein einziger Schnitt notwendig.
Das kleine runde Objekt G wirst du in der folgenden Übung für die Dame wiederverwenden können.
…in der du eine Dame und einen König zeichnest und dabei unter anderem eine Drehung mit verschobener Drehachse durchführst.
Folg der Abbildung, um die Dame zu zeichnen. Diese Figur ist relativ einfach zu zeichnen und erfordert keine neuen Methoden.
Weiter der Abbildung folgen.
Alle Elemente der Dame, außer den beiden obersten, zu einem Gesamtobjekt (H) vereinigen. Für den König kann dieses Objekt wiederverwendet werden.
Folg der Abbildung, um den König zu zeichnen.
Die komplexeste Form, die für den König gebraucht wird, ist das Kreuz.
Verwende ein Dreieck, um das Kreuz aus einem Quadrat auszuschneiden. Vorgehensweise:
Höhe des Dreiecks halbieren.
Höhe des Dreiecks verdreifachen. (Die Zweiteilung der Operation erlaubt es, die Höhe mit Alt unterm Strich auf 150% zu erhöhen.)
Vom Dreieck 6 Duplikate erzeugen und beiseite stellen. Bei den folgenden Schneideoperationen geht das Dreieck, das du benutzt, jedesmal verloren, sodass du etwas Nachschub brauchst.
Ein Quadrat direkt unter dem Dreieck zentrieren. Dreieck in den Drehmodus versetzen und den Drehachspunkt, der voreinstellungsmäßig mitten im Auswahlrahmen liegt, an den unteren Rand des Dreiecks ziehen.
Dreieck um 15° drehen.
Dreieck duplizieren und das Duplikat mit horizontal spiegeln.
Das Quadrat mit den beiden Dreiecken schneiden (Differenz).
Danach weitere Schnitte durchführen, wie die Abbildung zeigt.
Das fertige Kreuz etwas verkleinern und auf die Figur setzen.
…in der du einen Springer zeichnest und dabei zwei weitere Boole-Operationen (Division, Überschneidung) durchführst.
Die Springerfigur ist die komplexeste der sechs Figuren. Die ersten Schritte sind aber die einfachsten.
Folg der Abbildung.
Ab hier wird es ein bisschen schwieriger:
Den oberen der beiden Kreise etwas vergrößern (zentriert halten), für mehr Übersichtlichkeit die Füllfarbe verändern.
Kreis duplizieren und vertikal so strecken, dass der untere Rand mit der Unterkante der Figur abschließt.
Die Ellipse mit so weit absenken, dass der Kreis wieder sichtbar wird. Kreis und Ellipse auswählen, Pfad > Division. Der Kreis zerschneidet dadurch die Ellipse, aber so, dass vom zerschnittenen Objekt alle Teile erhalten bleiben. Lösch den oberen Teil der Ellipse.
Falls zwischen den verbliebenen Teilen ein Spalt geblieben ist, schieb den unteren Teil einen Millimeter hoch, um den Spalt zu verdecken. Dann vereinige beide Teile.
Das Ei-förmige Objekt so weit absenken, dass der Kreis wieder sichtbar wird.
Kreis duplizieren und wie in der Abbildung ausrichten.
Den oberen Kreis und das Ei-förmige Objekt auswählen. Pfad > Differenz.
Ein Quadrat so positionieren, dass sein rechter Rand die Schnittstelle von Ei-förmigem Objekt und Kreis berührt.
Höhe des Quadrats verdoppeln, um es in ein Rechteck zu verwandeln. Rechteck und Ei-förmiges Objekt auswählen. Pfad > Differenz.
Das Ei-förmige Objekt wird dadurch geschnitten. Beachte, dass der Kreis die Operation nicht behindert hat.
Eine schmale Sockelform einfügen und so auf dem Kreis ausrichten, dass die rechte obere Ecke des Sockels den Scheitelpunkt des Kreises berührt.
Kreis duplizieren. Der Kreis sollte dadurch über der Sockelform liegen. Den oberen Kreis und die Sockelform auswählen. Pfad > Überschneidung. Diese Operation bewirkt, dass von den beteiligten Objekten nur der Überschneidungsbereich übrig bleibt.
Die entstandene Zipfelform drehen und als Pferdeschnauze so am Ei-förmigen Objekt ausrichten, wie die Abbildung zeigt.
Dreieck hinzufügen.
Das Dreieck so drehen und positionieren, dass seine obere Spitze ein Pferdeohr bildet.
Dreieck verkleinern.
Pferdefigur vereinigen und mit der Füllfarbe Schwarz versehen.