Musiklehre: Vorzeichen
Inzwischen weißt Du, wie man Noten aufschreibt und wie die Stammtöne heißen. Die Position einer Note in der Notenzeile bestimmt, welcher Stammton gemeint ist, und damit die Tonhöhe des gespielten Tons. Allerdings wäre es ja langweilig, wenn immer nur die Stammtöne gespielt würden. In der Tonleiter der Stammtöne gibt es zwischen den einzelnen Tönen Abstände eines "Ganztonschritts" oder eines "Halbtonschritts" zum nächsten Ton. Ausgehend von der harmonischen Stimmung des Klaviers, die zur Zeit von Johann Sebastian Bach "erfunden" oder besser entwickelt wurde (mehr dazu später in einem geschichtlichen Kapitel), wurde festgelegt, dass der "normale" Abstand zwischen zwei Noten ein "Ganztonschritt" ist. Das stimmt auch meistens, nur zwischen H und C und zwischen E und F ist der Abstand nur halb so groß, nämlich ein "Halbtonschritt". Das macht unsere heutige Musik maßgeblich aus!
Wäre es denn nicht möglich, statt von H mit einem Halbtonschritt an C zu gelangen, von irgend einem Ton aus, mit einem Halbtonschritt an G zu gelangen? Natürlich – wo bliebe denn sonst die Kreativität – ist das möglich. Wir brauchen einen Ton zwischen F und G, eine Art F, aber höher. Wir nennen ihn Fis: ein erhöhtes F.
Gibt es auch einen Ton, der einen Ganztonschritt unter F liegt? Der Ton E ist zu hoch, wir brauchen einen tieferen Ton und nennen ihn Es: ein erniedrigtes E.
Auf die gleiche Weise lassen sich alle Stammtöne (für die Dauer des jeweiligen Taktes) um einen Halbtonschritt erhöhen und erniedrigen.
Das b, das Kreuz und das Auflösungszeichen heißen übrigens "Versetzungszeichen".
Notennamen mit Vorzeichen
[Bearbeiten]Stammton | erhöht ( ♯ ) | erniedrigt ( ♭ ) |
---|---|---|
c | cis | ces |
d | dis | des |
e | eis | es |
f | fis | fes |
g | gis | ges |
a | ais | as |
h | his | b |
Soll die Veränderung der Tonhöhe mittels b oder Kreuz nicht nur für einen Takt, sondern für die ganze Zeile gelten, dann schreibt man diese Versetzungszeichen als "Vorzeichen" ganz am Anfang der Zeile nach dem Notenschlüssel und vor dem Taktzeichen auf.
Es gibt zwei Arten von Vorzeichen. Die einen werden von der Tonart benötigt, die anderen kommen dadurch zustande, dass sie eigentlich tonartfremd sind.
Vorzeichen am Anfang der Zeile
[Bearbeiten]Durch die Einführung der wohltemperierten Stimmung durch J.S. Bach ist es möglich, jede beliebige Tonleiter in eine andere Tonart zu transponieren. Damit die Notenschrift mit ihren Versetzungszeichen stets konstant bleibt, wurden die sogenannten Vorzeichen eingeführt.
Diese Vorzeichen stehen stets am linken Rand der Notation nach dem Notenschlüssel. Sie geben an, in welcher Tonart ein Stück geschrieben ist.
Ohne Vorzeichen
C-Dur oder a-Moll
Kreuz-Tonarten
- G-Dur oder e-Moll: Fis
- D-Dur oder h-Moll: Fis/Cis
- A-Dur oder fis-Moll: Fis/Cis/Gis
- E-Dur oder cis-Moll: Fis/Cis/Gis/Dis
- H-Dur oder gis-Moll: Fis/Cis/Gis/Dis/Ais (sprich: A-is)
- Fis-Dur oder dis-Moll: Fis/Cis/Gis/Dis/Ais/Eis (sprich: E-is)
b-Tonarten
- F-Dur oder d-Moll: B
- B-Dur oder g-Moll: B/Es
- Es-Dur oder c-Moll: B/Es/As
- As-Dur oder f-Moll: B/Es/As/Des
- Des-Dur oder b-Moll: B/Es/As/Des/Ges
- Ges-Dur oder es-Moll: B/Es/As/Des/Ges/Ces
Die Tonarten Cis-Dur, Dis-Dur, Gis-Dur, Ais-Dur, des-Moll, as-Moll, ges-Moll oder ais-Moll werden normalerweise nicht verwendet, weil ihre Notation mehr als sechs Kreuze oder b's erfordern würde. Statt dessen verwendet man die zu ihnen enharmonisch verwechselten Tonarten.
Vorzeichen im Takt
[Bearbeiten]Manchmal kommen in Musikstücken Töne vor, die eigentlich in der Tonart nicht vorhanden sind. Um sie aufschreiben zu können, setzt man ein Versetzungszeichen direkt vor die Note. Die beabsichtigte Veränderung gilt dann bis zum nächsten Taktstrich (was ein "Taktstrich" ist und wofür er gut ist, lernst Du im Kapitel Takt/Metrum).
Englische Bezeichnungen
[Bearbeiten]Der Schlüssel wird als Clef bezeichnet, das Vorzeichen als Key-Signature.