Zum Inhalt springen

Natur: Leben

Aus Wikibooks

Übersicht Inhaltsverzeichnis Am Anfang:   Vorwort | Einleitung | 10 Sätze zum naturwissenschaftlichen Weltbild

Die Grundlagen:   Was ist die Natur? | Materie, Energie und Information | Atome, Moleküle, Elementarteilchen, Photonen | Die vier Kräfte | Raum und Zeit |

Die Geschichte der Natur   Die Geschichte der unbelebten Natur | Was ist das Leben? | Die Entwicklung des Lebens | Die Entwicklung des Menschen |

Der menschliche Geist und seine Leistungen   Wie erkennen wir die Welt? | Geist, Seele, Bewusstsein, freier Wille | Gut und Böse in der Natur, das Gewissen | Grundlagen einer Naturethik | Leistungen des Menschen, Transzendenz der Natur |

Die Naturwissenschaften   Was sind und wie arbeiten die Naturwissenschaften? | Was sind Naturgesetze? | Grenzen des naturwissenschaftlichen Weltbildes und Grenzen der Natur | Große Irrtümer der Naturwissenschaften | Offene Fragen der Naturwissenschaften | Naturwissenschaftliche Kritik an anderen Weltbildern | Kritik an den Naturwissenschaften und ihrem Weltbild |

Die Zukunft   Wie schaut die Zukunft aus? 

Anhang:   Allgemeine Literatur zum Thema | Literatur zu den einzelnen Kapiteln | Links zum Thema | Abstellraum


Ein fliegendes Lebewesen

Was ist Leben?

[Bearbeiten]

Ein Weltbild, das erfolgreich unser Denken prägen soll, muss etwas sehr Kompliziertes erklären können.

  1. Was ist Leben?
  2. Und wie ist das Leben entstanden?

Auf die erste Frage antwortet uns die  Biologie. Sie ist die Wissenschaft von den Lebewesen. Auch der Mensch ist ein Lebewesen, über ihn gibt die Humanbiologie und ihre Teilbereiche wie die Anatomie und die Physiologie Auskunft. Auf die zweite Frage antwortet uns nicht nur die Biologie mit der von Darwin geschaffenen Evolutionstheorie. Auch die Chemie ist beteiligt an der Erforschung der unbelebten Vorstufen des Lebens, an der sogenannten  chemischen Evolution.

Im folgenden Abschnitt sind einige Grundtatsachen über das Leben auf der Erde zusammengetragen.

Definitionen

[Bearbeiten]

Das Leben besteht aus  Lebewesen, z.B. aus Bakterien, Pflanzen, Tieren, Pilzen oder Einzellern.

Dabei ist wichtig zu erkennen, das alles Leben auf der Erde aus  Zellen besteht. Diese sogenannte  Zellulartheorie wurde das erste Mal von den Biologen  Matthias Jacob Schleiden und  Theodor Schwann formuliert und hat sich seit dieser Zeit als richtig erwiesen. Deswegen können wir festhalten:

Das Leben ist zellulär.

In diesem Sinne sind mehrzellige Organismen, wie beispielsweise ein Blauwal, von diesem zellulären Leben abgeleitete Erscheinungsformen des Lebens: Mehrzellige Organismen stellen eine weiterentwickelte Organisation des grundlegenderen zellulären Lebens dar. Das Leben auf der Erde war auch über einen großen Zeitraum seiner Entwicklung rein einzellig. Die Biomasse der Einzeller übertrifft aber auch heute die Biomasse der mehrzelligen Organismen bei weitem.

Stammbaum der Lebewesen basierend auf Vergleichen ribosomaler RNA Gene. Er zeigt die drei großen Domänen des Lebens und ihre Abstammungsverhältnisse.

Die Biologie unterscheidet drei große Domänen (Bereiche) dieses grundlegenden zellulären Lebens:

  •  Archaea (Urbakterien wie die Methanbildner)
  •  Bacteria (die anderen Bakterien)
  •  Eukarya (alle anderen Lebewesen).

Die drei Domänen haben trotz ihrer Unterschiede viele Gemeinsamkeiten, weswegen angenommen wird, dass diese drei Domänen einen gemeinsamen Ursprung haben, d.h. dass alle Lebewesen einen gemeinsamen Vorfahren besitzen.

Zu den Gemeinsamkeiten gehört, dass alle Zellen eine definierte Abgrenzung zu ihrer Umwelt besitzen, d.h. man kann zwischen einem intrazellulären und einem extrazellulären Raum unterscheiden. Dies bedeutet letztlich, dass das Leben zellulär ist. Die Grenze zwischen diesen beiden Räumen wird durch die  Zellmembran gebildet. Über diese Zellmembran steuert die Zelle die Zusammensetzung des intrazellulären Raumes so, das dieser in gewissen Grenzen vom extrazellulären Raum unabhängig ist: Die Zelle befindet sich in einem homöostatischen Gleichgewicht. D.h. Änderungen der Zusammensetzung des extrazellulären Raumes führen nicht notwendigerweise zu einer Änderung der Zusammensetzung des intrazellulären Raumes. Um dieses homöostatische Gleichgewicht zu erreichen, befindet sich die Zelle in einer ständige Interaktion mit ihrer Umwelt:

Das Leben ist ein halboffenes dynamisches System: Einerseits wird der intrazelluläre Raum durch die Zellmembran vom extrazellulären Raum abgegrenzt, andererseits findet über diese Abgrenzung ein geregelter Austausch mit der Umwelt statt. Dieser Austausch wird so geregelt, dass sich in der Zelle ein homöostatisches, d.h. dynamisches, Gleichgewicht einstellt.

Im intrazellulären Raum befinden sich bei allen bisher bekannten Zellen:

  • die Moleküle des Erbgutes RNA, DNA,
  • eine Vielzahl von Proteinen und
  • niedermolekulare organische Moleküle wie Zucker, Aminosäuren, Peptide und anorganische Ionen
  • Wasser

Chemie des Lebens

[Bearbeiten]

Leben auf der Erde besteht vorwiegend aus Wasser und Kohlenstoff. Neben dem Kohlenstoff als Hauptelement im Lebensgrundgerüst kommen noch die Elemente

  • Wasserstoff (H),
  • Sauerstoff (O),
  • Stickstoff (N),
  • Natrium (Na), Kalium (K), Calcium (Ca),
  • Chlor (Cl), Phosphor (P), Schwefel (S),
  • Jod (J), Eisen (Fe), Kupfer (Cu), Selen (Se)

und einige andere in den Lebewesen vor.

Erstaunlich ist, dass auf der Erde so häufige Elemente wie das Silizium oder das Aluminium nicht oder nur geringfügig als Bausteine des Lebens benutzt werden. Edelgase und alle Elemente schwerer als das Selen mit dem Atomgewicht 34 sind keine Bausteine des Lebens oder sind sogar schädigend für Lebewesen.

Es kann also gesagt werden:

Das Leben basiert auf der Kohlenstoffchemie und dem Wasser als Lösungsmittel.

Strukturen

[Bearbeiten]
ATP, die Energie„währung“ der Zelle

Dabei gibt es wichtige Strukturebenen bei allen Zellen. So hat jede Zelle

  •  Ribosomen (die Eiweißfabriken der Zellen),
  • einen Informationsspeicher aus  DNA oder RNA (der Informationen zum Aufbau der Proteine enthält),
  • Membranproteine (steuern die chemische Zusammensetzung des intrazellularen Raumes) und
  • einen Apparat zur Energieerzeugung, wobei hier das Molekül  ATP (Adenosintriphosphat) in den Mitochondrien eine herausragende Rolle einnimmt.

Das ATP ist eine  Monomer der RNA. Die  RNA selbst nimmt bei allen Zellen eine herausragende Stellung ein, da sie am Prozess der Proteinbiosynthese (Eiweißproduktion) eine zentrale Stellung besitzt.

Unterschiede zwischen den verschiedenen Lebensformen

[Bearbeiten]

Neben den Gemeinsamkeiten finden sich zwischen den drei Domänen des Lebens zahlreiche Unterschiede:

  • Bei den Bakterien ist die DNS in der ganzen Zelle verteilt.
  • Eukarya haben gegenüber den Bakterien einen echten Zellkern, in dem sich fast die gesamte DNS der Zelle befindet.
  • Nur bei den Eukaryoten finden wir hochentwickelte mehrzellige Organismen.
  • Darüber hinaus befinden sich in den Eukryoten sogenannte Zellorganellen. Nach der  Endosymbiontentheorie handelt es sich bei den Zellorganellen um degenerierte prokaryotische Lebewesen.

Eigenschaften des Lebens

[Bearbeiten]

Das Leben hat mehrere Teileigenschaften, die aber nicht immer alle gleichzeitig vorhanden sein müssen:

  • Fortpflanzung
  • Stoffwechsel
  • Reizempfinden
  • Bewegung
  • Regulation
  • Vererbung
  • Evolution

Zeitablauf des Lebens

[Bearbeiten]

Lebewesen haben einen Zeitablauf. Sie werden geboren, sie wachsen, sie verändern sich, sie altern und sterben. Leben ist gekennzeichnet durch:

  • Entstehung aus einem anderen Lebewesen,
  • Wachstum,
  • Fortpflanzung,
  • Krankheit,
  • Altern,
  • Sterben

Es gibt Dauerformen des Lebens, beispielsweise Pilzsporen, die sehr widrige Umwelteinflüsse wie starke Trockenheit, Hitze und Kälte überstehen können.

Weitere Aussagen über das Leben

[Bearbeiten]

Jedes Lebewesen ist abgegrenzt gegenüber seiner Umgebung, bildet eine Einheit oder eine Vielheit.

Jedes Lebewesen nimmt ständig Energie oder energiehaltige chemische Verbindungen auf.

Jedes Lebewesen gibt Wärmeenergie oder energieärmere Verbindungen an seine Umwelt ab.

Jedes Lebewesen versucht sich an seine Umwelt möglichst gut anzupassen oder auch die Umwelt im eigenen Interesse zu verändern.

Jede biologische Leistung eines Lebewesens wird mit möglichst geringem Energie- und Stoffaufwand ausgeführt.

Das Leben auf dieser Erde hat eine universelle Sprache, die mit wenigen Ausnahmen in allen Lebewesen die gleiche Bedeutung hat. Diese Sprache steckt im Erbgut der Lebewesen, in der DNS und RNS.

Umweltfaktoren, die auf Lebewesen einwirken

[Bearbeiten]
Verschiedene Ökozonen auf der Erde

Was Leben ist, erkennt man auch daran, wie sich Lebewesen mit Ihrer Umwelt auseinandersetzen und wie die Umwelt auf Lebewesen einwirkt. Dazu dient folgende Übersicht.

  • Unbelebte Faktoren
    • Lichtfaktoren
      • Sichtbares Licht
      • Ultraviolettes Licht
      • Wärmestrahlung
    • Chemische Faktoren
      • Wasser
      • Chemische Faktoren im Wasser
      • Chemische Zusammensetzung des Bodens
      • Sauerstoff
      • Chemische Zusammensetzung der Luft
    • Physikalische Faktoren
      • Schwerkraft
      • Bodenstruktur
      • Luftdruck
      • Wasserdruck
      • Wind- und Wasserströmungen
      • Feuer
      • Radioaktivität
    • Raumfaktoren
      • Größe des Lebensraumes
      • Topografie des Lebensraumes
      • Art der Grenzen des Lebensraumes
    • Zeitfaktoren
      • Länge des Tages
      • Länge der Jahreszeiten
      • Gezeiten
      • Länge günstiger Lebensumstände (z. B. Eiszeiten)
  • Belebte Faktoren
    • Beziehungen innerhalb der Art
      • Partnerbildung, Sexualität
      • Eltern-Kind-Beziehung
      • Soziale Verbindungen z. B. zur Feindabwehr
      • Konkurrenz unter Artgenossen
        • um Lebensraum
        • um Nahrungsmittel
    • Beziehungen zwischen den Arten
      • Konkurrenz zwischen den Arten
        • um Lebensraum
        • um Nahrungsmittel
      • Symbiose
      • Parasitismus
      • Räuber-Beute Beziehung

Grenzfälle des Lebens: Viren

[Bearbeiten]

Viren – ein einzelner Viruspartikel heißt Virion – haben teilweise Eigenschaften von Lebewesen. Sie sind selbst aber keine Lebewesen. Vielmehr sind Viren für ihre Existenz, ihre Verbreitung und Entwicklung auf das zelluläre Leben angewiesen. Ein Virus außerhalb seiner Wirtszelle wird keine biochemische Aktivität zeigen. Erst innerhalb einer von ihm infizierten Wirtszelle kommt es zur Aktivität. Dann jedoch ist der Virus als Einheit nicht mehr vorhanden: Der Virus ist in seine grundlegenden Bestandteile – Erbinformation, Protein, soweit vorhanden – aufgelöst. Diese sind dann in den biochemischen Apparat der Zelle eingespannt, die die Erbinformation des Virus für seine Zwecke sozusagen „umprogrammiert“. Aber nur die vom Virus infizierte und erfolgreich „umprogrammierte“ Zelle kann neue Viren produzieren. Der Virus an sich ist dazu nicht in der Lage. In diesem Sinne sind Viren unbelebte Zellparasiten.

Die Existenz der Viren zeigt, dass es in der Lebensentstehung einen Übergang von unbelebt zu belebt gegeben haben kann. Je näher man an diese Grenze kommt, desto unschärfer wird sie. Viren lassen sich beispielsweise kristallisieren. Es gibt unter geeigneten Versuchsbedingungen die Degeneration von Viren zu Viroiden. Viroide bestehen nur noch aus der vermehrungsfähigen Nukleinsäurekette. Man könnte diese Viroide als „nackte“ Viren oder parasitische Erbinformation bezeichnen.

Steckt man solche Viroide und ihre Mutterviren in ein Gefäß dem man dauernd frische Nukleinsäuren und Aminosäuren hinzufügt, so vermehren sich die Viroide schneller als die echten Viren und gewinnen die Oberhand. Die Proteinhülle ist dann gar nicht mehr nötig und wird damit zum Informationsballast: Aus der gesamten Virusinformation in der Nukleinsäurekette wird der Teil, der die Hülle kodiert, evolutionär herausgeworfen und vergessen. Die Proteine sind für die Vermehrungsstrategie des Virus wichtig, sie passen ihn an seine Umwelt an. Da die Proteine aber keine genetische Information tragen, sind sie für die Vermehrung des Virus, d.h. seine Erbinformation, nur von sekundärem Interesse.

Siehe auch  Virus

Die Entstehung des Lebens

[Bearbeiten]

Bei der Entstehung des Lebens handelt es sich um den geschichtlichen Prozess des Überganges von der unbelebten zur belebten Natur auf der Erde. Dabei wird zwischen belebt und unbelebt entsprechend der Definition des Lebens unterschieden.

In unserer derzeit beobachtbaren Welt des Lebendigen entsteht ein neues Lebewesen immer aus einem Vorgängerlebewesen: Durch die Zellteilung bilden sich aus der Mutterzelle wenigstens eine, meist jedoch zwei, lebende Tochterzellen. Wenn wir also davon ausgehen, dass das Leben auf der Erde einen Anfang hat, so müssen wir bei der Beantwortung der Frage nach der Entstehung des Lebens als erstes feststellen, dass es einen geschichtlichen Zeitraum gegeben haben muss, wo dieser Vorgang nicht galt.

Allgemein geht man von einer chemischen Evolution chemischer Systeme aus, die im Laufe der Zeit die uns bekannten Eigenschaften des Lebens erworben haben. In diesem Zusammenhang ist die Hypothese von der  RNS-Welt wichtig, da jede Theorie zur Erklärung der Entstehung des Lebens auf der Erde auch die bedeutende Stellung der RNS bei allen Lebewesen auf der Erde erklären können muss: Die RNS und ihre Monomere spielen beim Transport genetischer Information, bei der  Proteinbiosynthese und der Bereitstellung energiereicher chemischer Verbindungen die zentrale Rolle im biochemischen Geschehen der Zelle. Darüber hinaus zeigen bestimmte RNS-Moleküle enzymatische Aktivität: Sie können wie die Protein-Enzyme chemische Reaktionen katalysieren. Sie werden daher als  Ribozyme bezeichnet.

Falsche Aussagen über das Leben

[Bearbeiten]

Siehe auch Irrtümer in Biologie und Medizin

Lange Zeit wurde die falsche Ansicht verbreitet, dass Leben sich aus Unbelebtem immer wieder neu bildet, z. B. in einem Heu-Wasseraufguss.

Lange Zeit wurde die falsche Auffassung vertreten, dass im Zellsaft, im Protoplasma, die entscheidende Lebenskraft stecken würde.

Die theologische Aussage - Es gibt ein ewiges Leben - ist biologisch gesehen falsch.

Die theologische Aussage - Das Leben jedes einzelnen Menschen ist heilig und muss unter allen Umständen erhalten werden - ist für eine biologische Fragestellung unbedeutend. Dies ist eine ethisch-moralische Aussage, keine naturwissenschaftliche. Man kann dennoch festhalten, dass das Leben jedes Menschen wertvoll ist. In diesem Punkt müssen alle Menschen die gleichen Rechte besitzen. Dies ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern es ist auch Grundlage jeder demokratischen Verfassung eines Staates und nicht zuletzt Grundlage dieses Buchprojektes.

Ewiges Leben

[Bearbeiten]
Ewiges Licht am Grab von John F. Kennedy

Das Ewige Leben ist ein Begriff aus der Theologie und Metaphysik. Er bezeichnet die Vorstellung, dass ein Lebewesen nie sterben muss bzw. dass mit dem biologischen Tod das Leben nicht endet. Der Traum vom ewigen Leben ist ein uralter Menschheitstraum. Er entstammt einer Zeit, in der noch viele junge Leute durch Krankheiten oder körperliche Gewalt sehr früh in ihrem Leben sterben mussten. Laut einer Meldung in der Osterausgabe der Wochenzeitung „Die Zeit“ aus dem Jahr 2004 glauben ca. 48% aller Deutschen an ein Weiterleben nach dem Tod.

Interessant ist in diesem Zusammenhang folgender Dialog aus dem alten Japan:

Meister, gibt es ein Leben nach dem Tod?
     Das weiß ich nicht.
Aber bist du denn nicht der Meister?
     Ja, aber kein toter Meister.


Ewiges Leben in den Religionen

[Bearbeiten]

Die meisten Religionen teilen den Glauben an ein ewiges Leben. Ein nichtmaterieller Teil des Menschen, die Seele oder der Geist, lebt gemäß diesen Religionen nach dem Tod weiter. Über die Vorstellungen, wie die Seele beschaffen sei und wie oder wo sie nach dem Tode des Individuums weiter bestehe, gibt es allerdings unterschiedliche Auffassungen, die von der Wiedergeburt der Seelen bis zu speziellen Aufenthaltsorten (Paradies, Hölle) reichen. Darüber hinaus kennt das Christentum die Auferstehung, der ein neues (und ewiges) Leben „im Fleisch“ folgt, welches nicht auf einer automatisch weiterlebenden Seele basiert.

Nach der Bibel hat Gott den Menschen sogar „die Ewigkeit in ihr Herz gelegt, ohne daß der Mensch das Werk, welches Gott gewirkt hat, von Anfang bis zu Ende zu erfassen vermag“ (Kohelet (Buch) 3,11; wiedergegeben nach der Elberfelder Bibel, Ausgabe 1871). Jesus Christus soll gemäß den Berichten der Evangelien seinen Anhängern mehrfach das ewige Leben verheißen haben. So äußerte er nach Johannes 5,24: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.“ (wiedergegeben nach der Lutherbibel, Ausgabe 1912)

Ewiges Leben und die Naturwissenschaft

[Bearbeiten]
Ewiges Meer in Ostfriesland

Die Vorstellung von ewigem Leben widerspricht dem aktuellen naturwissenschaftlichen Weltbild: Für die Biologie ist jedes Lebewesen endlich. Somit ist der Begriff ewiges Leben in diesem Sinn ein Widerspruch in sich selbst.

Zu der Frage, was mit dem Geist oder der Seele nach dem Tod passiert und ob eine „Auferstehung“ möglich sein könnte, will die Wissenschaft keine absoluten Antworten geben, solange nicht klar ist, ob es Information ohne Informationsträger gibt.

Im Allgemeinen lehnen naturwissenschaftlich denkende Menschen die Existenz von Geist ohne entsprechende materiellen Informationsträger ab. Die Mehrheit lehnt in diesem Sinne den Glauben an ein Weiterleben der Seele oder des Geistes nach dem Tode ab. Auch der Geist und die Seele stellen mit dem Tod des Gehirnes ihre aktive Funktion ein.

Vertreter der naturwissenschaftlichen Denkrichtung sehen das Leben als ein kompliziertes materielles und energetisches Phänomen an, von dem die geistigen und seelischen Funktionen immer abhängig bleiben. Alle Vorgänge des Geistes, die von Religionen als Manifestationen der Seele gedeutet werden, gelten ihnen als letztendlich auf chemische Prozesse (Austausch von Informationen) zurückführbar. Selbst wenn es rein nicht-materielle Objekte wie körperlose Seelen gäbe, wird argumentiert, sei kein Mechanismus denkbar, der einen Einfluss dieser Seelen auf die materielle Welt erlaube.

Ein Einfluss des Geistes und der Seele in einem lebenden Gehirn auf den eigenen Körper oder die Umgebung ist dagegen leicht möglich.

Ich denke, also bewege ich etwas.

Verändert nach  Descartes

Weiterleben nach dem Tode im naturwissenschaftlichen Sinne

[Bearbeiten]

Im biologischen Sinne lebt man weiter in den Genen seiner Nachfahren und in den Lebewesen, die den eigenen verstorbenen Körper verwesen lassen.

Ein geistiges Weiterleben nach dem Tode gibt es aus naturwissenschaftlicher Sicht nur

  • in der Erinnerung anderer Menschen
  • in den eigenen Leistungen:
    • in geschriebenen Büchern
    • in Filmen
    • in Musikstücken
    • in Bauwerken
    • in wissenschaftlichen und sozialen Leistungen
    • in Computerprogrammen und Computerinhalten

Nur solange es Menschen gibt, gibt es also ein Weiterleben nach dem Tode. Immanuel Kant hat wohl Ähnliches gemeint, als er schrieb:

Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, 
der ist nicht tot, der ist nur fern; 
tot ist nur, wer vergessen wird.

Zitate

[Bearbeiten]
  • Ich kenne unzählige Menschen, die nach dem ewigen Leben dürsten, aber mit einem verregneten Sonntagnachmittag nichts anzufangen wissen. (Johannes Gross, ehemaliger Chefredakteur der Zeitschrift Capital)
  • Denn so hat Gott der Welt seine Liebe gezeigt: Er gab seinen einzigen Sohn dafür, dass jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern ewiges Leben hat. (Evangelium nach Johannes 3,16; wiedergegeben nach der Neuen evangelistischen Übertragung der Bibel)
  • An ein Leben nach dem Tod, eine zentrale Glaubenswahrheit des Christentums, glauben nur knapp zwei Drittel aller Katholiken und sogar kaum die Hälfte der Protestanten (in Deutschland). Spiegel Heft 33/2005
  • Hinter dem Horizont gehts weiter. (meint  Udo Lindenberg)
[Bearbeiten]

Künstliches Leben

[Bearbeiten]

Wie kann eine weite Definition von Leben ausschauen, die auch außerirdische Lebensformen mit einschließt? Wie kann man künstliches Leben definieren?

Würde man bei einem Weltraumflug auf Informationssysteme treffen, die untereinander Informationen austauschen und verarbeiten, würde man sofort fragen: Sind diese Systeme von allein entstanden oder sind sie erschaffen worden. Sind sie von allein entstanden, könnte man ohne Rücksicht auf die physikalisch-chemische Zusammensetzung solcher Systeme von Lebewesen sprechen.

Lebewesen wären dann also Informationssysteme, die „natürlich“ d.h. ohne Konstruktion oder Mithilfe von anderen Lebewesen höherer Stufe von allein im Verlauf einer natürlichen Evolution, also einer Koppelung von Selbstorganisationsprozessen, entstanden sind.

Leben in seiner vorhandenen komplizierten irdischen Form der Säugetiere und höheren Pflanzen ist wahrscheinlich nicht künstlich erzeugbar, da mehrere Milliarden Jahre Evolution daran gearbeitet haben.

Leben in seiner primitivsten Form ist wahrscheinlich künstlich erzeugbar.

  • synthetisch-chemisch
  • die Natur simulierend im Computer

Siehe auch

Außerirdisches Leben

[Bearbeiten]

Die Frage nach der Existenz außerirdischen Lebens und speziell nach intelligenten außerirdischem Leben kann seit dem Anfang der bemannten Raumfahrt, und speziell seit der Landung der ersten Menschen auf dem Mond, mit einem eindeutigem „Ja!“ beantwortet werden. Dieser kleine Scherz soll auf die Schwierigkeiten hinweisen, die die Frage nach außerirdischen Leben und besonders nach intelligenten außerirdischen Leben beinhaltet. So wissen wir bisher zwar, wie sich das Leben auf der Erde definiert und wie es sich gestaltet. Dennoch ist es bisher nicht geklärt, ob dies die einzige Möglichkeit ist, wie sich das Leben konstituieren kann. So könnte als Lösungsmittel etwas anderes als Wasser fungieren, wie z. B. Ammoniak. Auch könnte die grundlegende Chemie eines möglichen außerirdischen Lebens nicht auf der Chemie des Kohlenstoffs beruhen. So wurde beispielsweise die Möglichkeit einer Siliciumbiochemie diskutiert. Wegen der Instabilität der Silane (Siliziumanaloga zu den Kohlenwasserstoffen) wurde dieser Gedanke wieder verworfen.

Siehe auch  Exobiologie

Durch den Nachweis von Gasen biologischen Ursprungs in der Atmosphäre von fernen Planeten versuchen die Astronomen außerirdisches Leben zu beweisen. Ihre Methoden zum Nachweis dieser Biosignaturen haben sie durch die Untersuchung von irdischen Lichtstrahlen, die durch den Mond zurück reflektiert werden, so quasi geeicht.

Außerirdisches Leben im Sonnensystem

[Bearbeiten]

Über außerirdisches Leben in unserem Sonnensystem wird schon lange spekuliert. Derzeit sind vor allem  Mars und der Jupitermond  Europa die „heißesten“ Kandidaten. So soll Mars in seiner Frühzeit eine Periode besessen haben, in der er ausgedehnte Meere oder Ozeane aus Wasser auf seiner Oberfläche gehabt haben soll. Darin könnte, analog zur Erde, Leben entstanden sein. Wenn Leben auf dem Mars entstanden wäre, so ist es vermutlich durch den Klimaumschwung auf dem Mars - und der damit zusammenhängenden Austrocknung des Planeten - wieder verschwunden oder es könnte sich in unterirdische Nischen zurückgezogen haben.

Ein ganz anderes Bild liefert der Jupitermond Europa. Auf seiner Oberfläche kann niemals Wasser in freier Form existieren: Europa ist dazu auf seiner Oberfläche nicht nur zu kalt, sondern der Mond besitzt auch keine Atmosphäre und damit keinen Oberflächendruck. Ohne diese Atmosphäre wurde flüssiges Wasser auch bei uns genehmen Temperaturen sofort verdampfen. Dennoch kann es auf Europa einen riesigen Ozean geben, jedoch tief unter seiner Oberfläche, ähnlich dem  Wostoksee.

Europa wird zum einen durch Jupiters Gezeitenkräfte durchgewalkt, was sein Inneres aufheizt. Zum anderen schmilzt das uns bekannte Eis (es gibt noch andere Formen gefrorenen, festen Wassers, aber das soll hier nicht interessieren) wegen der Dichteanomalie des Wasser ab bestimmten Temperaturen unter dem Gefrierpunkt allein durch Erhöhung des Druckes. So wirken diese zwei Effekte derart zusammen, dass ab einer Tiefe von 10 bis 15 km ein Ozean entstehen könnte. Das Eis auf Europa wird sicherlich nicht rein sein, sondern wird mit anderen Stoffen wie Ammoniak gemischt vorliegen. Das wiederum würde den Schmelzpunkt des Eises herabsetzen, wodurch sich der eben beschriebene Effekt verstärkt: Es genügen schon geringere Temperaturen, als für reines Eis, um es durch die Druckerhöhung zum Schmelzen zu bringen. Der Ozean auf Europa kann so eine Tiefe von bis zu 90 km aufweisen. Das postulierte Leben auf dem Mond könnte sich, ähnlich zur Erde, auf dem Grund dieses Ozeans um heiße Quellen konzentrieren und dort von den ausgestoßenen energiereichen Stoffen leben.

Der Saturnmond  Titan ist der zweitgrößte Mond im Sonnensystem und sogar größer als der Merkur. Der Mond besitzt eine dichte Atmosphäre die an der Oberfläche mit etwa 1,5 bar dichter ist als die Atmosphäre der Erde. Die Atmosphäre des Titan besteht überwiegend aus Stickstoff, enthält aber auch Methan. Wegen seiner Oberflächentemperatur von etwa 94 Kelvin kann dort kein Wasser existieren, aber diese niedrige Temperatur ermöglicht die Verflüssigung des Methans (und auch vorhandenen Ethans), wobei die Saturnsonde  Cassini Hinweise auf die Existenz von Seen in den Polarregionen des Titan gefunden hat. Geht man nun davon aus, dass zur Entstehung von Leben mindestens ein Lösungsmittel und das Vorhandensein einer Energiequelle notwendig sei, die das Leben verwenden kann, so wäre es vorstellbar, dass sich auf dem Titan Leben entwickelt haben könnte: In der oberen Atmosphäre des Titan entstehen durch die Einwirkung energiereicher Strahlung aus Methan komplexe organische Verbindungen, die dann langsam zur Oberfläche hin absinken. Sollte es allerdings Leben auf dem Titan geben, so wäre es wohl gänzlich anders aufgebaut und würde auf einer ganz anderen Art von Biochemie beruhen, als hier auf der Erde.