Wikijunior Alte Zivilisationen/ Druckversion 1
Dieser Text ist sowohl unter der „Creative Commons Attribution/Share-Alike“-Lizenz 3.0 als auch GFDL lizenziert.
Eine deutschsprachige Beschreibung für Autoren und Weiternutzer findet man in den Nutzungsbedingungen der Wikimedia Foundation.
Dieses Buch ist eine Druckausgabe des Wikibooks „Wikijunior Alte Zivilisationen“, dem freien Lehrbuch-Projekt Wikibooks, und steht unter der GNU Lizenz für freie Dokumentation. Diese Lizenz ist dem Text am Schluss des Buches beigefügt. Bei Wikibooks ist eine Liste der Autoren verfügbar, dort kann man das Buch bearbeiten. Siehe http://de.wikibooks.org/wiki/Wikijunior_Alte_Zivilisationen
Bestandteile der Druckversion
- neueseite
Vorgeschichte |
|
Vorgeschichte ist die Zeit, in der die Menschen noch keine Schrift kannten. Um herauszufinden, wie die Menschen in dieser Zeit lebten, und wie sich ihr Leben allmählich veränderte, untersuchen die Archäologen die Dinge, die sie gemacht haben, oder die Spuren, die sie in der Erde hinterlassen haben. Sie graben Spuren von Zelten und Häusern, Gräber, Werkzeuge, Abfälle und Reste von Nahrungsmitteln aus.
Die Vorgeschichte fängt vor etwa zweieinhalb Millionen Jahren an. Im warmen, fruchtbaren Afrika lebten die ersten Menschen. Ihre ersten Werkzeuge waren aus Stein. Anfangs fanden sie geeignete Steine im Geröll, später lernten sie Steine zu bearbeiten, deshalb nennt man diese Zeit die Steinzeit.
Ein gewaltiger Schritt voran in der Menschheitsentwicklung war vor ungefähr zwei Millionen Jahren die Beherrschung des Feuers. Die Beherrschung des Feuers ist einer der wesentlichsten Unterschiede zwischen Menschen und Tieren. Der Mensch nutzte das Feuer nicht nur, um sich zu wärmen. Das Licht verlängerte ihnen den Tag. Mit Hilfe von Feuer kann man Lebensmittel zubereiten, die einfacher zu kauen und leichter zu verdauen sind. Das Kochen vernichtete Krankheitserreger. Das Räuchern machte Fleisch haltbar. Das Licht des Feuers schützt zuverlässig vor wilden Tieren.
Allerdings konnten unsere Vorfahren das Feuer anfangs noch nicht entzünden. Sie mussten auf einen Blitzschlag, Wald- oder Steppenbrand hoffen. Das Feuer der Sippe wurde Tag und Nacht unterhalten, über Generationen hinweg. Das Feuer lehrte die Menschen Disziplin. Stell dir vor, der Verantwortliche schläft ein und das Feuer erlischt! Was für eine Katastrophe! Wie lange muss man wohl durchschnittlich warten, bis ein Blitz in der Nähe ein Feuer entzündet? Den „Nachbarn“ um Feuer bitten ging nicht, denn eine andere Sippe zu finden war kaum möglich. Die Welt war nur sehr dünn bevölkert. Bei tiefen Temperaturen entscheidet der Besitz von Feuer über Leben und Tod. Die Besiedelung der kühleren nördlichen Gebiete der Erde wäre ohne das Feuer nicht möglich gewesen.
Mit Hilfe des Feuers erzeugten die Urmenschen vor 30.000 Jahren neue Materialien. Sie rösteten Farbmineralien und bemalten mit den gewonnenen Rottönen ihre Höhlen, das Feuer leuchtete ihnen dabei. Später lernten die Menschen Töpfe aus Ton herzustellen und schufen damit erstmals in großem Stil ein künstliches Produkt. Später fanden die Menschen dann auch heraus, wie man das Feuer nutzen kann, um Metall zu bearbeiten, und sie stellten Werkzeuge und Waffen aus Kupfer und Bronze her. Die Herstellung von Bronze veränderte das Leben der Urmenschen derart stark, dass man seitdem von der Bronzezeit spricht. Später verhalfen wiederum Eisen und Glas - ebenfalls Kinder des Feuers - zu weiterem Fortschritt.
Die ersten Menschen jagten wilde Tiere und sammelten essbare Samen, Wurzeln und Früchte. Später fanden sie heraus, wie man wilde Tiere zähmen und Gräser anpflanzen kann. Einen Acker abzuernten oder eine Herde zu hüten und bei Bedarf ein Tier zu schlachten, ist oft zuverlässiger und weniger gefährlich, als wilde Tiere zu jagen. Mit der Erfindung von Ackerbau und Viehzucht wurden die Menschen sesshaft, sie bauten feste Häuser und brauchten nicht mehr den Beutetieren hinterher ziehen. Die ersten Getreidefelder entstanden vor ungefähr 10 000 Jahren in Syrien, Palästina und Israel. Auch in anderen Weltgegenden fand man unabhängig davon heraus, wie man wilde Pflanzen gezielt anbauen und durch Züchtung allmählich verbessern kann. So wurde in Indien Reis, in Mexiko Mais, in Südamerika Kartoffeln, Bohnen und Maniok, in China Hirse, Weizen und Reis, in Westafrika Sorghum, in Neuguinea Yams und Süsskartoffeln angebaut.
Über die Vorgeschichte wissen wir sehr wenig. Aus gefundenen Steinen und Knochen ist es schwer zu ermitteln, wie unsere Vorfahren lebten. Mit der Erfindung der Schrift wurde es anders. Durch eine Flut von Briefen, Verträgen, Lieferscheinen, Abrechnungen und vielen anderen Schriftstücken (bzw. Tontafeln) haben wir unvergleichlich genauere Kenntnisse gewonnen. Deshalb gilt das Aufkommen der Schrift als Trennlinie zwischen Vorgeschichte und Altertum.
Die Vorgeschichte endet mit den ersten Überlieferungen, die aufgeschrieben wurden. Das ist von Gegend zu Gegend unterschiedlich. In Ägypten endet sie ungefähr 3.500 Jahre vor Christus mit der Erfindung der Hieroglyphenschrift. In Deutschland endete die Vorgeschichte mit der Besetzung durch die Römer 15 v. Chr. und anderswo noch später. Ab diesem Zeitpunkt reden die Historiker von „Geschichte“.
- neueseite
Archäologie |
|
Das Wort Archäologie ist aus den griechischen Wörtern für alt (archaios) und Wissenschaft zusammengesetzt, also Wissenschaft vom Alten.
Die moderne Archäologie untersucht Werkzeuge, Wohnstätten, Gräber und Waffen.
Durch Wind und Sturm werden ständig Sand, Erde und manchmal auch Vulkanasche rund um die Erde verteilt und setzen sich in Tälern ab. So versinkt in manchen Gegenden allmählich alles, was auf dem Boden liegt, immer tiefer im Staub (das geht dir in den Ecken des Kinderzimmers sicher ebenso). In zehntausend Jahren kommen da an manchen Orten mehrere Meter zusammen. Auf dem Grund von Seen lagern sich abgestorbene Pflanzen und Tiere ab und werden zugedeckt von Ablagerungen, welche von den Flüssen mitgebracht werden. Geologische Vorgänge heben Seen hoch und falten sie zu Gebirgen, während andere Gegenden im Meer versinken. Dadurch können die Archäologen an vielen Stellen der Erde Entdeckungen machen. Leider wird auch Erde abgetragen und durchmischt, zum Beispiel durch den Pflug. Daher findet man oft nur noch solche Dinge, die besonders tief im Erdboden vergraben sind.
Wie finden die Archäologien die Stellen, wo es sich lohnt zu graben?
Es werden Fotos aus der Luft oder dem Weltraum untersucht und Einwohner befragt. Manchmal wird mit einem Spezial-Röntgenapparat der Erdboden durchleuchtet. Viele Funde werden durch Bauarbeiten gemacht.
Wenn ein Haus oder eine Straße gebaut wird und man die oberste Erdschicht entfernt, kommen oft alte Scherben, Knochen und Steinwerkzeuge zu Tage. Das ist ein Zeichen, dass hier einmal Menschen gelebt haben und vielleicht hier Häuser gebaut oder ihre Toten begraben haben. Dann graben die Archäologen diese Stelle aus, damit sie nicht zerstört wird. In der vorgeschichtlichen Zeit kannten die Menschen noch keine Schrift, deshalb sind diese Funde das einzige, mit dem wir etwas über diese ferne Vergangenheit herausfinden können.
Je nach dem, wieviel Zeit und Geld sie haben und wie gut die Funde erhalten sind, tragen die Archäologen den Boden mit Bagger, Spaten, Schaufel und Kelle ab, bis die Funde freigelegt sind. An kritischen Stellen wird mit Spateln und Pinsel weitergearbeitet, damit man die Funde nicht mit groben Werkzeugen beschädigt. Archäologen sind bewundernswürdig ausdauernd - hättest auch du die Geduld, eine Baugrube mit einer Kelle auszuschachten?
Jedes Fundstück wird nummeriert, gezeichnet, vermessen und beschrieben. Erst dann nimmt man es von der Stelle weg, an der es gefunden wurde. Oft ist nicht der Fund als solcher wichtig, sondern wo er gelegen hat. So können die Archäologen zum Beispiel feststellen, wo die Menschen gearbeitet haben, woraus ihr Abfall besteht und wohin sie ihn brachten, und wer welche Dinge aß. Nicht alles hat sich über die Jahrtausende erhalten, Fleisch, Stoff und Haare vergehen sehr schnell. Aber wenn man z.B. ein Grab ganz genau ausgräbt, kann man aus der Lage von Schmuck und Gürtelschnallen oder Nadeln aus Metall schließen, wie die Kleidung aussah, und wie reich der oder die Tote war. Wenn die Menschen der Vorzeit Löcher in den Boden gegraben haben, zeichnen sie sich oft als dunkle Stellen ab. Von den Häusern, die aus Holz gebaut waren, sind oft nur noch die Pfostenlöcher übrig. Aber aus ihrer Anordnung kann man den Plan eines Hauses und des ganzen Dorfes ablesen. Die Scherben versucht man zu Gefäßen zusammenzusetzen, und die Knochenstücke zu Skeletten. Die Archäologen analysieren die Asche einer Feuerstelle, die Pollen von jahrtausendealten Pflanzen und die Fasern der Bekleidung. Wichtige Funde werden in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht, und die Fachleute der Welt diskutieren darüber, manchmal jahrzehntelang und länger, bis sie sich einigermaßen einig sind. Dann erst finden ihre Erkenntnisse den Weg in die Geschichtsbücher der Schulen.
Seit mehr als 300 Jahren werden archäologische Funde systematisch gesammelt. Einige interessante Funde werden in Museen ausgestellt. Viel, viel mehr aber liegt in den Archiven der Museen. Die Funde wurden in der Vergangenheit schon untersucht. Es gibt aber immer neue, modernere Untersuchungsmethoden. Heute können die Wissenschaftler Röntgenapparate und Computertomographen verwenden, um beispielsweise Mumien zu untersuchen. Gerichtsmediziner untersuchen die Skelette und führen genetische Vergleiche durch.
1991 wurde die Gletschermumie „Ötzi“ gefunden - vielleicht hast du davon gehört. Im Eis blieb sie vergleichsweise gut erhalten. Ihre Untersuchung ist bis heute noch nicht abgeschlossen.
Sicher hast du schon mal an einem Puzzle gesessen. Die Archäologie ist ein unvollständiges Puzzle aus Millionen Teilen, an dem tausende Wissenschaftler aus der ganzen Welt gemeinsam arbeiten. Immer wieder können sie ein weiteres Stück vom Puzzle unserer Vergangenheit fertigstellen, und dadurch erfahren wir heute immer mehr über unsere fernen Vorfahren. Aber die meisten Puzzleteile fehlen leider, und auf jeder Baustelle, auf der Funde ohne Ausgrabung zerstört werden, geht ein weiteres Puzzlestück verloren.
Wie schön wäre es, wenn unsere Vorfahren vor hunderttausend Jahren sich die Zeit genommen hätten, in deutlich lesebaren Buchstaben über ihr Leben zu erzählen, möglichst in gut verständlichem Deutsch! Konnten sie aber leider nicht: Die Sprache war noch im Entstehen, die Schrift noch nicht erfunden. Alles wichtige wurde mündlich überliefert, oder vielleicht gezeichnet. Einige wenige dieser Zeichnungen haben an Höhlenwänden die Zeit überdauert. Andererseits berichten Funde von Werkzeugen und Gegenständen des täglichen Lebens vom Leben aller Menschen, nicht nur der Könige, die in den Geschichtsbüchern gewöhnlich beschrieben werden, und sie sind nicht bewußt entstellt, wie viele Geschichtsquellen.
- neueseite
Der Beginn der Zivilisation |
|
Feste Siedlungen
Unsere Vorfahren lernten, Getreide und andere Feldfrüchte anzubauen, und wurden sesshaft. Die Getreidekörner waren hervorragend lagerfähig, und die Menschen legten Getreidespeicher in ihren Siedlungen an. So konnten sie eine schlechte Ernte überleben. Es konnten mehr Menschen ernährt werden als mit Jagen und Sammeln. Vor allem war nicht mehr jeder mit der Nahrungsmittelbeschaffung beschäftigt, und einige Menschen konnten sich stattdessen auf Handwerksarbeiten spezialisieren und von den anderen miternährt werden.
Der nächste große Schritt war die Tierzucht. Feldbau und Tierzucht ergänzten sich prächtig: Nach der Ernte konnten die Haustiere die Stoppeln abfressen und düngten dabei die Felder. In der Zeit vor der nächsten Ernte konnten Tiere geschlachtet werden.
Die Bevölkerung wuchs, die Orte wurden größer, neue Orte wurden gegründet. Die Entfernungen zwischen den Orten verringerten sich, und die Bewohner benachbarter Orte trafen sich häufiger und tauschten ihre Waren und Erfahrungen aus.
Die Wildtiere reichten zur Ernährung der gewachsenen Bevölkerung nicht mehr aus. Die Ernte musste gelagert werden, damit man jeden Tag bis zur nächsten Ernte zu essen hatte. Die Lagerung war schwierig: Wenn man nicht aufpasste, verdarb die Ernte oder wurde von Mäusen gefressen. Auch das Saatgut musste sicher aufbewahrt werden. Am besten gelang die Lagerung in Tongefäßen.
Arbeitsteilung
Um die gesamte Ernte zu lagern, brauchte man viele Behälter. Durch die große Nachfrage spezialisierten sich einige Bewohner zu Töpfern. Vor 5000 Jahren wurde die Töpferscheibe erfunden. Weil für die Feldarbeit Werkzeuge gebraucht wurden (Pflug, Spaten, Siebe und vieles andere), entstanden weitere Handwerksberufe. Ein Handwerker, der Tag für Tag das gleiche Erzeugnis herstellt und dabei darüber nachdenkt, wie man die Herstellung verbessert, wird bald zum Meister. Das erworbene Wissen wurde an die Söhne weitergegeben, denn Berufsschulen gab es noch nicht.
Wenn die Erzeugnisse sehr gut waren, wurden sie auch in benachbarten Orten verkauft. Händler zogen von Ort zu Ort und tauschten nützliche Waren und Informationen. Je weiter sie zogen, desto interessanter und fremdartiger wurden die Waren. So entstand der Fernhandel.
Könige und Krieger
In der Urzeit war die Erde nur sehr dünn besiedelt, und die Menschen verschiedener Stämme begegneten sich äußerst selten. Fremde wurden oft als Konkurrenten im Jagdrevier angesehen und bekämpft. Wenn die feindliche Gruppe die größere war, gab man Fersengeld.
Als die Menschen sesshaft wurden, konnten sie bei einer Bedrohung nicht mehr fliehen. Ackerbauer und Viehzüchter konnten Felder, Vorräte und Saatgut nicht mitnehmen, wenn Gefahr drohte. Andererseits waren die Vorratslager und die Herden ein äußerst lohnendes Ziel für Räuber: Eine schlecht bewachte Herde zu stehlen, bedeutete Nahrung für viele Wochen und war einfacher, als einem einzelnen Beutetier hinterherzujagen. Um sich gegen umherziehende Räuber zu verteidigen, mussten die Sesshaften sich zusammenschließen und die Verteidigung organisieren. Die Handwerker fertigten Waffen an, Befestigungen wurden gebaut, Stadtmauern entstanden. Mit den Nachbarn wurden Bündnisse geschlossen. Der Beruf des Soldaten entstand: Die Soldaten bewachten die Stadt und übten in Kampfspielen für den Ernstfall.
Damit entstand ein Problem: Alle anderen Bewohner der Stadt produzierten Nahrungsmittel oder andere nützliche Waren, die sie untereinander gegen alles Lebensnotwendige tauschten, was sie nicht selbst herstellen konnten. Die Krieger jedoch produzierten nichts außer Waffenlärm. Welchen Tauschwert hat die Sicherheit? Die Bewaffnung war auch nicht billig. Deshalb wurden Steuern notwendig: Jeder gab einen Teil seiner Erzeugnisse, um die Verteidigung, den Bau der Stadtmauer und andere gemeinsame Aufgaben zu ermöglichen. Natürlich musste genau aufgeschrieben werden, wer seine Steuer schon vollständig bezahlt hatte und wer noch auf die Ernte wartete, um seinen Beitrag zu leisten.
Zu vorgeschichtlichen Zeiten traf der Stammeshäupling viele Entscheidungen, bei besonders wichtigen Fragen wurde ein Rat einberufen. Durch die zunehmende Zahl von Bewohnern und der Zahl zu regelnder Angelegenheiten wurde die Verwaltung immer aufwändiger. So begann auch bei der Verwaltung eine Arbeitsteilung: Einige Bewohner, die Vorläufer der heutigen Beamten, kümmerten sich im Auftrag der Bewohner um die Verwaltung und die Verteidigung der Stadt. Einer von ihnen, der König, hatte in allen Entscheidungen das letzte Wort. Meist war es üblich, dass das Amt des Königs vererbt wurde. Das war nicht unpraktisch: Der erste Sohn des Königs konnte von seinem Vater lernen und sich während seiner gesamten Jugend auf seine zukünftigen Aufgaben vorbereiten, es war gewissermaßen eine Berufsausbildung zum König. Wenn er dann zum König wurde, war er über alles Wichtige gut informiert. Dadurch waren seine Entscheidungen fachkundig und meist klug, und sie wurden respektiert und dokumentiert.
Entstehung und Notwendigkeit der Schrift
Die Ursprünge der Schrift liegen in der Höhlenmalerei. Es gibt viele sehr detaillierte Darstellungen von Tieren in alten Höhlen. Im Laufe der Zeit wurden die Bilder einfacher, und man musste kein geborener Künstler mehr sein, um sie nachzumalen. Die Buchstaben der verschiedenen Schriften sind einfache Symbole für Tiere, Naturereignisse und Gebrauchsgegenstände. Besonders sichtbar ist das zum Beispiel an den ägyptischen Hieroglyphen, aber es gilt auch für die chinesische und auch die europäische Schrift. Der Buchstabe 'A' zum Beispiel war früher genau andersherum als wir ihn heute kennen, und er zeigte einen Rinderkopf mit seinen Hörnern. Die Phönizier haben den Buchstaben erfunden, und nannten ihn "Aleph", was "Rind" heißt. Bei den Griechen hieß der Buchstabe dann "Alpha", und bei den Römern dann nur noch "A". So ähnlich entstanden auch die anderen Buchstaben, die dann zu einer Schrift wurden. Nachbarvölker begriffen das Prinzip, und schufen ihre eigenen Schriften.
Das Entstehen der Schrift wurde aber auch immer notwendiger. Außer den Steuern (siehe letztes Kapitel) musste nämlich noch mehr aufgeschrieben werden. Wenn früher die Jäger ein erlegtes Wild brachten, wussten sie genau, wer den größten Anteil am Jagderfolg hatte und das größte Stück bekam. Von der Aussaat bis zur Ernte vergingen jedoch Monate. Man musste irgendwie notieren, wer wie viel beigetragen hatte, damit es bei der Verteilung der Ernte keinen Streit gab.
Als die Menschen lernten, ihre Felder zu bewässern, wurden mehrere Ernten im Jahr möglich. Wasser war ein kostbares Gut (und ist es auch heute noch) und musste gerecht verteilt werden.
Dadurch wurden immer mehr Vereinbarungen für das Zusammenleben notwendig. Das ging nicht ohne Schrift, um die vereinbarten Regelungen dauerhaft zu fixieren. Jeder konnte sich von einem Schreiber vorlesen lassen, was er zu beachten hatte. Wechselte der Herrscher, musste er meist schwören, die von seinem Vorgänger erlassenen Gesetze einzuhalten. Dadurch wurden Entscheidungen weniger willkürlich und die Einwohner fühlen sich sicherer in ihrer Stadt.
Es kam auch zunehmend zu Vereinbarungen und militärischen Bündnissen mit den Nachbarorten. Dafür war die Schrift besonders notwendig:
- Absprachen, Mitteilungen und Verträge wurden oft durch Boten überbracht - der König einer Stadt konnte die Stadt nicht während einer Reise unregiert lassen. Andererseits war es enorm wichtig,
- dass jedes Wort der Mitteilungen unverändert überbracht wurde und
- dass die Mitteilung vom richtigen Absender stammte. Daher wurden Dokumente gesiegelt.
- Wenn der Herrscher einer Stadt wechselte, sollte der Nachfolger nicht sagen können: „Ich war beim Abschluss der alten Verträge nicht dabei und weiß von nichts.“ Die Niederschrift der Verträge sorgte für Rechtssicherheit und stabile Beziehungen. Oft enthielten die Verträge solche Sätze wie: „Dieser Vertrag gilt für alle Zeiten“, und „Wir schwören bei unseren Göttern, dass auch unsere Söhne und Enkel diesen Vertrag einhalten werden“.
Zivilisten
Als Zivilisten bezeichnet man Menschen, die nicht zum Militär, zur Polizei oder zu anderen bewaffneten Organisationen gehören - kurz: unbewaffnete Menschen.
Die Bewohner der Stadt wurden durch Regeln und Gesetze geschützt. Wer dagegen verstieß, wurde von den Bewaffneten des Königs (der Palastwache) vor Gericht gebracht. Die Strafen waren damals hart: Ohren abschneiden, einem Dieb die Hand abhacken oder einem Mörder den Kopf abhacken waren übliche Strafen. Man konnte auch in den Kerker geworfen werden und dort verhungern. Jeder kannte diese Strafen. Verurteilungen „auf Bewährung“ gab es nicht. Durch die abschreckende Wirkung dieser harten Strafen wurden schlimme Vergehen selten. Die Bewohner, von Gesetzen und Bewaffneten geschützt, konnten sich sicher fühlen. Sie brauchten vor dem Schlafengehen keinen Dolch unter dem Kopfkissen und kein Schwert neben dem Bett bereitzulegen, und sie konnten das Haus ohne Rüstung und Schwert verlassen.
Zivilisation beginnt also dann, wenn normale Menschen das Haus verlassen können, ohne eine Waffe mitzunehmen („in Zivil“), und wenn sie Meinungsverschiedenheiten und Streit ohne Gewalt beilegen („zivilisiert“).
- neueseite
Übersicht Alter Orient |
|
Das Klima im Nahen Osten ist das ganze Jahr über warm genug für urzeitliche Menschen. Der größte Teil des Landes ist allerdings entweder von unwegsamen Gebirgen bedeckt oder viel zu trocken. Pflanzen und Tiere gedeihen nur dort, wo Wasser ist: Am Ufer von Flüssen und an der Mittelmeerküste, wo die Wolken an den Berghängen abregnen. Es gibt vier Zonen, in denen sich Zivilisationen unabhängig voneinander entwickelt haben:
- Im Westen das Zweistromland mit den Sumerern, Akkadern, Babyloniern und den Assyrern.
- Am Nordrand des Gebietes, in Anatolien, die Hethiter
- An der östlichen Mittelmeerküste die Hebräer, die Araber und die Phönizier
- Im Niltal die Ägypter
Diese Regionen bezeichnet man auch als den „fruchtbaren Halbmond“.
In diesem Gebiet trafen die Verkehrswege dreier Kontinente zusammen: Asien, Südeuropa und Ostafrika. Daraus entstand ein reger Austausch von Waren und Technologien. Die Menschen tauschten nicht nur ihre Erzeugnisse, sondern lernten auch voneinander. Auch religiöse und kulturelle Einflüsse trafen zusammen. Darum entwickelten sich die ersten Hochkulturen in dieser Region.
Mesopotamien, das Zweistromland
Geographie und Landwirtschaft
Das Land ist von Gebirgen und im Südosten vom Meer begrenzt. Sieht man nach Westen, kommt erst eine Wüste und dahinter das Libanon-Gebirge. Die Wolken vom Mittelmeer kommen nur selten bis ins Tal. Im Osten sieht man das Zagros-Gebirge, dahinter folgt das Kuhrud-Gebirge und die weiten Steppen und Wüsten Asiens. Aus dieser Richtung kommt ebenfalls kein Wasser. Fast das einzige Wasser kommt aus dem Norden, aus den Bergen Armeniens. Im Kaukasus entspringen die Flüsse Euphrat und Tigris. Sie werden von Regen- und Schmelzwasser gespeist. Im Gebirge nimmt die reißende Strömung Erde mit. Wenn die Flüsse die Ebene erreichen, fließen sie gemächlich dahin. Dabei setzt sich der mitgeführte Boden ab und bildet ein sehr fruchtbares Ackerland.
Der Euphrat ist der längere, westlichere Fluss. Er fließt fast am Rand der Wüste entlang, verliert dabei viel Wasser und erreicht nur mit Mühe das Meer. Der Tigris, der östlichere Fluss, beschreibt einen kürzeren Weg zum Meer. Er führt das ganze Jahr viel mehr Wasser und ist stellenweise 200 Meter breit.
Der Südosten
Chaldäa heißt der südöstliche Teil des Zweistromlandes. Wie man an dem gleichmäßigen Dunkelgrün der Landkarte sieht, ist Chaldäa völlig eben. Im Verlaufe von Jahrtausenden haben die Flüsse so viel Schwemmlanderde abgelagert, dass die Unebenheiten gleichmäßig ausgefüllt sind. Im Frühjahr, wenn in den Bergen der Schnee schmilzt, brachten die Überschwemmungen neuen Boden. Bald danach war der Boden wieder knochentrocken - kein Wunder bei sommerlichen 40 Grad im Schatten, wenn acht Monate kein Tropfen Regen fällt. Reichlich bewässert wurde aber das Land so außergewöhnlich fruchtbar, dass Chaldäa wahrscheinlich das Vorbild für den biblischen „Garten Eden“ abgab.
Auf den Feldern wuchsen Hirse, Linsen und Sesam. In den Gärten wuchsen Obstbäume, sonst wuchsen vor allem Palmen. Datteln, die Früchte der Palmen, wurden vielseitig verarbeitet: zu Brot, Wein, Essig und Zucker. Die Stämme wurden als Bauholz verwendet. Die Flußwiesen ernährten Rinder, Schafe, Gänse und Enten.
Der Nordwesten
Auf der Karte sieht man an der „gesprenkelten“ Farbe, dass der Nordwesten Mesopotamiens weniger eben ist. Aber auch dort ist das Land sehr fruchtbar und bringt bei Bewässerung hervorragende Erträge.
Kultur und Politik
Fast die gesamte Fläche der arabischen Halbinsel ist Wüste.
Die regelmäßigen Niederschläge in der Küstenregion des Mittelmeeres ermöglichen seit Jahrtausenden den Getreideanbau. In Mesopotamien gibt es nur im Winter einige Niederschläge, den größten Teil des Jahres ist es trocken. Erst nach Erfindung der Bewässerung wurde die Region bewohnbar, und etwa 5000 v. Chr. siedelten die ersten Bewohner, die wahrscheinlich aus der Küstenregion des Mittelmeeres kamen. Verstreute Siedlungen wuchsen zu Städten heran. Die Städte wurden von Priesterkönigen regiert. Aus den frühen Jahrtausenden ist sehr wenig erhalten geblieben. Der Grundwasserstand ist hoch, und Schrifttafeln aus Ton lösen sich auf. Lediglich einige Inschriften auf Stein sind gefunden worden. Hunderte Generationen von Königen haben sich abgelöst, von denen wir nicht mal die Namen wissen.
Durch immer erfolgreichere Bewässerung entstanden große Agrarüberschüsse. Es wurde möglich, einen Teil der Bevölkerung aus der Landwirtschaft herauszulösen und zum Bau von weiteren Bewässerungssystemen, Tempeln und Großbauten einzusetzen. Viertausend Jahre v. Chr. gab es Städte mit zehntausend Einwohnern.
Für die Verwaltung wurde eine Schriftsprache benötigt. Zunächst war die Schrift eine Bilderschrift (ideographisch). Das Zeichnen von Bildern erfordert viel Zeit. Durch allmähliche Vereinfachungen wurden Bildzeichen zu Symbolen.
Gelegentlich unterwarf ein König einige Nachbarstädte, aber ein größeres Reich entstand nicht.
Zeitraum | Ereignisse |
---|---|
4000 | Im Südosten des Zweistromlandes entstehen die sumerischen Stadtstaaten. |
2340 bis 2094 | Aus der sumerischen Stadt Akkad entsteht und vergeht das erste große Reich. |
2047 bis 1939 | Die sumerischen Stadtstaaten bilden die Ur III Dynastie |
15. Jahrhundert | Babylon erreicht Weltgeltung |
Zeitraum | Ereignisse |
---|---|
18. bis 17. Jahrhundert | das erste Assyrerreich |
13. Jahrhundert | Zweites Assyrerreich |
883 bis 627 | Die Assyrer beherrschen Babylon, Phönizien, Palästina, Israel und sogar Ägypten. |
Die Regionen im Osten des Mittelmeeres
Geographie und Landwirtschaft
Zwischen dem Zweistromland und dem Mittelmeer liegen Gebirge und Wüsten. Daher entwickelten sich die Regionen relativ unabhängig voneinander.
Politik
Zeitraum | Ereignisse |
---|---|
30. bis 12. Jahrhundert | Großreich der Hethiter |
1274 v. Chr. | Schlacht bei Kadesch endet unentschieden, weshalb Pharao Ramses II. und der Hethiter-König Hattusili III den ältesten bekannten Friedensvertrag der Welt schließen. |
- neueseite
Sumerer |
|
Etwa 4000 Jahre vor Christus lebten die Stämme der Ubaidier im Südwesten von Chaldäa, in der Region am Persischen Golf. Die Urbevölkerung wuchs mit Ankömmlingen aus den arabischen und syrischen Wüsten zum Volk der Sumerer zusammen.
Chaldäa wird heute Mesopotamien oder "Zweistromland" genannt, weil es zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris liegt. Heute gehört das Zweistromland zu den Staaten Irak, Iran, Syrien und der Türkei.
Ohne die Flüsse wäre das Gebiet eine Halbwüste. Die Flüsse sind die einzige Wasserquelle. Die Schneeschmelze im Kaukasus führt im Frühjahr zu Hochwasser in Euphrat und Tigris, den Rest des Jahres herrscht Trockenheit. Die Menschen in diesem Gebiet lernten, das Überschwemmungswasser zu speichern und die Felder mit Kanälen zu bewässern. Wasserwächter sorgten für die Bevorratung und Verteilung. Ausreichend Wasser machte das Land außergewöhnlich fruchtbar. Von den üppigen Ernten konnten Reserven zurückgelegt werden. Tongefäße waren gut geeignet, um die Vorräte vor Feuchtigkeit und Nagern zu schützen. Die Erfindung der Töpferscheibe ermöglichte die erste Massenproduktion der Geschichte.
Die Händler mussten ihre Gefäße kennzeichnen und Lieferlisten erstellen. Dafür benutzten sie anfangs Bilder, die sie in den feuchten Ton ritzten. Im Laufe der Jahrhunderte wurde diese Bilderschrift vereinfacht und stilisiert, um schneller schreiben zu können. So entstand die Keilschrift. Die Keilschrift wurde auch für andere Aufzeichnungen verwendet. Das erste literarische Werk der Geschichte ist das Gilgamesch-Epos, eine Sammlung von sumerischen Legenden, niedergeschrieben in Keilschrift auf Tontafeln und vor etwa 130 Jahren gefunden und übersetzt.
Es entstanden die ersten Zivilisationen, Siedlungen und Städte. Zu Anfang waren diese Städte unabhängig und jede Stadt stellte einen eigenen Staat dar. Die größten unter ihnen hießen Uruk, Eridu, Kisch, Lagasch, Ur und Nippur. Uruk, das biblische Erech, war die allergrößte unter den Städten. Unter König Gilgamesch wurde sie zur ersten Weltmetropole. Die Stadtmauer war damals ein Weltwunder: Sie war 11 km lang, 9 Meter hoch und alle 100 Meter befand sich ein Wachturm. Die Mauer schützte ein Stadtgebiet von fünfeinhalb Quadratkilometern, das ist die dreifache Fläche von Monaco! Reste der Mauer sind heute noch zu finden, nach 5000 Jahren! Mit Magnetfelduntersuchungen haben Archäologen herausgefunden, dass die Stadt von einem Kanal umgeben und von Kanälen durchzogen war - ein „Venedig in der Wüste“. Möglicherweise fuhren sogar Schiffe durch die Stadt.
Wie sahen ihre Gebäude aus?
Die Sumerer haben Hauptsächlich mit Lehm gebaut. Einfache Häuser wurden aus Lehmziegeln errichtet. Das ist kein besonders haltbares Baumaterial. Durch Beimengung von Stroh wurden die Lehmziegel haltbarer. Gebrannte Ziegel waren selten. Vermutlich war Mangel an Brennmaterial die Ursache, denn Wälder gab es in der Region nicht. Auch als Baumaterial wurde Holz nur selten verwendet. In aufgefundenen Mietverträgen wurden Treppen, Türen, Türschwellen und andere Holzteile als Sonderausstattung extra aufgezählt.
Bei starkem Regen löste sich ein Teil des Lehms und verteilte sich in der Umgebung. Deshalb mussten die Gebäude immer wieder repariert oder neu aufgebaut werden. In den Ruinen der Stadt Uruk haben die Archäologen einen Tempel gefunden, welcher dem Hauptgott Anu geweiht war. Dieser Tempel wurde 18 mal wiederaufgebaut! So wuchsen in Jahrtausenden Hügel unter den Städten. Angesichts der häufigen Überschwemmungen war das nicht unpraktisch, sich auf einem Hügel zu befinden. Heute sind die Städte zu Lehmhügeln zerfallen, die Ebenen am Euphrat sind voll davon.
Die berühmtesten sumerischen Gebäude waren die Zikkurate. Zikkurate waren hohe Tempelanlagen, die auf einem quadratischen Podest aus Lehmziegeln errichtet wurden. Auf diesem großen Podest wurden immer kleinere errichtet, bis eine stufenförmige Pyramide entstand. Solche Tempelanlagen gab es in jeder größeren Ansiedlung. Wahrscheinlich hatten sie nicht nur religiöse, sondern auch astronomische Bedeutung. Die Diagonale des Grundrisses stimmte genau mit der Nord-Süd-Richtung überein.
Handwerke und Berufe
Durch Texte und Ausgrabungen wurden folgende Handwerke und Berufe identifiziert: Bäcker, Metzger, Bierbrauer, Köche, Fischer, Korbmacher, Töpfer, Steinschneider, Bildhauer, Tischler, Wagenmacher, Schiffbauer, Seeleute, Schneider, Friseure, Ärzte, Lehrer, Schreiber, Baumeister, Priester, Verwalter, Aufseher. Es gab Wasserärzte, Ölärzte und Hebammen. Darüber hinaus gab es Führungsberufe wie Offiziere, Bürgermeister, Botschafter, Tempelverwalter, Leiter von Bibliotheken und Schulen.
Was wissen wir über das alltägliche Leben?
Das Land war fruchtbar wie der sprichwörtliche „Garten Eden“. Viele Sumerer waren Bauern. Das wichtigste Getreide war Gerste. Sie ernteten Datteln, Graupen, Honig, Sesamöl. Kirschen, Aprikosen, Zwiebeln, Linsen, Bohnen, Gurken und Kohl kamen regelmäßig auf den Tisch. Die Sumerer stellten gesäuertes und ungesäuertes Brot her. Aus Milch wurde Butter, Sahne, Joghurt und Käse gewonnen. Eiweiß lieferten Eier und Käse, Gänse, Enten, Hühner sowie Heuschrecken. Hammel und Schweine wurden in großen Herden gezüchtet. Seltener gab es Schlachtfleisch von Rindern, Eseln, Schafen und Ziegen. Hasen, Wildschweine, Wildziegen, Wildschafe, Antilopen, Gazellen und Hirsche wurden gejagt. Die Löwenjagd war Privileg der Könige. Der Fischfang wurde intensiv betrieben, wobei teilweise auch abgerichtete Pelikane verwendet wurden. Karpfen wurden exportiert.
Silber diente als Zahlungsmittel, wenn größere Beträge zu zahlen waren, wie beispielsweise die Steuern. Gerste, manchmal auch Milch, Datteln oder Öl dienten als Bezahlung für alltägliche Waren und Dienstleistungen: Der Wein in der Schenke, Fleisch und Stoffe auf dem Markt. Als Arbeitslohn für Landarbeiter, Handwerker oder die Amme wurde wohl meist Naturalienzahlung vertraglich vereinbart: Soundsoviel Gerste, Milch, Olivenöl und andere Waren für eine bestimmte Arbeitsdauer oder -leistung. Überhaupt wurden wohl sehr viele Vereinbarungen schriftlich abgeschlossen. Die aufgefundenen Keilschrifttafeln enthalten fast ausnahmslos Notizen über ganz gewöhnliche Alltagsgeschäfte.
Die Bekleidung
Bereits 3800 v.Chr. war die Webkunst bekannt. Den Sumerern war gutes Aussehen wichtig. Sumerische Männer trugen ihr Haar oft lang mit einem Mittelscheitel. Sie hatten in der Regel lange Bärte. Ihre Kleidung bestand aus langen Röcken und einem großen Schal, der über die linke Schulter geworfen wurde, ein Vorläufer der Toga. Der rechte Arm und die rechte Schulter blieben unbekleidet.
Die Sumererinnen trugen ebenfalls langes Haar. Die meisten Frauen flochten es zu einem langen Zopf, den sie sich dann um den Kopf wickelten. Die sumerischen Frauen kleideten sich ebenso wie die Männer in lange Schals, die den gesamten Körper bedeckten und nur den rechten Arm und die rechte Schulter frei ließen.
Wie sah ihre Schrift aus?
Die Sumerer waren das erste Volk, das eine Schrift entwickelte. Die ursprüngliche Schrift war eine Bilderschrift, die in senkrechten Spalten in Stein gemeißelt wurde. Später begann man, auf Tontafeln waagerecht zu schreiben und stilisierte die Schrift zu Keilschrift, um schneller schreiben zu können.
Die Sumerer erfanden auch den Vorläufer der Rollendruckmaschine: Ein „Rollsiegel“ war ein Zylinder aus Stein, in den eine Botschaft eingemeißelt war. Das Siegel wurde auf feuchtem Ton abgerollt. So entstanden genau reproduzierbare „Unterschriften“. Zur besseren Haltbarkeit konnten die Tontafeln gebrannt werden.
Die Sumerer verwendeten die Schrift für viele Zwecke: Religiöse Schriften, Ernteberichte, Kochrezepte, Gerichtsprotokolle, Verträge, Preislisten, Landvermessungen und anderes. Die Sumerer waren wahrscheinlich die ersten, die Geschichten aufschrieben. Es gab Bibliotheken, auch mit Lehrbüchern. Im Jahr 1872 wurden 12 Tontafeln mit Keilschrift gefunden, die das Gilgamesch-Epos enthielten. Es wurde etwa 2500 vor unserer Zeit geschrieben. Weil es die älteste bekannte Dichtung ist, gilt es als Grundstein der Literatur.
Lange Zeit glaubte man, die erste Gesetzessammlung der Welt wäre vom babylonischen König Hammurapi etwa 1900 vor Christus verfasst worden. Der Kodex von Lipit-Ischtar wurde etwa 1930 v.Chr. in eine Steintafel gehauen. Die 38 Gesetze handeln von Grundbesitz, Heirat und Erbschaft, Bootsmiete und Ochsenmiete, Steuervergehen, Sklaven und Dienern. Eins der Gesetze besagte, dass einem Chirurgen die Hand abgehackt wird, wenn er bei einer Schädeloperation versehentlich das Auge eines Patienten verletzte. Der Baumeister verlor das Leben, wenn ein von ihm gebautes Haus einstürzte und dabei den Hausherrn erschlug. Noch früher, um 2100 v. Chr. hatte Urnammu, Herrscher von Ur, Gesetze erlassen, unter anderem über „ehrliche und unveränderbare Maße und Gewichte“.
Die Rechtsprechung ist aber noch viel, viel älter. Etwa im Jahr 2355 v. Chr. war die Rechtsprechung derart „verkommen“, dass der König Urikagina es für notwendig hielt, sie zu reformieren. In einer langen Inschrift werden erst die Übel aufgezählt (Bestechlichkeit und Willkür der Beamten, Wucherpreise und Unterdrückung der Armen) und dann die Reformen genannt. Die Rechte der Armen, Blinden, Witwen, geschiedenen Frauen und Waisen wurden neu geregelt.
Woran glaubten sie?
Die Sumerer glaubten an viele verschiedene Götter. Der Hauptgott Anu (An) war der Himmelsgott, es gab noch einen Wassergott namens Enki, einen Luftgott namens Enlil, eine Erdgöttin namens Ki, eine Fruchtbarkeitsgöttin namens Inanna und viele weitere. Jede Stadt hatte ihren Stadtgott. Die Sumerer glaubten, dass die Könige von den Göttern ernannt worden sind. Hauptaufgabe der Könige war es, für Gerechtigkeit zu sorgen.
Sind einige von ihnen heute noch berühmt?
Der berühmteste Sumerer ist Gilgamesch, der sagenhafte König von Uruk. Wir kennen ihn aus dem Gilgamesch-Epos, einer Sammlung von sumerischen Legenden, die später auf Akkadisch übersetzt und aufgeschrieben wurde. Die Legenden erzählen von Gilgameschs Abenteuern, seiner Freundschaft mit Enkidu (einem wilden Mann, der von Tieren aufgezogen wurde) und seiner Reise, die er unternahm, um das Geheimnis der Unsterblichkeit zu entdecken.
Ein Kapitel dieses Epos handelt vom König Utnapishtim, der die Menschheit vor der großen Flut rettete. Es ist der biblischen Geschichte von Noahs Arche sehr ähnlich und lässt die Wissenschaftler vermuten, dass die Autoren der Bibel diese sumerische Geschichte kannten.
Was ist von ihnen geblieben?
Die Geschichte Sumers ging bis etwa 1800 vor Christus. Die Sumerer als Volk gibt es heute nicht mehr, aber sie haben uns viele wichtige Erfindungen hinterlassen. Sie haben die Keilschrift erfunden, welche 2000 Jahre lang in Westasien in Gebrauch war. Funde von Keilschrifttafeln haben den Forschern vom Beginn der Zivilisation erzählt.
Viertausend Jahre vor Christus entwickelten die Sumerer effektive Bewässerungssysteme für die Felder. Sie haben das Rad erfunden, Fahrzeuge gebaut und Ochsen und Pferde als Zugtiere benutzt. Sie haben die Töpferscheibe, gebrannten Ton und vieles im Bereich der Landwirtschaft erfunden, wie das Schöpfrad, landwirtschaftliche Geräte, das Backen und Bierbrauen. Die Metallurgie war hoch entwickelt, Erz wurde von weit her importiert. Als Brennstoff diente sowohl Holz als auch Teer und Öl, die aus den unterirdischen Lagerstätten nach oben drangen. Die älteste Waage der Sumerer wurde auf 5000 v. Chr. datiert.
Ihre fortschrittliche, intensive Bewässerungstechnik legte gleichzeitig den Grundstein zum Niedergang Sumers (bzw. seiner Nachfolgestaaten): Wegen fortschreitender Versalzung des Bodens gingen die landwirtschaftlichen Erträge immer weiter zurück. Noch heute sind weite Landstriche nur bedingt nutzbar.
Die Sumerer waren die ersten, die astronomische Beobachtungen anstellten. Die Sumerer entwickelten das erste Stellenwert-Zahlensystem. Es beruhte auf der Zahl 60, weil diese Zahl sich leicht durch 2, 3, 4, 5, 6, 10, 12, 15, 20 und 30 teilen lässt. Auch heute noch teilen wir die Zeit in Stunden zu je 60 Minuten und Minuten zu je 60 Sekunden und den Kreis in 6 * 60 = 360 Grad.
Die Keilschrift - eine Erfindung der Sumerer
Die Keilschrift wird mit angespitzten Schilfhalmen geschrieben (Schilf ist eine Pflanze, die an Flussufern wächst). Diese Schilfhalme werden Stylus genannt. Drückte man sie in eine kleine Tafel aus ungebranntem Lehm, so entstanden keilförmige Linien, die an einem Ende dicker waren als am anderen. Aus diesem Grund wird die Schrift der Sumerer auch Keilschrift genannt. Es war eine Silbenschrift. So gab es ein Zeichen für "ba" (wir brauchen zwei Zeichen, um diese Silbe zu schreiben!), ein anderes "bi", "bu", "ub", und so weiter. Außerdem gab es noch Zeichen für ganze Wörter. Ein Stern bedeutete zum Beispiel "Dingir", Gott. Um überhaupt schreiben zu können, musste man ungefähr 200 verschiedene Zeichen kennen, ein guter Schreiber beherrschte mehr als 500. Die meisten Leute konnten weder schreiben noch lesen, selbst Könige nicht. Nur die Schreiber konnten lesen und schreiben. Es war ein sehr angesehener Beruf. Die Ausbildung begann bereits im frühesten Kindesalter und dauerte viele Jahre.
Die Keilschrift war die erste bekannte Schrift der Menschheit. Viele Nachbarstaaten übernahmen die Keilschrift, um auf die gleiche Weise ihre eigene Sprache niederzuschreiben (z. B. die Akkader, Babylonier, Assyrer, Hethiter, Hurriter, Urartäer und Elamiter). Die Keilschrift wurde 2000 Jahre lang verwendet.
- neueseite
Akkader |
|
Wo lebten sie?
Die Akkader lebten in Mesopotamien, dem Zweistromland. Es heißt so, weil es von den beiden großen Flüssen Euphrat und Tigris beherrscht wird. Heute gehört Mesopotamien hauptsächlich zum Irak und zu Syrien. Die Hauptstadt der Akkader, Akkad, ist bis heute noch nicht gefunden worden. Man vermutet sie jedoch mittlerweile an einem Nebenfluss des Tigris in Ost-Mesopotamien.
In Akkad kam der berühmte König Sargon an die Macht. Er vereinte viele Stadtstaaten in Mesopotamien zu einem ersten großen Reich, das sich von der Mittelmeerküste im heutigen Syrien bis in den Iran hinein erstreckte. Der Handel, besonders der Seehandel, blühte auf.
Wie sahen ihre Gebäude aus?
Sie bauten viele Arten von Gebäuden, unter anderem große Tempel und Monumente. Ihre berühmtesten Bauwerke sind die Zikkurate, eine Art quadratische Stufenpyramiden. Das unterste Stockwerk ist am größten und jedes weitere Stockwerk etwas kleiner als das Stockwerk darunter.
Wie sah ihre Schrift aus?
Die Akkader benutzten die von den Sumerern erfundene Keilschrift.
Woran glaubten sie?
Die Akkader hatten ein kompliziertes System von Göttern. Ähnlich wie die Sumerer gab es neben den Hauptgöttern in jeder Stadt einen Stadtgott. Außerdem verehrten sie ihren Herrscher als Gott bzw. als Stellvertreter ihrer Götter.
Sind einige von ihnen heute noch berühmt?
Die Erinnerung an König Sargon blieb Jahrtausendelang bis in persische Zeit erhalten. Er wurde in Mesopotamien, Kleinasien und Umgebung als herausragender, gottähnlicher Herrscher der Frühzeit verehrt.
Was ist von ihnen geblieben?
Die Akkader waren ein semitisches Volk, dessen Nachkommen sich heute unter den Juden und Arabern finden.
Wann existierte diese Zivilisation?
Von 2340 bis 2125 vor Christi. Das akkadische Reich zerfiel durch innere Unruhen und durch eindringende Bergvölker wieder in seine Bestandteile, die ursprünglichen Stadtstaaten. In den Folgejahren entwickelten sich die sumerischen Stadtstaaten getrennt und konkurrierten stärker miteinander.
- neueseite
Babylon |
|
Die Babylonier lebten auf dem Gebiet des heutigen Irak. Sie herrschten über einen Großteil des Gebietes zwischen Euphrat und Tigris, das als Zweistromland bezeichnet wird. Das Babylonische Reich war die letzte aus einer Reihe von Stadtstaaten (Zivilisationen, die auf der Macht einer einzelnen Stadt beruhen), die dieses Gebiet kontrollierten.
Die Stadt Babylon entstand im 24. Jahrhundert vor Christus am Ufer des Euphrat. Nach dem Niedergang des sumerischen Reiches wuchs die Bedeutung Babylons. Während der Regierungszeit des berühmten Königs Hammurabi (1792–1750 v. Chr.) wurde sie zur Hauptstadt des Babylonischen Reiches. Durch den Zerfall des sumerischen Reiches verlor sie an Bedeutung. Im 16. Jahrhundert v. Chr. war die Stadt wirtschaftlich und militärisch so heruntergewirtschaftet, dass sie von den damals noch unbedeutenden Hethitern unter Muršili I. (1531 v. Chr.) erobert werden konnte. Später herrschten die Kassiten und die Elamiter, bis Babylon im Jahr 1137 v. Chr. unter König Nebukadnezar I. von der Fremdherrschaft befreit wurde.
Babylon erreichte einen weiteren Höhepunkt seiner Macht im 6. Jahrhundert vor Christus. Aus dieser Zeit stammen Bauwerke wie das Ischtar-Tor und das Zikkurat von Etemenanki, aufgrund derer Babylon zu einer der schönsten Städte des Altertums zählt.
550 v. Chr. beging König Nabonid den Fehler, nicht mehr Marduk, sondern Sin, den Mondgott, als bevorzugte Gottheit des Königtums anzusehen. Den Bewohnern gefiel das nicht. 539 v. Chr. empfingen sie die persischen Truppen des Perserkönigs Kyros II., der sich zu Marduk bekannte, als Befreier. Die Perser waren tolerant, gaben den Städten ihre Götter wieder zurück und erlaubten den Juden, nach Jerusalem zurückzukehren. Viele Gelehrte aus Ägypten, Persien, Indien und Griechenland kamen, um ihr Wissen zu erweitern. Die Astronomen Babylons errechneten das Sonnenjahr und entwickelten im Jahre 410 das erste Horoskop.
Wie sahen ihre Gebäude aus?
Das Ischtar-Tor war eines der acht Stadttore Babylons. Es wurde zu Ehren der Göttin Ischtar errichtet und besteht aus blau glasierten Ziegeln, die mit Reliefbildern von Drachen und Stieren geschmückt sind. Das Dach und die Torflügel waren aus Zedernholz gefertigt. Durch das Tor führte eine Prozessionsstraße, die von Mauern begrenzt wurde. Diese Mauern waren mit glasierten Ziegeln bedeckt, welche Abbildungen von Löwen zeigen (insgesamt etwa 120). Während der alljährlichen Neujahrsfeier wurden auf der Prozessionsstraße Götterstatuen durch das Tor getragen.
Die Prozessionsstraße führte zum Zikkurat von Etemenanki. Das Zikkurat war ein siebenstöckiges Bauwerk und hatte eine Höhe von 91 Metern. Auf seiner Spitze befand sich der Tempel von Marduk. Möglicherweise handelt es sich dabei um das Urbild des biblischen Turm zu Babel.
Das Ischtar-Tor kann heute im Pergamonmuseum in Berlin besichtigt werden. Das Zikkurat von Etemenanki ist nur in Ruinen erhalten.
Was aßen sie?
Wie die übrigen Bewohner Mesopotamiens bauten auch sie auch Getreide an, wie Weizen und Gerste. Diese Körner lassen sich hervorragend lagern. In großen Getreidespeichern waren Vorräte angehäuft, mir denen die Babylonier auch eine Missernte überstehen konnten. Außerdem gab es noch viele saisonabhängige Nahrungsmittel: Melonen, Feigen, Pflaumen und andere.
Wie sah ihre Schrift aus?
Auch die Babylonier benutzten die Keilschrift, die in Sumer erfunden worden ist.
Woran glaubten sie?
Der Hauptgott der Babylonier war Marduk, Götterkönig und Stadtgott Babylons. Der Legende zufolge erlangte Marduk seine Macht über die anderen Götter durch den Kampf gegen die böse Chaosgöttin, ebenso wie Babylon durch seinen siegreichen Kampf gegen die übrigen Stadtstaaten zur Hauptstadt eines mächtiges Reiches wurde.
Sind einige von ihnen heute noch berühmt?
Der babylonische Herrscher Nebukadnezar wird sowohl in der Bibel (Heilige Schrift der Christen), als auch der Torah (Heilige Schrift der Juden) und im Koran (Heilige Schrift der Moslems) erwähnt.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts fanden Archäologen die Bibliothek des Königs Assurbanipal, der von 668 bis 626 v. Chr. in Ninive regierte. Unter den Tontafeln fand sich die Abschrift einer noch viel älteren Gesetzessammlung, die auf den babylonische König Hammurabi, der von 1720 bis 1750 v. Chr. in Babylon regierte. In den Folgejahren wurden in ganz Mesopotamien weitere Abschriften entdeckt. Im Jahr 1901 wurde eine steinerne Säule mit dem gleichen Text gefunden. Die Archäologien hielten diesen Text für die älteste Gesetzessammlung der Welt. Der bekannteste Grundsatz des Gesetzes lautete: Auge um Auge. Die 281 Paragraphen regelten die meisten Angelegenheiten des Lebens derart durchdacht und umfassend, dass sie mehr als tausend Jahre immer wieder abgeschrieben wurden. Später verbreiteten sich die Regeln dieses Codex in Asien und Europa und wurden zu einer der Grundlagen des modernen Rechtssystems. Bei weiteren Ausgrabungen wurden Gesetze entdeckt, die noch älter als die von Hammurabi sind.
Was ist heute noch von ihnen übrig?
Nach dem Tode Alexander des Großen verwüsteten Kriege der zerstrittenen Heerführer das gesamte Gebiet. Plünderung und Zerstörung sorgten für eine elende Hungersnot unter der Bevölkerung. Im 1. Jahrhundert v. Chr. übernahmen die Parther die Macht in Mesopotamien und beendeten die fast zweitausend jährige Existenz Babyloniens.
Die Ruinen Babylons gibt es immer noch, auch wenn die Stadt seit über 2000 Jahren verlassen ist.
- neueseite
Assyrer |
|
Im Norden Mesopotamiens, am Oberlauf des Tigris, liegt der Stadtstaat Assur. Die Bewohner nannten sich Assyrer. Im 18. Jahrhundert v. Chr. entstand das altassyrische Reich, das bald wieder zerfiel. Im 13. Jahrhundert begründete König Tukulti-Ninurta das mittelassyrische Reich, das nach seinem Tod zerfiel. Während der Blütezeit ihrer Kultur (8.-6. Jahrhundert vor Christus) dehnte sich ihr Reich auf ganz Mesopotamien aus und umfasste auch Babylon, Syrien, Palästina, Zypern, Nordarabien und den Nordosten Ägyptens. Im Jahr 612 vor Christus wurden die Assyrischen Heere vernichtend geschlagen und Assur wurde zerstört.
Wie sahen ihre Gebäude aus?
Die Assyrer bauten großartige Tempel und Paläste aus Lehmziegeln. Sie waren mit schönen Reliefs und Statuen verziert.
Auch die Häuser bestanden aus Lehmziegeln. Meist hatten sie mehrere Räume, die um einen kleinen Hof herum angeordnet waren und flache Dächer, die ebenfalls als Wohnraum dienten.
Was aßen sie?
Welche Kleidung trugen sie?
Die Männer trugen lange, mantelartige Gewänder und waren bärtig (Perücke). Die Frauen trugen kurzärmelige Tuniken und einen Schal über ihren Schultern.
Wie sah ihre Schrift aus?
Die Assyrer benutzten die Keilschrift.
Gegen Ende des assyrischen Reiches kam die aramäische Buchstabenschrift auf. Sie war viel einfacher zu erlernen, wurde aber auf Papyrus oder Holz geschrieben, was zumeist nicht erhalten geblieben ist.
Woran glaubten sie?
Die Religionen der Babylonier und der Assyrer hatten große Ähnlichkeit, die meisten ihrer Mythen und Götter waren die gleichen. Aber in Assyrien war Assur (der Schutzgott der Stadt Assur) König der Götter und in Babylon war es Marduk (der Schutzgott Babylons). Assur wird als Bogenschütze in einer geflügelten Sonnenscheibe dargestellt. Die Frau von Assur war Ischtar. Sie war die Göttin der Liebe, der Fruchtbarkeit und des Krieges. Ihr heiliges Tier war der Löwe. Ausserdem gab es noch niedere Götter, oft Mischwesen aus einem Menschen und einem Vogel, Stier, Fisch oder Skorpion. Man erkennt sie daran, dass sie Hörner auf dem Kopf tragen. Je mehr Hörner die Krone hat, desto wichtiger war der Gott.
Sind einige von ihnen heute noch berühmt?
Bücher waren im Altertum etwas sehr Seltenes. Wer ein Buch wollte, musste es von einem Schreiber Keil für Keil abschreiben lassen. Der König Assurbanipal galt als sehr gelehrt, weil er selber lesen konnte. Alle anderen mussten sich Briefe und Nachrichten von den Schreibern vorlesen lassen. König Assurbanipal gab den Befehl, jedes Buch in seinem Land abschreiben zu lassen. So sammelte er tausende von Kopien in der Bibliothek von Niniveh. Die Bücher dort waren sorgfältig katalogisiert. Seine Bibliothek war die erste große Bibliothek der Geschichte. Dank der Dokumente aus König Assurbanipals Bibliothek kennen wir viele Meisterwerke der antiken Literatur und wissen viel über die Geschichte des Altertums.
Was ist von ihnen geblieben?
Das Assyrische Reich fiel im Jahre 612 v. Chr., die Assyrer lebten jedoch in den nachfolgenden Reichen des Gebietes weiter.
- neueseite
Hethiter |
|
Wer waren sie und in welchem Land lebten sie?
Das Kernland der Hethiter ist Anatolien, eine Region im Südosten der heutigen Türkei. Die Region war Durchzugsgebiet für viele Völker. Vermutlich kamen die Hethiter aus dem Gebiet nördlich des Schwarzen Meeres. Sie zählen zu den Indoeuropäern. Im 3. Jahrtausend vor Chr. gab es viele kleinere Fürstentümer, eins davon hieß 'Hatti' und seine Hauptstadt hatte den Namen Hattusa. Sie lag in Mittelanatolien, wo sich heute die Stadt Boghazköy befindet (ca. 210 Kilometer östlich der türkischen Hauptstadt Ankara).
König Hattusili I. (1565-1540 v.Chr.) war König des kleinen Fürstentums Hatta in Anatolien und träumte wie viele Kleinkönige von einem großen Reich. Zunächst überrannte Hattusili viele Orte im zentralen Anatolien. Dann zog er über den Taurus nach Süden und eroberte Aleppo (eine Stadt im heutigen Syrien). Die Statue des dortigen Wettergottes nahm er mit nach Hattusa. Er und seine Nachkommen führten viele Kriege gegen ihre Nachbarn und festigten ihre Eroberungen durch Verträge. Mursili (1540-1530 v.Chr.) eroberte Nordsyrien und überraschenderweise sogar das durch Misswirtschaft geschwächte Babylon.
Das Reich der Hatti erstreckte sich zeitweise von der Türkei über den Irak und Syrien bis nach Palästina. Die Blütezeit ihrer Zivilisation lag zwischen 1600 und 1200 vor Christus. Weil es aber keine Regelung der Thronfolge gab (außer dem Recht des Stärkeren), wurde das Reich oft durch blutige Kämpfe gelähmt und geschwächt.
Was aßen sie?
Die Hethiter ernährten sich ähnlich, wie die anderen Völker des Mittelmeeres. Ihr Hauptnahrungsmittel war Brot. Fleisch stand auch täglich auf dem Speiseplan. Die reichen Leute aßen auch Käse und verschiedene andere Milchprodukte und Delikatessen aus Milch.
Das Küchenpersonal des Palastes musste jeden Monat einmal einen Eid auf die Einhaltung der Reinheit schwören.
Wie kleideten sie sich?
Die Hethiter wurden stark von den Babyloniern beeinflusst. Deshalb nimmt man an, dass sie auch ähnliche Kleidung trugen. Die Bilder, die diesen Artikel illustrieren, bestätigen diese Theorie. Die hethitischen Männer kleideten sich in lange Mäntel und die Frauen trugen zweiteilige Kleider, die aus einem blusenähnlichen Oberteil und einem knielangen Rock bestanden. Ähnliche Kleidung wird heute noch in der Türkei und im Nahen Osten getragen.
Wie sah ihre Schrift aus?
Ursprünglich sprachen die Hethiter eine Sprache, die dem Sanskrit, einer Sprache aus Indien, ähnelte. Die hethitische Sprache gehört wie auch das Deutsche zur Familie der indoeuropäischen Sprachen. Zum Schreiben verwendeten die Hethiter das Keilschriftsystem der Akkadier. Es waren Deutsche, die 1906 bei Ausgrabungen die ersten Tafeln mit hethitischer Schrift fanden. Innerhalb von zehn Jahren gelang es, die Sprachen zu entschlüsseln und ein Abriss ihrer Grammatik wurde veröffentlicht. Inzwischen ist die Zahl der gefundenen Texttafeln auf 30 000 angewachsen, außerdem sind Mauern mit Bildern und Texten geschmückt. Nach und nach erweiterten die Wissenschaftler der Welt, ihnen voran die Deutschen, ihr Wissen über die Sprache. Immer mehr hethitische Worte konnten mit einiger Sicherheit übersetzt werden. Inzwischen kennen wir genug hethitische Wörter um zu sehen, wie eng die Sprache mit anderen indoeuropäischen Sprachen verwandt ist.
Woran glaubten sie?
Die Hethiter übernahmen vieles aus den Religionen anderer Völker. Die meisten der hethitischen Götter stammen ursprünglich von den Babyloniern oder Sumerern. Eroberten die Hethiter ein Reich, so fügten sie dessen Götter ihren hethitischen Göttern hinzu. Indem sie die Statuen fremder Götter in ihre Hauptstadt trugen, zeigten sie ihre Überlegenheit. Anscheinend glaubten sie, dass alle Götter rechtmäßig waren und Verehrung verdienten, unabhängig von wem sie angebetet wurden. Die Hethiter waren wahrscheinlich das erste Volk der Welt, das religöse Toleranz übte. Hattusa nannte man „das Reich der tausend Götter“. In der Hauptstadt wurden 31 Tempel und andere Heiligtümer gefunden.
Zum Jahreswechsel trugen die Bewohner zahlreiche Statuen zu einem Felsheiligtum. Sie feierten dort das Zusammentreffen des Wettergottes mit seiner Frau, der Sonne. Auf zahlreichen Keilschrifttafeln ist der genaue Ablauf religiöser Feste niedergeschrieben, denn nur die präzise Durchführung der Rituale sicherte das Wohlwollen der Götter.
Wie sahen ihre Gebäude aus?
Die Kunst und Bauweise der Hethiter wurde stark von der der Nachbarländer beeinflusst. Zum Bau von Häusern und Tempeln verwendeten sie Steine und Lehmziegel, aber auch hölzerne Säulen. Die Hethiter errichteten große Paläste, Tempel und Befestigungsanlagen, deren Mauern, Tore und Türen von Reliefs geschmückt waren. Es gab mehrstöckige Wohnhäuser.
Die Hauptstadt, Hattusa, befand sich im Hochland, fern vom Meer. Zu Spitzenzeiten hatte sie 50 000 Einwohner. Es gab fünf große Bibliotheken, „Häuser des Wissens“. Die Stadtmauer war eindrucksvoll und machte die Stadt uneinnehmbar. Ihre Bauweise war einzigartig: Zwischen Mauern aus maßgefertigten Steinen wurde eine betonähnliche Masse aufgeschüttet. Auf diese Fundamente wurden Millionen Lehmziegel gestapelt und verputzt. Die Mauer war 8 Meter hoch. Die Wachtürme waren 13 Meter hoch und standen alle 15 bis 25 Meter. Der Palast des Königs befand sich in der Stadt und wurde durch eine zusätzliche Mauer geschützt. Die Archäologen haben Wasserrohre gefunden und die Reste eines ausgeklügelten Trinkwasser- und Abwassersystems gefunden. Für den Fall einer Belagerung war in Seen und Zisternen Trinkwasser für ein ganzes Jahr gespeichert.
Was ist sonst noch von ihnen geblieben?
In Kappadokien, eine Gegend etwa 300 Kilometer östlich von Ankara, wurden schon in der Jungsteinzeit zahlreiche Höhlen bewohnt. Die Hethiter gruben Vorrats- und Schutzräume unter ihren Häusern sowie lange Tunnel, um sich vor Feinden verstecken zu können. Heute sind hunderte unterirdische Städte entdeckt worden, einige reichen zwölf Stockwerke unter die Erde. Es gab unterirdische Kirchen und Gasthäuser, unterirdische Flüsse flossen durch die Städte.
Was ist aus ihnen geworden?
Etwa im Jahr 1200 vor Christus wurden die Hethiter von mehreren Katastrophen getroffen:
- eine Pestepidemie dezimierte die Bevölkerung (auch zwei Könige starben kurz nacheinander an der Pest)
- Nach einigen Missernten wurden die Nahrungsmittel knapp. Den hohen Naturalienaufwand für Opferungen wollten sie nicht verringern, um nicht die Gunst der Götter zu verlieren. Ein Brief an den verbündeten Pharao ist gefunden worden mit der Bitte um Lebensmittellieferungen und mit dem Satz „es geht um Leben und Tod“. Der Pharao schickte einige Schiffe mit Getreide, gereicht hat es wohl nicht.
- Zwischen den Fürsten verschärften sich die Spannungen.
- Die Überfälle benachbarter Stämme häuften sich. Das hängt vermutlich mit einer Völkerwanderung (der sogenannten Seevölkerwanderung) zusammen.
- etwa 1200 v. Chr. gab es einen gewaltigen Brand in der Hauptstadt. Möglicherweise wurde er von den Hethitern beim Verlassen ihrer Hauptstadt selbst gelegt.
Die Hethiter verschwanden spurlos, plötzlich waren ihre Städte verlassen. Wie und wohin, ist heute noch unbekannt. Vielleicht hatten sie eine alles entscheidende Schlacht verloren und mussten deshalb wegziehen. Es war damals nicht unüblich, wenn statt ganzer Heere nur die Anführer miteinander kämpften. Das ersparte ihnen ein blutiges Gemetzel, aber das unterlegene Heer musste die Bedingungen des Siegers erfüllen.
So kam es, dass weder die Griechen noch die Römer von den Hethitern wussten. In der Bibel wurden sie zwar mehrfach erwähnt, aber man wusste nicht, wo dieses Volk gesiedelt hatte. Erst im 19. Jahrhundert wurden Funde gemacht, die sich zunächst keinem Volk zuordnen ließen. 1906 fand der deutscher Archäologe Hugo Winckler viele tausend Tontafeln mit Keilschrift in einer unbekannten Sprache. Erst 1915 gelang die erste Übersetzung, und die Welt erfuhr von der Existenz des Volkes der Hethiter.
Sind einige von ihnen heute noch berühmt?
Die Hethiter hatten hervorragende, hochdisziplinierte Soldaten, die mit den besten Waffen ihres Zeitalters ausgerüstet waren. Für die Rekruten gab es Kasernen und Trainingspläne. Mit ihren Eroberungszügen beherrschten sie das Land vom Schwarzen Meer im Norden bis Kadesch im Süden, wo sie mit den Ägypter zusammenstießen. Wer Kadesch kontrollierte, galt als der größte Kriegsherr. Im Jahr 1275 v. Chr. kam es zur Schlacht zwischen Hattusili, dem Heerführer des Hethiterkönigs Muwatalli und dem jungen Ramses II, der erst vier Jahre vorher zum Pharao gekrönt worden war. Die Hethiter gewannen knapp. Ungeachtet dessen nannte Ramses II bei seiner Heimkehr die Schlacht einen großen Sieg. In den Folgejahren befürchteten beide Herrscher langandauernde Probleme mit ihren Grenzen: Ägypten im Süden, die Hethiter mit den Assyrern. Hattusili, inzwischen König der Hethiter, schlug einen Vertrag vor. Um Zweifrontenkriege zu vermeiden, schlossen beide Herrscher 1259 v.Chr. nach langen Verhandlungen den ersten Friedens- und Nichtangriffsvertrag, der auch gegenseitigen militärischen Beistand vorsah. Auch der Austausch von Gefangenen und Flüchtlingen (mit Amnestie) wurde vereinbart. Das ist der erste Friedensvertrag der Weltgeschichte, eine Kopie ist in der Eingangshalle der UNO zu finden.
Der Vertrag nützte beiden Seiten: Das gegenseitige Versprechen auf militärischen Beistand schreckte die Feinde ab. Beide Herrscher brauchten an ihrer gemeinsamen Grenze keine Truppen zu stationieren. Für Hattusili war dieser Vertrag der Glanzpunkt seiner Herrschaft. Er hatte dem mächtigsten Reich der Welt einen guten Friedensvertrag abgerungen. Seine Feinde, Assyrien und Babylon, wagten es nicht mehr, sich mit Hattusa anzulegen. Später verheiratete Hattusili einen seiner Söhne mit einer ägyptischen Prinzessin, um die gegenseitigen Beziehungen zu festigen.
Ein Teil des diplomatischen Briefwechsels zwischen den Herrschern ist erhalten geblieben. Dadurch wissen wir vieles über die damaligen diplomatischen Gepflogenheiten. Damals wagten die Könige nur selten, ihre Hauptstadt zu verlassen, weil sie Verschwörungen fürchteten. Für Verhandlungen schickten sie Abgesandte. Einmal aber trafen sich Pharao Ramses II und Großkönig Hattusili persönlich. Dieses Treffen ist das erste dokumentierte Gipfeltreffen der Geschichte.
Tudhalija, der Sohn Hattusilis, verfügte in einem Vertrag mit einem seiner Vasallen das erste bekannte Handelsembargo: Es soll also dein Kaufmann nicht in das Land Assur hineingehen, aber den assyrischen Kaufmann sollst du nicht in dein Land hineinlassen. Er soll auch nicht durch dein Land ziehen. Wenn er dennoch in dein Land hineinkommt, so nehme ihn gefangen und schenke ihn mir.
- neueseite
Hebräer |
|
Wer waren die Hebräer und in welchem Land lebten sie?
Im zweiten Jahrtausend vor Christus bezeichnete man die Nomaden in der Region zwischen Syrien, Ägypten und Kuwait als Hebräer. Sie wohnten in Zelten und lebten von Viehzucht (Rinder, Esel und Kamele) und Ackerbau. Um das Jahr 1250 vor Chr. wanderten Gruppen von Hebräern in die Gegend um Jericho ein („Auszug aus Ägypten“). Allmählich breiteten sie sich im zunächst dünn besiedelten Land Kanaan aus. Kanaan lag an der Ostküste des Mittelmeers und umfasst das Gebiet, auf dem sich heute die Staaten Israel, Jordan, Libanon und Syrien befinden.
Jacob, ein Enkel des Abraham, gilt als der Stammvater der Hebräer. Er erhielt von seinem Gott den Ehrennamen "Israel". Jacob hatte zwölf Söhne. Sie begründeten die zwölf Stämme, die sich gemeinsam als Volk Israels bezeichneten. Der König Salomon vereinte die Stämme im Reich Israel. Nach dem Tod des Königs Salomon wurde Israel in ein Nord- und Südreich gespalten. Der größere, nördliche Teil des Königreichs Israel wurde im Jahr 722 vor Christus von den Assyrern unter König Sargon II erobert und zerstört, dabei gingen zehn Stämme „verloren“. Die verbliebenen südlichen Stämme Juda und Benjamin bezeichnete man nach dem Namen des größeren Stammes als Juden.
Wie sahen ihre Häuser aus?
Im warmen Klima des Nahen Ostens waren Häuser nicht so wichtig. Der größte Teil des Familienlebens spielte sich im Freien ab. Die Frauen kochten im Hof und die Geschäfte waren einfach zur Straße hin offene Stände. Da es in Kanaan keine großen Wälder gab, war Bauholz für die Häuser sehr, sehr teuer.
Als die Hebräer noch Nomaden waren, lebten sie in Zelten. Selbst später, als sie sich in ständigen Siedlungen niedergelassen hatten, waren Zelte noch sehr beliebt. In der Torah werden oft Zelte erwähnt und auch zur Zeit Davids und Salomons war es üblich, besonders für die ärmeren Leute, in Zelten zu leben.
Eine weitere Möglichkeit war es, in Höhlen zu wohnen. Dazu wurden natürlich vorkommende Höhlenöffnungen erweitert und vor dem Eingang wurde zum Schutz eine Mauer errichtet. So wurden die Höhlen zu Wohnungen.
Die wohlhabenderen Leute wohnten in Häusern aus luftgetrockneten Lehmziegeln. Sie hatten flache Dächer, so dass die Bewohner den kühlen Abend draußen auf dem Dach verbringen und während des Sommers auch dort schlafen konnten. Haustiere wurden im Erdgeschoss gehalten und lebten dort zusammen mit den Menschen. Es gab keinen Schornstein. Der Rauch der Feuer, die zum Kochen und Heizen dienten, zog durch die Fenster ab. Die Möbel der hebräischen Häuser waren sehr einfach. Es gab eine Art Diwan, der an der Wand stand oder einfach einige Matten, die nachts zum Schlafen auf den Fußboden gelegt und tagsüber zusammen gerollt wurden. Dann gab es noch einen Tisch und Stühle. In der Ecke stand ein großes Vorratsgefäß für Getreide und zusätzlich gab es noch weitere, zum Beispiel für Wasser, Wein und Öl. In einer Wandnische stand die Lampe.
Sehr stolz waren die Hebräer jedoch auf den Tempel von Jerusalem. Es gab zwei Tempel: der erste wurde von König Salomon erbaut. Er ließ dazu edles, duftendes Zedernholz aus dem Libanon herbeischaffen und die Tempelwände und -fußböden mit Gold überziehen. Im Allerheiligsten, einem Raum am Ende des Tempels, wurde die Bundeslade aufbewahrt.
Als 586 vor Christus die Juden in die Babylonische Gefangenschaft verbannt wurden, wurde der erste Tempel zerstört. Nachdem die Juden 536 vor Christus aus der Gefangenschaft zurückgekehrt waren, begannen sie mit dem Bau des zweiten Tempels. Dieser Tempel blieb bis zu seiner Zerstörung durch die Römer im Jahre 70 nach Christus erhalten. Vom zweiten Tempel ist nur noch dessen Westmauer übrig, die für die Juden ein heiliger Ort ist. Diese Westmauer des Tempels wird auch Klagemauer genannt.
Was aßen sie?
Die Hebräer ernährten sich ähnlich wie die anderen Mittelmeervölker. Wichtige Speisen waren Linsen, Ziegenkäse, Oliven und frisches Obst. Die Hausfrauen buken Brot in großen Tonöfen auf dem Hof. Fleisch stand selten auf dem Speiseplan und wurde gewöhnlich nur zu besonderen Gelegenheiten gegessen. Fisch dagegen gab es öfter. Wein war das beliebteste Getränk.
In einem aber unterschied sich das hebräische Essen von dem der anderen Völker: es musste koscher sein. Alle möglichen Nahrungsmittel können koscher sein. Koscheres Fleisch zum Beispiel stammt von bestimmten Tieren, die auf eine bestimmte Art und Weise geschlachtet werden. Die Schlachttiere mussten gespaltene Hufe haben und Wiederkäuer sein. Das Fleisch durfte nicht mit Milchprodukten in Berührung kommen und es mussten einige Stunden vergehen, bevor man nach dem Fleisch Milchprodukte essen durfte. Die Fische mussten Flossen und Schuppen haben, um koscher zu sein. Die Weinherstellung musste die ganze Zeit über von einem Hebräer überwacht werden.
Welche Kleidung trugen sie?
Die hebräischen Männer und Frauen trugen ein langes Hemd, das von einem Gürtel zusammengehalten wurde und darüber ein Gewand, einen Umhang und eine Kopfbedeckung. Männer- und Frauenkleidung unterschieden sich aber in ihrem Stil und durch ihre Muster. Die Kleidung der Frauen war länger und hatte auch längere Ärmel. Die Kleidung der reichen Frauen war viel luxuriöser als die der Männer.
Wie sah ihre Schrift aus?
Die Hebräer waren geschickte Schreiber. Schon sehr früh begannen sie damit, ihre Geschichte, ihre Gesetze und ihre Glaubensgrundsätze aufzuschreiben. Alle diese Schriften zusammen bilden den Tenach. Die ersten fünf Bücher des Tenachs nennt man Torah.
Die meisten Schriften des Tenach sind auf Hebräisch verfasst. Es wurde von rechts nach links geschrieben (wie bei den Arabern) und die Schrift bestand nur aus Konsonanten. Die Bücher wurden auf große Pergamente geschrieben und dann zusammengerollt.
Woran glaubten sie?
Die Hebräer waren eins der ersten Völker im Nahen Osten, die eine monotheistische Religion hatten. Als Monotheismus bezeichnet man den Glauben, dass es nur einen Gott gibt. Die meisten Nachbarvölker der Hebräer waren Polytheisten, das heißt, sie glaubten an viele Götter und Göttinnen, die in ihrem Aussehen und Verhalten den Menschen ähnelten. Die Idee, dass es nur einen einzigen, allgegenwärtigen Gott gibt, den man nicht sehen oder beschreiben kann und der die Gedanken aller Menschen kennt, war für diese Zeit eine ganz neue Vorstellung.
Der Torah zufolge war Abraham der erste Mensch, der den Glauben an einen einzigen Gott zu verbreiten begann.
Sind einige von ihnen auch heute noch berühmt?
Wir kennen heute noch viele Hebräer aus den Erzählungen der Bibel. Die Bibel ist das meist veröffentlichte Buch der Welt und da große Teile der Bibel von den Hebräern handeln, wurden viele der alten Hebräer berühmt. Viele Bücher, Gemälde und sogar Filme sind ihnen gewidmet.
- die drei biblischen Stammväter Abraham, Isaak und Jakob.
- Jakobs jüngster Sohn Joseph wurde geboren, als sein Vater schon sehr alt war. Der Torah zufolge wurde er in die Sklaverei verkauft und kam so nach Ägypten, wo er für den Pharao arbeitete. Seine bekannteste Aufgabe war es, die Träume des Pharaos zu deuten. So gelang es ihm, Ägypten vor der Hungersnot zu bewahren, unter der die anderen Länder der Welt litten.
- Viele halten Moses für den größten Führer des jüdischen Volkes und der Torah zufolge, war er der bescheidenste Mann, der je lebte. Die Torah erzählt, wie er die Hebräer aus der Sklaverei in Ägypten führte. Durch ihn sandte Gott den Ägyptern zehn Plagen und teilte das Rote Meer; er empfing die Torah, die Zehn Gebote und die mündlichen Gesetze der Juden, gründete die jüdischen Gerichtshöfe und führte das jüdische Volk nach Kanaan - das Land, das Abraham von Gott für sein Volk versprochen worden war.
- König David war einer der drei Könige des alten Israel und herrschte über das Reich, als es seine größte Ausdehnung erreicht hatte. Er war ein bedeutender militärischer Führer und führte das israelische Heer in vielen Schlachten zum Erfolg. Er komponierte die meisten der Lieder im Buch der Psalmen.
- König Salomon ließ dem Tenach zufolge, den ersten Tempel erbauen. Während seiner Herrschaft wurde das Königreich zu einer der größten Handelsmächte und erlebte seinen größten Wohlstand. Er war bekannt für seine Weisheit und Gerechtigkeit. Noch heute bezeichnet man eine sehr schwierige, kluge Entscheidung als „salomonisch“.
- Esther, die Königin Persiens rettete dem Tenach zufolge, das jüdische Volk vor den bösen Plänen des Ministers Haman, der alle Juden des persischen Reiches töten lassen wollte. Heute erinnert der jüdische Feiertag Purim an dieses Ereignis.
Was ist heute noch von ihnen übrig?
Judäa verlor im ersten Jahrhundert nach Christus seine Unabhängigkeit an Rom. Ein jüdischer Aufstand von 132 bis 135 wurde von römischen Legionen niedergeschlagen. Die Römer benannten die Provinz Judäa in „Palaestina“ um. Tausende Juden wurden entlang der Straßen nach Jerusalem gekreuzigt und den überlebenden Juden wurde verboten, sich in der Region Jerusalem aufzuhalten. Darum lebten die meisten Juden zweitausend Jahre lang verstreut über die ganze Welt. In einigen Ländern bildeten sie größere Gemeinschaften und konnten dadurch ihre Religion, Sprache und Traditionen erhalten. Im Jahr 638 wurde Palästina von den Arabern erobert, 691 bauten die Muslime auf den Ruinen des Jerusalemer Tempelberges den Felsendom. Mit dem Untergang des römischen Reiches zogen Juden wieder in ihr angestammtes Land zurück, viele blieben jedoch in Europa bzw. wanderten nach der Entdeckung Amerikas dorthin aus. Es haben also mit Ausnahme der kurzen Unterbrechung immer Juden auf dem Gebiet des heutigen Staates Israel gewohnt.
Im christlichen Europa und in muslimischen Gebieten wurden die Juden oft verachtet, verfolgt und vertrieben. Warum eigentlich? Die Gründe hierfür sind vielfältig und haben meist mit Unwissen über jüdische Bräuche und Glaubensinhalte zu tun, mit Uniformitätsbestrebungen (wer anders war, wurde ausgegrenzt und für einem selbst zustoßendes Übel verantwortlich gemacht) und mit dem Gefühl religiöser Überlegenheit. Seit dem 19. Jahrhundert wanderten deshalb immer mehr Juden zurück in das Gebiet des heutigen Staates Israel aus (vgl. Zionismus).
Im ersten Weltkrieg brach das osmanische Reich zusammen, und die Briten übernahmen die Verwaltung Palästinas. Ein Drittel des jüdischen Volkes fiel dem Zweiten Weltkrieg und insbesondere der gezielten Vernichtung der Nationalsozialisten zum Opfer (vgl. Holocaust, Schoah). 1947 beschloss die UNO mit Zweidrittelmehrheit, Palästina zu teilen! Am 14. Mai 1948 endete das britische Mandat und der Staat Israel wurde gegründet. Die Juden einen Ort der Welt haben, an dem sie vor Verfolgung sicher sind.
- neueseite
Araber |
|
Woher kamen sie?
Die Bezeichnung „Araber“ ("Arabi", "Arabu" oder "Urbi") wurde erstmals von den Assyrern (Inschrift von 853 v. Chr.) als Bezeichnung für ein Nomadenvolk benutzt, das in der nördlichen Region der arabischen Halbinsel lebte. Auch vom Stamm der Sabäer und in der biblischen Genesis (10. Kapitel) wird die Bezeichnung verwendet. Als Hebräer wurden die ursprünglich weiter südlich lebenden Nomaden bezeichnet. Die Vorfahren der Araber und auch der Hebräer sind aus Nordostafrika (Äthiopien) eingewandert. Diese Verwandtschaft erkennt man heute noch an einer Sprachähnlichkeit und an der von rechts nach links geschriebenen Schrift.
In welchem Land lebten sie?
Der Nahe Osten ist eine Region mit vielen unwirtlichen Gebieten (Wüsten, Halbwüsten und versalzenen Gebieten), die von einigen fruchtbaren Zonen (an Flüssen, Seen und Oasen) durchzogen wird. In den bergigen Gegenden regnen die vom Mittelmeer kommenden Wolken ab. Zahlreiche Wasserläufe trocknen im Sommer aus. Unter diesen klimatischen Bedingungen suchten die Bewohner ständig nach neuen Weidegründen für ihre Tiere.
Im fruchtbaren Halbmond stießen nicht nur die Verkehrswege dreier Kontinente zusammen (deshalb waren Transportdienstleistungen (Karawanen) wichtig), auch kulturelle, religiöse und technologische Kenntnisse stießen zusammen. Diese Gegebenheiten waren der Nährboden für reiche und komplexe Kulturen. Mit den Fortschritten in der Bewässerungstechnik wurden immer mehr Nomaden sesshaft. Sie gründeten Städte und brachten verschiedene Fertigkeiten und Beschäftigungen weiter voran. Schließlich breiteten sich die Araber im gesamten Nahen Osten, in Nordafrika und auf der iberischen Halbinsel aus und ließen sich dort nieder.
Der Nahe Osten ist auch das Gebiet, wo drei monotheistische Religionen gegründet wurden: das Judentum, das Christentum und der Islam. Heute sind alle drei Religionen weltweit verbreitet. Die Anhänger dieser Glaubensrichtungen lebten über Jahrhunderte in der arabischen Welt harmonisch zusammen, da sich alle als die Diener eines Gottes betrachteten. Muslime bezeichnen Juden und Christen heute noch als "Buchmenschen", weil sie die hebräische Bibel (das Alte Testament) anerkennen.
Wie sahen Ihre Gebäude aus?
Die Araber lebten zuerst in Häusern aus Lehm und Holz. Viele lebten aber lieber in Zelten. Die arabischen Nomaden, die kein festes Zuhause hatten, sondern immer umher zogen, sind dafür ein gutes Beispiel. Eine arabische Legende erzählt, dass das erste Gebäude Arabiens die heilige Kaaba war. Das ist das Haus ihres Gottes, das vom Propheten Adam erbaut wurde. Später wurde ein neues Haus auf der gleichen Stelle von den Propheten Abraham und Ishmael erbaut.
Später errichteten sie herrliche Gebäude. Das berühmteste ist die Al-Hambra in Spanien. Das Wissen der Araber wird noch heute von Architekten (Menschen, die Gebäude planen), benutzt.
Was aßen sie?
Araber aßen normalerweise das gleiche wie viele andere Völker am Mittelmeer, unter anderem Brot nach eigenem Rezept, Datteln, Oliven usw. Arabisches Essen kann an Eigentümlichkeit und Geschmack mit der Nahrung jeder anderen Kultur mithalten. Weil es im Prinzip einfache, natürliche und leicht verdauliche Nahrungsmittel umfasst, hat es einen hohen Nährwert in der Skala der heutigen fitnessbewussten Gesellschaft. Die spanischen Mauren waren weltweit die ersten, die Menüs mit 12 Gängen einführten.
Wie kleideten sie sich?
Die Araber trugen für gewöhnlich sehr schön gearbeitete Kleidung. Männer trugen nach altem Brauch knielange Umhänge. Bisht oder Aba sind zwei beliebte weiten Umhänge, die sie normalerweise über dem Thobe trugen. Männer trugen auch Stirnbänder mit einem Turban darüber. Die Frauen trugen lange Kleider . Es ist ein Brauch, dass die Frauen sich mit einem besonderen Gewand bedeckten. Es hieß Zilbub.
Es gibt viele verschiedene arabische Gewänder und manche Araber ziehen sich wie Europäer an.
Wie sah ihre Schrift aus?
Die Araber waren eines der ersten Völker, die eine Schrift entwickelten. Arabisch wird von rechts nach links geschrieben, also genau entgegengesetzt dem Deutschen, welches man von links nach rechts schreibt. Das Arabische Alphabet hat 29 Buchstaben. Vokale werden dabei nicht eindeutig geschrieben. Später wurden die Vokale kenntlich gemacht, um es den zum Islam übergetretenen Nichtarabern das Lesen zu erleichtern, denn die meisten islamischen Schriften sind auf Arabisch. Die Araber verstehen ihre Sprache natürlich auch ohne die Kennzeichnung der Vokale. Die arabische Schrift ähnelt sehr der Schrift der Hebräer und beide Alphabete haben fast die gleichen Laute.
Ein Beispiel sind die Wörter "A'raabi أعرابي" und "arabi عربي", die beide der Ursprung des Wortes "Araber" sein könnten. "A'raabis" heißt "die Nomaden", "arabis" sind die Bewohner der Städte.
An was glaubten sie?
Die Araber sehen Abraham als ihre Vorfahren an. Sie sagen, dass sie von seinem ältesten Sohn Ishmael und Isaaks ältestem Sohn Esau abstammten. Diese beiden Männer sollen als erstes an einen einzigen Gott geglaubt haben.
97% der Araber sind heute Muslime. Sie glauben an Allah, also wie Christen und Juden an einen einzigen Gott. Der Name "Allah" heisst übersetzt "Gott", er unterscheidet sich also nicht zu dem Gott der Juden und Christen, nur wird er anders geschrieben. Bevor der Islam im Jahr 610 entstand, waren die Araber Heiden. Die verehrten verschiedene Idole aus Stein und Holz. Der Hauptgott der heidnischen Araber war Hubble und sie kannten 340 weitere Gottheiten.
Schätzungsweise 2,8% der Araber sind Christen, 0,2% Juden.
Sind einige von ihnen heute noch berühmt?
Ibn Khaldun (lebte im 14. Jh.) war ein berühmter Araber, der als Begründer der Sozialwissenschaften gilt. 'Sozialwissenschaft' bedeutet Gesellschaftswissenschaft, und sie beschäftigt sich damit, wie Menschen in Familien, Dörfern, Städten und Staaten zusammenleben. Ibn Chaldun erforschte unter anderem die Spannungen, die es zwischen jungen und älteren Menschen gibt. Er schrieb auch über die Gegensätze und Streitigkeiten zwischen Menschen, die in Städten wohnen und solchen, die in der Wüste leben.
Omar Khayyam war ein Dichter, und zählte zu den größten Poeten der Menschheit.
Ibn Ruschd (1126-1198) ist bei uns unter dem namen Averroes bekannt (sprich das 'o' und 'e' getrennt). Averroes ist ein berühmter Philosoph, der im Mittelalter Europa mit den wichtigen Werken des Aristoteles vertraut gemacht hat. Das war für die Gelehrten in Europa von unschätzbarem Wert.
Von den vielen großen Denkern, die in arabischer Sprache geschrieben haben und deshalb zum arabischen Kulturkreis gezählt werden, sollten wir die folgenden noch erwähnen:
Ein berühmter arabisch schreibender Mathematiker war Al Khwarismi (geboren im Iran, lehrte in der ersten Hälfte des 9. Jh.). Er erfand das, was wir heute Algebra nennen, also einen ganz wichtigen Zweig der Mathematik. Aus seinem Namen wurde später das Wort 'Algorithmus' gebildet, was dasselbe meint wie Anleitung zum Lösen einer schwierigen Rechenaufgabe.
Was ist von ihnen geblieben?
Die Araber bewahrten und bereicherten das antike Wissen der Griechen und Römer.
Das größte Werk ihrer Kultur ist der arabisch geschriebene Koran. Er ist ihnen so wichtig wie den Christen die Bibel. Er wird von 1200 Millionen Muslims verehrt. Viele seiner Verse, 'Suren' genannt, lernen die Muslims auswendig. Der Koran darf nicht übersetzt werden; so will es jedenfalls die reine Lehre.
Unsere Zahlen nennen wir "arabische Zahlen". Die Araber haben sie zwar von den Indern übernommen; aber trotzdem muss man sagen: Viel Wichtiges ist auf dem Weg über die Araber in unsere europäische Kultur gekommen.
Die arabische Kultur besteht bis heute. Es leben auf der Erde ca. 300 Millionen Araber. Sie leben in über 20 arabischen Ländern, die im Nahen Osten, in Afrika und Asien liegen. Sie erstrecken sich von der Westsahara bis zur türkischen Grenze. Das ist eine Fläche von ungefähr 13,6 Mio. km². Landwirtschaft ist die vorrangige wirtschaftliche Betätigung in der arabischen Welt. Es wird hauptsächlich Weizen, Gerste, Reis, Mais und Hirse angebaut. Einige arabische Länder verfügen über große Rohölreserven.
Übersicht Afrika
- neueseite
Übersicht Afrika |
|
Die Wiege der Menschheit
Afrika gilt als Wiege der Menscheit. Die ältesten bisher bekannten menschlichen Lebensspuren fanden sich in Ostafrika. Hier entstanden die ersten großen Zivilisationen. Von hier aus breiteten sich die Menschen im Laufe der Jahrtausende über die ganze Welt aus.
Im Niltal in Nordafrika waren die Bedingungen besonders günstig: Viel Sonne, aber auch genug Wasser. Die jährlichen Überschwemmungen düngten den Boden, wodurch über Jahrtausende die Fruchtbarkeit des Bodens nicht nachließ. Der Nil diente auch als Transportsystem. So entwickelte sich in Ägypten eine der ersten Zivilisationen. Von dort aus breitete sich der Ackerbau schon früh in andere Gebiete aus, sowohl in Afrika als auch ins Zweistromland.
Im Altertum waren Reisen zu Lande gefährlich und langwierig, zumal in Nordafrika und in Kleinasien viele Wüsten zu durchqueren waren. Für Fernreisen war der Seeweg besser geeignet. Dadurch war Nordafrika über das Mittelmeer eher mit Europa und den altorientalischen Reichen verbunden als mit dem Rest Afrikas.
Karthago war um die Mitte des 1. Jahrtausend v. Chr. die herrschende Großmacht im westlichen Mittelmeer. Später wurde sie von den Römern als Beherrscher des Mittelmeerraums abgelöst. Die Römer eroberten im Jahre 30 v. Chr. Ägypten und herrschten ab da jahrhundertelang über Kleinasien und ganz Nordafrika. Karthago war die Kornkammer des römischen Reiches, bis es 439 von den Vandalen erobert wurde. Später eroberten die Araber Nordafrika und drangen bis Spanien vor.
- neueseite
Ägypter |
|
In welchem Land lebten sie?
Ägypten liegt in Nordostafrika, am Nil. Dieser Fluss entspringt in Zentralafrika. Seine Quellflüsse, der Weiße Nil und der Blaue Nil, fließen bei der sudanesischen Hauptstadt Khartum zusammen. Von dort aus fließt der Nil nordwärts und mündet schließlich ins Mittelmeer. Die Nilmündung hat die Form eines „Deltas“. Ein Flussdelta hat die Form eines Dreiecks und bildet sich an der Mündung eines Flusses, weil sich der mitgeführte Sand und Schwebestoffe absetzen.
Der Nil bildete den Mittelpunkt des Lebens in Ägypten. Jedes Jahr etwa zur gleichen Zeit trat der Fluss über seine Ufer, bedeckte das Land in Ufernähe mit frischem Schlamm und machte es dadurch fruchtbar für den Ackerbau. Um mehr Nahrung anbauen zu können, legten die Ägypter Bewässerungskanäle an, die einen Teil des Nilwassers in die Gebiete neben dem Fluss leiteten. Die Menschen entfernten sich selten weit vom Nil, denn der Fluss grenzt im Westen an die Wüste Sahara und im Osten an die Arabische Wüste. Deshalb benötigten die Ägypter auch den fruchtbaren Schlamm, den die jährliche Flut brachte, für den Ackerbau. Auf dem vom Weltraum aus aufgenommenen Foto des Nils kann man leicht das fruchtbare Land entlang des Ufers (grün) und die daran anschließende Wüste (hellbraun) sehen. Man sieht also, warum die Ägypter sich lieber nicht zu weit vom Nil entfernen wollten!
Der Nil war auch wichtig für das ägyptische Transportsystem, das stark auf der Schifffahrt beruhte. Boote konnten die Strömung des Flusses nutzen und so leicht nach Norden gelangen. Aber es war auch kein Problem, mit dem Boot nach Süden zu reisen, denn die Winde am Nil wehen normalerweise südwärts. Wollten die Ägypter nach Süden fahren, mussten sie nur ihre Segel hissen und mit Hilfe des Windes gegen die Strömung fahren!
Der Nil war sehr wichtig für die Ägypter. Ein griechischer Historiker namens Herodot, der den Nil Jahrtausende nach den Anfängen der ägyptischen Zivilisation bereiste, soll gesagt haben: "Ägypten ist ein Geschenk des Nils." Damit meinte er, ohne den Nil und seine Auswirkungen auf die Menschen, die an seinen Ufern lebten, hätte dort keine Zivilisation entstehen können.
Wie sahen ihre Gebäude aus?
Es gab zwei Gebäudetypen, in denen die Ägypter wohnten: Arbeiterhäuser und Stadthäuser, in denen die reicheren Menschen lebten. Beide Arten von Häusern bestanden aus Ziegeln. Diese Ziegel wurden aus einer Mischung von sehr lehmhaltigen Nilschlamm, kleinen Steinen und Stroh gemacht. Die Mischung wurde in Holzrahmen gegossen und trocknete dann in der Sonne, bis die Ziegel fest waren. Die Gebäude, die aus solchen Ziegeln gebaut wurden, fielen irgendwann schließlich zusammen und direkt auf den Überresten der alten Häuser wurden neue errichtet. Dadurch entstanden mit der Zeit kleine Hügel. Stein wurde nur für Bauwerke verwendet, die lange Zeit überdauern sollten, wie zum Beispiel die Pyramiden. Gewöhnlich wurden die Häuser am Ufer des Nil errichtet, aber sie mussten hoch stehen, damit sie nicht überflutet wurden.
Ein Arbeiterhaus hatte üblicherweise ein Stockwerk und bis zu vier Räume. Außerdem hatte es einen Hof, eine Küche im hinteren Teil des Hauses und zwei unterirdische Keller. Die Dächer der ägyptischen Häuser waren flach und die Menschen hielten sich oft auf ihnen auf. Ägyptische Familien schliefen und kochten auf dem Dach und nahmen auch ihre Mahlzeiten dort ein. Das Dach war also sozusagen Wohnzimmer, Küche, Esszimmer und Schlafzimmer in einem. In den einfachen Häusern gab es kein fließendes Wasser. Das Wasser musste von einer Quelle geholt werden, die sich gewöhnlich mehrere Familien teilten. Arbeiterhäuser hatten nur wenige Möbel, nur Betten und Kisten, in denen Kleidungsstücke aufbewahrt wurde.
Die Häuser der Wohlhabenden waren um vieles größer und hatten bis zu drei Stockwerke. Da ihre Mauern viel höher waren, mussten diese durch Balken stabilisiert werden und die Wände im ersten Stockwerk bestanden oft aus Stein, damit sie die Last tragen konnten. Die verschiedenen Stockwerke hatten verschiedene Aufgaben. Der erste Stock diente als Werkstatt und für Geschäftliches, während der zweite und dritte Stock luxuriöser möbiliert waren und der Familie zum Wohnen dienten. Auf dem Dach wurde das Essen zubereitet und dann von den Bediensteten hinunter in die Wohnräume gebracht. Die Häuser der Wohlhabenden hatten auch Gärten, Wasserbecken und kleine Götteraltäre. Sie waren mit gekachelten Fußböden, verschließbaren Fenstern, schicken Treppen und bemalten Wänden geschmückt. Die Decken waren hoch und wurden von Säulen getragen.
Die Pyramiden waren Grabmale für die ägyptischen Herrscher (Pharaonen). Sie waren hoch, denn man glaubte, dass sie den toten Herrschern als Treppe in den Himmel dienten. Es gab Pyramiden in vielen verschiedenen Formen, aber die berühmtesten haben eine viereckigen Grundfläche und dreieckigen Seitenflächen. Die größte ist die Cheops-Pyramide in Gizeh: Sie ist mit einem Alter von etwa 4500 Jahren das älteste erhalten gebliebene Bauwerk der Welt. Ihr Bau dauerte 20 Jahre. Sie war einmal mit weißem Marmor verkleidet und hatte eine völlig glatte Oberfläche. Ursprünglich war sie 147 Meter hoch, durch Abtragungen sind es heute noch 137 Meter. Die Präzision war unglaublich: Die Längen der vier Seiten unterscheiden sich weniger als ein Promille! Die Pyramiden wurden alle mit Hilfe ganz einfacher Mittel errichtet, zum Beispiel mit Flaschenzügen, geneigten Ebenen und Hebeln. Die Steinquader wurden mit Nilschiffen aus den Steinbrüchen herangebracht. Vom Flussufer zur Pyramide führte eine Straße. Die Quader wurden auf untergelegten Baumstämmen gerollt oder auf Schlitten befördert. Der Sand vor den Schlitten wurde gewässert, damit der Schlitten leichter rutscht.
Es war eine Ehre, ausgewählt zu werden, für den Pharao arbeiten zu dürfen. Überdies war die Verpflegung gut und reichlich, besser als in den Dörfern. Die qualifizierteren Handwerker waren hoch angesehen. In den Steinbrüchen wurde das ganze Jahr gearbeitet. Die Steinmetze benutzten Kupfermeißel. Kupfer ist eigentlich ein weiches Metall, aber damals war es das härteste Metall, das den Menschen bekannt war. Nach 100 Schlägen war ein Meißel stumpf und wurde von Schmieden wieder scharf gemacht und gehärtet. Die Arbeitsteilung war hoch entwickelt: Es gab Steinmetze für grobe und feine Arbeiten, Wasserträger, Brennholzträger (für das Schmiedefeuer), Schlittenzieher, Wasser-vor-die-Kufen-Gießer usw.
Während der jährlichen Überschwemmungen des Nils wurden zusätzlich bis zu 100 000 Menschen für den Pyramidenbau zusammengeholt (auf den Feldern gab es ja nichts zu tun, die standen unter Wasser). Solche Großprojekte waren nur möglich, weil das fruchtbare Niltal einen hohen Lebensstandard ermöglichte.
Von innen waren die Wände der Pyramiden mit Hieroglyphen, der bildhaften ägyptischen Schrift, geschmückt. Die Grabkammer des Pharao befand sich tief im Inneren der Pyramide und war mit Gold, Juwelen und anderen Reichtümern gefüllt. Außerdem enthielt sie die Alltagsgegenstände, die der Pharao während seiner Reise in Jenseits brauchen würde, wie Nahrungsmittel, Kleidung, Geräte, Steinzeug und Möbel. Manchmal wurden sogar die Diener mit in das Grab eingemauert! Wegen all dieser Schätze in der Grabkammer brachen manchmal Räuber in die Pyramiden ein. Da aber das Innere einem Irrgarten ähnelt, verloren sie oft die Orientierung und verhungerten schließlich oder sie gerieten in raffinierte Fallen. Ein weiterer Schutz gegen Räuber waren die Flüche, die als Inschriften am Eingang der Pyramiden angebracht wurden. Viele der alten Ägypter waren sehr abergläubisch und die Flüche jagten ihnen genug Angst ein, um sie fern zu halten. Im Laufe der Jahrhunderte verloren die Diebe leider ihre Angst vor den Flüchen. Sie haben fast alles geraubt, was sie finden konnten. Manchmal finden Archäologen eine bisher unbekannte Grabkammer und freuen sich über die alten Schätze, die jahrhundertelang unberührt in den Pyramiden gelegen haben.
Was aßen sie?
Das Essen der alten Ägypter unterschied sich nicht sehr von dem, was wir heute essen. Da der Nil sie regelmäßig mit Wasser versorgte, konnten sie auch in der sonst wüstenhaften Umgebung viele verschiedene Feldfrüchte anbauen. Die wichtigsten Anbaupflanzen waren Getreide, Gemüse und Obst. Feigen, Granatäpfel, Datteln, Melonen und Weintrauben wuchsen gut in der Hitze. Gemüse wie Gurken, Zwiebeln, Kohl, Knoblauch, Radieschen, Lauch und noch viel mehr konnte man dreimal im Jahr ernten: Im Frühling, Herbst und Winter. Im Sommer spülte die Überschwemmung neuen fruchtbaren Schlamm auf die Felder. Obst und Gemüse wurden mit Essig und Öl angemacht, ganz ähnlich wie der Salat bei uns heute noch gegessen wird.
Fleisch war sehr teuer. Die meisten Haustiere wurden deshalb als Zugtiere eingesetzt, statt sie zu schlachten. Um ihren Speisezettel mit Fleisch zu bereichern, jagten die alten Ägypter oft Wildtiere. Arme Leute fingen auch Fische, kochten oder brieten sie oder panierten sie wie ein Schnitzel. Oft ließen sie den Fisch auch nur von der Sonne trocken.
Honig wurde viel verwendet, denn Zucker gab es nicht. Viele Ägypter glaubten auch, dass Honig sie heilen konnte und verwendeten ihn, wenn sie eine Medizin herstellten.
Die Ägypter kannten viele verschiedene Brotarten. Der Teig bestand aus Getreide, Hefe, Eiern, Butter, Salz, Milch und Gewürzen. Zu Anfang wurde er über dem offenen Feuer gekocht. Später benutzten die Ägypter vorher erhitzte Steinplatten dazu. Da Brot war gewöhnlich flach und rund, aber zu speziellen Anlässen wurde es auch zu Brötchen geformt. Es gab einfaches Brot sowie mit Bohnen, Gemüse oder anderen Zutaten gefülltes. Süßes Brot konnte man mit Hilfe von Honig, Früchten oder Datteln herstellen. Die Ägypter erfanden den Sauerteig und lernten, die Gärung zu beherrschen.
Für Äpfel und Pfirsiche war das Klima zu heiß, die Reichen importierten so etwas.
Wie kleideten sie sich?
Im heißen Klima Ägyptens wurde der Kleidungsstil von der Bequemlichkeit bestimmt. Die meisten Ägypter trugen weiße Tuniken aus Leinen. Bei einem Mann reichte die Tunika bis zum Knie, bei einer Frau bis hinunter zu den Knöcheln. Frauen trugen oft Umhängetücher zu ihren Kleidern. Bei der Arbeit hatten die Männer ein Lendentuch um, aber viele Arbeiter hatten überhaupt keine Kleidung an. Frauen trugen bei der Arbeit kürzere Röcke. Die Kinder liefen im Sommer gewöhnlich ohne Kleidung herum und trugen im Winter Mäntel und Tücher, in die sich einhüllten. Reichere Leute hatten bauschige Kleidung und ein paar adelige Frauen trugen perlenbestickte Kleider.
Die Schuhe waren Sandalen aus Palmenfasern oder geflochtenem Papyrus. Die meisten Leute liefen barfuß, trugen ihre Schuhe bei sich und zogen sie nur an, wenn nötig. Die Frauen trugen nur selten Schuhe, da sie meistens im Haus arbeiteten.
Sowohl Männer als auch Frauen schminkten sich. Die Schminke wurde aus einer Mischung von zermahlenen Mineralien und Öl hergestellt und schützte auch vor Sonnenbrand und Insekten. Außerdem benutzten die Ägypter einen rötlichen Farbstoff namens 'Henna'. Im Gegensatz zu anderen alten Völkern legten die Ägypter viel Wert auf Sauberkeit. Vor dem Anziehen wuschen sie sich und cremten sich mit Duftölen ein. Sie benutzen Kämme, Rasierklingen und Pinzetten zur Körperpflege. Sowohl Männer als auch Frauen trugen Perücken, die jeden Tag gewechselt wurden und aus Menschenhaar oder Wolle bestanden. Zu besonderen Anlässen wurden lockige Perücken getragen.
Schmuck gehörte zum Ausstattung jedes Ägypters. Ägypter alles Schichten trugen Schmuck, entweder aus Gold oder aus farbigen Perlen oder aus Stein. Halsketten wurden aus Lapislazuli und Türkis gemacht. Ringe waren meistens aus Lehm gemacht und die Ägypter trugen auch Ohrringe.
Die königliche Familie trug zeremonielle Kleidung, die mit vielen Federn und Pailletten geschmückt waren. Die Sandalen und Handschuhe des Königs waren ebenfalls reich verziert.
Woran glaubten sie?
Die meisten Ägypter waren Polytheisten, das heißt, sie glaubten an viele verschiedene Götter. Zu den wichtigsten Göttern gehörten die beiden Sonnengötter Re und Atum. Viele der Götter beruhten auf Tieren oder wurden durch Tiere symbolisiert. Anubis, der Gott der Totenriten, wurde oft als Schakal dargestellt, Hathor war eine Göttin in Gestalt einer Kuh und Horus wurde durch einen Falken dargestellt.
Mit Hilfe der Legenden, die über diese Götter und Göttinnen erzählt wurden, wurden oft wichtige religiöse Vorstellungen der alten Ägypter erklärt. Eine berühmte Legende zum Beispiel handelt von Isis und Osiris. Diese Geschichte erklärt einige der wichtigsten Vorstellungen: den Glauben an ein Jenseits und die Mumifizierung.
Die Ägypter glaubten, dass die Menschen nach ihrem Tod in ein Jenseits hinübergingen und dort im wesentlichen genau so weiterlebten, wie sie dies auf der Erde getan hatten. Um ihnen das zu ermöglichen, musste alles erhalten werden, dass sie in ihrem irdischen Leben benutzt hatten. Aus diesem Grund wurde zusammen mit einem toten Pharao sein gesamter Besitz bestattet. Die Pharaonen und andere Leute, die reich genug waren, ließen sich die Wände ihrer Gräber mit Szenen aus ihrem irdischen Leben bemalen, damit sie genau diese Szenen auch im Jenseits "wiedererleben" konnten. Aus diesem Grund glaubten die Ägypter auch an die Mumifizierung: es war wichtig, den Körper nach dem Tod zu erhalten, damit der Geist (genannt 'ka') später in ihn zurückkehren konnte.
Unter der Herrschaft eines Pharaos namens Akhenaten gingen die Ägypten zum Monotheismus über, das heißt, zum Glauben an nur einen Gott. Während dieser Periode verehrten die Ägypter den Sonnengott Aten. Jedoch nahmen die Ägypter den Monotheismus nie richtig an und kehrten nach dem Tod des Pharaos zum Polytheismus zurück.
Die Pharaonen ließen gewaltige Tempel bauen. Das größte sakrale (= religiöse) Bauwerk der Welt ist der Amun-Tempel von Karnak. 134 Säulen, jede 24 Meter hoch, bilden den großen Säulensaal. 70 000 Priester gehörten zum Tempel und seinen Außenstellen. Der Tempel stand in der Königsstadt Theben. Die Stadt bedeckte eine so gewaltige Fläche, dass die Stadtmauer 100 Tore hatte. Leider ist außer den steinernen Tempeln nichts geblieben: Wohnhäuser, Warenlager, selbst Villen und Paläste waren aus Ziegeln aus getrocknetem Nilschlamm gebaut.
Wie sah ihre Schrift aus?
Die Ägypter hatten drei verschiedene Schriftarten. Die erste Schrift nennt man Hieroglyphen. Hieroglyphen waren eine Art Bilderschrift. Ein Bild oder mehrere Bilder/Zeichen zusammen bilden Wörter. Diese Schrift ist schwer zu lesen, weil es oft schwierig ist zu sehen, wo ein Wort aufhört und das nächste anfängt, denn die Ägypter benutzten keine Zeichensetzung. Eine andere altägyptische Schriftart nennt man „Hieratische Schrift“. Das bedeutet „Priesterschrift“. Dieser Schreibstil besteht auch aus Hieroglyphen, aber sie wurde sehr schnell und kursiv geschrieben. Zuletzt entwickelte sich die „Demotische Schrift”. Sie kam in Mode, während Ägypten von den Pharaonen regiert wurde, die von einem General Alexander des Großen abstammten.
Die Ägypter ritzten die Hieroglyphen in Stein, in Lehmziegel oder Papyrus (das ist eine Art Papier, das aus Schilf hergestellt wurde). Die ägyptische Schrift zu erlernen dauerte viele Jahre, und nur wenige Leute konnten lesen und schreiben. Für einen Bauern oder Handwerker war es völlig ausgeschlossen, „nebenbei“ (nach dem Tagwerk) lesen zu lernen. Die „Schreiber“ standen in hohem Ansehen und bildeten eine stolze Kaste mit eigenen Regeln. Sie setzten ihren ganzen Ehrgeiz ein, um jedes Zeichen ganz genau nach jahrhundertealten Vorlagen zu schreiben. Dadurch gab es jahrhundertelang keine Weiterentwicklung der Schrift und auch keine unterschiedlichen „Handschriften“. Die besten Schreiber konnten zu Hofbeamten oder Priestern aufsteigen. Der Pharao und jeder hohe Höfling konnte Lesen und schreiben, was nicht selbstverständlich war: In den meisten alten Zivilisationen war es recht selten, dass ein Herrscher lesen konnte.
Das ägyptische Reich wurde sehr effektiv regiert. Die Befehle des Pharao wurden niedergeschrieben und sorgen bis in den letzten Winkel des Reiches für Gesetz und Ordnung. Die Schriftform garantierte, dass kein lokaler Beamter etwas im eigenen Interesse missverstehen oder anders interpretieren konnte, als vom Pharao vorgesehen. Die Beamten schickten Berichte aus den Orten und Provinzen zurück. Alles war wohldurchdacht. Die Höhe der Steuern hing beispielsweise von der Höhe des Hochwassers ab: War die Überschwemmung schwach, mangelte es den Bauern der höhergelegenen Felder an Wasser und die Ernte war dürftig, folglich zahlten sie weniger Steuern. Gerecht, nicht wahr?
Dieses in Jahrhunderten gewachsene, wohldurchdachte Rechtssystem mit dem Pharao an der Spitze stellte in den Augen jedes Ägypters eine gewaltige Errungenschaft dar: Alle waren gleich vor dem Gesetz, es gab keinen Platz für willkürliche Entscheidungen. Was ein Ägypter in seiner Jugend über das geltende Gesetz gelernt hatte, blieb lebenslang gültig. Was für ein Kontrast zu den Nachbarvölkern, die von den Ägyptern als Barbaren betrachtet wurden! Für all den Schutz und die Sicherheit wurde der Pharao als Gott verehrt. Ist doch logisch (aus Sicht des einfachen Volkes): Der Pharao muss göttlich sein, denn wie hätte ein gewöhnlicher Mensch so viel Weisheit haben und ein gewaltiges Reich so wohlgeordnet regieren können? Starb er, wurde er durch den nächsten Pharao ersetzt: Das Amt war viel bedeutender als die konkrete Person.
Als das Christentum zur Religion des Römischen Reichs wurde, geriet die alte ägyptische Sprache und Schrift in Vergessenheit. Bis ins frühe 19. Jahrhundert sah es so aus, als ob sie für immer ein Geheimnis bleiben würde. Dann fiel Napoleon in Ägypten ein und brachte viele Gelehrte und Wissenschaftler mit ins Land. Einer dieser Gelehrten fand eine große Steinplatte, auf welcher der gleiche Text in drei verschiedene Schriftarten zu sehen war. Weil diese Platte in der Nähe der Stadt Rosette im Niltal gefunden wurde, nannte man sie den „Stein von Rosette“. Jahre später fand ein Mann namens Jean-François Champollion heraus, dass eine der Schriften auf dem Stein eine Form des Griechischen war, die er lesen konnte. Die anderen beiden Schriften waren Hieroglyphen und die Demotische Schrift. Indem er Stück für Stück die griechischen Wörter mit den ägyptischen verglich, gelang es ihm schließlich die Hieroglyphen zu entziffern und die Grundlagen der alten ägyptischen Sprache sowie ihre wichtigsten Laute zu verstehen. Es mussten jedoch noch viele andere Leute daran arbeiten, die ägyptische Schrift zu entschlüsseln und bis heute gibt es viele Zeichen und Wörter, die wir immer noch nicht verstehen. Es wird aber versucht, mit Hilfe der bereits bekannten Hieroglyphen, die Bedeutung dieser uns noch unbekannten Symbole herauszufinden.
Sind einige von ihnen heute noch berühmt?
- Thutmosis III. 1479 bis 1425 v. Chr.
Gerade eben zum Pharao geworden, musste er einen Kriegszug gegen das aufständische Syrien unternehmen. Der größten syrischen Armee, die es bis dahin gegeben hatte, setzte er die bestorganisierte Armee der Welt entgegen. Die Rekruten wurden von seiner Kerntruppe, den Nubiern, sorgfältig ausgebildet. Die Ägypter benutzten eine revolutionäre Neuentwicklung: Den Kampfwagen. Der Pharao errang 1458 v. Chr. in Megiddo einen großen Sieg, seinen ersten. Er massakrierte die Besiegten nicht, sondern machte sie zu Vasallen. Der Bericht über diese und andere Schlachten wurde in eine Tempelwand gemeißelt. In den nächsten 20 Jahren siegte der geniale Stratege in 17 weiteren Schlachten. Ägypten wurde unter Thutmosis III zur Supermacht. Als er starb, meißelten die Schreiber in Stein: „Sein Reich erstreckte sich so weit wie der Lauf der Sonne“.
- Tutanchamun, 1333 bis 1323 v. Chr.
Der Pharao Tutanchamun ist heute der vielleicht bekannteste altägyptische Herrscher. Interessant ist, das er im Altertum nicht für besonders wichtig gehalten wurde und nicht auf den ältesten Königslisten erwähnt wird. Die Entdeckung seines Grabes 1922 machte ihn zum Star. Viele der früher entdeckten Grabstätten waren ausgeraubt worden, aber sein Grab war nahezu unberührt erhalten. Viele der Dinge, die mit Tutanchamun begraben worden waren, waren gut erhalten, darunter auch tausende von Gegenständen aus Edelmetall und seltenen Steinen. Aus diesem Grund ist er heute so berühmt. Durch die Entdeckung seines Grabes konnten sich die Historiker und Archäologen eine Vorstellung davon machen, wie die Grabkammern der wichtigeren Könige ausgesehen haben mussten, bevor sie ausgeraubt wurden.
- Ramses II, der Große, ca. 1298 bis 1213 v. Chr.
Zwischen dem Pharao und den Hethitern gab es einen langen Kampf um die Vorherrschaft, der von Ramses beendet werden konnte. Der Friedensvertrag von Kadesch hielt die Libyer von einem Angriff auf Ägypten ab und sicherte Ägypten eine fünfzigjährige Friedenszeit sowie eine wirtschaftliche und kulturelle Blüte, wie sie nach Ramses II unter keinem Pharao mehr erreicht wurde. Die Hethiter profitierten ebenfalls, weil der Vertrag ihre Feinde, die Assyrer, abschreckte.
- Kleopatra VII., die Große, um 69 bis 30 v. Chr.
Die ägyptische Königin Kleopatra ist berühmt, weil sie die Geliebte von Julius Cäsar war und es erzählt wird, dass sie sich selbst mit einem Schlagenbiss getötet hat. Das geschah, nachdem sie von Oktavian gefangen genommen worden war. William Shakespeare schrieb ein Theaterstück über ihr Leben, welches mehrmals verfilmt wurde. Wusstet ihr auch, dass Kleopatra mit Ihrem Bruder Ptolemaios XIII. - einem Kind - verheiratet war?
Was ist von ihnen heute noch übrig?
Die ägyptischen Priester beobachteten, dass das Nil-Hochwasser etwa alle 365 Tage wiederkehrte. Durch bemerkenswert genaue Beobachtungen der Sterne wussten sie sogar, dass die Erdachse in etwa 26 000 Jahren einen Kreis am Sternenhimmel beschreibt (die sogenannte Präzession) und dass ein Jahr einen Vierteltag länger als 365 Tage ist. Heute gibt es alle vier Jahre zum Ausgleich ein „Schaltjahr“. Damals wich der Kalender jedes Jahr um einen Vierteltag von der Wirklichkeit ab: Die Sommersonnenwende verschob sich in 365 Jahren um ein Vierteljahr vom Juni auf den September, nach weiteren 365 Jahren auf den Dezember! Alle 1460 Jahre (4 x 365) stimmte der Kalender mit dem Sonnenlauf überein, und diese Jahre wurden besonders gefeiert. Für den Alltagsgebrauch teilten sie das Jahr in zwölf Monate zu je dreißig Tagen und plus fünf Zusatztage. Dieser Kalender war praktischer als alle anderen frühzeitlichen Kalender.
Die Ägypter datierten den „Anfang der Zeit“, das „Goldene Zeitalter“ auf das Jahr 11 500 vor Christus. Heute wissen wir, dass etwa zu dieser Zeit die letzte Kaltzeit endete und die Warmzeit begann, in der wir heute noch leben.
Als die griechische Zivilisation entstand, gingen zahlreiche Griechen für viele Jahre nach Ägypten, um von den weisen Priestern zu lernen: Thales, Euripides, Herodot, Anxagoras, Plato und viele andere Philosophen, Ärzte, Mathematiker und Geschichtsschreiber. Sie schrieben nieder, was sie gelernt hatten, und dieses Wissen gehört zu den Grundlagen auch unserer heutigen Zivilisation.
Ägypten ist auch heute noch ein wichtiger Staat mit einer großen Bevölkerung. Da sich in der Gegend um Ägypten viele verschiedene Völker niederließen, sind dort die Leute anders als im Altertum, aber viele der heutigen Ägypter leben immer noch in der Nähe desselben Landes, auf dem schon ihre Vorfahren vor Tausenden von Jahren lebten, und sie sind stolz auf ihre große Vergangenheit.
Die alten Ägypter ritzten Botschaften in viele Mauern. Die ersten Ägyptologen (das sind Historiker, die sich besonders mit Ägypten beschäftigen) benutzten diese Botschaften an den Gebäuden, um etwas über die alten Ägypter herauszufinden. Viele Papyrusrollen sind erhalten geblieben, die von verschiedensten Themen des Lebens handeln. Ein großer Teil davon wurde noch nicht übersetzt, denn die Übersetzung ist schwierig. Das vermutlich älteste medizinische Lehrbuch der Welt beschrieb, wie die Verwundeten einer Schlacht zu behandeln waren. In den Museen gibt es auch viele Kunstwerke und Schmuckstücke der alten Ägypter zu sehen. Das meiste davon stammt aus dem Grab von Tutanchamun und den Gräbern anderer Pharaonen. Das berühmteste Kunstwerk ist die Büste der Nofretete.
Viele der alten ägyptischen Bauwerke, wie Grabmäler und Monumente gibt es auch heute noch. Die meisten von ihnen sind allerdings nur noch als Ruinen erhalten. Es gibt immer noch vieles über die Politik, Geschichte, Religion und die wissenschaftlichen Errungenschaften des alten Ägyptens herauszufinden.
- neueseite
Karthager |
|
Wer waren die Karthager und in welchem Land lebten sie?
Karthago lag in Nordafrika, auf dem Gebiet des heutigen Tunesiens. Karthago wurde im Jahr 814 vor Christus von aus Tyrus kommenden Phöniziern gegründet. Ihre Kriegsflotte beherrschte das westliche Mittelmeer. Die Karthager gründeten Handelsniederlassungen, vor allen in Nord- und Westafrika sowie Spanien, sogar in Westeuropa. Aus britannischem Zinn und spanischem Kupfer wurde Bronze hergestellt und verarbeitet. Aus Carthagena in Südspanien kam Silber, Gold aus Westafrika. In Manufakturen wurde hochwertiges Eisen aus einheimischem Erz erzeugt. Auch der Fernhandel mit Purpur, Stoffen und Gewürzen brachte große Gewinne. Im 4. und 3. Jahrhundert v. Chr. war Karthago zur reichsten Stadt des Mittelmeerraums geworden und hatte mehr als 400 000 Einwohner.
Wie sahen ihre Gebäude aus?
Die Gebäude in Karthago ähnelten den griechischen und römischen Gebäuden. Die wichtigsten öffentlichen Gebäude waren aus Stein und hatten große Säulen. Die einfachen Leute dagegen lebten in kleinen Ziegelhäusern. Die Wohnhäuser der Karthager hatten einen Innenhof, in dem sich ein Großteil des Lebens der Hausbewohner abspielte. Dort wurde gearbeitet und bei schönem Wetter auch gegessen, denn ein Esszimmer hatten die Karthager nicht. Es gab Mosaikfußböden. Der Hof hatte kein Dach, so dass der Regen in einem Brunnen gesammelt wurde. Um den Hof lagen die Wohnräume: Schlafzimmer und Vorratsräume, aber auch ein Raum zum Empfangen von Gästen. Besonders wohlhabende Familien hatten sogar ein Badezimmer. Römische Historiker berichteten von bis zu sechsstöckigen Häusern.
Was aßen sie?
Die alten Karthager bauten Weizen, Dattelpalmen, Ölbäume, Weinreben, Granatäpfel, Oliven, Feigen, Mandeln und Walnüsse an. Die Fischerei war ertragreich. Vor Karthago wurde vor allem Thunfisch gefangen, von den atlantischen Küsten Spaniens und Marokkos kam eingesalzener Fisch.
Die Karthager aßen ähnliche Speisen wie die Menschen, die heute in dieser Region leben. Sie buken auch Brot. Die Gegend war überaus fruchtbar, selbst später in römischer Zeit galt die Provinz Africa noch als Kornkammer Roms.
Wie kleideten sie sich?
In der Stadt gab es zahlreiche Webereien und Färbereien.
Woran glaubten sie?
Die Karthager glaubten an viele Götter. Die meisten der Götter stammen aus ihrer Heimat, Phönizien. Der Schutzgott der Stadt war Melkart. Ihm zu Ehren veranstalteten die Karthager jedes Jahr ein großes Fest.
Wie sah ihre Schrift aus?
Die Karthager verwendeten das Phönizische Alphabet, von dem viele heute verwendete Alphabete abstammen. Es sind nur wenige in Stein gehauene Inschriften überliefert. In Karthago hat es umfangreiche Bibliotheken gegeben, aber bei der Zerstörung der Stadt durch die Römer sind alle verbrannt.
Die punischen Kriege
In diesen Kriegen ging es um die Vormachtstellung zweier Großmächte im Mittelmeer. Die Karthager wurden von Rom als Punier bezeichnet, daher der Name der Kriege. Das Verhältnis zwischen Karthago und dem aufstrebenden Rom war anfangs friedlich. Als Rom einen Stützpunkt auf Sizilien errichten wollte, sah Karthago seine Besitzungen im Westen der Insel bedroht. Es kam zum Seekrieg. Die erste Seeschlacht 260 v. Chr. gegen die Karthager endete blamabel für die Römer, aber diese lernten daraus und konnten die nächste Schlacht gewinnen. Nach weiteren Schlachten musste Karthago um einen Friedensvertrag bitten. Die Römer verlangten gewaltige Reparationen und die Räumung Siziliens.
Im Jahr 218 v. Chr. zog der karthagische Feldherr Hannibal von Spanien aus gegen Rom. Mit wahrscheinlich 50.000 Fußsoldaten, 9000 Reitern und 37 Elefanten überquerte er die Alpen. Obwohl zahlreiche seiner Soldaten und fast die Hälfte der Kriegselefanten in den Alpen erfroren oder abstürzten, überraschte er Rom in Norditalien und brachte den Römern mehrere vernichtende Niederlagen bei. Vielleicht hätte er auch die Stadt Rom erobern können, aber er scheiterte, weil der Nachschub aus der Heimat ausblieb. Als die Römer in Afrika landeten und auf Karthago vorrückten, Der zweite Punische Krieg endete mit einer Niederlage in der Schlacht bei Zama. Karthago wurde gezwungen, fast die gesamte Kriegsflotte und alle Kriegselefanten auszuliefern. Karthago wurde zu einer unbedeutenden Regionalmacht.
Durch Reformen und erfolgreichen Handel erblühte Karthago in den Jahren ab 190 v. Chr. erneut. Rom wollte kein Erstarken seines früheren Gegners. Rom belagerte Karthago. Die Einwohner versuchten alles, um einen Friedensvertrag abzuschließen, aber vergeblich. Im Jahr 149 v. Chr. wurde Karthago erobert. Die überlebenden Bewohner wurden in die Sklaverei verkauft. Die Stadt wurde dem Erdboden gleich gemacht, und die Erde wurde angeblich "mit Salz bestreut, damit dort nie wieder etwas wachse." Die Römer beherrschten nun die Region, die sie als Provinz Africa bezeichneten.
Der Schriftsteller Bertolt Brecht schrieb später über die drei punischen Kriege:
- Nach dem ersten Krieg war Karthago noch mächtig, nach dem zweiten noch bewohnbar, nach dem dritten nicht mehr auffindbar.
Was ist von ihnen geblieben?
Karthago wurde im Jahr 146 vor Chr. im Dritten Punischen Krieg von den Römern erobert.
Unter Cäsar bauten die Römer die Stadt wieder zu einem Handels- und Flottenzentrum aus, denn die geografische Lage war strategisch sehr vorteilhaft. Karthage wurde zu einer der größten Städte des römischen Reiches. Während der Völkerwanderung wurde Karthago im Jahr 439 von den germanischen Vandalen besetzt, die über Spanien nach Afrika gezogen waren. Während der islamischen Expansion wurde Karthago im Jahr 698 von den Arabern erobert und erneut völlig zerstört. Tunis wurde zum neuen Verwaltungszentrum. Heute ist Karthago ein Vorort von Tunis, eine touristische Sehenswürdigkeit und gehört zum Weltkulturerbe.
Sind einige von ihnen heute noch berühmt?
Hannibal ist bei weitem der berühmteste Karthager. Bis auf die letzte hat er nie eine Schlacht verloren. Die Strategien Hannibals waren genial und sind noch heute Lehrstoff an jeder Militärakademie der Welt.
Der Karthager Mago verfasste im zweiten Jahrhundert v. Chr. eine Agrar-Enzyklopädie in 28 Bänden, die ins lateinische und griechische übersetzt wurde.
- neueseite
Aksumiter |
|
Wer waren sie und wo lebten sie?
Das Königreich Aksum befand sich in Ostafrika, dort, wo sich heute Eritrea, Nordäthiopien und der Jemen befinden. Die Hauptstadt Aksum liegt in Nordäthiopien, in der Provinz Tigre. Hier kreuzten sich wichtige Handelswege. In 4700 Jahre alten Aufzeichnungen wird der Handel mit Weihrauch, Myrrhe und Elfenbein erwähnt.
Das Königreich Aksum war einst genauso bedeutend wie China, Persien oder Rom. Die Blütezeit dieser Kultur war im 3. Jahrhundert nach Christus. Damals war es eines der größten Königreiche der Welt. Als sich jedoch im 7. Jahrhundert der Islam verbreitete, begann der Niedergang von Aksum.
Wie sahen ihre Gebäude aus?
Durch Ausgrabungen in Aksum wissen wir heute viel über aksumitische Gebäude. Die Gebäude in der Mitte eines Ortes waren quadratisch oder rechteckig. Die Häuser der Aksumiten waren groß. Sie bestanden aus einem Vorhaus (einer Loge ähnlich den Pförtnerlogen), das von vier kleineren Häusern umgeben war. Dieses Vorhaus wurde auf einem Pavillon gebaut und eine breite Treppe führte zu ihm hin. Ärmere Menschen lebten in kleineren Häusern, die diese großen Häuser umgaben.
Was haben sie gegessen?
Wie kleideten sie sich?
Wie sah ihre Schrift aus?
Die Sprache der Aksumiter heißt Geez. Sie wurde bis ins 13.Jahrhundert gesprochen, starb dann aber aus. Will man Worte auf Geez schreiben, schreibt man nicht in Buchstaben sondern Silben: Jedes Zeichen dieser Schrift steht für einen Mitlaut (z.B. d oder m). Ein kleines Häkchen an diesem Zeichen deutet einen Selbstlaut (z.B. a oder o) an. Je nachdem, welche Form dieser kleine Haken hat und ob er links oder rechts geschrieben ist, wird er einem bestimmten Selbstlaut zugeordnet.
Woran glaubten sie?
Die äthiopischen orthodoxen Christen glauben, dass sich die Bundeslade mit den Tafeln der zehn Gebote in Aksum befindet. Sie soll von Menelik, dem Sohn von König Salomon, dorthin gebracht worden sein. Sogar heute noch bewacht immer ein Mönch diesen heiligen Gegenstand.
Die äthiopische Königsdynastie stammt angeblich direkt von König Salomon ab.
Sind einige von ihnen heute noch berühmt?
Was ist von ihnen heute noch übrig?
- Aksum
Es mag zwar das große Reich der Aksumiten nicht mehr geben, bis heute jedoch gibt es die Stadt Aksum. Aufgrund ihrer herausragenden Geschichte und den historischen Ruinen wurde sie in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.
- Schrift
Heute ist Geez in Äthiopien und Eretria die Sprache der christlichen Kirchen. So wie früher bei uns Latein.
Bemerkenswert sind die vielen gewaltigen Stelen, die vermutlich einmal Gräber gekrönt haben. Jede ist aus einem einzigen Granitstück gehauen und 25 Meter hoch. Es ist rätselhaft, wie die immens schweren Stücke transportiert worden sind.
Übersicht: Europa
- neueseite
Griechen |
|
In welchem Land lebten sie?
Die Griechen lebten in dem Land, in dem sie heute auch noch leben, in Griechenland. Aber sie lebten nicht in einem großen Land (wie heute Deutschland oder Frankreich), sondern in vielen kleinen Ländern, nicht größer als heute das Saarland oder Berlin. In der Mitte dieser kleinen Länder war immer eine Stadt, die hieß auf griechisch Polis. Anfangs hatte jeder Stadtstaat einen König. Mit Ausnahme von Sparta und deren Verbündeten gingen die meisten Stadtstaaten zur Demokratie über. Das Wort „Demokratie“ bedeutet wörtlich „Volksherrschaft“. Die freien, männlichen Griechen versammelten sich und regelten ihre Angelegenheiten in gemeinsamen Beratungen. Wer in einer Polis wichtige Dinge mitbestimmte, war - wie auch heute noch - ein Politiker. Sklaven und Frauen waren allerdings von den Beratungen ausgeschlossen.
Die vielen kleinen griechischen Länder waren auch nicht immer Freunde, es gab viele Kriege unter den Griechen. Aber sie hatten eine Sprache, eine Schrift und eine Religion. Die Religion war allen Griechen heilig und zu bestimmten Zeiten hörten alle mit dem Krieg auf. Dann wurden religiöse Feste gefeiert, zum Beispiel alle vier Jahre die Olympiade. Alle griechischen Länder schickten dann ihre besten Sportler nach Olympia, wo sie in einem Stadion gegeneinander antraten und die Sieger hoch geehrt wurden. Die Griechen wussten also trotzdem, dass sie zusammen gehören. Sie kämpften gegen Völker mit anderen Sprachen auch gemeinsam, zum Beispiel gegen die Perser.
Die griechischen Länder waren recht wohlhabend, und sie lagen fast alle am Meer und hatten gute Schiffe: Viele Griechen waren Händler, die weit reisten und mit wertvollen Waren aus aller Welt Handel trieben. Die Griechen gründeten Kolonien, also neue Städte und Länder an vielen Küsten, zum Beispiel in Italien oder am Schwarzen Meer.
Wie sahen Ihre Gebäude aus?
Die meisten Gebäude der Griechen gibt es heute nicht mehr, weil sie aus Holz waren und inzwischen kaputt gegangen sind. Aber ihre Tempel bauten die Griechen aus Stein. Einige von ihnen stehen heute noch. Viele Baumeister fanden diese Tempel später so schön, dass immer wieder Leute ähnliche Gebäude gebaut haben. In der Nähe von Regensburg steht die Walhalla, die ein bisschen wie ein griechischer Tempel aussieht, obwohl sie erst 165 Jahre alt ist. Die griechischen Tempel sind über 2000 Jahre alt.
Die meisten der griechischen Tempel bestanden aus einem Raum, in dem eine Statue aufgestellt war. Um diesen Raum herum waren viele Säulen gebaut, die das Dach trugen. Die Tempel waren bunt angemalt und mit vielen Statuen und Bildern von Göttern und Helden aus der griechischen Religion geschmückt.
Die griechischen Theater beeindrucken noch heute durch ihre exzellente Akustik. Bis zu den obersten Reihen ist jedes Wort zu verstehen. Das Theater in Epidauris beispielsweise wurde etwa 330 v. Chr. erbaut und fasste 14.000 Zuschauer. Das Theater wird wieder benutzt, im Sommer werden dort klassische Dramen aufgeführt.
Was aßen sie?
Der Speiseplan der meisten Griechen war nicht besonders üppig: Das Grundnahrungsmittel war ein Brei oder Brot aus Gerste oder Weizen, auch Bohnen und Linsen gab es, außerdem Obst und Milchprodukte wie Käse. Da Griechenland über reichliche Küsten zum Mehr verfügt, gab es natürlich viel Fisch und Meeresfrüchte. Für die reicheren Leute gab es auch Fleisch, Gemüse, Obst und Gerstenbrot - einiges von dem, was wir heute noch essen. Es wurde auch viel importiert: Dörrfisch und Salzfleisch aus Byzanz, Talg und Käse aus Sizilien, Pökelfleisch aus Italien, Datteln und feines Weizenmehl aus Phönizien, Rosinen und Feigen aus Rhodos.
Viele Speisen gab es damals in Europa noch gar nicht, denn sie sind erst viel später aus Asien und Amerika nach Europa gekommen. Zu den damals unbekannten Speisen gehören zum Beispiel Reis, Mais, Tomaten, Kartoffeln, Bananen oder das Putenfleisch. Eines der wichtigsten Lebensmittel der Griechen war die Olive und das aus ihr gewonnene Olivenöl. Der Ölbaum, der diese Frucht lieferte, war den Griechen sogar heilig. Die Athener glaubten, dass die Göttin Athene ihnen den Ölbaum geschenkt hätte. Es gab auch schon Wein im antiken Griechenland, der war ziemlich schwer und süß, er wurde in besonderen Gefäßen mit Wasser vermischt, bevor man ihn trank. Vornehmere und reichere Griechen luden manchmal Freunde zu einem Gastmahl ein, bei dem auch Wein gereicht wurde. Dabei saß man nicht zusammen an einem Tisch, sondern die Gäste lagen auf einer Art Sofa mit hoher Lehne. Bei einem solchen Essen wurde viel diskutiert und erzählt: Der Philosoph Platon hat ein Buch über die Gespräche während so eines Gastmahls geschrieben.
Wie kleideten sie sich?
Die Griechen lebten in einem Land, wo es etwas wärmer war als heute in Mitteleuropa. Ihre Kleidung bestand meistens aus großen Tüchern, die sie auf bestimmte Weise um den Körper wickelten und mit Gürteln oder Spangen festmachten. Eines dieser Kleidungsstücke, das man besonders häufig trug, nannte man Chiton. Hosen waren jedenfalls sehr selten bei den Griechen, meistens trugen Männer und Frauen Kleidungsstücke, die man heute Rock oder Kleid nennen würde. An den Füßen trugen die Griechen oft Sandalen.
Wie sah ihre Schrift aus?
Seit dem 9. Jahrhundert v. Chr. gibt es das griechische Alphabet. Die Leute, die damals Griechisch sprachen, lernten das Alphabet der Phönizier und verwendeten es auch für das Griechische. Aber da diese Schrift nur Zeichen für Konsonanten besaß und für ihre Sprache nicht recht passte, nahmen sie einige phönizische Buchstaben, die sie nicht brauchten und verwendeten sie für die Vokale (A, E, I, O und Y). So erfanden sie das erste Alphabet mit eigenen Zeichen für die Vokale. Die Erfindung war so gut, dass auch andere Völker ähnliche Alphabete aus dem griechischen entwickelten, zum Beispiel die Römer, die das lateinische Alphabet erfanden, das wir heute auch für das Deutsche noch verwenden.
Die griechische Schrift war die erste Schrift, mit der man schreiben konnte, wie man sprach. Das heißt, man konnte diese Schrift so lernen, wie wir heute auch unsere Schrift lernen. Allerdings sah sie noch ein bisschen anders aus, als die Schrift, die wir heute verwenden. Einige Buchstaben waren so wie die heutigen, zum Beispiel A, E, N oder K. Aber es gab auch andere, zum Beispiel Δ, Θ, Λ oder Φ. Wissenschaftler benutzen auch heute noch griechische Buchstaben.
So sehen die Buchstaben des griechischen Alphabets aus:
Α Β Γ Δ Ε Ζ Η Θ Ι Κ Λ Μ Ν Ξ Ο Π Ρ Σ Τ Υ Φ Χ Ψ Ω
Woran glaubten sie?
Die Griechen glaubten zunächst an Geister, die sie in der Natur, in Bäumen, Flüssen oder Bergen erkannten. Aber sie hatten auch viele Götter, denen sie opferten, weil sie glaubten, dass sie ihnen dann im Leben helfen würden. Einige der wichtigsten Götter der Griechen waren zum Beispiel Zeus, Athene oder Apollon. Jeder Gott hatte ein bestimmtes Gebiet, für das er verantwortlich war, so gab es beispielsweise die Göttin Hestia, die das Feuer im Haus schützte oder Dionysos, der für den Wein und das Feiern zuständig war. Die Griechen glaubten außerdem, dass die Seele nach dem Tod in die Unterwelt gelangen würde, wo sie, je nachdem, ob der Mensch ein gutes oder schlechtes Leben geführt hatte, entweder in Freuden oder voller Qualen ewig weiterleben müsste.
Sind einige von Ihnen heute noch berühmt?
Viele Griechen sind heute noch berühmt. Das liegt einerseits daran, dass die Griechen viele Bücher geschrieben haben, die wir heute noch lesen können. Andererseits haben auch viele Griechen so interessante Werke hinterlassen, dass sie ganz wichtig für alle anderen europäischen Dichter und Wissenschaftler geworden sind. Zu den berühmten Griechen gehören zum Beispiel der Mathematiker Pythagoras, der Philosoph Platon und der Dichter Homer.
Was ist heute noch von ihnen übrig?
Die griechische Sprache hat eine Geschichte von über 3000 Jahren. Altgriechisch war eine sehr wichtige Sprache in der Antike. Viele bedeutende Bücher aus dieser Zeit sind erhalten und werden heute noch gelesen, auch in der Schule. Viele Wörter und Begriffe im Deutschen stammen eigentlich aus dem Altgriechischen, zum Beispiel „Idee“, „Galaxie“, „Fotografie“ oder „Kirche“. Das Griechisch, das man zur Zeit Jesu Christi sprach, nennt man Koine. In dieser Sprache ist das Neue Testament der Bibel, das vom Leben und der Botschaft Jesu Christi handelt, geschrieben. Die Sprache der Griechen entwickelte sich allmählich weiter und nahm Wörter aus anderen Sprachen auf, die die Völker sprachen, die über Griechenland herrschten, besonders Italienisch und Türkisch. Das heutige Griechisch heißt Neugriechisch. Es ist dem Altgriechischen noch ziemlich ähnlich, wird aber ganz anders ausgesprochen. Es lernen ja auch heute noch immer ein paar Schüler die Sprache der Griechen in der Schule. Wissenschaftler verwenden die griechischen Buchstaben.
Das antike Griechenland wird als Wiege Europas bezeichnet. Viele Dinge, die wir heute in der Schule lernen, sind von den Griechen vor vielen Jahrhunderten entdeckt oder erfunden worden. Auch die Demokratie ist eine Errungenschaft der Griechen. Und eigentlich kann man sich gar nicht vorstellen, wie wir auf das, was wir heute kennen oder wissen, ohne die Kultur und Wissenschaft der Griechen gekommen wären.
- neueseite
Römer |
|
Zu Beginn lebten die Römer in der Stadt Rom in Zentralitalien. Später breiteten sie sich aus, indem sie umliegende Völker besiegten. Als das römische Reich am größten war, umfasste es einen Großteil des heutigen Europas, Nordafrika und den mittleren Osten.
Ihre Hauptstadt war Rom, das zunächst wahrscheinlich nur aus einigen Hütten bestand, die auf einem leicht zu verteidigenden Hügel standen. Jetzt, nach 2.500 Jahren, ist Rom eine der bedeutendsten Städte der Welt. Die Römer nennen sie wegen ihrer langen Geschichte „die ewige Stadt“.
Wie sahen ihre Gebäude aus?
Wir wissen viel über die Römer und denken dabei normalerweise zuerst an riesige weiße Marmorgebäude. Die öffentlichen Gebäude sahen wirklich so aus, aber die normalen Häuser waren viel kleiner und einfacher. Sie bestanden aus Ziegeln und Holz (und fingen leicht Feuer).
Ein normales römisches Haus hatte eine Eingangstür zur Straße, nur wenige oder keine Fenster nach außen und einen Innenhof, der zum Teil überdacht war. Unter dem Innenhof befand sich ein Wassertank, so dass der Regen, der aufs Dach fiel, in den Hof floss und sich dann in dem Tank sammelte. Das war wichtig, weil die Römer normalerweise kein fließendes Wasser hatten.
Im Inneren des Hauses gab es verschiedene Räume. Einige waren sehr klein und dienten nur zum Schlafen; mittelgroße wurden zum Beispiel als Esszimmer genutzt und große Hallen dienten zum Empfangen von Gästen. Die meisten Räume führten zum Innenhof, der manchmal recht klein war. Einige Räume hatten auch Türen, die hinter das Haus führten. Besonders die reichen Leute hatten dort einen schönen Garten, in dem sie Blumen, Obst und Gemüse anbauten.
In der Stadt Rom lebten die meisten Menschen in zwei- oder dreistöckigen Wohnblöcken, die "Insulae" genannt werden. Eine Familie bewohnte nur ein oder zwei Räume, und es wurde viel Zeit draußen auf den Höfen und Straßen verbracht. Wasser holten sich die Menschen aus nahen öffentlichen Brunnen. Die Versorgung der öffentlichen Brunnen mit frischem Wasser war eine der Hauptpflichten jeder römischen Administration. Über Aquadukte (Wasserleitungen auf speziellen Brücken) wurde das Wasser teils über größere Entfernungen herangeführt.
Was aßen sie?
Die alten Römer ernährten sich hauptsächlich von Fladenbrot aus Dinkelmehl (später auch aus Weizenmehl), Olivenöl, Wasser, Wein, Obst und Gemüse. Fleisch gab es sehr selten, da es sehr teuer war. Nur sehr reiche Bürger konnten es sich leisten.
Die reichen Bürger aßen außerdem Sachen, wie Honig, Datteln, Rosinen und Meeresfrüchte (z.B.: Muscheln).
Ihr werdet es kaum glauben, aber Römer haben auch schon Eis geschleckt!!! Reiche Römer, die in der Nähe von Gletschern wohnten, ließen es von den Gipfeln der Berge holen.
Natürlich konnten die alten Römer Speisen, wie Mais, Tomaten, Paprika, Kartoffeln, Kakao und Truthahn nicht kennen.
Da Amerika erst am 12. Oktober 1492 von Christoph Kolumbus wieder entdeckt wurde.
Wie kleideten sie sich?
Die meisten Bilder zeigen Römer, die eine Toga tragen. Das war jedoch ein Festgewand und nicht einmal reiche Leute trugen sie jeden Tag. Die meisten Leute waren recht arm und mussten mit einem Lendentuch auskommen. Die etwas wohlhabenderen trugen normalerweise Tunikas aus Wolle oder Leinen, die uns heute wie Nachthemden vorkommen. Im Winter benutzten sie Mäntel und Schals. In den kälteren Gebieten trugen die Leute schon Hosen, die so ähnlich aussahen wie die, die wir heute haben.
Wie sah ihre Schrift aus?
Nun, ungefähr so: CAESAR DVX IMP. F.F. ANNO III
Sie benutzten die gleichen Buchstaben wie wir heute (zumindest die Großbuchstaben). Diese Art von Buchstaben nennt man Lateinisches Alphabet und viele europäische Sprachen verwenden sie, so auch Deutsch und Englisch.
Die Zahlen wurden auch mit Hilfe von Buchstaben dargestellt. Diese nennt man Römische Zahlen.
- M = 1,000
- D = 500
- C = 100
- L = 50
- X = 10
- V = 5
- I = 1
In Römischen Zahlen schreibt man 2008 so: MMVIII.
Woran glaubten sie?
Wie die meisten alten Zivilisationen waren die Römer Polytheisten. Das bedeutet, sie glaubten an viele verschiedene Götter. Die Römer übernahmen viele Sagen und Götter und veränderten nur deren Namen. In den römischen Sagen zum Beispiel heißt der höchste Gott Jupiter. Das ist aber der gleiche Gott, den die Griechen in ihren Sagen Zeus nannten. Jeder der Götter oder Göttinnen hatte einen Bezug zum Leben der Menschen. Als Fischer zum Beispiel betete man zu Neptun, dem Gott des Meeres. Aber als Krieger betete man zu Mars, dem Gott des Krieges. Über all diese Götter und Göttinnen gibt es verschiedene Sagen. Diese langen Geschichten über die Götter wurden uns in den Aufzeichnungen von Dichtern oder in anderen Büchern und Schriften alter Völker überliefert.
Die Römer verehrten auch Götter, die für gute Eigenschaften stehen. Fortuna ist beispielsweise die Göttin für das Glück und Victoria ist die Siegesgöttin.
Den unterworfenen Völkern war es gestattet, ihre Kultur und ihre Religion zu behalten. Fast alle Religionen waren ebenfalls polytheistisch.
Nachdem im Jahr 312 Konstantin der Große eine wichtige Schlacht unter dem christlichen Kreuzzeichen gewonnen hatte, wird 313 den Christen Glaubensfreiheit zugestanden.
Unter Theodosius wird im Jahr 391 das Christentum zur Staatsreligion. Alle heidnischen Tempel werden zerstört. Leider werden auch die Philosophenschulen in Athen geschlossen. Die Olympischen Spiele finden 394 letztmals statt, sie wurden wegen ihrer heidnischen Tradition verboten. Das Christentum wird zur alleinigen Religion im griechisch sprechenden Osten des Römischen Reiches.
Sind einige von ihnen heute noch berühmt?
Aber sicher: Julius Caesar ist vermutlich der berühmteste Römer aller Zeiten. (Die Römer sprachen den Buchstaben C wie ein K aus. In ihrer Sprache hörte sich der Name Cäsar wie Kaiser an. Den Buchstaben K gab es im ABC der Römer noch nicht.)
Brutus, Julius Cäsar (schuf unseren julianischen Kalender), Scipio Africanus und sein Sohn Nero (der erste Christenverfolger), Augustus (wandelte die römische Republik in ein Kaiserreich), Marcus Antonius (der Liebhaber Cleopatras), Marc Aurel (der Philosophenkaiser) und viele andere.
Der Monat „August“ ist nach dem Eroberer Augustus benannt und der „Juli“ nach Julius Caesar.
Was ist von ihnen geblieben?
Die Griechen hatten das Wissen der früheren Zivilisationen aufgenommen und weiterentwickelt. Die Römer wiederum übernahmen das Wissen der Griechen. Die Römer hielten griechische Sklaven als Hauslehrer: Sie wussten deren Kultur und Bildung zu schätzen und vertrauten ihnen die Ausbildung ihrer eigenen Kinder an („Pädagoge“ von griechisch 'pais' = Kind + 'ago' = ich führe: der 'paidagogos' begleitete die Kinder zur Schule und trug deren Bücher).
Ein Großteil der heutigen westlichen Kultur stammt von den Römern ab. Zusammen mit den Griechen formten sie unsere Denkweise. Ihr vielleicht größtes Vermächtnis sind ihre Gesetze, die die Grundlage der meisten Rechtssysteme bilden.
Schon die Ägypter und die Sumerer hatten Finanzminister, Buchhalter zum Führen der Steuerlisten und Steuereintreiber. Die Römer perfektionierten die Verwaltung, ohne die ein so riesiges Reich nicht funktioniert hätte. Staatliche Angestellte kümmerten sich um Straßenbau, Wasserleitungen und die Armee. Es gab Grund-, Kopf-, Erbschafts-, Toilettensteuern und viele andere. Für jede Steuerart gab es Gesetze, die durch Ausführungsbestimmungen für die Beamten ergänzt wurden.
Wer lebt heute dort?
Die Nachkommen der Bewohner des Römischen Reiches leben dort, und auch die Nachkommen anderer Menschen, die später nach Italien gezogen sind. Die Hauptsprache ist Italienisch, diese Sprache hat sich aus dem Lateinischen entwickelt, der Sprache der Römer. Die Italiener erzählen ihren Kindern die Geschichte der Römer und ihren Einfluss auf die westliche Welt.
- neueseite
Wikinger |
|
Die (Alt-)Norweger waren ein Volk in Nordeuropa. Sie werden im Deutschen meist Wikinger genannt, andere Völker nannten sie "Nordmänner". Die Wikinger waren geschickte Seeleute und bauten hervorragende Schiffe, mit denen sie große Entfernungen zurücklegten. Sie besuchten sogar Amerika Hunderte von Jahren bevor irgendein anderer Europäer dorthin fuhr! In Kanada haben norwegische Archäologen eine Siedlung der Wikinger aus dem Jahr 1000 ausgegraben.
Während ihres Zeitalters überfielen die Wikinger häufig die britische Insel und andere Teile Europas. Ihre Raubzüge führten sie auf Flüssen bis weit ins Landesinnere. Ihre Langschiffe, 30 Meter lang und mit 80 Kriegern bemannt, waren gefürchtet. Ihre wildesten, stärksten Krieger hießen Berserker. Aber sie trieben auch Handel mit dem übrigen Europa. Ihre Handelsreisen führten sie auf Flüssen nach Osteuropa und durch das Mittelmeer nach Bagdad und bis ins Schwarze Meer nach Konstantinopel.
In Skandinavien lebten viele verschiedene Gruppen von Menschen und sie alle hatten verschiedene Häuser. Ihre Heimat war das Gebiet, wo sich heute Dänemark, Schweden, Norwegen, Island, Grönland und viele kleine Inseln der Ostsee, Nordsee und des Europäischen Nordmeers befinden. Etwa im neunten Jahrhundert, als die Zeit der Wikinger begann, unternahmen sie Reisen in ganz Europa, auf dem Mittelmeer und sogar bis in den Nahen Osten. Einige von ihnen siedelten sich in den Gebieten an, die sie bereisten, aber ihre Heimat blieb der Norden.
Bis zur Entdeckung Islands im neunten Jahrhundert waren Norwegen, Schweden und Dänemark die Herkunftsländer der Skandinavier. Viele Leute flüchteten während der Herrschaft von Harald Schönhaar nach Island oder gingen dorthin, um ihr Glück zu machen, weil dort neues Land zur Verfügung stand. Viele verließen ihre alte Heimat, um einer Bestrafung zu entgehen und manchmal auch, weil sie aus Norwegen verbannt worden waren.
Grönland war nur dünn besiedelt. In den Nordischen Sagen wird berichtet, das Erik der Rote wegen Mordes aus Island verbannt worden war, auf seiner Reise nach Westen die Insel entdeckte und ihr den Namen Grönland gab. Damals lebten dort aber schon Eskimostämme.
Obwohl alle diese Länder zu Skandinavien gehörten, gab es viele Unterschiede zwischen ihren Völkern, Herrschern, Bräuchen und der Geschichte von Dänemark, Schweden, Norwegen und Island.
Wie sahen ihre Gebäude aus?
Die Wikinger lebten hauptsächlich auf Bauernhöfen. Einige von ihnen lebten aber auch in Städten und Dörfern. Die Häuser waren aus Holz, Stein oder Torfballen und hatten Stroh- oder Schilfdächer, die oft mit Rasen bedeckt waren. Sie hatten meistens nur ein großes Zimmer, konnten aber auch bis zu vier Zimmer haben. Gekocht wurde an der Feuerstelle, die sich ungefähr in der Mitte des Hauptraumes befand. Es gab keinen Schornstein, sodass der Rauch im Raum stehen blieb, bis die Tür geöffnet wurde. Es gab nur einen Tisch, an dem alle aßen. Die Stühle waren ausschließlich aus Holz.
Was aßen sie ?
Es gab nur wenig Land, das für Felder geeignet war. Der Boden war hart und mineralarm, und der nordische Sommer war oft zu kurz, um die Ernte ausreifen zu lassen. Aber die Wikinger waren gute Jäger und Fischer. Deshalb kamen hauptsächlich Fisch und Fleisch auf den Tisch, ergänzt um Erbsen, Zwiebel, Lauch, Knoblauch und Kohl. Es gab auch Brot mit Butter. Archäologen haben Fischgräten von Kabeljau, Hering und Schellfisch gefunden. Es wurden auch Muscheln, Algen, Wale und Seehunde gegessen sowie Elche, Wildschweine und Bären. Die Wikinger hielten Schafe, Kühe, Schweine und Ziegen. Die meisten wurden vor dem Winter geschlachtet, weil das Futter knapp war. Was nicht gleich gegessen wurde, wurde durch Räuchern oder Salz konserviert.
Auf Mittelalterfesten an Met-Ständen oder am Gürtel im Lederhalter einiger Darsteller findet man „Wikinger Trinkhörner“. So wurden sie aber nicht benutzt. Ein Horn wurde höchstens zu rituellen Zwecken oder als Wandschmuck genutzt, aber nicht als unlasiertes, rohes Trinkgefäß im Alltag und schon gar nicht am Körper getragen oder bei einer Schlacht. Geschirr bestand nur aus Holz oder einfacher gebrannter Keramik. Man aß aus einer gemeinsamen Schüssel und oft nur mit einem einzigen Löffel.
Wie kleideten sie sich?
Alte Schriftstücke berichten, dass die Wikinger sehr viel Wert auf ihre Kleidung legten. Die Frauen spannen und webten die Kleidung der Familie selbst. Ein Webstuhl war in den meisten Häusern vorhanden. Die Schafe lieferten die Wolle dafür.
Die Frauen trugen meist ein "Damenhemd" mit Schulterspangen und einem Halstuch. Die Männer trugen einen enganliegenden wollenen Wams und Hosen. Darüber trugen die Wikinger meist Felle und schwere Wollumhänge sowie Mützen und Kopftücher gegen den rauen und kalten Wind.
Im 9. Jahrhundert trugen die Krieger lange Kettenhemden und einen Spitzhelm mit Nasenschutz. Die Holzschilde waren rund, später waren sie bunt bemalt. Ihre Hauptangriffswaffe war die Streitaxt. Sie benutzten Schwerter, Speere, lange Bogen und Pfeile. Weil sie auf den Schiffen keine Pferde mitnehmen konnten, kämpften sie zu Fuß.
Woran glaubten sie?
Die Wikinger glaubten, dass die Welt aus neun verschiedenen Welten bestünde. Diese Welten liegen auf drei Ebenen und werden von der großen Welteiche Yggsdrasil zusammen gehalten. Auf diesem Baum sitzt der Adler Vidofnir.
Auf der obersten Ebene befinden sich drei Welten:
- Asgard, die Heimat der Asen oder Götter des Krieges.
- Wanaheim, die Heimat der Wanen oder Fruchtbarkeitsgötter.
- Alfheim, die Heimat der Lichtelben.
Die mittlere Ebene, auch Mittelerde genannt, ist über die große Regenbogenbrücke Bifröst mit den höheren Welten verbunden. In Mittelerde befinden sich:
- Midgard, die Heimat der Menschen.
- Nidavellir, die Heimat der Zwerge.
- Jotunheim, die Heimat der Riesen.
- Svartalfheim, die Heimat der Schwarzalben.
Rund um Mittelerde liegt die große Midgardschlange, eine der mißgestalteten Nachkommen Lokis.
Auf der untersten Ebene befinden sich:
- Muspelheim, das Feuerreich.
- Niflheim, das Reich der Toten.
Dort wohnt auch Niddhöggr, der Neiddrache.
Unter den vier Ecken des Himmels befanden sich die vier Zwerge mit den Namen Nordri, Austri, Sudri und Westri.
Thor mit seinem Hammer Mjölnir war der Gott der Bauern. Odin war der Göttervater und der Kriegs- und Todesgott. Ehrenvoll gefallene Krieger kamen in Odins Kriegerparadies „Walhalla“. Die Wikinger hatten keine Priester.
Wie sah ihre Schrift aus?
In vorchristlicher Zeit benutzten die Wikinger ein Alphabet, das aus Runen bestand. Ihr Alphabet wurde nach seinen ersten fünf Buchstaben das Futhark genannt. Später, als die meisten Wikinger den christlichen Glauben annahmen, übernahmen sie einen Großteil der lateinischen Buchstaben. Einer der Gründe dafür bestand darin, dass die meisten christlichen Werke in Latein geschrieben waren. Sie behielten jedoch zwei Runen - Thorn (Þ) und Eth (Ð) - und nahmen sie in ihr lateinisches Schriftsystem auf.
Sind einige von ihnen heute noch berühmt?
Ja. Einer der berühmtesten Wikinger hieß Leif Eriksson. Mit seiner Flotte von Schiffen segelte er um das Jahr 1000 nach Kanada und war damit einer der ersten Europäer, die Nordamerika betraten.
Leif Eriksson war der zweite Sohn von Erik Thorvalsson, besser bekannt als Erik der Rote. Erik der Rote entdeckte Grönland, nachdem er aus Norwegen und auch aus Island verbannt worden war.
Was ist heute noch von ihnen übrig?
Nachfahren der Wikinger bewohnen heute noch den größten Teil Nordeuropas. Die skandinavischen Länder Schweden, Norwegen, Finnland und Dänemark erheben heute noch offen Anspruch auf das Erbe der Wikinger. Die Königshäuser dieser Länder stammen von den alten Wikingerkönigen ab. Die Wikingertraditionen flossen auch in die Kulturen vieler anderer nordeuropäischen Länder ein, besonders der an Ost- und Nordsee gelegenen Länder.
Viele germanische Sprachen wie Englisch enthalten auch Wörter aus nordischer Überlieferung. So sind z.B. die Wochentage nach nordischen Gottheiten benannt. Das englische Wort "Wednesday" (dt. Mittwoch) ist nach Wotan (engl. Wodin) benannt, ein anderer Name für Odin. Dies finden wir auch im Deutschen: der Donnerstag ist nach Donar benannt und Freitag nach Freya.
Die Wikingerschiffe hatten das Steuerruder immer auf der rechten Seite, darum heißt heute die rechte Seite eines Schiffes "Steuerbord". Die Wikinger wussten von der Kugelform der Erde und beherrschten die Navigation auf offener See. Sie verwendeten kompassähnliche Instrumente und orientierten sich an Sternen, Fisch- und Vogelschwärmen, der Wasserfärbung und Gerüchen. Viele heute noch verwendete Begriffe in der Seefahrt und dem Schiffbau stammen von den Wikingern ab.
Im Jahr 911 bekamen die Wikinger die Normandie als Lehen vom französischen König, damit sie aufhören sollten, das Seine-Gebiet rund um Paris zu verwüsten. Sie wurden nach ihrer Herkunft als Nordmänner oder Normannen bezeichnet, so erhielt die Normandie ihren Namen. Die Normannen nahmen die französische Sprache an und entwickelten im Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung eine neue kulturelle Identität.
- neueseite
Goten |
|
Wer waren die Goten, wann und wo lebten sie?
Die Goten waren einer der größten germanischen Stämme mit einem bemerkenswert starken Königtum, wie Tacitus und andere antike Autoren berichteten. Ursprünglich siedelten sie in Skandinavien und auf der Insel Gotland. Es wird angenommen, dass die Goten im ersten Jahrhundert vor Christus von Gotland aus ins Gebiet des heutigen Polen wanderten. Vermutlich machte eine Klimaverschlechterung in Nordwesteuropa es immer schwieriger, die wachsende Bevölkerung zu ernähren. Etwa im Jahr 170 begannen sie, relativ langsam nach Südosten zu ziehen. Allmählich teilten sich die Goten in die Ost- und Westgoten. Die Ostgoten siedelten sich nördlich des Schwarzen Meeres auf der Krim und in der Ukraine an, die Westgoten nördlich der Donau, im Gebiet des heutigen Rumäniens. Die Donau war die Grenze des römischen Reiches. Seit 332 galten die Westgoten offiziell als Verbündete der Römer. Der römische Kaiser Theodosius I hatte ihnen Siedlungsland versprochen, dafür sicherten die Goten die Grenze des römischen Reiches. Der Dienst in der römischen Armee war gar nicht übel. Als Soldat hatte man mehr zu essen als jemals zuvor als Bauer, und große Schlachten waren selten. Andererseits hatten die Goten vor dem Bündnis mit den Römern regelmäßig Kämpfe gegen andere Germanen und gegen Kelten auszutragen. Die Römer nannten ihre germanischen Verbündeten Foederati. Alarich I war zum römischen General ernannt worden. Im Jahr 394 war er der Heerführer der "Foederati", einer germanischen Armee in römischen Diensten. Als Soldaten in einem Kastell lebten sie fast luxuriös. Die Römer brauchten viele Legionen zur Bewachung ihrer Grenze (des „Limes“).
Inzwischen, im Jahr 375, waren die Ostgoten von den Hunnen besiegt und unterworfen worden. Die Westgoten wollten sich nicht unterwerfen und flohen mit Erlaubnis der Römer über die Donau in das Römische Reich. Auf das zugesagte Siedlungsland warteten sie weiter vergebens. Im Jahr 395 erhoben sich die Westgoten unter König Alarich und plünderten die Balkanhalbinsel und Konstantinopel. Sie wurden durch römische Truppen gestoppt und siedelten einige Jahre in Mazedonien.
Der römische Kaiser Honorius fürchtete den Einfluss der "Barbaren" und begann deshalb im Jahr 408, die Frauen und Kinder der Foederati zu ermorden. Daraufhin liefen die 30 000 Foederati-Soldaten zu Alarich über. Unter seiner Führung brachen sie in Richtung Rom auf. Zunächst belagerten sie Rom, um den römischen Kaiser zu zwingen, ihnen endlich das versprochene Siedlungsland zu geben. Da der Kaiser dazu nicht bereit war, eroberten sie Rom im Jahr 410 und plünderten es drei Tage lang. Wegen der schlechten Nahrungsversorgung zogen sie weiter nach Gallien und später nach Spanien. Alarich I. wollte sein Volk in Nordafrika ansiedeln, in der Kornkammer Roms. Der Versuch, nach Afrika überzusetzen, misslang aber. Die Schiffe wurden durch einen schweren Sturm zerstört. So schlossen die Westgoten im Jahr 418 einen Vertrag mit Rom und durften sich in Aquitanien (Südfrankreich) ansiedeln. Sie gründeten sie das Westgotische Reich mit der Hauptstadt Toulouse.
Das Volk der Goten hatte großen Einfluss auf die spätere römische Kultur.
Wie sahen ihre Gebäude aus?
Die Goten lebten als bäuerliche Großfamilien in Langhäusern. Die Wände bestanden aus Flechtwerk, welches von beiden Seiten mit Lehm beschichtet wurde. Die Wände waren mit Fellen behängt. Entlang der Wände befanden sich Schlafnischen. Diese Häuser waren in einen Wohnbereich und einen Bereich für das Vieh unterteilt. Es gab Vorratsspeicher, oft auf hohen Pfählen zum Schutz vor Tieren. Schmied, Töpfer, Weber, Knochenschnitzer und Drechsler waren vermutlich die häufigsten Handwerksberufe. Die Handwerker waren aber gleichzeitig auch Bauern. Diese Handwerker hatten sich oft Arbeitshütten gebaut.
Was haben sie gegessen?
Sie bauten Pflanzen an und schützten ihre Felder mit Flechtzäunen. Die Felder lagen jedes zweite Jahr brach und erholten sich (das nennt man Zweifelderwirtschaft). Schweine, Ziegen, Schafe und Rinder suchten sich im Sommer ihr Futter vermutlich am Waldrand und auf brachliegenden Feldern selbst. Ein Rind war der wertvollste Besitz einer Familie. Für den Winter wurde Futter eingelagert. Im Herbst wurden viele überzählige Tiere geschlachtet. Ihr Fleisch wurde geräuchert, getrocknet oder gepökelt. Die Goten tranken Met (Honigwein).
Wie kleideten sie sich?
Wie sah ihre Schrift aus?
Gotisch ist eine ostgermanische Sprache und die älteste uns überlieferte germanische Schriftsprache.
Im 4. Jahrhundert übersetzte der gotische Bischof Wulfila das Neues Testament der Bibel ins Gotische (Wulfilabibel). Dazu verwendete er das griechische Alphabet, ergänzt um einige Buchstaben aus der lateinischen Schrift und aus der Runenschrift. Daneben gibt es nur wenige andere gotische Sprachzeugnisse, nämlich wenige Runeninschriften, Bibelauslegungen, ein Bruchstück eines Kalenders und ostgotische Urkundenunterschriften aus dem 6. Jahrhundert.
Nach dem Ende des Ostgotenreichs in Italien 493–555 und des Westgotenreichs in Spanien 466–711 ging die gotische Sprache weitgehend verloren.
Woran glaubten sie?
Die Ostgoten waren zwar Christen, aber sie interpretierten die Bibel etwas anders als der Papst in Rom. Als Arianer glaubten sie nicht an die Verwandtschaft von Christus mit Gott. Deshalb wurden sie von den Byzantinern als Ketzer betrachtet. In einer Säuberungsaktion in den Jahren nach 552 wurden sowohl die Ostgoten als auch ihre Spuren in Kirchenmalerei und Kunst ausgelöscht.
Was haben sie uns hinterlassen
Der König der Ostgoten, Theoderich, zog im Jahr 488 nach Italien, um Rom zu erobern, das vom germanischen Heerführer Odoaker besetzt war. Theoderich eroberte Italien und brachte Italien 30 Jahre Frieden, weshalb er „der Große“ genannt wurde. Er residierte in Ravenna, wo heute noch einige wenige Gemälde in den Kirchen von goldenen Zeitalter der Ostgoten erzählen. 497 wurde er vom oströmischen Kaiser als König anerkannt.
Das berühmteste Artefakt der Goten ist sicher der Codex Argenteus, die Silberbibel, geschrieben mit Silber- und Goldtinte auf Pergamentseiten, die mit dem Rot der Purpurschnecke gefärbt wurden: ein unendlich wertvolles Manuskript und eine der wichtigsten Handschriften der Spätantike. Es entstand im frühen 6. Jahrhundert in Italien und liegt heute in der schwedischen Stadt Uppsala.
Der Gotenschatz in Bukarest, 1837 von einem Bauern gefunden, gehört zu den Dingen, welche die Terwingen auf der Flucht vor den Hunnen zurückließen. Im Schatz enthalten sind auch die berühmten Adlerfibeln. Der Adler war seit der Zeit am Schwarzen Meer das gotische Symbol schlechthin.
Als der oströmische Kaiser Justinian I. das weströmische Reich zurückeroberte, endete das Reich der Ostgoten. Nach 552 wurden sie nie wieder erwähnt.
Das Westgotenreich wurde 711 von den Mauren besiegt.
- neueseite
Germanen |
|
Wer waren sie und in welchem Land lebten sie?
Mit dem Begriff „Germanen“ bezeichneten die Römer die vielen Stämme rechts vom Rhein. Römische Autoren, wie Tacitus und Caesar, beschrieben die Germanen als blonde, blauäugige Riesen mit enormer Kraft. Tatsächlich waren die Germanen einen Kopf größer als die Römer.
Zu den Germanen gehörten viele Stämme: Skandinavier, Kimbern, Teutonen, Goten, Vandalen, Cherusker, Friesen, Sachsen, Langobarden und andere. Jeder Stamm lebte für sich allein, manchmal bekriegten sie sich auch untereinander. Die Germanen bestimmten ihren Anführer in einer Wahl. Sie schätzten ihre Unabhängigkeit sehr hoch. Sie wurden als treue, loyale Kämpfer auch von den Römern geschätzt und gern für die Leibwache des Kaisers ausgewählt.
Der Ursprung der germanischen Stämme liegt im norddeutschen und südskandinavischen Raum. Von dort breiteten sie sich ab ungefähr 1100 v. Chr. nach Süden und Südosten aus. Drei große Gruppen lassen sich unterscheiden: die in Skandinavien verbliebenen Nordgermanen, die östlich der Elbe siedelnden Ostgermanen und die Westgermanen in den Gebieten um Rhein, Weser, Elbe und Nordsee.
Wie sahen Ihre Gebäude aus?
Die Germanen wohnten in kleinen Siedlungen mit etwa 200 Bewohnern. Die Dörfer wurden zum Schutz vor wilden Tieren und Räubern oft durch einen Zaun, selten durch eine Palisade geschützt. Ihre sogenannten Langhäuser wurden aus Holz in Skelettbauweise erbaut: Zwischen hölzernen Pfosten befand sich lehmbeschmiertes Flechtwerk. Das Dach war mit Rohr gedeckt, tief herabgezogen und von Holzpfeilern getragen.
Das Haus beherbergte sowohl die Familie als auch alle Halbfreien und Sklaven sowie die Tiere, die lediglich durch eine Wand abgetrennt waren. Die Tiere trugen dazu bei, das Haus in den kalten Wintermonaten mitzuheizen. Der Wohnraum besaß keine weiteren Trennwände, in seiner Mitte befand sich eine Feuerstelle. Der Rauch konnte über eine Öffnung im Dach abziehen. Fenster besaßen die germanischen Häuser nicht. Podeste an den Wänden dienten als Sitz- und Schlafbänke.
Es gab auch kleinere Arbeitshütten für Töpfer und andere Berufe.
Was aßen sie?
Die Germanen waren hauptsächlich sesshafte Bauern. Es gab auch Handwerker wie Schmiede, Töpfer und Tischler. Obwohl der Pflug bereits seit etwa Christi Geburt bekannt war, setzte er sich bei den Germanen nur langsam durch. Für die Ernährung war besonders die Gerste von großer Bedeutung. Die Äcker ließen sie in regelmäßigen Abständen zur Erholung brach liegen und sie wussten um den Nutzen der Düngung. Getreide wurde hauptsächlich in Form von Brei gegessen, Brot konnte sich bis ins Mittelalter nur die Oberschicht leisten.
Gezüchtet wurden hauptsächlich Rinder, Schafe, Schweine, Ziegen, Pferde und Geflügel. Außerdem war den Germanen der Fischfang, die Bienenzucht sowie die Zubereitung von Hart- und Weichkäse bekannt. Im germanischen Nationalmuseum in Nürnberg kann man viele Angel- u.Jagdutensilien bestaunen. Die Jagd war bei der Oberschicht sehr beliebt.
Die antiken Autoren sind sich einig, dass die Germanen viel Met und Bier tranken. Als Trinkgefäße waren die Hörner von Auerochsen und Hausrindern sehr beliebt. Weil man die Hörner nicht hinstellen konnte, mussten sie immer auf einen Zug geleert werden. Hohe Festtage begingen die Germanen häufig mit einem Gelage. Selbst die Götter, so glaubten sie, würden sich dem Alkoholgenuss hingeben.
Wie kleideten sie sich?
Den Germanen war die Webkunst bekannt. Die Männer trugen lange Hosen und einen Kittel, die Vornehmen einen mantelartigen Umhang darüber. Die langen, ärmellosen Gewänder der Frauen wurden von Gürteln und Fibeln zusammengehalten, das sind altertümliche Sicherheitsnadeln oder Broschen.
Wie sah ihre Schrift aus?
Die Germanen benutzten eine Runenschrift, die Futhark genannt wird. Der Name der Schrift kommt von dem ersten Buchstaben des germanischen „Runenalphabets“, dem Buchstaben Fehu. Man kann nicht wirklich von einem Alphabet sprechen, da ein Alphabet immer mit a b (im Griechischen z.B. α β, sprich: alpha beta)... beginnt.
Ab dem zweiten Jahrhundert wurden Runen als magische Zeichen benutzt. Sie wurden in Waffen und Fibeln eingeritzt.
Woran glaubten sie?
Die Germanen kannten viele Götter. Die wichtigsten waren der Obergott Wodan, der auch Odin genannt wurde, sowie Donar (Thor), der Herr der Blitze und des Donners. In der Wasserwelt herrschte Njord, seine Frau Nerthus war die Erdmutter. Ihre „unbeschreiblich schöne“ Tochter Freyja war Schutzherrin der Liebe und Ehe und außerdem die Frau Wodans. Freyr, der Sohn von Njord und Nerthus, war der Sonnengott, der in jeder Notlage helfen konnte.
Die Germanen hielten ihre Götter weder für vollkommen noch für unsterblich. Sie opferten ihren Göttern, aber sie erwarteten eine göttliche Gegengabe.
Sind einige von Ihnen heute noch berühmt?
Berühmt ist der Cheruskerfürst Arminius so wurde er von den Römern genannt, hieß aber ursprünglich Irmin, der im Jahre 9 n. Chr. in der Schlacht im Teutoburger Wald drei römische Legionen vernichtete, worauf sich die Römer hinter den Rhein zurückzogen. Die Römer gaben aber nicht auf. In Teilen West- und Süddeutschlands hinterließen sie Bauwerke und ihre Kultur.
Was ist von ihnen geblieben?
Nach der Völkerwanderung umfasste das Frankenreich Karls des Großen die germanischen Stämme. Nach Zerfall des Frankenreichs wurde Otto I., der „Retter des Abendlandes“, nach seinem Sieg gegen die Magyaren im Jahr 962 vom Papst zum römischen Kaiser ernannt. Im Mittelalter entstand das Heilige Römische Reich deutscher Nation, welches wohl als das erste deutsche Reich auf deutschem Staatsgebiet angesehen werden kann. Die Bauernkriege und der dreißigjährige Krieg schwächte das Kaisertum, während die Fürsten erstarkten. Aus den Kurfürstentümern entstanden einzelne Königreiche, z. B. die Königreiche Preußen, Bayern und Sachsen. Zeitweise gab es in Deutschland dreihundert Kleinstaaten. Napoleon löste 1806 das deutsche Kaiserreich endgültig auf. Der gemeinsame Befreiungskrieg gegen Napoleon festigte das Nationalbewusstsein. Nach einer Zeit der nationalen Besinnung und nach weiteren Kriegen Preußens gegen die europäischen Nachbarn und vor allem gegen Österreich entstand am 18. Januar 1871 das Deutsche Kaiserreich. Nach Gebietsverlusten durch zwei verlorene Weltkriege, nach Spaltung und kaltem Krieg kam es 1990 zur Wiedervereinigung.
- neueseite
Kelten |
|
Um etwa 400 vor Christus bewohnten die Kelten ein Gebiet, das sich vom heutigen Nordspanien über Großbritannien und Irland, über Mitteleuropa, die Schweiz bis in die Nordtürkei erstreckt. Nördlich siedelten die germanischen Stämme, südlich entstand das römische Reich.
Die Römer bezeichneten den Teil der Kelten, der nördlich von Aquitanien (Südfrankreich) und südlich von Belgien lebte, als Gallier, siehe De Bello Gallico.
Wie sahen ihre Gebäude aus?
Keltische Gebäude haben sich im Laufe der Zeit sehr verändert, und sie waren je nach der Gegend unterschiedlich.
Was aßen sie?
Die Kelten aßen wie die meisten anderen Europäer vor allem Getreide, Fleisch, Obst und Gemüse. Was genau sie aßen war von Region zu Region unterschiedlich und sie bauten auch Getreide aus der jeweiligen Gegend an. Sie tranken Honigwein. Auch Bier (Corma) war beliebt. Die Leute im schottischen Hochland waren dafür berühmt, sich fast ausschließlich von Hafer zu ernähren, obwohl das so nicht ganz stimmte. Trotzdem ist Hafer bis heute das beliebteste Getreide in Schottland. Es spielt in der schottischen Küche eine noch größere Rolle als die Kartoffel bei uns.
Das berühmteste Beispiel für eine keltische Mahlzeit ist wohl das schottische Haggis. Viele Leute wissen nicht genau, was ein Haggis ist, und eine Umfrage in den Vereinigten Staaten ergab, dass die Hälfte der Leute dachten, dass es ein kleines Nagetier aus Schottland ist. In Wirklichkeit besteht Haggis normalerweise aus den Innereien eines Schafes (Herz, Leber, Luftröhre und Lunge), das mit Zwiebeln, Haferschrot, Gewürzen, Salz und Nierentalg gewürzt wurde und zusammen mit Brühe im Magen des Schafes für eine Stunde gekocht wurde.
Die Kelten hatten große Kenntnisse über Bergbau und Metallverhüttung. In Eschweiler kann ein 2400 Jahre altes Eisenerz-Bergwerk besichtigt werden. [1] Funde in einem Moor beweisen, dass bereits vor 3300 Jahren Blei im Bergbau gewonnen wurde [2].
Bergbau war gefährlich, es gab oft Unfälle. Unter Archäologen bekannt ist der „Mann im Salz“, eine Mumie. Durch das Salz kamen die Kelten zu sagenhaftem Reichtum: Das Salz nannte man „das weiße Gold der Kelten“. Es gab ja noch keine Konservendosen und Kühlschränke, man brauchte das Salz zum Konservieren. Salz rettete manche Familie im Winter vor dem Verhungern. Pökelfleisch und Salami sind Erfindungen der Kelten!
Wie kleideten sie sich?
Die Kelten sorgten sich sehr um ihre Kleidung, wenn sie es sich leisten konnten. Viele woben farbenfrohe Muster in ihre Kleidung, die sie Tartan nannten. Man kann sie noch heute in schottischen Kilts und Schottenkaros erkennen. Die Kelten haben das Karo-Muster erfunden.
Die Kelten waren auch stolz auf ihren Schmuck und sowohl Männer als auch Frauen trugen recht viel davon, wenn sie es sich leisten konnten.
Des weiteren trugen viele keltischen Krieger ihre Waffen (am meisten Schwerter) als Zierde zur normalen Kleidung. Dieser Brauch fand seinen Gipfel bei den schottischen Highlanders im späten Mittelalter, als im Gürtel auch eine oder mehrere Pistolen steckten. Sie trugen manchmal ein Breitschwert an der Hüfte, einen dirk (langen Dolch) am Gürtel und einen kleinen Dolch in ihrem Strumpf. Dieser kleine Dolch wurde "Sgian Dubh" (gälisch für "schwarzer Dolch") genannt.
Wie sah ihre Schrift aus?
Die Kelten schätzten schriftliche Aufzeichnungen nicht besonders. Stattdessen bewahrten sie ihre Geschichte und Kultur durch mündliche Überlieferung, das heißt, sie zeichneten die Vergangenheit in Form von Erzählungen auf. Frühe Beispiele einer keltischen Schrift aus Gallien, die in Europa entdeckt wurden, basierten auf dem Phönizischen Alfabet.
Die Kelten in Irland benutzten ein anderes Alphabet, das vor allem für die gälisch-keltischen Sprachen wie Irisch, Manx und Schottisches Gälisch verwendet wurde. Dieses Alfabet nennt man Ogham. Manchmal wird es auch als "Keltisches Baumalfabet" bezeichnet. Irische Mönche entwickelten es, um Inschriften in Stein schreiben zu können.
Nach der Christianisierung der Kelten wurde das Ogham-Alphabet nicht mehr verwendet. Stattdessen begannen die Kelten mit lateinischen Buchstaben zu schreiben (vor allem, da die christlichen Schriften alle mit dem lateinischen Alphabet geschrieben waren).
Woran glaubten sie?
Die Kelten waren Polytheisten, das heißt, sie glaubten an viele verschiedene Götter und Göttinnen. Anders als bei vielen anderen Völkern verehrten verschiedene Gruppen von Kelten jeweils andere Götter. Es gab jedoch auch einige Gemeinsamkeiten. Mutter Erde nannten die Kelten Beira und einige von ihnen glaubten, dass sie die Mutter aller anderen Götter sei.
Viele Kelten, aber nicht alle, beteten in heiligen Grotten zu ihren Göttern.
Sind einige von ihnen heute noch berühmt?
Ja! Heutzutage werden die britischen Inseln (zusammen mit Irland) - fälschlicherweise - als Hauptheimat der Kelten angesehen. Kelten waren mit Sicherheit weiter verbreitet, als die Römer 43 n. Chr. nach Britannien kamen. Nach 20 Jahren unter römischer Herrschaft starb Prasutagus, das Familienoberhaupt des Icenii-Stammes. Obwohl seine Gattin Boudicca gemäß der Tradition die Führung des Stammes übernehmen sollte, besetzten die Römer das Land der Iceeni und entehrten auf grausame Weise Boudicca und ihre Töchter. Das erzürnte die Iceeni und Boudicca sammelte eine Armee, um die Römer zu bekämpfen und Britannien zu befreien. Sie wurde von vielen anderen keltischen Stämmen unterstützt und hätte es beinahe geschafft, die Herrschaft der Römer zu stürzen. Boudicca wird in England als Nationalheldin verehrt.
Der weltbekannte schottische Dichter Robert Burns war ein Kelte.
Viele berühmte Kelten leben heute. Der berühmte schottische Schauspieler Sean Connery ist stolz auf sein keltisches Erbe.
Als die römischen Legionen aus Britannien abzogen, war Britannien Angriffen schutzlos ausgesetzt. Die Briten riefen germanische Söldner aus den Stämmen der Angeln und der Sachsen ins Land. Diese holten ihre Familien nach und verschmolzen allmählich mit der einheimischen Bevölkerung zu einem neuen Volk.
Was ist von ihnen geblieben?
Die Kelten sind am Leben und gedeihen! Ein großer Teil der Bevölkerung Europas wird als Nachkommen der Kelten angesehen und in den Ländern Schottland, Irland, Wales und der Bretagne wird heute noch eine keltische Sprache gesprochen. Aber auch die deutsche Sprache kennt viele Begriffe, sowie Erb- und Lehnwörter aus dem Keltischen. Orts- und Flurnamen tragen häufig keltische Bezeichnungen. Des weiteren sehen sich Menschen in der sogenannten diaspora oft als Nachkommen der Kelten. Vor allem Nova Scotia in Kanada ist ein Brennpunkt der modernen "keltischen" Kultur.
- neueseite
Gallier |
|
Wer waren sie und wo lebten sie?
Der Begriff Gallier ist eine Bezeichnung für denjenigen Teil der keltischen Stämme, die auf dem Gebiet Galliens lebten. Gallien entspricht ungefähr dem Gebiet des heutigen Frankreichs zusammen mit Belgien und dem Schweizer Mittelland. Jeder Stamm war recht selbstständig, und politisch waren die Gallier uneinig. Es gab keine gemeinsame Führung. Dadurch konnten die Römer einen Stamm nach dem anderen unterwerfen. Erst als die Gallier ihre Freiheit verloren hatten, begannen sie zu begreifen, was Fremdherrschaft bedeutet, und wie viel ihnen die Freiheit wert war.
Nach dem Gallischen Krieg durch Julius Caesar (58–51 v. Chr.) unterschied man zwischen
- aquitanischen Galliern (wohl eigentlich keltisierten Iberern), die im Gebiet zwischen den Pyrenäen und der Garonne lebten,
- belgischen Galliern im Gebiet von der Seine und Marne bis zum Rhein. Dieser Teil der Bevölkerung war stark mit Germanen durchsetzt.
und den eigentlichen
- keltischen Galliern zwischen Garonne und Seine-Marne.
Die Gallier lebten bis etwa 500 n. Chr. in dieser Region, bis sie von anderen Völkern verdrängt und nach Britannien geschickt wurden.
Wie sahen ihre Gebäude aus?
Die Gebäude der Gallier waren meist rechteckig oder quadratischen Grundrisses und bestanden hauptsächlich aus Holz. Die tragenden Teile bestanden beispielsweise aus massiven Holzpfeilern, die tief in den Boden ragten. Zwischen diese Pfeilern befand sich ein Geflecht aus Ästen und Ried. Eine Mischung aus Lehm und Erde diente als Mörtel, indem er zwischen das Geflecht gestrichen wurde. Das Dach wurde dann mit Stroh oder Reet abgedeckt.
Was haben sie gegessen?
Die Grundlage der Ernährung der Gallier bestand aus Ackerbau und Viehzucht. Sie bauten auf ihren Äckern Getreide wie Hirse, Gerste und Dinkel, sowie Saubohnen, Erbsen und Linsen, aber auch Gemüse wie Löwenzahn, Sellerie, Rüben, Zwiebeln und Kohl waren auf den Äckern zu finden. Das damals häufigste Gericht war der Eintopf. Er war schnell und einfach zuzubereiten, die Zutaten waren schnell zu beschaffen, er schmeckte gut und er war sehr nahrhaft. Das wichtigste Nutztier stellte das Rind dar. Es diente nicht nur zur Fleisch-, sondern auch zur Leder, Milch- und damit auch Käseproduktion. Hunde wurden zwar auch gehalten, allerdings nur als Hütehunde.
Wie kleideten sie sich?
Sie kleideten sich größtenteils in Volksgewändern, welche je nach Stamm unterschiedlich waren. Zudem trugen sie, aus Kuhleder,mit Federn bestückte Hüte, welche jedoch für den Adel gedacht waren.
Wie sah ihre Schrift aus?
In Gallien wurden alte keltische Schriftstücke entdeckt, die auf dem Phönizischen Alphabet basierten. Das war aber wohl die Ausnahme. Im allgemeinen wurde das Wissen und die Legenden mündlich weitergegeben. Die Druiden gingen bis zu zwanzig Jahre lang in die „Lehre“, bis sie alles Wichtige gelernt hatten. Sie gaben es dann an ihre Schüler weiter.
Woran glaubten sie?
Ihre Herkunft leiteten die Gallier von einem unbekannten - dem römischen Dis Pater gleichgesetzten - Gott der Fülle und des Totenreichs, ab. Weitere Gottheiten waren:
- Taranis und Cernunnos (Himmelsgott)
- Belenus (Lichtgott)
- Grannus (Gott des Feuers und der heißen Quellen)
- Belisama (Beschützerin der Künste)
- Brigantia (Göttin des Sieges)
- Epona (Göttin der Pferde)
- Teutates (Gott des Stammes)
- Esus (Gott der Wege und des Handels)
- Medru (Gott der Anderswelt Mag Mor, der großen Ebene)
Die Druiden waren Priester, Propheten und Lehrer. Sie beherrschten das geistige Leben der Gallier. Der Totenkult nahm eine herausragende Stellung ein. Die Gallier glaubten an ein Paradies, ein Leben nach dem Tod in einer anderen jenseitigen Welt. Druiden betätigten sich auch als Richter, Caesar lobte ihren Gerechtigkeitssinn.
Sind einige von ihnen heute noch berühmt?
Vercingetorix, der Anführer der Gallier im Freiheitskampf gegen die Römer, wird in Frankreich als Nationalheld verehrt. Er war einer der wenigen bedeutenden Befehlshaber, denen es gelang, die Römer in ernste Bedrängnis zu bringen.
Was ist von ihnen heute noch übrig?
- neueseite
Atlanter |
|
Vergiss nicht: Keiner konnte bis jetzt beweisen, dass Atlantis wirklich existiert hat. Viele Leute glauben, das Atlantis existierte, aber auch genau so viele glaube nicht daran. Es ist wie bei jeder alten Geschichte: viele Teile wurde im Laufe der Zeit widerlegt, bei anderen Teilen stellte sich heraus, dass sie wahr sind. Was immer du auch glaubst, du solltest niemals sagen, dass die Geschichte von Atlantis definitiv falsch oder definitiv richtig ist, weil es keiner wirklich sagen kann.
Wer könnten sie gewesen sein?
Der griechische Philosoph Plato erzählte uns die erstaunliche Geschichte des Volks von Atlantis. Seine Erzählungen sind die einzige Quelle, aus der wir von ihnen wissen. Plato zufolge lebten sie auf einem Inselkontinent jenseits der Säulen des Herkules, demnach hätte Atlantis irgendwo im Atlantischen Ozean gelegen. Die Atlanter sollen in Wissenschaft und Technik viel weiter fortgeschritten gewesen sein als andere Völker ihrer Zeit. Plato meint, dass sie vor 11.000 Jahren lebten - das ist ziemlich lange her. Er erzählt uns auch, dass sie ein sehr mächtiges und edles Volk waren, das wissenschaftliche Erfindungen kannte, von denen keiner sonst auf der Welt wusste.
Einige Leute glauben, dass die Atlanter in Wirklichkeit die Bewohner der Minoischen Inseln waren, da hier sehr wahrscheinlich die Quelle der Sagen von Atlantis liegt. Die Minoischen Inseln befanden sich in der Nähe Griechenlands. (Atlantis ist ein Mythos, der seinen Ursprung in Europa hat. Deshalb ist es sehr wahrscheinlich, dass Atlantis selbst auch in Europa war). Vulkanische Aktivitäten könnten der Grund für die "Zerstörung" minoischer Städte in alter Zeit gewesen sein. Das könnte erklären, was ihnen passiert ist.
Plato schrieb, dass die Atlanter sehr fortgeschritten waren. Den Minoern wären wahrscheinlich auch viele verschiedene Technologien der Assyrer, Babylonier und Ägypter bekannt gewesen. Händler aus diesen Zivilisationen mussten nämlich durch minoische Städte reisen, wenn sie nach Griechenland gelangen wollten. Die Bildung und das Schrifttum dieser Länder könnte den Minoern auch bei ihrem Lernen geholfen haben. Diese Theorie scheint sehr gut auf die Legende zu passen.
In welchem Land könnten sie gelebt haben?
Um ehrlich zu sein, wir wissen nicht wo Atlantis, das Heimatland der Atlanter, sich befand. Es gibt viele Theorien und Spekulationen über die Lage der Insel, und viele Europäer und Asiaten behaupten, dass sie zu ihrem Land gehörte. Wir wissen nur, wie Plato die Lage von Atlantis beschrieben hat: eine Insel im Atlantischen Ozean, jenseits der "Säulen des Herkules" (das ist die 'Straße von Gibraltar').
Was Plato sagte
Plato war ein griechischer Gelehrter. Er war sozusagen Schüler und Lehrer zugleich. Er berichtete:
Atlantis wurde vom Meeresgott Poseidon gegründet. Poseidon hatte zehn Söhne. Poseidons ältester Sohn wurde zum Herrscher von Atlantis. Atlantis war in zehn Abschnitte aufgeteilt, und jedem der Söhne Poseidons wurde die Königsherrschaft über einen Abschnitt verliehen. Die Hauptstadt, bekannt als die Stadt Atlantis, war berühmt für ihre herausragenden Leistungen auf dem Gebiet der Naturwissenschaften und der Ingenieurskunst. Die Stadt war rund und von Wasser und Land umgeben. In der Mitte der Stadt befand sich ein hoher Berg, der Olympus genannt wurde. Auf ihm stand ein Tempel, der dem Meeresgott Poseidon geweiht war - mit einer goldenen Statue, die ihn mit einem sechsflügeligen Pferd darstellte.
So beschrieb Plato die Stadt Atlantis. Aufgrund seiner Beschreibung glauben einige, dass sich Atlantis irgendwo in der Nähe der Azoren befand, und dass diese Inseln die Reste des zerstörten Atlantis seien. Es gibt jedoch noch unzählige andere Orte, an denen sich Atlantis nach der Meinung anderer Leute befunden haben könnte. Einige behaupten, Zypern sei ein Überbleibsel von Atlantis, und wieder andere behaupten das Gleiche von Neuseeland, Tahiti, Kuba und allen möglichen anderen Orten.
Die Sage von Atlantis
Die Sage von Atlantis behauptet, dass die Stadt vor etwa 11 000 Jahren im Meer versank. Viele Wissenschaftler und Schatzsucher halten das für möglich, aber die meisten Menschen glauben, dass das nur eine ausgedachte Geschichte ist. Andererseits ist der Meeresspiegel in den letzten Jahrtausenden ständig angestiegen. Vor 20 000 Jahren, auf dem Höhepunkt der letzten Kaltzeit, war die mittlere Temperatur (nur) 4° bis 7° tiefer als heute. Ein großer Teil des Meerwassers bedeckte als Eis die Kontinente und der Meeresspiegel lag 130 Meter tiefer als heute[3]. Als die Eiszeit endete, begannen die Eismassen zu schmelzen, wodurch der Meeresspiegel anstieg. Vor 11 000 Jahren war der Meeresspiegel noch 50 Meter tiefer als heute. Erdbeben beispielsweise können Inseln anheben oder versenken. Das Erdbeben von 2011 ließ den Norden Japans bis zu 75 cm absinken[4].
- neueseite
Hunnen |
|
Woher kamen sie?
„Hunnen“ war eine Sammelbezeichnung für Nomadenstämme, die aus den asiatischen Steppen kamen. Es ist wenig über ihre Ursprünge bekannt. Die Namen von hunnischen Größen sind aber Turkvölkischer Herkunft. Schon die Chinesen litten unter den Überfällen der Hunnen und anderer räuberischer Nomadenstämme und bauten die Große Mauer, um sich zu schützen. Etwa im Jahr 370 verließen die Hunnen ihre Heimat und zogen nach Westen. Ob sie ihre Heimat aus Raubgier, wegen einer Hungersnot, oder wegen einer Bedrohung verlassen haben ist nicht bekannt. Vielleicht hat es mit einer Klimaabkühlung zu tun, so dass für ihre Herden das Futter knapp wurde. Sicher ist aber: Ein Nomadenvolk lebt von seinen Viehherden. Ein oder zwei harte Winder mit Tiersterben, und es herrscht Hunger in den Jurten. Es ist logisch, dass sie dann nach Westen ins reiche Europa zogen. Etwa im Jahr 374 zerschlugen sie das Reich der Alanen (ein Nomadenvolk im Wolga- und Kaukasus-Gebiet) und gingen mit ihnen ein Bündnis ein. Im Jahr 375 besiegten sie die Ostgoten am schwarzen Meer und später die Westgoten und lösten damit letztendlich die Völkerwanderung aus. Sie galten lange Zeit als unbesiegbar.
Im Jahr 409 zogen die Hunnen plündernd durch die römische Provinz Thrakien. Um sie von weiteren Raubzügen abzuhalten, schlossen die Römer im Jahr 425 einen Bündnisvertrag und zahlten den Hunnen Gold und Weizen, ebenso wie den verbündeten Germanen. Im Jahr 436 vernichtete der römische Feldherr Aetius mit Hilfe der Hunnen das Burgunderreich. Aus diesem Ereignis entstand die Nibelungensage, in der Attila als König Etzel bezeichnet wird.
450 rüstete Attila erneut zum Krieg, um seine Macht auszuweiten und Gallien zu erobern. Allerdings wurde er 451 auf den katalaunischen Feldern vom römischen Feldherrn Aetius mit Unterstützung der Westgoten besiegt. Es soll eine der schrecklichsten Schlachten des Altertums gewesen sein. Die Sieger geben an, 200 000 bis 300 000 Hunnen getötet zu haben. Das ist vermutlich stark übertrieben, denn schon im nächsten Jahr war Attila kampfstark genug, um sich auf den Weg nach Italien zu machen und Norditalien zu plündern. Rom wurde nur deshalb nicht erobert, weil der Papst Leo I. den Hunnen entgegenzog und dem abergläubigen Attila prophezeite, ein Jahr nach einem Einfall in Rom zu sterben. Daraufhin kehrten die Hunnen um.
Wie kämpften sie?
Als Reiterhirten verbrachten die Hunnen einen großen Teil ihres Lebens im Sattel und waren fast „verwachsen“ mit ihrem Pferd. Sie hatten keine „Infanterie“ und kämpften in Abteilungen von 500 bis 1000 Kriegern. Durch ihre hohe Geschwindigkeit kamen ihre Überfälle meist völlig überraschend, denn kein Bote schaffte es, rechtzeitig vor ihrem Angriff zu warnen. Die Hunnen waren die Ersten, die stabile Sättel mit eingearbeiteten Steigbügeln (ledernen Schlaufen) verwendeten. Kein anderes Volk saß so sicher im Sattel. Sie konnten die Pferde mit den Schenkeln lenken und hatten dadurch beide Hände frei zum Kämpfen. Ihre Komposit-Bögen (Reflex-Bögen) waren aus Holz und Knochen gefertigt, die Herstellung eines Bogens dauerte mehrere Jahre. Als Bogenschützen waren die Hunnen unübertroffen. Sie konnten 150 m weit schießen, im vollen Galopp konnten sie noch auf 50 m treffen. Ihre Pfeilhagel waren vernichtend, denn gegen die Wucht der schweren Pfeile schützten die damaligen Körperpanzer nicht. Im Nahkampf benutzten sie Dolche und 90 cm lange zweischneidige Schwerter. Ihre Lassos benutzten sie, um die Gegner umzureißen. Belagerungen waren nicht ihre Stärke, stark befestigte Städte umgingen sie.
Die Hunnen waren harte, genügsame Krieger. Sie zeigten keinen Schmerz. Männlichen Babys zerschnitt man die Wangen, um sie frühzeitig an Schmerz zu gewöhnen und den Bartwuchs zu verhindern.
Wie sahen Ihre Gebäude aus?
Als Nomadenvolk wohnten die Hunnen in runden Zelten aus Filz und Schafhäuten. Sie waren geräumig und bequem. Teppiche dienten als Raumteiler. Wenn sie für eine Weile sesshaft wurden, errichteten sie feste Holzhäuser. Wenn sie unterwegs waren, luden sie Hausrat, Vorräte und Zelte auf Wagen. Nachts stellten sie die Wagen als Wagenburg auf, wie es mehr alt tausend Jahre später auch die amerikanischen Siedler auf den Trecks machten.
Was aßen sie?
Sie züchteten hauptsächlich kleine, zähe, widerstandsfähige Pferde, aber auch Schafe und einige wenige Rinder. Die Hauptnahrung war Hammelfleisch, das in großen Kesseln gekocht wurde, sowie Milch und Käse. Sie tranken gern Stutenmilch, die mit Pferdeblut vermischt wurde. Das wichtigste alkoholische Getränk war vergorene Stutenmilch. Mit Ackerbau beschäftigen sie sich nicht.
Auf ihren Beutezügen nahmen sie sich nur selten die Zeit, Feuer zu machen. Sie ernährten sich hauptsächlich von rohem oder halbrohem Fleisch, aber auch von Brot sowie von wilden Kräutern.
Wie kleideten sie sich?
Die Reiterkrieger trugen Hosen aus derbem Leder und zottelige Felljacken. Durch Bandagieren im Kindesalter verformten sie ihre Schädel. Diese „Turmschädel“ waren auch bei anderen Reitervölkern üblich.
Die Hunnen bekamen zeitweise Unmengen von Gold von den römischen Kaisern. Sie nutzen das Gold wohl kaum als Zahlungsmittel, sondern fertigten Schmuck und Geschirr und Gefäße daraus, die wohl auch für religiöse Zwecke wichtig waren. Frauen nähten Goldplättchen auf Kleidungsstücke. Sie trugen farbige Kleider und stellten schöne Stickereien her. Perlen wurden für Halsketten, Armbändern und Fußspangen verwendet. Keramikgefäße benutzten die Hunnen nur selten, denn bei ihrem Wanderleben ging vermutlich viel zu Bruch.
Woran glaubten sie?
Sie waren Anhänger einer Naturreligion, die von Schamanen vermittelt wurde. Sie verehrten einen Kriegsgott. Die Führer ließen sich von Sehern durch Eingeweideschau von Opfertieren voraussagen, wie eine Schlacht ausgehen wird. Wenn ein bedeutender Hunne starb, bauten sie eine Grabkammer, legten den geschmückten Toten hinein und schütteten einen Hügel, den sogenannten „Kurgan“ darüber auf.
Die Hunnen waren vermutlich religiös tolerant. Sie gliederten viele Fremde ein. Sogar Gefangene konnten es weit bringen. Es zählte nicht die Herkunft, sondern ihre Nützlichkeit.
Sind einige von Ihnen heute noch berühmt?
Der berühmteste Führer der Hunnen war Attila. Unter seiner Herrschaft erreichte das Hunnenreich seine größte Ausdehnung. Durch eine geschickte Politik hatte er viele Verbündete, auch unter germanischen Stämmen. Die Völker im Hunnenreich konnten ihre Sprache, ihre Religion und ihre Anführer behalten. Von seinen europäischen Feinden wurde er als „Geißel Gottes“ bezeichnet.
Attila starb 453 in einer Hochzeitsnacht an einem Blutsturz. Danach versuchten einige seiner Söhne zu regieren (Attila hatte angeblich 150 Söhne nur aus seinen offiziellen Verbindungen), aber sie waren uneinig und das Hunnenreich verlor seine frühere Macht.
Was ist heute noch von ihnen übrig?
In den Jahren zwischen 454 bis 469 wurden die Hunnen in mehreren verlustreichen Schlachten geschlagen, teils sogar von ihren früheren Vasallen. Ein Teil der Überlebenden zog zurück an den Dnepr und nach Asien, andere vermischten sich mit der örtlichen Bevölkerung und wurden sesshaft.
Im Jahr 910 zogen die Nachfahren der Hunnen noch einmal nach Westen: Sie nannten sich „Magyaren“ und kamen auf kurzbeinigen, stämmigen Pferden mit den hochentwickelten Reflexbögen und der Taktik der Hunnen. Als sie im Jahr 955 den Fehler machen, Augsburg zu belagern, kam König Otto mit einem Heer aus Franken, Sachsen, Bayern, Schwaben und Böhmen der Stadt zu Hilfe. Die Magyaren hatten gegen die schwer gepanzerten Ritter und eine kluge Taktik keine Chance und wurden fast völlig niedergemetzelt. Viele der Überlebenden wurden in dem Gebiet sesshaft, das wir heute „Ungarn“ nennen. Otto I., der „Retter des Abendlandes“, wurde zum Dank im Jahr 962 vom Papst zum römischen Kaiser ernannt.
- neueseite
Japaner |
|
In welchem Land lebten sie?
In Japan. Japan ist eine felsige Inselkette im Osten Asiens. Sie besteht aus über tausend Inseln. Die meistens von ihnen sind bis heute unbewohnt.
Diese Inseln liegen östlich von China und verlaufen im Süden in Richtung Südkorea. Die meisten Japaner lebten auf drei der vier großen Hauptinseln Japans.
Von Süden nach Norden sind das die Inseln Kyushu, Shikoku und Honshu, die größte der drei Inseln. Die vierte große Insel Hokkaido wurde von ihnen erst sehr spät besiedelt. Sie war von einem anderen Volk, den Ainu, bewohnt. Die Japaner sahen sie als Barbaren an.
Japan ist ein karges Land und besteht zu großen Teilen aus Gebirge und Steilflächen. Um Ackerbau betreiben zu können, benötigt man aber ziemlich ebenen Boden. Das ist besonders wichtig, wenn man Reis anbauen will. Aus diesem Grund siedelten sich die Japaner in den großen Ebenen Japans an. Die wichtigsten sind die Kantô-Ebene, in der Nähe des heutigen Tôkyô und die Ebene um Kyôtô und Nara. Kyôtô war vor Tôkyô die Hauptstadt Japans und hieß früher Heian-Kyô. Das bedeutet "Die Stadt des Friedens".
Wie sahen ihre Gebäude aus?
Traditionell wurden fast alle Gebäude in Japan aus Holz gefertigt. Einzelne Räume wurden durch verschiebbare Wände aus Holzrahmen, die mit Papier bespannt waren, voneinander abgetrennt. Der Holzboden wurde in den besseren Zimmern mit tatami, dicken Reisstrohmatten, bedeckt und nur im Eingangsbereich bestand er aus gestampfter Erde. Es gab keine Fenster in den Häusern, nur das schwache Licht, das die Papierwände durchschimmern ließen, erhellte die Zimmer auf natürliche Art. Deswegen konnte man oft zumindest zwei Außenwände eines Hauses zur Seite schieben oder zumindest ein Stück weit hochklappen. Meistens aber konnte man bei schönem Wetter die Papiermauern des Hauses zur Seite schieben und hatte dann den Garten direkt neben dem Wohnzimmer!
Die Japaner kannten auch Gebäude aus Stein wie wir. Weil es aber viel aufwändiger und teurer ist, solche Häuser zu bauen als Holzhäuser mit Papierwänden, konnten sich nur Reiche ein Gebäude aus Stein leisten. Ein weiterer Grund für die Seltenheit solcher Gebäude sind die häufigen Erdbeben. Sie zerstörten viele Gebäude. Es ist auch viel gefährlicher, wenn über deinem Kopf ein Steingebäude zusammenbricht, als wenn du eine Papierwand auf den Kopf bekommst! Auf der rechten Seite siehst du als Beispiel eine japanische Burg aus Stein.
Was aßen sie?
Die Japaner ernähren sich vor allem von Buchweizen, Gemüse, Fisch und Meeresfrüchten. Reis konnten sich früher nur reiche Leute als tägliche Nahrung leisten, denn er war die Währung und die Steuern mussten in Reis bezahlt werden. Die Samurai und Staatsbeamte erhielten ihren Lohn nicht in Geld, sondern sogenannten "koku", einer bestimmte Menge Reis pro Jahr. Heute kann sich jeder Japaner soviel Reis leisten, wie er will. Die Japaner essen wie die Chinesen mit Essstäbchen. Sie stellen ihr Essen gerne in kleinen unterteilten Schachteln auf den Tisch oder nehmen es in diesen Schachteln mit. Man nennt sie auf japanisch bento.
Die Japaner kennen auch Wein, allerdings stellen sie ihn nicht aus Trauben her, sondern aus Reis. Sie trinken diesen Wein, den sie sake nennen, im Winter auch warm. Das bei uns wohl berühmteste japanische Gericht ist Sushi. Um Sushi zuzubereiten, bestreichen japanische Köche Algenblätter mit Reis, legen etwas Gemüse oder Fisch darauf und rollen die Blätter zusammen. Dann schneiden sie die Rollen in kleine Stückchen, die zusammen mit Sojasauce und Wasabi serviert werden. Wasabi ist japanischer grüner Meerrettisch und sehr scharf.
Die Japaner essen außerdem noch sehr gerne Nudeln aus Buchweizen, sogenannte Soba-Nudeln. Fleisch wird in Japan nicht sehr viel gegessen und ist sehr teuer.
Wie kleideten sie sich?
Die wohl bekannteste Kleidung der Japaner ist der Kimono, ein kleidartiges Hemd mit langen weiten Ärmeln. Er bestand je nach Reichtum seines Trägers aus Baumwolle oder Seide. Zusammengehalten wurde er von einem bis zu vier Meter langem Tuchgürtel, dem so genannten obi. Im Herbst und Winter trugen die Leute oft mehrere Kimonos übereinander, um nicht zu frieren.
Als Schuhe verwendeten sie Holzsandalen, die auf japanische Geta heißen. Sie hatten kleine Absätze, damit der Träger nicht nasse Füße bekam. Wenn es kalt war, trugen sie tabi, dicke Socken, und Sandalen. Sie waren an der Spitze geteilt, damit die Japaner noch gut in ihre Geta schlupfen konnten. Wenn die Regenzeit kam, benutzten sie große kegelförmige Hüte aus Bambus, an denen das Wasser gut ablaufen konnte.
Wie sah ihre Schrift aus?
Die japanischen Adeligen und Priester benutzten lange chinesische Schriftzeichen, wenn sie schreiben wollten. Die Japaner hatten nämlich zuerst keine eigene Schrift. Später wurden aus einem Teil dieser Schriftzeichen die Kana entwickelt.
Die Kana
Die Kana sind die beiden Schriften der Japaner. Sie heißen Hiragana und Katakana. Jedes Schriftzeichen stellt eine Silbe dar. Silben sind meistens ein Selbstlaut (zum Beispiel ein "a") und ein Fremdlaut (zum Beispiel ein "t"). Das Schriftzeichen rechts ist die Silbe "mu". Das Schriftzeichen links darunter spricht man "mi" aus.
Indem nur Teile der Männerschrift Manyogana verwendet wurden, entwickelten sich die Katakana. Im Gegensatz zu den Hiragana sind sie eckig und auffällig. Sie werden deshalb heute vor allem in der Werbung benutzt, um Aufmerksamkeit zu erregen. Ein Bespiel hierfür ist das Wort カタカナ, das "katakana" bedeutet. Vor allem aber werden sie von den Japanern benutzt, um ausländische Worte und Namen zu schreiben.
Die ひらがな Hiragana entstanden aus der Vereinfachung der Frauenschrift. Die Buchstaben vor dem Wort Hiragana sind in dieser Schrift geschrieben. Sie hieß auch Grasschrift, weil sie so fein und geschwungen wie Grashalme aussieht. Sie diente vor allem dazu, die Wörter kunstvoll und schön aufzuschreiben. Siehst du, wie sehr sich die Hiragana von den Katakana unterscheiden? Sie sehen viel schwungvoller und feiner aus! Japanische Kinder lernen dieses Alphabet zuerst, weil für sie die Kanji noch zu schwierig sind. Deswegen sind japanische Kinderbücher ausschließlich in Hiragana geschrieben, erst für ältere Kinder kommen ein paar Kanji im Text vor.
Die Kanji
Die chinesischen Schriftzeichen heißen auf japanisch Kanji. Sie wurden in Japan ab ca. dem 4. Jahrhundert verwendet und entwickelten sich später unabhängig von den chinesischen Schriftzeichen weiter. Aber trotzdem können Chinesen und Japaner meistens raten, was die Schriftzeichen der anderen Sprache heißen sollen. Das liegt daran, dass sie sich doch noch stark ähneln.
Heute verwenden die Japaner chinesische Schriftzeichen, die sie mit Hiragana ergänzen (besonders wegen der Grammatik). Sie benutzten Katakana meistens für ausländische Worte. Sie gebrauchen auch unsere lateinischen Buchstaben, die sie Romaji nennen, wenn sie etwas sehr stark hervorheben wollen oder ein Wort in einer anderen Sprache schreiben wollen. Die Buchstaben unter dem Kanji-Bild sind etwa Romaji die du auch lesen kannst.
Woran glaubten sie?
Die Japaner glauben schon seit langer Zeit an den Shintô-Glauben. Shintô kann in etwa mit "Der Weg der Götter" übersetzt werden. Die Götter des Shintô, die kami, werden mit der Natur und mit der Gemeinschaft der Familiensippen in Verbindung gebracht. Es gibt etwa für fast jeden Fluss in Japan einen kami. Die Gottheit des Familienverbundes der japanischen Kaiser, "Amaterasu", gilt sogar als die Schutzgöttin Japans. Im Shintô ist Reinheit sehr wichtig. Viele Dinge wie etwa Blut oder tote Menschen werden als unrein angesehen und sollen nach diesem Glauben gemieden werden. Deshalb verbrennen die Japaner auch ihre Toten. Den Shintô-Glauben gibt es nur in Japan und er war bis 1945 der Staatsglaube Japans.
Neben den kami gab es auch noch viele Dämonen und Geister, die überall lauern konnten. Aber nicht alle waren böse oder wollten den Menschen schlechtes. Manchmal stellten sie einfach bestimmte Abläufe in der Natur dar oder beschützen alte Bäume und Wälder.
Später kam der Buddhismus von China über Korea nach Japan. Der japanische Hofadel nahm den Glauben des chinesischen Kaiserreichs an, nachdem der japanische Kaiser im Jahr 538 eine Buddhastatue und einige heilige Schriften, sogenannte Sutren aus Südkorea geschenkt bekommen hatte.
Der Buddhismus breitet sich zuerst nur im Adel aus und wird erst 600 Jahre später auch von den einfachen Leuten angenommen. Es wurden aber schon früh Klöster gebaut und der neue Glaube breitete sich in Japan aus. Das tat dem Shintôismus aber keinen Abbruch. Die einfachen Leute glaubten weiterhin an die kami und Dämonen. Später gab es viele verschiedene Schulen des Buddhismus in Japan, darunter auch besonders außergewöhnliche wie etwa die Nichiren-Richtung, deren Mönche als die "Kriegermönche vom Hieisan" bekannt waren. Den größten Tempel einer anderen Richtung, dem Kegon Shû, kannst du oben auf dem Bild sehen. Er ist das größte Gebäude der Welt, das nur aus Holz gebaut wurde. In ihm steht die größte Bronzestatue eines Buddhas weltweit. Du kannst sie auf der linken Seite sitzen sehen
Beide Religionen wurden in vielen Tempeln und Schreinen friedlich nebeneinander gelebt. Oft waren in den Tempeln heilige Gegenstände beider Religionen zu sehen und buddhistische Priester bewachten die Shintô-Schreine. Sie unterrichteten an den heiligen Stätten des Shintô auch ihre Lehren.
Auch heute noch besuchen viele Japaner Tempel beider Glaubensrichtungen. Zu freudigen Anlässen wie einer Hochzeit bevorzugen sie oft die farbenprächtigen und lebensfrohen Shintô-Schreine während eine schlichte buddhistische Zeremonie am Ende ihres Lebens von den meisten Japanern als Beerdigungsritual gewünscht wird. So ergänzen sich die beiden Glaubensrichtungen sehr gut in Japan.
In Japan gab es auch ein paar Christen, die von christlichen Missionaren bekehrt wurden. [Tokugawa Iemitsu, der Enkel Tokugawa Ieyasus verbot das Christentum. Deswegen mussten sich die Christen in Japan viele Jahre lang verstecken. Dabei war Japan eigentlich schon immer anderen Glaubensrichtungen gegenüber offen eingestellt und jeder durfte glauben, was er wollte. Das ist heute aber wieder so.
Wer waren die Samurai?
Die Samurai waren die Ritter der Japaner. In den Geschichten der Japaner dienen sie stets ihrem Fürsten bis in den Tod. In Wirklichkeit war dies nicht immer der Fall.
Ihre Helme waren so geformt, dass sie möglichst groß und furchterregend aussahen. Das kannst Du gut bei dem Samurai auf dem Bild sehen. Sie waren gefürchtete Krieger und besaßen eine Vielzahl von Waffen:
- Das Schwertpaar, bestehend aus einem kleineren Wakzashi und einem größeren Katana. Beide Schwerter waren so gebogen, dass sie möglichst große Wunden rissen.
- eine Lanze, entweder eine Naginata mit langer und leicht gebogener Klinge oder ein Yari. Ein Yari sah aus wie ein langer Dolch auf einem Stab.
- manche Samurai waren auch sehr gute Bogenschützen. Sie benutzten vor allem Langbögen, von denen sie auch vom Pferd aus Pfeile abschießen konnten.
Die Samurai hatten eine besondere Stellung in der japanischen Gesellschaft. Sie gehörten immer zum Haus ihres Herren, der meist ein größerer Fürst war. Sie bekamen eine Bezahlung in koku. Sie durften als einzige auf den Straßen Waffen tragen und zu manchen Zeiten durften sie sogar einfache Bauern oder Händler töten, wenn sie von ihnen beleidigt wurden. Das taten die Samurai aber nur sehr selten.
Die Japanische Regierung verbot 1876 das Tragen von Schwertern und stellte eine Armee ohne Samurai auf. Sie schaffte den Stand der Samurai ab, und so wurden viele Samurai Beamte der neuen Regierung. Das war für die Japaner ganz normal, da Samurai immer schon von den Herrschenden bezahlt wurden - früher vom Adel, heute eben von der Regierung.
Dennoch haben die Familien der Samurai, wie das Haus Honda, bis heute in der japanischen Wirtschaft und Politik noch großen Einfluss.
Der Shôgun
Der Shōgun war ursprünglich der höchste Rang unter den Samurai, der Anführer aller anderen. Er war mit dem Rang eines Generals vergleichbar und hatte etwa soviel Macht wie ein Herzog. "Shôgun" heißt wörtlich übersetzt "Besieger der Barbaren". Das kommt daher, weil die ersten Shôgune Japaner im Nordosten von Honshu und im südlichen Hokkaido gegen die "Barbaren", also Nichtjapaner kämpften. Später wurden sie immer wichtiger.
Als das japanische Kaiserhaus schwächer wurde und sich Kriege innerhalb der Kaiserfamilien häuften, wurden die Samurai immer stärker. Das ging soweit, dass die späteren Shôgune aus ihren Reihen stammten und das Volk an die Macht kam. Die Shôgune aus den Reihen des Volkes regierten zwar im Namen des Kaisers, nahmen aber keinerlei Befehle von ihm entgegen und stellten ihn oft unter Hausarrest. Sie waren die eigentlichen Herrscher Japans zwischen 1192 und 1867. Dann wurde das Shôgunat abgeschafft. Sie herrschten also fast 700 Jahre in Japan! Der berühmteste Shôgun war Tokugawa Ieasu.
Sind einige von Ihnen heute noch berühmt?
Der wohl berühmsteste Samurai aller Zeiten ist Tokugawa Ieasu. Er schaffte es, eine Erbfolge von Shôgunen zu schaffen, die dem Land 400 Jahre Frieden schenkte.
Er hatte großen Einfluss auf das Land: Er errichtete sein Hauptquartier in Edo, einem unbedeutenden Fischerdorf. Durch seine lange Regierung und dadurch, dass seine Familie so lange an der Macht war, entwickelte sich dieses Fischerdorf zu einer Großstadt. Im Jahre 1868 wurde es in Tôkyô (das bedeutet "östliche Hauptstadt") umbenannt und Sitz des Kaisers. Heute ist Tôkyô die Hauptstadt Japans und eine der größten Städte der Welt.
Sein Enkel Tokugawa Iemitsu beeinflusste das Schicksal Japans auch sehr stark. Er befahl, dasa sich das ganze Land vor der Außenwelt verschließen sollte. Jedem Schiff wurde verboten, an der japanischen Küste anzulegen. Wenn ein Japaner ins Ausland wollte, durfte er nicht mehr in seine Heimat zurückkehren. Er verbot auch das Christentum in Japan, nachdem die Jesuitenmönche sich zu sehr in die Machtkämpfe Japans einmischten. Die Jesuiten kontrollierten einige Zeit die damals größte Handelsstadt Japans, Nagasaki.
Ein weiterer berühmter Japaner ist Oe Kenzaburo, ein Schriftsteller. Er erhielt 1994 den Nobelpreis für Literatur.
Was ist heute noch von ihnen übrig?
Die Japaner gibt es heute noch genauso wie damals. Sie haben sich aber verändert: aus den Samurai wurden Beamte und Geschäftsmänner. Sie leben heute ähnlich wie wir in einer Demokratie (Die Regierung wird vom Volk gewählt). In Japan gibt es aber noch einen Kaiser, der das Land nach außen hin vertritt. Wirkliche Macht hat er aber nicht mehr und er muss das Parlament um eine Erlaubnis bitten, wenn er verreisen will. Der momentane Kaiser Akihito und seine Frau Michiko sind im japanischen Volk sehr beliebt.
Die Japaner sind auch sehr gute Forscher und Entwickler. Das Fax wurde zum Beispiel in Japan entwickelt und japanische Forscher sind führend beim Entwerfen und Bauen von Robotern. Auch viele der bei uns brandneuen Handys gibt es in Japan schon ein bis zwei Jahre, da sie uns auf diesem Gebiet etwas voraus sind.
Japanische Comics, sogenannte Mangas werden auf der ganzen Welt immer beliebter. Und du hast bestimmt schon einmal eine Zeichentrickserie aus Japan, ein Anime, gesehen! Berühmte Animes sind z.B: Yu-Gi-Oh, Pokemon, Sailor Moon oder DragonBall.
- neueseite
Anasazi |
|
Wer waren die Anasazi?
Die Anasazi waren Indianer aus Amerika, die im Südwesten der heutigen USA vom 8.-13.Jahrhundert unserer Zeitrechnung lebten. Sie errichteten eine glanzvolle Kultur, basierend auf der Bewässerung, und rätselhafte Dörfer.
Das Wort Anasazi, das die "Alten" bedeutet, wurde von den Indianern verwendet, um ihre sehr frühen Vorfahren zu bezeichnen. Die Spanier nannten ihre Vorfahren die "pueblos", was "Dörfer" bedeutet. Denn die Pueblos, wie die Anasazi lebten in mehrstöckigen Häusern, die massiv und in Gruppen gebaut waren. Heute benutzen die Hopi-Indianer das Wort "Hisatsinom" häufiger als das Wort "Anasazi". Die Historiker schließlich fassen manchmal unter der Bezeichnung "Anasazi" mehrere ähnliche Kulturen zusammen, die in der selben Region gelebt haben: die Hohokam, die Mogollon und die Patayan, Völker, die alle vor der Ankunft der Europäer in Amerika verschwunden sind.
Wo lebten die Anasazi?
Die Archäologen fanden Spuren dieser Kultur in vier amerikanischen Staaten: Arizona, Utah, Neu-Mexiko und Colorado. Da sich diese Staaten an einer Ecke berühren, bezeichnet man diese Region mit dem englischen Namen "Four Corners" (Region der "Vier Ecken", wie "Vierländereck"). Auch wenn die Landschaften dieser Gebiete grandios sind, erschweren die natürlichen Bedingungen das Leben: die Dürre prägt den Großteil der Landschaft, die wie eine Wüste aussieht.
Dennoch wussten die Anasazi die natürlichen Ressourcen zu nutzen und respektierten das Gleichgewicht ihrer Umwelt. Sie schnitten zum Beispiel Blätter von der Yucca-Palme, um sie zu flechten. Sie beherrschten landwirtschaftliche Fertigkeiten, und sie passten sich an die Zwänge der Umgebung an. Die Güter, die sie nicht vor Ort vorfanden, importierten sie aus anderen Regionen.
Dann ist auch noch die Höhenlage eine Einschränkung. Die Winter sind kalt und der Schnee kann den Boden bedecken. Der Temperaturunterschied zwischen Winter und Sommer ist beträchtlich. Im Osten erreichen die Felsgebirge der Rocky Mountains Höhen von mehr als 4000 Meter über dem Meeresspiegel. Das Gebiet der Anasazi-Kultur erstreckt sich über hochgelegene Plateauebenen, die von Flüssen durchzogen sind, die in die Täler fließen. Die Bewohner ließen sich überall auf den "mesa", den felsigen Plateauebenen, nieder, durch die die Winde fegen. "Mesa" ist das spanische Wort für Tisch.
Wie sahen ihre Gebäude aus?
- Die ältesten Wohnstätten der Anasazi waren recht bescheiden: es handelte sich um kleine Häuser, jedes gerade groß genug, um eine Familie zu beherbergen. Die Häuser waren auf untiefen Grundmauern gebaut. Ihr Dach war mit Erde und Zweigen gedeckt. Sie wurden immer weiter zusammengebaut, um Dörfer zu bilden.
- Später konnten die Dörfer der Anasazi mehrere Hundert Einwohner beherbergen. Als sesshafte Ackerbauern bepflanzten die Anasazi ihre Felder, die nahe der Wohnstätten waren. Die heute besser erhaltenen Bauten hatten Steinmauern, die mit Mörtel verputzt waren. Das Dach war mit Schichten aus Ton und Zweigen gedeckt und wurde von großen Holzstämmen getragen. Die Häuser hatten am Anfang nicht mehr als ein Stockwerk, aber sie konnten in die Höhe vergrößert werden, in dem man ein oder zwei zusätzliche Stockwerke anbaute. Mehrere Räume waren für die Vorratshaltung von Lebensmitteln bestimmt. Um das Jahr 1000 unserer Zeitrechnung wurde dieser Haustyp immer häufiger gebaut.
- In den Dörfern interessieren sich die Archäologen sehr für die "Kivas": sie haben eine viereckige oder runde Form, diese Räume waren zum Arbeiten oder Schlafen in der ersten Zeit bestimmt. Später scheinen die großen Kivas als Ort für religiöse Feste der Dorfgemeinschaft gedient zu haben.
- Die Anasazi verstanden es, außergewöhnliche natürliche Orte zu wählen, um sich niederzulassen: im 13. Jahrhundert wurden mehrere Dörfer auf imposanten Klippen erbaut. Eingehöhlt in den Wänden der gigantischen Canyons locken die Häuser der Höhlenbewohner noch immer schaulustige Touristen an. Diese Art zu wohnen bietet den Vorteil, einen Schutz gegen Regen oder Schnee zu bieten. Die Ausrichtung der Dörfer schützte die Dorfgemeinschaft vor der Kälte im Winter und der Hitze im Sommer. Außerdem boten solche Standorte einen natürlichen Schutz vor möglichen Angriffen. Dafür waren die Felder weiter entfernt von den Wohnstätten und weniger zugänglich für die Bewohner.
Was aßen sie ?
- Die Anasazi pflanzten Mais (der die Grundlage ihrer Ernährung war), Bohnen, Kürbis und Tabak an. Die Felder befanden sich auf den flachen Ebenen (mesas) auf bis zu 2100 Meter über dem Meeresspiegel. In größerer Höhe wären die klimatischen Bedingungen zu schwierig für den Ackerbau.
- Die Anasazi übernahmen schrittweise die Bewässerungstechniken, die aus Mexiko kamen: sei es, um Wasser aus den Flüssen (Rio Grande) zu schöpfen, sei es, um eine Wasserreserve aus Regenwasser zu schaffen. Der Bau von kleinen Dämmen, Kanälen und Wasserbecken erforderte eine gewisse Organisation der Dorfgemeinschaft. Ein Teil der Ernte wurde für den Fall einer Missernte gelagert.
- Trotz allem haben die Anasazi niemals ganz mit dem Jagen und der Ernte, wie sie von ihren wandernden Vorfahren betrieben wurde, aufgehört. Pinienkerne, Beeren und wilde Früchte waren zusätzliche Nahrung. Sie fanden Wild in den Bergen (Hirschkühe, Wapitis, Antilopen, Dickhornschafe). Kleinere Tiere (Hasen, Eichhörnchen, Vögel ...) wurden mit Hilfe von Fallen und Fangnetzen aus Yucca gefangen.
- Mais und Kürbis wurden getrocknet und gelagert. Kiefernzapfen wurden an Stangen festgebunden und erhitzt, damit sie ihre Kerne freigaben. Die Kerne wurden direkt gegessen oder zerschlagen, um eine Art Fladen daraus zu machen. Sonnenblumenkerne wurden enthülst und in Tonkrügen gelagert. Kleine Tiere (Hasen...) waren die Hauptquelle für Fleisch. Die größeren Tiere wurden am Ort der Jagd zerlegt. Das Fleisch wurde als Ragout zubereitet oder gehackt. Man schätzte auch das Knochenmark und man hob die Haut für andere Zwecke auf. Die Zucht von Gänsen diente lediglich dem Beschaffen von Federn. Ihr Fleisch wurde nicht gegessen. Wie die Hunde wurden sie vor allem zur Gesellschaft gehalten.
- Die Getreidesorten wurden in geschlossenen Behältern aufbewahrt, um sie vor Nagetieren und Insekten zu schützen. Im 6.Jahrhundert tritt dekorierte Töpferware mit Figuren (Linien, Punkte) auf, die wahrscheinlich eine einfache Verzierung von Korbwaren / Flechtarbeiten aufgreift. Später wird die Verzierung komplexer: die Darstellungen von Tieren oder von Menschen sind aufgezeichnet. Die benutzten Farben unterscheiden sich in den Regionen: Schwarz und weiß in Colorado, schwarz und rot im Norden Arizonas, rot und gelbbraun in Utah.
- Die Töpferware ist oft reich verziert mit Motiven von verschiedenen Gegenständen (Getreideähren, Halme von Yucca oder Muscheln), die vor dem Brennen in den Ton eingestanzt wurden.
- Man machte Feuer, indem man einen Stab auf einer Holzplatte rieb. In einer Aushöhlung auf dieser Platte entstand dann Feuer. Um zu kochen, benutzte man Geräte aus Ton, Holz oder Knochen. Um Wasser zu kochen, durfte man den Topf nicht auf das offene Feuer stellen: das hätte den Topf zerstört! Also legte man heiße Steine auf den Boden des Behälters, damit diese die Flüssigkeit erhitzten.
Woran glaubten sie ?
- Die Anasazi haben zahlreiche Felszeichnungen in der amerikanischen Wüste hinterlassen. Es handelt sich dabei um mehr oder weniger stilisierte Zeichnungen, die in die Felswände der Canyons geritzt sind. Sie können einzeln sein oder mehrere Meter bedecken. Die Archäologen haben nur Vermutungen, was sie bedeuten.
- Die Zeichnungen stellen oft Tiere dar und bezeugen die Bedeutung der Jagd.
- Andere Zeichnungen sind einfache Karten, die Quellen oder Dörfer anzeigen.
- Die Darstellung von Getreide steht für eine gute Ernte.
- Einige Motive stellen eine Familie oder eine Gruppe Menschen dar.
- Die Spiralen erinnern an die Bewegung der Sonne oder die Zeit, die vergeht. Sie gehören vielleicht zu einer Art Ritual des Jahresverlaufs. Für die heutigen Pueblos symboliseren sie die Wanderung der Stämme.
An mehreren Orten stehen die Felszeichnungen in Verbindung mit der Sonnenwende. Die des Hovenweep National Monuments deuten ganz klar auf dieses Ereignis im Jahr hin. Die Ausrichtung der Gebäude des archäologischen Fundplatzes von Chimney Rock beweisen, dass die Ansazi die Mondzyklen verstanden und vorhersehen konnten.
- Die Historiker wissen nicht, ob es eine ausgebildete Priesterschaft gab. Man weiß, dass gewisse Personen gelegentlich versuchten, Visionen zu bekommen, in dem sie Pflanzen aßen, die Halluzinationen hervorrufen. Stechapfelkerne wurden in Mesa Verde gefunden: diese giftige Pflanze bewirkt Halluzinationen.
- Die alten Anasazi hatten einen Kult für den Gott Kokopelli sowie für die Kachinas, unsichtbare Geister. Es gab Stammesfeste, die dazu bestimmt waren, die Geister anzurufen, damit sie die Gemeinschaft beschützen. Sie wurden höchstwahrscheinlich in den Kivas durchgeführt. Die Kivas waren in den Boden gegrabene Kuhlen, die mit einem Dach bedeckt waren: man stieg dort über eine kleine Leiter hinab, um den Kult durchzuführen oder um Rat abzuhalten. Außerdem gab es religiöse Feste, die im Zusammenhang mit der Landwirtschaft standen.
In welcher Gesellschaft lebten sie ?
Die Gesellschaft dürfte wahrscheinlich an jene der heutigen Pueblos erinnern. Diese ist matrilinear. Das heißt, der Ehemann muss sich in den Clan seiner Frau eingliedern. Grundstück und Haus gehören der Mutter. Die Frau kann sich scheiden lassen. Die Archäologen sind sich nicht sicher, ob die Anasazi in Clans lebten. Sie vermuten eher eine egalitäre Organisation, ohne hierarchisierte soziale Gruppen.
Was stellten sie her?
- Die Menschen webten Baumwolle, um Decken und Hemden herzustellen. Sie benutzten außerdem Naturfasern (Yucca) oder Tierfasern (Felle) für ihre Kleidung. Sie trugen Sandalen und Mokassins, und wahrscheinlich passten sie ihre Schuhe dem Schnee im Winter an.
- Sie trugen Schmuck: Ketten, Ohrringe, Armbänder, Broschen, Kämme aus Knochen, Korallen, Kohle und aus verschiedenen Schmucksteinen (Türkis...).
- Die Anasazi besorgten sich Muscheln aus Kalifornien, Kupferperlen aus Mexiko, Baumwolle aus dem Süden. Die Händler schlugen Wege ein, die ein großes Handelszentrum der Anasazi bildeten. Man zahlte nicht mit Geld, sondern tauschte Gegenstände aus: es waren Tauschgeschäfte.
- Die Künstler stellten alle möglichen Gegenstände aus Ton her: Krüge, Schalen, Teller, kleine Statuen...
- Im alltäglichen Leben nutzten die Anasazi verschiedene Gegenstände:
- Körbe, die aus Weidenruten, Yucca und Sumach geflochten waren, und für viele Zwecke genutzt wurden. Sie wurden zum Beispiel wie Rucksäcke benutzt, um Werkzeuge, Zweige oder Nahrung zu transportieren.
- Werkzeuge und Waffen aus Stein (Pfeile, Messer aus Obsidian).
- Gegenstände für das Weben der Baumwolle, und um Lederstücke zu vernähen (Nadeln aus Knochen).
- Fäden (manchmal aus Ziegenhaar), Schnüre und Seile (aus Yuccablättern)
Anleitung für kleine Archäologen
- Was verraten uns die Fundgegenstände ?
Während die Archäologen sich früher nur für wertvolle Gegenstände und Gebäude interessierten, beschäftigen sie sich heute mit allen Überresten, die Menschen zurückgelassen haben, zum Beispiel mit Knochen, Abfallgruben oder Feuerstellen.
Die Erhaltung alter Gegenstände hängt vom Wetter, wie feucht es ist und von der Gegend ab, aber auch davon, aus welchem Stoff ein Gegenstand gemacht wurde: etwas aus Metall oder Stein erhält sich besser als ein Gegenstand aus Holz. In der Wüste oder in einer feuchten Umgebung wie etwa im Moor halten sich Gegenstände länger. Dazu kommt, dass die Archäologen in diesen Gegenden auch mehr Spuren finden können.
Wenn die Archäologen solche Dinge finden, sind sie sehr froh. Denn sie verraten viel über ihre Vorbesitzer und sind oft die einzige Möglichkeit, wenn die Menschen damals nichts aufgeschrieben hatten oder gar keine Schrift kannten. Diese Dinge klären uns auf über das Alltagsleben, die Techniken, die Gemeinschaft oder den Glauben der früheren Menschen. Indem man diese Funde einordnet und vergleicht, ist es möglich, einen Teil der Geschichte verschwundener Zivilisationen nachzubauen und herauszufinden, wie diese Zivilisation ausgesehen haben könnte.
Warum sind sie verschwunden ?
Von 1300 an flüchteten die Anasazi in das Tal des Rio Grande und in das Zentrum von Arizona. Vor der Ankunft der Europäer verliert sich ihre Spur. Die Gründe für dieses Verschwinden sind schwer mit Sicherheit auszumachen:
- Hat eine Klimaveränderung die Ernten bedroht?
- Hat sich plötzlich die Umwelt verändert? (Entwaldung, Mangel an bepflanzbarer Erde?)
- Wurde der demographische Druck zu stark?
- Tauchten Probleme bei der politischen Ordnung auf? Ruinierten Kriege die Region?
Da es keine schriftlichen Aufzeichnungen gibt und wir noch nicht genug wissen, ist es schwierig, diese Fragen zu beantworten.
Wo kann man Spuren dieser Zivilisation sehen ?
Es gibt hunderte archäologische Fundplätze in den USA; einige sind für die Öffentlichkeit zugänglich:
- Das Mesa Verde (spanisch für Grüner Tafelberg) gehört zum Weltkulturerbe.
- Chaco Canyon (Neumexiko)
- Dolores Valley (500 / 1000)
- Escalante Pueblo
- Chimney Rock, bei Pagosa Springs (Colorado)
- Hovenweep National Monument
- Mancos (Colorado)
- Tin Cup Mesa (Utah)
- Canyon des Alten National Monument
- Aztec Ruins National Monument
- Casa Grande Ruins National Monument
- Gila Cliff Dwellings National Monument
- Bandelier National Monument
- Montezuma Castle National Monument
- Tuzigoot National Monument
- Wupatki National Monument
- neueseite
Pueblos |
|
Wer waren die Poeblos?
Der Begriff Poeblo ist ein Sammelbegriff für die Indiana Nordamerikas die in Poeblos-Siedlungen lebten. Zu den Poeblos gehörten die Hopi, die Keresan, die Acoma, die Tano, die Zuñi, die Hohokam, die Anasazi, die Mogollon und die Sinagua. Diese waren Indianastämme auf diesem Gebiet. Die Poeblos entstanden im 8. Jahrhundert nach Christus. Die Poeblos hatten keine Schrift weshalb es auch keine schriftlichen Überlieferungen über die Kultur gibt.
In welchem Land lebten die Pueblos?
Die Pueblos lebten im Süden Nordamerikas. Ursprünglich lebten sie nur in New Mexico und Arizona in sogenannten Pueblo-Siedlungen. Dieses Gegend lag im Süden des Felsengebirgsplateaus im Gebiet des Rio-Grande-Flußsystems. Das Gebiet in dem sie lebten war staubig, trocken und fast wüstenähnlich. Auf diesem Gebiet existierten ca. 90 Dörfer in denen über 40.000 Menschen lebten
Wie sahen Ihre Gebäude aus?
Die Pueblo-Dörfer waren meist mehrstöckig und sehr komplex. Sie bestanden meisten aus Stein. Der Mörtel war ein Sand-, Lehm- und Wassergemisch. Von Außen waren die Wände mit Lehm verputzt. Manche Pueblos-Dörfer waren sogar fünfstöckig. Die Pueblo-Gebäude hatten oft ein ovales, D-förmiges oder viereckiges Fundment.
Was aßen sie?
Die Poeblos ernährten vorwiegend von Mais und Bohnen, die sie selbst anbauten. Außerdem aßen auch Wildpflanzen und Wildfrüchte, sowie die Dickhornschafe, Wapitis, Maultierhirsche, Gabelböcke und Eselhasen. Außerdem züchteten sie Truthähne und Hunde. Die Schaf- und Ziegenzucht wurde erst von den Spaniern übernommen.
Wie kleideten sie sich?
Die Pueblos trugen vor allem, in der Taille durch einen Gürtel gehaltene, ponchoähnliche Hemden und Schärpen. Am Anfang wurde die Kleidung vorwiegend aus Wildleder hergestellt, welches später durch Baumwolle ersetzt wurde.
Welche Sprache sprachen die Pueblos?
Die Pueblos sprachen verschiedene Sprachen. Die Sprache die am weitesten verbreitet war war Tano. Das Tano lässt sich in drei Hauptsprachen unterteilen, Tiwa, Tewa und Towa.
Woran glaubten sie?
Die Pueblos dachten an immer ähnliche Schöpfungsmythen. Hauptbestandteil war, dass es eine Zeit gegeben haben soll, in der Krankheiten, Übel und Tod nicht existierten. Bis die ersten Menschen aus der Unterwelt empor kamen und zu Menschen reiften. Sie wurden dabei von sechs Zwillingspaaren geführt. Nach dem Tod kamen nach den Mythen die Menschen als Ahnen in die Unterwelt zurück. Beim Ritual der Wintersonnenwende war das ganze Dorf beteiligt. 1692 wurden wurden sie gezwungen dem Christentum beizutreten. Weshalb das Christentum heute bei den Pueblos weit verbreitet ist.
Sind einige von Ihnen heute noch berühmt?
Wir kennen kaum den Namen eines einzigen Pueblos. Da die Pueblos keine Schrift benutzten, sind ihre Namen heute nicht mehr bekannt.
Was ist heute noch von ihnen übrig?
Nachfahren der Pueblos leben bis heute in Pueblo-Siedlungen in Resavaten. Viele dieser Siedlungen sind bis heute noch erhalten. Auch die Kultur der Pueblos ist noch teilweise erhalten, obwohl die Pueblos 1692 zwangsmissioniert wurden. Das heißt, dass sie dem Christentum beitreten mussten. Daher ist bis heute das Christentum bei den Pueblos weit verbreitet. Trotzdem werden die Zeremonien bis heute weiter fortgesetzt. Es ist eine Mischung aus den Glauben entstanden.
Siehe auch
Literatur
- William C. Sturtevant (Hrsg.): Handbook of North American Indians. 20 Bände. Smithsonian Institution Press, Washington (DC) ab 1978, OCLC 276996277.
- William C. Sturtevant, Alfonso Ortiz (Hrsg.): Handbook of North American Indians: Vol. 9, Southwest. Smithsonian Institution, Washington (DC) 1979, ISBN 0-87474-189-0.
- William C. Sturtevant, Alfonso Ortiz (Hrsg.): Handbook of North American Indians: Vol. 10, Southwest. Smithsonian Institution, Washington (DC) 1983, OCLC 165739939.
- Tom Bahti: Southwestern Indian Tribes. KC Publications, Las Vegas (NEV) 1975, OCLC 38866229.
- National Park Service: Mesa Verde, Official Map and Guide
- Edward H. Spicer: Cycles of Conquest: The Impact of Spain, Mexico, and the United States on the Indians of the Southwest, 1533-1960. University of Arizona Press, Tucson 2020, ISBN 978-0-8165-4085-3.
- Timothy A. Kohler: How the Pueblos got their Sprachbund. In: Journal of Archaeological Method and Theory. Band 20, 2013, S. 212–234, 229.
- Christian F. Feest: Beseelte Welten – Die Religionen der Indianer Nordamerikas. In: Kleine Bibliothek der Religionen, Bd. 9, Herder, Freiburg / Basel / Wien 1998, ISBN 3-451-23849-7. S. 168–169, 174–175, 192.
- André Maurois: Die Geschichte Amerikas. Übersetzt von Werner Johannes Guggenheim. Rascher, Zürich 1947, S. 25: "In gewissen Gebieten, besonders im Südosten (Arizona und New Mexico) gab es Stämme, die seit vorgeschichtlicher Zeit sesshaft geworden waren und Städte gegründet hatten, die Pueblos, die an die Ksours in der Sahara erinnern."
- neueseite
Azteken |
|
In welchem Land lebten sie?
Die Azteken lebten in dem Gebiet, wo sich heute Mexiko befindet. Der Name Mexiko entstand aus dem aztekischen Wort Mexica, mit dem die Azteken sich selbst bezeichneten.
Wie sahen ihre Gebäude aus?
Die Azteken lebten auf einer künstlich angelegten Insel, auf der sich ihre Hauptstadt Tenochtitlan befand. Als sie begannen, dieses Gebiet zu besiedeln, gab es dort nichts als Sumpfland inmitten des Texcoco-Sees. Sie entwickelten ein System, das sie Chinampa nannten und mit dessen Hilfe sie das Gebiet trockenlegten. Dazu teilten sie das Land in kleine Grundstücke auf, auf denen sie Ackerbau betrieben. War genügend Land trockengelegt, begannen sie, dort Gebäude zu errichten. Nach und nach vergrößerten sie mit Hilfe dieses Systems die Fläche ihrer Insel.
Tenochtitlan
Tenochtitlan bestand aus vier Zonen oder campan. Jeder campan war in 20 Bezirke (calpullis) unterteilt, und jeder calpulli wurde von Straßen (tlaxilcalli) durchzogen. Es gab drei Hauptstraßen, die die gesamte Stadt durchzogen und sie mit dem Festland verbanden. Die calpullis dienten als Transportwege und wurden von Kanälen gekreuzt, deren hölzerne Brücken nachts entfernt wurden. Jeder calpulli hatte seinen eigenen Marktplatz (tianquiztli). Zusätzlich gab es aber auch noch einen Hauptmarkt in Tlatelolco.
Tenochtitlan war symmetrisch angelegt, das heißt, die eine Hälfte der Stadt war ein Spiegelbild der anderen. Im Stadtzentrum befanden sich die öffentlichen Gebäude, Tempel und Schulen. Inmitten eines ummauerten Platzes mit 300 Metern Seitenlänge befand sich das Zeremonie-Zentrum. Dort gab es öffentliche Gebäude, den Haupttempel, den Tempel des Quetzalcoatl, den Ballspielplatz, Tzompantli (rack of skulls), den Sonnentempel, die Opferplattform und einige weniger bedeutende Tempel. Außerhalb befand sich Moctezumas Palast. In der Nähe war auch Cuicalli, das Haus der Lieder und Calmecac, die Schule. Alle Bauarbeiten mussten vom Calmimilocatl, einer für die Stadtplanung verantwortlichen Person, genehmigt werden.
Moctezumas Palast hatte 100 Zimmer und Badezimmer für die Adeligen und die Botschafter verbündeter und unterworfener Völker. Außerdem hatte er zwei Zoos, einen für Raubvögel und einen weiteren für andere Vögel, Reptilien und Säugetiere. Es gab auch einen botanischen Garten und ein Aquarium. Das Aquarium bestand aus zehn mit Salzwasser und zehn mit Süßwasser gefüllten Becken. Es beherbergte Fische und Wasservögel.
Was aßen sie?
Auf den künstlichen Inseln im Texcoco-See bauten sie Feldfrüchte an. Ihre wichtigsten Nahrungsmittel waren Mais, Bohnen und Kürbisfrüchte. Sie bauten auch Fuchsschwanz wegen seiner Körner an. Sie kannten Zucker (aguamiel) und ein alkoholisches Getränk namens pulque. Agaven dienten als Nahrung, lieferten aber auch Fasern für Seile und Kleidung. Aus dem Texcoco-See fischten sie Schrimps und Algen, und sie aßen auch Insekten, zum Beispiel Heuschrecken (chapulines), Agavenwürmer, Ameisen und Larven. Die Azteken jagten Hirsche, Wildschweine und Enten, und zu besonderen Anlässen aßen sie auch Truthahn- oder Hundefleisch.
Sehr gern mochten die Azteken auch Kakao. Er war so wertvoll, dass Kakaobohnen als Geld benutzt wurden! Der Herrscher Moctezuma trank zu seinen Mahlzeiten nichts als Kakao, der ihm in einem goldenen Kelch serviert und dann mit einem goldenen Löffel gegessen wurde. Jeden Tag wurden fünfzig Kannen Kakao für ihn zubereitet und mehr als 2000 weitere für seinen Hofstaat. Der Kakao wurde kalt getrunken und erst nach den Mahlzeiten serviert.
Wie kleideten sie sich?
Aztekische Männer trugen ein Tuch um die Taille und einen Umhang über den Schultern. Die Aztekinnen trugen ärmellose Blusen und Wickelröcke. Die Adligen trugen leuchtend gefärbte Baumwollkleidung, die mit Gold, Edelsteinen und Federn verziert war. Baumwolle war sehr teuer. Die Kleidung der armen Leute bestand aus Agaven- und Magueyfasern, und Sklaven trugen fast keine Kleidung!
Die aztekischen Soldaten kleideten sich anders als die gewöhnlichen Leute. Die Krieger trugen gesteppte Westen aus Baumwolle, die mit Federn geschmückt und mit Steinen und Edelmetallen bestäubt waren. Dazu schmückten sie sich mit Halsketten, Armreifen und Ohrringen aus dem gleichen Material. Je nachdem wie viele Feinde sie besiegt hatten, konnten sich die Krieger das Recht verdienen, Tierkostüme zu tragen. Die Häuptlinge trugen mehrere Lagen von Gold oder Silber und darunter Federn. Die Häuptlinge und auch die Krieger trugen Helme in Tierform und Schilde aus geflochtenem Schilf und Federn. Die einfachen Soldaten besaßen solche Gegenstände nicht. Sie bemalten sich mit den Farben, die die Flagge ihres Häuptlings hatte, und trugen einen einfachen Gürtel.
Wurden Menschen an die Götter geopfert, trugen die Priester schwarze, blutbefleckte Gewänder, und die Opfer wurden mit weißem Kalk bemalt (Weiß war die Trauerfarbe). Oft wurden während der Zeremonie Masken getragen.
Wie sah ihre Schrift aus?
Genau wie die Schrift der Mayas und der Inkas bestand auch die aztekische Schrift aus Glyphen oder Bilderzeichen. Zum Beispiel wurde eine Schlange (coatl) dargestellt, indem man einen Schlangenkopf zeichnete. Die Zahlen unter 20 wurden mit Hilfe von Punkten, die Zahlen über 20 durch Glyphen geschrieben. Die Zahl 500, zum Beispiel, konnte mit Hilfe einer Feder und vier Fahnen (400 + 5*20 = 500) geschrieben werden. Die Glyphen wurden mit einer Linie verbunden, um zu zeigen, dass sie zu einer Gruppe gehören. Dann wurde die Gruppe mit dem Objekt verbunden, das gezählt werden sollte.
Woran glaubten sie?
Nach einer aztekischen Legende kamen die Vorfahren der Azteken aus einem Ort im Norden, der Aztlán hieß. Sie wurden von dem Gott Huitzilopochtli geführt. Sein Name bedeutet „Linkshändiger Kolobri“. In einer Weissagung stand, dass sie ihr Zuhause dort bauen sollten, wo sie sahen, dass ein Adler, der auf einem Kaktus sitzt, eine Schlange verschlingt. Als sie die Insel im Texcoco-See erreichten, sahen sie so einen Adler und bauten daraufhin ihre Häuser dort.
Die Azteken glaubten auch, dass ihre Vorfahren von anderen Gruppen als Barbaren angesehen wurden. Sie entschieden sich jedoch dafür, viel zu lernen, und nahmen Wissen von vielen anderen, besonders den Tolteken auf. Sie glaubten, dass die ganze Kultur von ihnen kam.
Die Azteken hatten viele Sagen, die die Erschaffung der Welt beschrieben. Eine davon sagte, dass es vier Zeitalter gäbe, die immer mit einem schlimmen Unglück enden würden. Unser Zeitalter – Nahui-Ollin, das fünfte Zeitalter oder die fünfte Erschaffung der Welt – entging der Zerstörung, weil sich der kleinste und bescheidenste ihrer Götter, Nanahuatl („voller Schmerzen“), opferte und sich in die Sonne verwandelte.
Eine andere Sage erzählt, dass die Erde von den Zwillingsgöttern Tezcatlipoca und Quetzalcoatl erschaffen wurde. Tezcatlipoca verlor dabei seinen Fuß. Deshalb hat er auf Bildern nur einen Fuß.
Die Azteken „übernahmen“ die Götter der unterworfenen Stämme in ihre Religion. Dadurch kannten sie bis zu 1600 Götter. Es wurden aber nur wenige angebetet, die meisten waren nicht wichtig. Allerdings hatten verschiedene Aztekenstämme verschiedene Hauptgötter.
Für religiöse Rituale brauchten sie Blut. Deshalb schnitten sich die Priester und sogar die Könige in Hände, Arme oder Ohren, um Blut zu erhalten.
Sind einige von ihnen heute noch berühmt?
Als die Spanier kamen, regierte der aztekische Herrscher Moctezuma Tenochtitlan. Übersetzt bedeutet sein Name „der sich durch seinen Zorn zum Herrscher erhebt“.
Der Sage nach gab es zehn Jahre vor der Ankunft der Spanier acht Vorkommnisse, die das Ende des Aztekenreiches anzeigten. Dazu gehörten:
- Ein Komet, der während des Tages am Himmel erschien.
- Eine Feuersäule (möglicherweise der Komet), die sich nachts am Himmel zeigte.
- Die Zerstörung des Tempels von Huitzilopochtli durch Feuer.
- Ein Blitz, der in den Tzonmolco-Tempel einschlug.
- Die Überflutung Tenochtitlans.
- Seltsame Menschen mit mehreren Köpfen, aber nur einem Körper, die beobachtet wurden, als sie durch die Stadt liefen.
- Eine weinende Frau, die ein Klagelied für die Azteken sang.
- Ein seltsamer Vogel (Quetzal), der gefangen wurde. Als Moctezuma in seine spiegelähnlichen Augen schaute, sah er fremde Männer, die an der Küste landeten.
Im Frühling 1519 wurde Moctezuma von seltsamen Fremden an der Küste seines Reiches berichtet.
- At first, the emperor sent an ambassador with a costume of Tlaloc, and another of Quetzalcoatl. When the ambassador met conquistador Hernán Cortés, he thought he looked like Quetzalcoatl. He told Moctezuma, who tried to stop him from coming to Tenochtitlan. He sent gold, wizards, priests, and even one of his ambassadors, Tzihuacpopoca, who pretended to be the emperor.
Schließlich traf Moctezuma den spanischen Eroberer Hernán Cortés. Es herrscht immer noch der Mythos vor, dass Cortés für den Gott Quetzalcoatl gehalten wurde. Dies trifft jedoch beim Aufeinandertreffen in Tenochtitlan nicht mehr zu. Die ersten Spanier wurden schon an der Küste getötet, und den Azteken war so sehr wohl bekannt, dass sie zwar waffentechnisch überlegene, aber dennoch menschliche Wesen vor sich hatten. Moctezuma lud Cortés in seinen Garten ein und schenkte ihm Blumen - das war die größte Ehrenbezeugung, die er ihm erweisen konnte. Als Cortés anordnete, keine Menschen mehr zu opfern, war er einverstanden. Nach dem Aufeinandertreffen unterscheiden sich die Versionen der Geschichte, Fakt ist jedoch, dass Moctezuma früher oder später von den Spaniern gefangengenommen und vermutlich auch ermordet wurde. In der Nacht vor seiner Ermordung bot Moctezuma sogar an, sich christlich taufen zu lassen, der zuständige Priester war nur leider zu sehr mit dem Zusammentragen des aztekischen Goldschatzes beschäftigt.
Cortés behauptet in seinem Brief an den spanischen König, dass Moctezuma ihm sein Reich unterstellt habe – dies ist jedoch höchst unwahrscheinlich und lässt sich anhand indigener Quellen (wie Sahagun) leicht als eine der von Cortés oft benutzten Halbwahrheiten entlarven. Erstens wurde die Rede von Moctezuma durch die Übersetzerin Malintzin in Maya Sprache übertragen, dann von Grijalva, einem Maya-Kundigen Conquistador, auf Spanisch übersetzt. Dies bietet an sich schon viel Spielraum. Moctezuma formuliert jedoch nach Sahagun in seiner Begrüßungsrede: „Meine Matte (Thron) ist auch deine Matte“. Hieraus konstruiert Cortés die Abdankung des aztekischen Herrschers und bekämpft alle, die den spanischen König nicht anerkennen, von nun an als Rebellen gegen die Krone.
Als Cortés ging, um die anderen Spanier an der Küste zu treffen, übernahm der stellvertretende Gouverneur Pedro de Alavardo die Macht. Er hinderte die Azteken daran, Toxcatl zu feiern, und tötete die meisten wichtigen Azteken der Oberschicht im heute als „Massaker des Haupttempels“ bekannten Toxcatl-Massaker. Zwischen 350 und 1000 Menschen starben (manche Chronisten geben auch zwischen 3000 und 10.000 Personen an – siehe auch Hassig 1995 –, was durchaus wahrscheinlich erscheint, da Toxcatl ein sehr wichtiges Fest war und Tenochtitlan mehrere Hunderttausend Einwohner hatte). Das erzürnte die Azteken und sie revoltierten. Moctezuma wurde von den Spaniern gefangengenommen.
Am 1. Juli 1520 erschien Moctezuma auf dem Balkon seines Palasts und bat sein Volk eindringlich darum, sich zu unterwerfen. Stattdessen warfen sie Steine nach ihm, und er starb kurz nach diesem Angriff.
Nach Moctezumas Tod gab es nur noch zwei aztekische Herrscher. Der erste starb an den Pocken. Cuahutemoc, der letzte Aztekenherrscher, wurde von den Spaniern zu Tode gefoltert. Sie verbrannten seine Füße, weil sie ihn dazu zwingen wollten zu verraten, wo die Schätze der Azteken versteckt waren, und er starb vermutlich am Schock – das behaupten jedenfalls mexikanische Forscher. Ein Jahr später war das Aztekenreich zusammengebrochen. Techichpotzin, die Tochter Moctezumas, erbte seinen Reichtum. Sie wurde christlich getauft und erhielt den Namen Isabel Moctezuma. Im Laufe ihres Lebens war sie fünf Mal verheiratet.
Was ist von ihnen geblieben?
Auch wenn es die Azteken heute nicht mehr gibt, kann man in Mexiko immer noch ihren Einfluss spüren. Mehr als 60 % der mexikanischen Bevölkerung sind Mestizen. So nennt man dort Menschen, die Azteken unter ihren Vorfahren haben. Etwa 1,5 Millionen Mexikaner sprechen Nahuatl, das vom klassischen Nahuatl, der Sprache der Azteken, abstammt.
Einige unserer Wörter stammen aus der aztekischen Sprache Nahuatl:
- Avocado: von ahuacatl (Frucht)
- Chilli: von chilli (Gemüse)
- Schokolade: von xocolatl (Getränk)
- Kakao: von cacahuatl (Frucht/Nuss)
- Kojote: von coyotl (Säugetier)
- Ozelot: von ocelotl (Säugetier)
- Tomate: von (xi)tomatl (Frucht/Beere)
Die Stadt Teotihuacán war vor 1500 Jahren eine Großstadt mit über 150 000 Einwohnern, heute graben dort die Archäologen. Sie haben die Sonnenpyramide ausgegraben, mit 63 Metern Höhe die drittgrößte Pyramide der Welt.
- neueseite
Mayas |
|
In welchem Land lebten sie?
Die alten Maya lebten in dem Gebiet, wo sich heute Südmexiko und die nördlichen Staaten Mittelamerikas, wie Guatemala, Belize, Honduras und El Salvador befinden. Die Besiedlung begann vor etwa 4000 Jahren, und vor etwa 3000 Jahren war das Land dicht besiedelt und es gab zahlreiche Städte. Etwa von 400 v. Chr. bis 250 n. Chr. entstehen durch starkes Bevölkerungswachstum große Mayazentren und es kommt zur Einführung des Königtums. Während Europa im frühen Mittelalter lebte, erreichte die Maya-Kultur ihren Höhepunkt: Einige Städte hatten mehr als 10 000 Bewohner und waren durch Dammstraßen verbunden.
Wie sahen ihre Gebäude aus?
Die Maya waren meisterhafte Architekten. Sie bauten Pyramiden und riesige Städte. Einige von ihnen wurden in den letzten Jahrzehnten dem Urwald entrissen und sie werden von Wissenschaftlern untersucht und von Touristen bestaunt.
Die Maya-Pyramiden bestanden aus Stein. Die Steine wurden so bearbeitet, dass ein stufenförmiger Bau entstand. Ganz oben auf jeder Pyramide befand sich ein Schrein, der einer bestimmten Gottheit geweiht war. Von dort aus versuchten sie die Wirklichkeit durch Rituale zu steuern.
Maya-Städte wuchsen um die Pyramiden herum. Sie bestanden aus Plätzen, die durch "sacbeob" (erhöhte Gehwege) miteinander verbunden waren. Es scheint nur Planung im Spiel gewesen zu sein; die Topografie der Region beeinflusste die Gebäudetypen, die gebaut wurden. Zum Beispiel hatten Städte in Hügellandschaften hohe Türme, während Städte, die auf Kalkstein errichtet waren, zu riesigen Stadtgemeinschaften heranwuchsen.
Im Zentrum der Mayastädte befanden sich die größten Plätze. Dort standen die Regierungsgebäude und religiöse Bauten, wie die königliche Akropolis, große Pyramidentempel und manchmal auch Sportplätze. Tempel und Sternwarten wurden immer so konstruiert, dass sie den von den Mayas angenommenen Sternbahnen folgten. Außerhalb dieser Zentren waren weniger wichtige Tempel und Schreine. In den Außenbezirken lagen die Häuser des gemeinen Volkes.
Den Mayas fehlten noch viele Werkzeuge, wie z. B. Metallwerkzeuge, Flaschenzüge, und evtl. sogar das Rad. Sie verfügten jedoch über eine Fülle von Materialien. Das geläufigste Baumaterial war Kalkstein, den sie aus Steinbrüchen vor Ort holten. Kalkstein war leicht zu verarbeiten; er wurde nur hart, wenn man ihn aus seiner Grube herausholte. Außerdem konnte man ihn als Mörtel oder als Stuck verwenden. Gewöhnliche Häuser waren mit Holzpfählen, Adobe (einer Mischung aus Stroh und sandigem Lehm) und Dachstroh gebaut; man hat jedoch auch Häuser aus Kalkstein gefunden. In der Stadt Comalcalco hat man Backsteine aus gebranntem Ton als Ersatz für Steine gefunden. Die Maya verwendeten Lehm, Stein, Kalkstein, Dachstroh, Holzpfähle und Metall, um alltägliche Häuser zu bauen.
Was haben sie gegessen?
Mais war das Hauptnahrungsmittel. Die Maya bauten außerdem ein breit gefächertes Spektrum von Feldfrüchten an, wie Maniok und Sonnenblumen. Diese Früchte wurden auf permanent erhöhten Feldern, Terrassen, Waldgärten und bewirtschafteten Brachäckern angebaut. Sie ernteten auch Wildfrüchte.
Wie kleideten sie sich?
Wenn der König sich in der Öffentlichkeit zeigte, trug er weiße Gewänder und auf dem Kopf eine Krone aus Gold. Als Verzierung dienten Federn des Quetzals, einer mittel- und südamerikanischen Vogelart. Die Priester trugen Jaguarfelle mit Gürtel, beides mit Jade verziert, sowie Jadeschmuck.
Bei bestimmten Sternkonstellationen riefen die Priester zum Krieg auf (die sogenannten Sternenkriege), und die Maya-Krieger zogen pflichtgemäß los, um ihre Nachbarn zu überfallen. Im Krieg trugen die Maya Masken. Die Amtstracht der Befehlshaber war aus Silber und Gold.
Wie sah ihre Schrift aus?
Die Mayas benutzten zum Schreiben eine Reihe von Glyphen (eingeritzten Buchstaben), die auf Keramik, Wände und Rindenbücher gemalt wurden. Sie wurden auch in Holz und Stein geritzt und in Stuck gegossen. Jede Glyphe entsprach einem Wort. Zahlen schrieben die Mayas von oben nach unten.
Die Schrift der Mayas wurde benutzt, bis die Spanier auftauchten. Obwohl viele Kulturzentren der Mayas während oder nach dieser Periode im Verfall begriffen waren oder komplett verlassen wurden, war vielen von ihnen die Schrift noch vertraut. Die frühen spanischen Konqistadoren wussten von Leuten, die die Schrift immer noch schreiben und lesen konnten. Leider interessierten sich die Spanier nicht besonders dafür und am Ende des 16. Jahrhunderts war jedes Wissen um sie verloren.
Erst 1973 gelang es, die Schrift der Mayas teilweise zu entziffern. Forscher lernten schnell die Zahlen und konnten bald viele Texte der Mayas über Astronomie und ihren Kalender übersetzen. Vieles konnte bis heute entziffert werden, die Arbeit dauert noch an. Der Kalender der Maya endet im Jahr 2012, wo, wie sie glaubten, die Welt enden wird.
Welchen Glauben hatten sie?
Nach der Mythologie der Maya gibt es 13 Himmel und 9 Höllen mit je einem Gott. Elemente, Sterne, Planeten, Zahlen, Ernte, Kalendertage und bestimmte Zeiträume hatten alle ihren eigenen Gott. Der höchste Gott war der Maisgott (denn Mais war das Hauptnahrungsmittel).
Die Schöpfungsgeschichte der Mayas findet man in den "Popol Vuh" (Buch des Rats oder der Gemeinschaft). Nach dem Buch entschieden die Götter Tepeu und Gucumatz, dass sie, um ihre Herrschaft zu schützen, Wesen schaffen mussten, die sie verehren konnten. Die Erde wurde zusammen mit den Tieren erschaffen. Der Mensch wurde zuerst aus Erde geformt, zerfiel aber gleich wieder. Andere Götter wurden geschaffen und der Mensch wurde diesmal aus Holz geformt, hatte jedoch noch keine Seele und war zu steif. Am Ende wurde er von noch mehr Göttern aus Mais geschaffen, denn dieses Material lebte und war hart zugleich. Die Maya erbauten ganze Tempelstädte zur Verehrung ihrer vielen Götter und Göttinnen. Die Sterne, glaubten sie, seien Götter, die von Zeit zu Zeit auf die Erde herunterstiegen.
Die Maya hatten drei hochentwickelte, präzise Kalender: Für den Alltag, für die Religion und einen Langzeitkalender. Sie glaubten, die Zeit würde sich zyklisch wiederholen.
Die Maya führten Kriege, um ihr Territorium zu vergrößern und um Gefangene zu Sklaven zu machen. Wenn aber die Priester in den Sternen eine bestimmte Konstellation entdeckten, riefen sie zum „Sternenkrieg“ auf: Sie fielen grausam über die Nachbarstädte her, um Gefangene für Menschenopfer zu machen. Adlige Gefangene wurden manchmal öffentlich gefoltert und anschließend geköpft.
Warum ist die Maya-Zivilisation untergegangen?
- Am Ende des 7. Jahrhunderts lebten die Maya im Wohlstand, die Bevölkerung wuchs schnell. Immer neue Urwaldflächen wurden brandgerodet, um Felder anzulegen. Allerdings hat Urwaldboden nur eine sehr dünne Humusschicht. Nach jeder Ernte braucht der Boden mehrere Jahre, um sich zu erholen. Die Bevölkerung wuchs, und so mussten jedes Jahr neue Flächen gerodet werden. Allmählich wurde das Land knapp. Man konnte den Feldern weniger Zeit zur Erholung gönnen, wodurch die Fruchtbarkeit immer schneller sank. Die Nahrung wurde immer knapper.
- Im achten Jahrhundert änderte sich plötzlich das Klima: Die Durchschnittstemperatur stieg um wenige Grade. Der Regen fiel seltener, aber heftiger. Der Mais wuchs schlechter. Die Erosion spülte die dünne Humusschicht weg. Wegen der ständige zunehmenden Zahl von Kriegen hatten die Maya keine Zeit mehr, Dämme zu bauen.
- Am Ende des 7. Jahrhunderts gab es zwei Stadtkönige in Tical und Calakmul, die gleich mächtig waren. Es herrschte ein Gleichgewicht der Kräfte, und die etwa vierzig kleineren Stadtstaaten verhielten sich ruhig. Am 29.01.695 entführte eine den Calakmul nahestehende Kriegerkönigin einen Adligen aus Tical. Empörend! Welche Demütigung! Und auch noch durch eine Frau! Tical konnte sich das nicht gefallen lassen. Eine lange Friedensperiode ging zu Ende. Ein gewaltiger Krieg führte zur Eroberung von Calakmul, das Gleichgewicht der Macht war vorbei. Es gelang aber Tical nicht, das eroberte Calakmul zu integrieren. Viele kleine Könige verfolgten nun ungehemmt ihre eigenen Interessen. Die Städte begannen immer stärkere Befestigungsanlagen zu bauen, aber es half nicht viel. Am Ende vernichteten sich die Warlords gegenseitig. Die wenigen Überlebenden flohen Hals über Kopf. Im Jahr 869 fiel Tical. Die ursprünglich roten, festlichen Tempel wurden „rituell getötet“, indem man sie komplett Weiß anmalte (Weiß war die Farbe des Todes). Nie wieder ließ sich ein Maya in einer der „ermordeten“ Städte nieder.
Dieses Zusammenwirken von Raubbau an der Umwelt, Klimaänderung und Kriegen besiegelte das Schicksal der Maya. Zu Beginn des 10. Jahrhunderts hatte der Urwald die Städte überwuchert.
Sind einige von ihnen heute noch berühmt?
Die Überlebenden fanden sich in einigen wenigen Siedlungen zusammen und versuchten ihre Kultur zu erhalten. Im 14. Jahrhundert wanderten die Azteken, aus dem Norden kommend, in das Gebiet ein und entwickelten sich zur neuen Großmacht. Das letzte Maya-Reich wurde um 1697 von den Spaniern unterworfen, die nach Gold suchten und die Maya zum christlichen Glauben zu bekehren versuchten. Die wenigen verbliebenen Schriftstücke wurden von ihnen als Teufelszeug verbrannt. Es gab bald niemanden mehr, der die wenigen verbliebenen Aufzeichnungen lesen konnte.
Was ist von ihnen geblieben?
Menschen
Die alten Maya sind nicht ausgestorben; ihre Nachkommen leben immer noch in Mexiko und Mittelamerika. (Zu Beginn des 21. Jahrhunderts lebten ungefähr 6 Millionen Maya in den mexikanischen Bundesstaaten Yucatán, Campeche, Quintana Roo, Tabasco und Chiapas, sowie in den mittelamerikanischen Staaten Belize, Guatemala und in den westlichen Teilen von Honduras und El Salvador).
Die größte Gruppe der heutigen Maya findet man in Mexiko, und zwar in der Gegend von Yucatán. Sie sprechen sowohl die Mayasprache der Yucatán-Halbinsel als auch spanisch und sind im allgemeinen in die mexikanische Kultur integriert. Traditionellere Maya findet man in Guatemala. Viele von ihnen tragen traditionelle Kleidung und praktizieren traditionelle Sitten und Gebräuche. Die traditionellsten Maya sind eine Gruppe namens Lacandon, die den Kontakt mit Außenstehenden bis zum späten 20. Jahrhundert vermieden haben, indem sie in kleinen Gruppen im Regenwald lebten.
Städte
Viele Städte der Maya sind bis heute erhalten. Die wichtigsten sind Chichen Itza, Coba, Copán Kalakmul, Tikal und Uxmal. Diese Städte waren jahrhundertelang in Vergessenheit geraten bis Forscher der Moderne sie wiederentdeckten. Sie führten (und führen immer noch) archäologische Studien und Ausgrabungen an einigen dieser Stätten durch, um mehr über die Kultur der Maya herauszufinden. Es ist wichtig, den heutigen Bewohnern Mittelamerikas einen Teil ihrer großen Vergangenheit wiederzugeben. Heute sind einige Städte für Touristen zugänglich.
- neueseite
Lizenz |
|
GNU Freie Dokumentationslizenz
Die GNU Freie Dokumentationslizenz (GNU FDL) erlaubt es, Artikel (Bücher) aus Wikibooks anderswo zu verwenden. Dabei sind jedoch die Lizenzbedingungen der GNU FDL zu beachten. Als Dokument im Sinne der Lizenz gilt jeder einzelne Artikel (also nicht Wikibooks als Ganzes).
Permission is granted to copy, distribute and/or modify this document under the terms of the GNU Free Documentation License, Version 1.2 or any later version published by the Free Software Foundation; with no Invariant Sections, with no Front-Cover Texts, and with no Back-Cover Texts.
A copy of the license is included in the section entitled "GNU Free Documentation License".
Da die Lizenz aus dem US-amerikanischen Recht stammt und ursprünglich für Softwaredokumentationen entworfen wurde und nicht für ein Projekt wie die Wikipedia, ist unter Umständen ein gewisses Maß an Auslegung notwendig. Die Mitarbeiter der Wikipedia arbeiten zur Zeit an allgemeinen Richtlinien für die Verwendung von Inhalten der Wikipedia. Die folgenden Bestimmungen sind deshalb als vorläufig und nicht rechtswirksam anzusehen. Im Zweifelsfall gilt der Wortlaut der GNU FDL.
Unveränderte Kopien
Einzelne Artikel oder der gesamte Inhalt von Wikibooks dürfen unverändert für Print- und Onlinepublikationen übernommen werden. Dabei ist der Abschnitt 2 der GFDL zu beachten. Die Kopie muss dabei vollständig erfolgen, insbesondere ist die Änderungshistorie (sprich die Namen der am Dokument beteiligten Autoren) mit zu kopieren. siehe auch http://en.wikipedia.org/wiki/wikipedia:verbatim_copying
Modifikationen
Werden Teile eines Artikel verändert, so ist der Abschnitt 4 der GFDL zu beachten. Insbesondere muss Folgendes gegeben sein:
- Die veränderte Version oder das neue Werk muss wieder unter der GFDL lizenziert sein.
- Es muss auf die Urheberschaft des Originals hingewiesen werden.
- Es muss Zugang zu einer "transparent copy" gewährt werden (im Falle eines Artikels von Wikibooks sein Text in Wikisyntax, HTML oder einem anderen maschinenlesbaren Format, dessen Spezifikationen frei verfügbar sind).
Praktische Anwendung in Online-Medien
Im Falle einer Online-Weiterverbreitung von Inhalten von Wikibooks besteht ein informelles "Gentlemen-Agreement": In der Regel werden Autoren damit einverstanden sein, wenn statt einer wörtlichen Auslegung der Lizenz (physische Kopie aller relevanten Daten, Bereitstellung einer transparent copy) folgender Satz unter jeden übernommenen Artikel (im Beispiel: Artikel XYZ") gestellt wird:
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel XYZ aus dem freien Lehrbuch-Projekt Wikibooks und steht unter der GNU Lizenz für freie Dokumentation. Bei Wikibooks ist eine Liste der Autoren verfügbar, dort kann man den Artikel bearbeiten.
"Wikibooks" sollte ein direkter Link auf die deutschsprachige Wikibooks-Hauptseite, "Artikel XYZ" sollte ein direkter Link auf den entsprechenden Artikel bei Wikibooks sein, "Liste der Autoren" sollte ein direkter Link auf die Versionsgeschichte des jeweiligen Artikels und "Artikel bearbeiten" ein direkter Link auf das Bearbeitungsfenster des Artikels sein (Die Linksyntax ist obigem Beispiel entnehmbar). "GNU Lizenz für freie Dokumentation" sollte auf eine lokale(!) Kopie der Lizenz linken.
- ↑ Keltisches Erzbergwerk
- ↑ http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,281644,00.html
- ↑ http://bildungsserver.hamburg.de/meeresspiegelanstieg/4511074/meeresspiegelaenderungen-vergangenheit/
- ↑ http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/folgen-des-japan-bebens-melodie-der-zerstoerung-a-751558-4.html