Wikijunior Sprachen/ Deutsch

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In welcher Schrift schreiben die Deutschen?[Bearbeiten]

Im Deutschen verwenden wir die Buchstaben des lateinischen Alphabets. Diese werden auch in anderen europäischen Ländern verwendet, zum Beispiel im Englischen, Französischen und Spanischen. Aber es gibt einige Extrabuchstaben, die die anderen nicht kennen: das 'ß' (Eszett) und die Umlaute Ä, Ö, Ü. Die Engländer sprechen auch kein Ö und kein Ü.

Das ß und die Umlaute Ä, ä, Ö, ö, Ü, ü sind eine Besonderheit der deutschen Sprache.

Wie viele Menschen in der Welt sprechen Deutsch und wo überall wird Deutsch gesprochen?[Bearbeiten]

Ungefähr 110 Millionen sprechen Deutsch als Muttersprache. Und etwa 120 Millionen haben Deutsch gelernt und sprechen es als Zweitsprache.

Muttersprache – die erste Sprache, die man als Kind gelernt hat
Deutsch: verteilt in der Welt; in Europa die meistgesprochene Sprache

Deutsch als Landessprache spricht man in:

  • Deutschland
  • Österreich
  • Schweiz (neben drei anderen offiziellen Sprachen)
  • Liechtenstein
  • Belgien (neben zwei anderen offiziellen Sprachen)

Die Sprache einer Minorität (kleine Bevölkerungsgruppe) ist es in:

  • Luxemburg (Landessprache ist Luxemburgisch neben Deutsch und Französisch)
  • Frankreich (Elsass-Lothringen)
  • Niederlande
  • Italien (in Südtirol)
  • Namibia
  • Dänemark (in einem Teil von Südjütland)

Außerdem gibt es noch viele kleine Gemeinden verstreut in der Welt, in denen Deutsch gesprochen wird. Deutsch ist meistgesprochene Sprache in Europa. Und in der Welt steht es auf Platz 10.

Wie sieht die Geschichte dieser Sprache aus?[Bearbeiten]

Die damaligen niederdeutschen Sprachgebiete: gelb

Das wichtigste historische Ereignis, das die deutsche Sprache prägte, ist die hochdeutsche Lautverschiebung etwa in der Zeit von 500 bis 700. Darunter versteht man die Trennung der hochdeutschen Sprache von den westgermanischen Dialekten (Mundarten). Diese Trennung bestand darin, dass die Sprecher des Hochdeutschen eine Reihe von Konsonanten anders auszusprechen begannen. Konsonanten sind Mitlaute wie p, f, m, n, usw., die erst klingen, wenn sie mit Vokalen (Selbstlaute) wie a, o, e, u verbunden werden. Da wurde zum Beispiel aus dem "p" ein "pf" und aus dem "t" ein "z". Statt "Planten" sagte man nun "Pflanzen".

Es gibt heute noch deutsche Regionen, wo man diese Lautverschiebung nicht mitgemacht hat: im Niederdeutschen (ganz im Norden Deutschlands) sagen die Leute auf dem Lande noch "Planten" für "Pflanzen". Und die Engländer, die germanische Wörter ohne die Lautverschiebung übernommen haben, sagen auch noch "plants".

Hochdeutsch und Niederdeutsch – Die deutsche Sprache ist zwei verschiedene Wege gegangen.
Dialekte oder Mundarten sind verschiedene Sprechweisen derselben Sprache (wie Bayerisch, Schwäbisch usw.). Auch innerhalb des Hochdeutschen ist es manchmal nicht einfach, die Mundart eines anderen zu verstehen.
Martin Luther

Deutschland bestand die meiste Zeit aus vielen kleinen Staaten. Was diese Staaten noch am ehesten zusammenhalten und zu einer Einigung führen konnte, war eine gemeinsame Sprache. Und so versuchten einige Gelehrte und wer sonst noch viel schrieb, in einem der deutschen Dialekte zu schreiben, der von möglichst vielen Deutschen verstanden wurde. Als Martin Luther (1483-1546) die Bibel übersetzte (1522 das Neue Testament), gab es bereits eine solche Sprache, die vielerorts verstanden wurde und an die er sich halten konnte. Das war das Mittelhochdeutsche.

Ganz allmählich entwickelte sich daraus eine Standardsprache. Eine Standardsprache ist eine, nach der sich alle richten, damit sich alle besser verstehen können. Bis das Hochdeutsche so weit verbreitet war, verging noch einige Zeit. Es dauerte bis um 1800 herum. Und dann war auch erst die Schriftsprache einigermaßen einheitlich geworden. Man arbeitete weiter daran, und man nannte die einheitliche Sprache nicht 'Standardsprache', sondern nach ihrem Ursprung 'Hochdeutsch'.

Hochdeutsch ist die deutsche Standardsprache.

Aber die mündliche Sprache war um 1800 herum in Norddeutschland noch sehr verschieden von der in Süddeutschland. Auch in den norddeutschen Städten musste man das schriftliche Hochdeutsch erst einmal lernen. Es war fast wie eine Fremdsprache. Man hielt sich bei der Aussprache sehr eng an die geschriebenen Buchstaben. Diese Aussprache wurde im Laufe der Zeit der mündliche Standard, der festlegte, wie gesprochenes Deutsch normalerweise klingen sollte. Man hatte jetzt also auch einen Standard für gesprochenes Hochdeutsch.

Diese Aussprache hat sich aber nicht überall durchgesetzt, wenn sie auch zu größerer Ähnlichkeit der Mundarten geführt hat. Die tatsächliche Aussprache variiert von Gegend zu Gegend, während die Schriftsprache fast durchweg dem hochdeutschen Standard folgt. Diese Schriftsprache wird in allen deutschsprechenden Ländern verstanden. Nur Kinder im Vorschulalter könnten in manchen Regionen noch Schwierigkeiten haben, zum Beispiel in einigen Gegenden der Schweiz, wo man den eigenen Dialekt pflegt. Aber auch das wird immer seltener, seit Radio und Fernsehen das Hochdeutsch überall verbreiten.

Das erste große Deutsche Wörterbuch war ein Werk der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm. In 16 Bänden wurden ab 1852 alle Wörter des Hochdeutschen gesammelt. Aber die Wörter wurden immer noch unterschiedlich geschrieben. Manche schrieben "Thier", andere "Tier". Was jetzt noch fehlte, war eine einheitliche Rechtschreibung (Orthographie). Die versuchte Konrad Duden 1880 mit seinem Buch einzuführen, das man heute kurz den Duden nennt. Der Duden wurde immer wieder verändert und erweitert. Vor relativ kurzer Zeit erst entschloss man sich zu einer großen Rechtschreibreform. Sie war 1996 abgeschlossen, und 1998 konnten die einheitlichen Rechtschreibregeln des Hochdeutschen gesetzlich in Kraft treten.

Orthographie oder Rechtschreibung nennt man die Regeln dafür, wie man richtiges und gutes Deutsch schreibt. In Zweifelsfällen gilt als Wörterbuch und für die Grammatik der Duden.

Welche berühmten Leute schrieben und dichteten in dieser Sprache?[Bearbeiten]

Es gibt eine Reihe von Deutsch schreibenden Gelehrten, Dichtern und Poeten, von denen man sagen kann, es wäre sehr schade, wenn du die nicht kennen würdest. Hier die wichtigsten:

Walther von der Vogelweide
  • Walther von der Vogelweide (1170-1230) schrieb bezaubernde Liebesgedichte.
  • Martin Luther (1483-1546) übersetzte die Bibel (siehe oben).
  • Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) schrieb das Bühnenstück „Nathan der Weise“. Darin wird der Weg gewiesen, den bis heute andauernden Konflikt zwischen den Religionen zu beenden. Die drei großen Religionen (Judentum, Christentum, Islam) wurden aufgefordert nicht im Kampf zu zeigen, welche die beste Religion ist, sondern im Wettbewerb darum, welche die für die Menschen wohltätigste und angenehmste Religion ist (die in der Lage ist „vor Gott und Menschen angenehm zu machen“ heißt es im „Nathan“).
  • Friedrich Schiller (1759-1805) ist der Dichter der Freiheit, der die Forderung nach Rede- und Gedankenfreiheit auf die Bühne brachte.

Schiller schrieb Gedichte und Theaterstücke, er war auch Philosoph und Historiker (Geschichtswissenschaftler). Er stammte aus ziemlich armen Verhältnissen. Trotzdem konnte er die Lateinschule besuchen und später Medizin studieren.

Schiller und Goethe vor dem Deutschen Nationaltheater

Noch während des Studiums begann er 1777 sein geniales Jugendwerk „Die Räuber“ zu schreiben. Es wurde 1782 erstmals aufgeführt. Der leidenschaftliche Aufschrei gegen die Bösen, die an der Macht sind, wurde sofort als Gesellschaftskritik verstanden und löste Begeisterungsstürme aus. Aber nicht bei den Herrschenden! Schiller kam in Haft, hatte Schreibverbot, musste fliehen.
Aber er fand Freunde, die ihm halfen. Er hatte Erfolg; er wurde von den Geistesgrößen seiner Zeit anerkannt. Mit Goethe (siehe unten) verband ihn eine Freundschaft. Mit ihm zusammen gründete er das Theater in Weimar, das heute das Deutsche Nationaltheater ist. Zuvor wurde er Professor im benachbarten Jena. Nur leider ohne festes Gehalt. Schiller war zeitlebens in Geldnöten. Er starb im Alter von 45 Jahren an Tuberkulose.

Johann Wolfgang von Goethe
  • Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) beschrieb in seinem „Faust“ den ruhelos forschenden modernen Menschen, der immer mehr wissen will und doch nicht glücklich wird, weil seine Seele nach noch etwas anderem sucht.

Goethe lebte sehr lange und war sehr vielseitig: Er war Dichter, Dramatiker, Romanschriftsteller, Maler, Wissenschaftler und Politiker. Zehn Jahre arbeitete er als einer der höchsten Beamten am Hofe des Herzogs Karl August in Weimar. Er ist vielleicht der bedeutendste Deutschschreibende überhaupt. Viele Epochen der Literatur hat er miterlebt und mitgestaltet:

den Klassizismus (Rückkehr zu dem Ideal der Welt der alten Griechen),
die Aufklärung (Aufbegehren der Menschen gegen die Macht der Kirche und des Adels. Der Wille zum Selber-Denken-Wollen, zum Selber-Entscheiden-Wollen. Der Beginn ständiger Reformen in der Erziehung, im Strafrecht, in der Staatsführung.)
die Sturm- und Drangzeit (das ist die Unruhe und Aufbruchstimmung, die die Zeit der Aufklärung mit sich brachte)
  • die Zeit der Empfindsamkeit (nach der verstand-betonten Zeit der Klassik und Aufklärung die Rückkehr zur Welt der Gefühle)
die Romantik (die Hinwendung zur Geschichte, die als tief galt, und zur Natur, die als gut empfunden wurde.)

Goethes Wirkung reicht weit über den deutschen Sprachbereich hinaus. Seine Werke sind die unerschöpfliche Quelle neuer Ideen. Sie dienten und dienen der Vertonung zu Opern und Liedern. Sie sind Ausgangspunkt philosophischer Gedanken.

  • Die Brüder Grimm (Jacob: 1785 - 1863; Wilhelm: 1786 - 1859) hatten wir oben erwähnt. Sie sammelten die deutschen Märchen, in denen Kinder spielerisch Dinge lernen, die man später in schwierigen Lebenssituationen braucht und die man nicht mit dem Verstand lernen kann: zum Beispiel, in hoffnungslosen Lagen nicht den Mut zu verlieren (Hänsel und Gretel); oder auch dann gut zu arbeiten, wenn keine Belohnung lockt (Goldmarie).
  • Ingeborg Bachmann (1926–1973) gilt als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts. Zu ihrem Werk gehören u. a. Gedichte, Erzählungen und Hörspiele. Auch die Libretti zu zwei Opern von Hans Werner Henze stammen von ihr.
Heinrich Böll bezeichnete sie in einem Nachruf im Spiegel als „brillante Intellektuelle“, die „in ihrer Poesie weder Sinnlichkeit einbüßte noch Abstraktion vernachlässigte“.
Seit 1977 wird der Ingeborg-Bachmann-Preis jährlich auf dem Klagenfurter Literaturwettbewerb verliehen; er gilt als einer der bedeutendsten Literaturpreise im deutschsprachigen Raum.


Übersetzt nach der englischen Wikijunior-Ausgabe über die Deutsche Sprache
Gegenüber der englischen Version ist die Übersetzung für deutsche Leser umgestaltet worden (siehe dazu die Anmerkungen auf der Diskussionsseite).
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