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Autofahren (Schweiz): VKU: Verkehrssehen

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Unfalldisposition

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Die Unfalldisposition beschreibt die Unfallhäufigkeit gemessen am Alter und meistens getrennt nach Geschlecht. Sie zeigt, dass gerade männliche Jugendliche Lenker zwischen 18 und 24 Jahren in den ersten Praxisjahren gerne bis zu doppelt (ca. Faktor 1.8) so viele Unfälle bauen wie in den davor- und darauf folgenden Jahren.

Gründe dafür?

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Als Gründe zählen:

  • Mangel an Routine
  • Überschätzung
  • Übermut
  • Risikofreudigkeit
  • Drogenkonsum (Alkohol etc.)

Die häufigste Protokollaussage für die Unfallursache ist das "Nichtbeherreschen des Fahrzeuges" - meist wegen nicht angepasster Geschwindigkeit.

Gesamtstatistik der Unfälle

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Die Gesamtstastik zeigt zwar, dass in den letzten 20 Jahren die Unfälle zurück gegangen sind, jedoch der gemessene Stand im 2011 immer noch bei 40-60 bei den Getöteten und Schwerverletzten liegen. Der Sachschaden an den Autos wird mit bis zu 2 Millionen Franken pro Tag geschätzt. Mit den Folgekosten miteinbezogen gehen realistische Rechnungen von bis zu 7.5 Milliarden Franken pro Jahr aus, die der Gesellschaft im Gesamten entstehen.

Regelkreis im Strassenverkehr

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Der Regelkreis besteht aus:

  • Fahrer
  • Strasse
  • Fahrzeug

Das schwächste Glied in diesem Kreislaufsystem ist immer der Fahrer. Nur diesen Punkt kann man unmittelbar beeinflussen. Daher gilt:

  1. Du musst fit sein.
  2. Dein Fahrzeug muss technisch in Ordnung sein
  3. Du musst mit dem Fahrzeug, den Strassen und ihren Gefahren vertraut sein.

Gefahrenlehre

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Die Gefahrenlehre beschäftigt sich mit dem Erkennen und Voraussehen von Gefahren. Verkehrsvorgänge werden bei folgenden Situationen kritisch:

  • Bei bestimmten Verkehrspartner
  • Bei bestimmten Verkehrssituationen
  • Bei bestimmten Strasseneigenarten
  • Bei unseren eigenen Unzulänglichkeiten

Die Kunst ist es, die Gefahr bereits vor der Entstehung zu erkennen. Im Grunde kann man folgende Phasen unterscheiden:

  1. Sicherheit
  2. Gefahr
  3. Gefahrenentstehung
  4. Krisis

An der Krisis spaltet sich die Entwicklung je nach erkannter oder nicht erkannter Gefahr hin zu einem Unfall oder einem vermiedenen Unfall. Grundsatz:

  • Gefahren erkennen
  • Gefahren bewältigen
  • Gefahren vermeiden

Sinnesorgane und Ihre Funktionen

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Die Sinnesorgane bilden die Grundlage der Informationsverarbeitung in deinem Gehirn. Vor allem das Sehen ist von grosser Bedeutung. Es gilt vor allem ungünstige Beeinflussungen, wie Alkohol oder Müdigkeit, auf deine Wahrnehmung zu minimieren.

Das Auge

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90% aller Sinnesinformationen nimmt ein Verkehrsteilnehmer über das Auge wahr. Das Sehvermögen kann gemessen und überprüft werden. So muss jeder zu Beginn der Fahrausbildung einen Sehtest absolvieren.

Die Sehschärfe

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Die Sehschärfe ist die Fähigkeit in der Nähe und Ferne deutlich zu erkennen. Unser Auge stellt je nach Distanz das Objekt scharf, ähnlich eines Kamera-Objektives. Diese Sehschärfe kann bei Beeinträchtigungen beim Optiker durch Sehhilfen (Brillen) korrigiert werden.

Farbsehen

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Wer farbenblind ist oder nur einen Teil des Farbspektrums sieht, sollte sich von einem Augenarzt beraten lassen. Gerade das korrekte Erkennen von Farben ist im Strassenverkehr eine wichtige Voraussetzung.

Räumliches Sehen/Gesichtsfeld

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Mit deinen Augen erkennst du deine Umwelt dreidimensional. Das nennt man räumliches Sehen. Damit kannst du Entfernungen und Distanzen abschätzen. Das menschliche Gesichtsfeld, also das was du sehen kannst, machen etwa 180° auf der Horizontalen aus. Dabei siehst du aber nicht alles in diesem Winkel scharf, sondern nur einen kleinen fokussierten Bereich, den du anpeilst.

Zentrales und Peripheres Sehen

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Das zentrale Sehen macht von den 180° nur etwa ein paar Grad aus. Nur der eigentliche Brennpunkt, der auf die Netzhaut und in den Sehnerv zielt, ist zu 100% scharf. Alles links und rechts auf diesem horizontalen Winkel nimmt punkto Sehschärfe ab. Am Rand der 180° liegt die Sehschärfe noch bei ca. 5%.

Das periphere Sehen, am Rand auch wahrnehmen, ist für den Strassenverkehr besonders wichtig. Gefahren erkennt man meistens erst dort und schwenkt dann seinen Blick in diese Richtung um mehr Informationen zu holen.

Experiment: Fokussiere ein Objekt an und versuche auch bewusst, ohne auf die Seite zu schauen, das wahrzunehmen, was in der unmittelbaren Umgebung liegt.

Dämmerungs- und Nachtsehen

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Wenn es Dunkel ist, siehst du nur noch einen Viertel dessen, was du am Tag siehst. Die Augen müssen sich nämlich den veränderten Lichtverhältnissen anpassen und deine Pupillen müssen sich dann weiter öffnen, damit mehr Licht auf die Netzhaut und den Sehnerv fallen. Diese Öffnung der Blendung des Lichtes bedeutet eine starke Reduzierung der Kontraste. Weniger Kontraste bedeutet weniger Schärfe auf dem Bild. Ausserdem gibt es eine sogenannte Anpassungszeit deines Auges, wenn du von Hell nach Dunkel und umgekehrt gehst. Das ist die Zeit, wofür dein Auge braucht, um die Pupillen an die veränderten Lichtverhältnisse anzupassen.

Daraus schliesst man, dass wenn du Nachts sehr stark durch ein helles und grelles Licht geblendet wirst, dein Auge schnell auf kleine Pupille schaltet und danach wieder eine Anpassungszeit benötigt wieder umzuschalten. Diese kann bis zu 10 Sekunden dauern. Im Durchschnitt: 3-6 Sekunden. Daher sollte man keine Fahrer Nachts blenden oder es vermeiden in helles Licht zu blicken.

Zusammenwirken der Sinnesorgane

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Unsere Sinneswahrnehmung (Sehen, Hören, Riechen, Tasten, Gleichgewicht) leitet ständig äussere Reize an unser Gehirn weiter. Man nimmt demnach mit dem Gehirn wahr und nicht mit dem Auge oder den Ohren. Erst die Verarbeitung in den verschiedenen Hirnregionen erzeugen unsere gesamte Wahrnehmung.

Im visuellen Cortex (auch Sehrinde) genannt werden beispielsweise die visuellen Informationen verarbeitet. Durch bewusstes wahrnehmen über die einzelnen Hirnregionen wird letztlich gelernt. Wenn du zum Beispiel visuelle und bewegliche Abläufe miteinander kombinierst und das genug häufig übst, entstehen neuronale Verknüpfungen und bei genügend Wiederholungen ein Automatismus in deinem Unterbewusstsein, quasi dein unterbewusster Speicher im Gedächtnis weit hinten, der ein Programm ablegt, welches jederzeit und reflexartig abrufbar sein wird.

Visueller Cortex

Alle Tätigkeiten, wie die Muskeltätigkeit bei der Steuerung des Lenkrades oder das bewusste Sehen des Verkehrsgeschehens wird also trainiert und quasi konditioniert über die Hirntätigkeit. Am besten lernt man daher am Anfang alles Schritt für Schritt und überfordert die einzelnen Prozesse nicht unnötig. Das ist der Grund, wieso fundierte Fahrlehrer mit dir anfangs nur auf den Fahrhof gehen und dort leichte Fahrmanöver und Lenkübungen etc. durchführen.

Aus meiner persönlicher Erfahrung kann ich dir nur empfehlen dies von Anfang an wie im Leitfaden der Fahrlehrerausbildung zu praktizieren. Mein Fahrlehrer hat dieses Kapitel wohl übersprungen und daher auch in späteren Lernstunden immer wieder mit Fehlern im grundlegenden Fahrverhalten rechnen müssen. Was natürlich kontraproduktiv wäre. chdhesi0 17:29, 9. Nov. 2012 (CET)

Blickschulung

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Grundlage der Blickschulung ist die selektive Wahrnehmung. Wir nehmen quasi selektiv (auswählend) wahr und sehen nur das, was wir aus einem Gesamten sehen möchten. Diese selektive Wahrnehmung muss man daher fein auf den Strassenverkehr anpassen. Einer der Grundsätze lautet: An einem Blickfang nicht kleben bleiben. Ein anderer besagt: Relevantes von Irrelevantem unterscheiden.

Wichtig für das konkrete Fahren sind vorallem:

  • Leitmarkierungen
  • Signalisationen
  • Verkehrspartner die man passiert oder tangiert.
  • Fussgänger an Strassenränder und Zebrastreifen.

Das sind wohl die wichtigsten Objekte die du anpeilen musst in Zukunft. Dein Blick sollte dabei immer daraufhin geschult werden. Die zweite Regel besagt, dass Unwichtiges, wie zum Beispiel die Tagesnews für dein konkretes Fahren nicht von grosser Relevanz sind.

Blicktechnik beim Fahren

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Eine spannende Grundannahme besagt, dass dort wo man hinschaut, es dich auch hinziehen wird. Daher sollte man immer schon dahin schauen, wo du gerade in ein paar Sekunden stehen wirst. In einer Kurve schaut man daher nicht geradeaus, sondern immer leicht geneigt in Richtung Kurvenradius. Beim Abbiegen schaut man immer in Richtung der Abbiegung, nach dem man alle relevanten Seiten abgecheckt hat, damit freie Fahrt gewährleistet ist. Die grundlegende Erkenntnis basiert aber auf der Tatsache, dass unsere visuelle Wahrnehmung eng mit der motorischen Wahrnehmung verknüpft ist. Diesen Umstand nennt man Sensomotorik. Sensorische und motorische Fähigkeiten werden in diesem Cortex im Gehirn quasi miteinander verknüpft. Nehmen wir also anders sensorisch wahr, wenn wir alkoholisiert sind, dann kann unser motorischer Apparat verlangsamt bis hin zu gestört sein.

Technik: 1 (Grundsehen)

  • Lasse den Blick immer schweifen und harre nicht zu lange auf einem Fixpunkt aus. Der Blick sollte ständig neue Situationen abscannen. Eine Sekunde auf einem Fixpunkt stehen zu bleiben wäre bereits zu viel. Zum Fixieren bleiben dir nur zirka 1/3 Sekunde. Ansonsten wirst du die Gesamtheit im Verkehr nicht wahrnehmen können.

Technik: 2 (Periphersehen)

  • Der periphere Blick ist enorm wichtig. Diesen kannst du bewusst beim Fahren anfangen zu üben. Falls du schnelle Objekte aufflackern siehst in deinem linken oder rechten peripheren Sehen, dann schwenke dahin, um der Sache auf den Grund zu gehen.

Technik: 3 (Richtungssehen)

  • Schaue immer voraussehend, wo du gerade in ein paar Sekunden stehen wirst. Dies hilft dir letztlich die richtige Sensomotorik anzueignen und auch den Verkehr flüssig zu halten.

Tipps und Trick aus diesem Modul

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  • Fahr nur dann Auto, wenn du fit und munter bist.
  • Achte auf saubere Scheiben, Beleuchtungen und Visiere.
  • Achte auf deine Sehhilfen wie Brillen usw.
  • Fahre immer mit Licht auch tagsüber.
  • Sehen und gesehen werden.
  • Fahre bei eingeschränkter Sicht mit angepasster Geschwindigkeit. Faustregel: Innerhalb der überblickbaren Strecke musst du anhalten können. Bei schwierigem kreuzen auf halbe Sichtweite.
  • Nachts ist besondere Vorsicht geboten. Vergrössere lieber den Seitenabstand zum Fahrbahnrand. Achte besonders auf dunkel gekleidete Fussgänger.


Quellen

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