Gitarre: Die Affen verjazzt

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Wie wäre es mal ein einfaches Kinderlied leicht zu verjazzen?

Original[Bearbeiten]


1.)
Die [(C] Affen [Am)] rasen [(C] durch den [Am)] Wald,
Der [(C] eine [Am)] macht den[(C] andern [Am)] kalt,
Die ganze [G] Affenbande [C] brüllt:
//: Wo ist die [ F] Kokosnuss? Wo ist die Kokosnuss?
Wer hat die [G] Kokosnuss ge- [C] klaut? ://


Wie man dieses Kinderlied „verjazzen“ kann wird im folgenden erklärt. Zuerst wird die Veränderung beschrieben, die Regel oder Methode, die sich auf andere Songs übertragen lässt, ist kursiv dargestellt, anschließend das Ergebnis.

Man bekommt teilweise recht amüsante Ergebnisse, wenn man sich eine oder mehrere dieser Methoden vornimmt und systematisch einfache Kinderlieder entsprechend mit neuen Akkorden versieht (reharmonisiert). Die Methoden einzeln zu testen ist sicher sinnvoll, um den Überblick nicht zu verlieren und eine gewisse Sicherheit in der Anwendung zu gewinnen.
Das Ausgangsmaterial

Im „Turm“, einem Liederbuch von 1954, findet man den Song mit einer etwas „jazzigeren“ Melodieführung: Die Töne der ersten beiden Zeilen sind nicht g g a a g g a sondern g g# a g# g g# a. Das gibt dem Song schon eine interessantere Note, zumindest in der ersten Zeile, deshalb verzichten wir dort auf eine weitere Reharmonisation und bleiben bei halbtaktigen Akkordwechseln zwischen C und Am.

Zu einer schlichten Melodie passen eher komplizierte Akkord und umgekehrt.
Die [(C] Affen [Am)] rasen [(C] durch den [Am)] Wald,
Der [(C] eine [Am)] macht den[(C] andern [Am)] kalt,

Vor G7 fügen wir Dm7 ein. Der V7 Stufe kann oft die IIm7 vorangestellt werden.

Die ganze [Dm7] Affen- [G7]bande [C] brüllt:

Der Refrain beginnt mit IV Stufe, das ist das F. Um den Übergang schlüssiger zu gestalten bekommt der vorhergehende Grundakkord C die kleine 7, wird damit zu einer Zwischendominante, die sich nach F auflöst, wir haben also einen kleinen Tonartwechsel.

Akkorde können durch eine vorangestellte Dominante „vorbereitet“ werden.

Als Basston bietet sich die Terz an, das E ist dann der Anfang eines chromatischen Basslaufes.

Wenn möglich den Bass melodisch sinnvoll führen, diatonisch oder chromatisch.
brüllt: [C7/E]

Das F am Anfang des Refrains wird nach einem halben Takt zum F#dim.

Für die IV Stufe gibt es zwei (oder drei) gebräuchliche Weiterführungen:
- zur IV Stufe in Moll, hier Fm, oder
- zum verminderten Septakkord auf der erhöhten IV Stufe, hier F#dim,
( - zur V#7, Septakkord der erhöhten V Stufe)

Warum diese Akkorde passen wird deutlich, wenn man die Bewegung der einzelnen Stimmen betrachtet, hier am Beispiel von C Dur: Die „interessanten“ Töne eines Akkordes sind im Jazz die Terz und die Septime: Die Terz entscheidet über Dur und Moll, die Septime darüber, ob es sich um eine Dominante handelt. Wir kommen von C7, die Terz ist das E, die Septime das Bb. Beim Übergang zum F Akkord bewegt sich das E zum F und das Bb zum A. Wir können jeweils eine (oder beide) dieser Bewegungen fortsetzen:

- Das F, vom E kommend, wird zu F#: dann haben wir die Töne F#, A und C, das ist der verminderte F#, dem fügen wir die Septime hinzu, ergibt F#dim.
- Das A, vom Bb kommend, wird zum Ab, damit wird der F Dur zu F Moll.
( - Dritte Version: Beide Bewegungen werden fortgesetzt, dann haben wir F# und Ab, was sollen wir damit? Das F# ist (enharmonisch verwechselt) gleich dem Gb, dann haben wir die Töne Ab, C und Gb, das sind Grundton, Terz und Septime von Ab7! Klingt bei der Kokosnuss nach dem F auch nicht schlecht.)
//: Wo ist die [ F] Kokos- [F#dim]nuss?

Das folgende C bekommt das G in den Bass, um den Lauf von F und F# logisch fortzuführen, passend auch weil es danach zu A geht.

Wo ist die [ C/G] Kokos- [A7]nuss?

Der weitere Verlauf ist eher „von hinten“ aufgebaut: In fallenden Quinten werden die Akkorde so gesetzt, dass wir zum richtigen Zeitpunkt auf dem Grundakkord landen. Akkordfolgen, deren Grundtöne fallende Quinten sind, klingen in der Regel schlüssig. Dabei können Dur7, Moll7 und Maj7 Akkorde verwendet werden, nur die Folge Moll7 – Maj7 überzeugt nicht, weil sie in der Reihenfolge VIm7, IIm7, V7, Imaj7, IVmaj7 nicht vorkommt.

Die Akkordfolge A7, Dm7, G7, C als solche klingt gut, aber sie muß natürlich zur Melodie passen, es dürfen keine schweren Dissonanzen entstehen.

A7 zum Melodieton C? A7 hat doch das C#, die Durterz! Das ist aber kein Problem, wenn das C über dem C# im Abstand einer großen Septime liegt, (umgekehrt im Halbtonabstand oder kleiner None b9 klingt es falsch), das ergibt A7/#9. Auf der Gitarre XX7688, die Töne A, C#, G, C, das sind Grundton, Durterz, Septime und übermäßige None, die Quinte ist unwichtig. Dm zum Melodieton G? Quarte (oder entsprechend der Terzschichtung 11 genannt) zum Mollakkord klingt ok. (Wenn die Quarte als Melodieton über einem Durakkord liegt müssen wir dessen Terz durch die Quarte ersetzen: das ergibt den sus4 Akkord.)

[A7].nuss? Wer hat die [Dm7] Kokos-- [G7].nuss ge- [C] klaut? - [C7/E].'://'

Das C7/E wird in der Wiederholung zum einfachen C.

Das Ganze komplett:[Bearbeiten]

Die [(C] Affen [Am)] rasen [(C] durch den [Am)] Wald,
Der [(C] eine [Am)] macht den[(C] andern [Am)] kalt,
Die ganze [Dm7] Affen- [G7]bande [C] brüllt: [C7/E]
Wo ist die [ F] Kokos-[Fm]nuss? Wo ist die [C/G]Kokos-[A7]nuss?
Wer hat die [Dm7] Kokos-[G7]nuss ge-[C]klaut?[C7/E].
Wo ist die [ F] Kokos- [F#dim]nuss? Wo ist die[C/G]Kokos-[A7]nuss?
Wer hat die[Dm7]Kokos-[G7]nuss ge-[C]klaut?
  F    (Fm) F#dim7  C/G      A7   Dm7/A  G/B  G7/B   C
|-1----(1)----2----|-0--(3)--5----|-5-----7---(7)-|--8----|
|-1----(1)----4----|-1--(5)--5----|-6-----8---(6)-|--8----|
|-2----(1)----2----|-0--(5)--6----|-5-----7---(7)-|--9----|
|-3----(3)----4----|-2--(5)--5----|-7-----9---(0)-|-10----|
|-3----(3)----3----|-3--(3)--7----|-5----10-------|-10----|
|-1----(1)----2----|-3--(3)--5----|-5-----7---(7)-|--8----|

Beim Refrain spielt man in der ersten Runde (mit Fm) einfache Akkorde.
In der Wiederholung (mit F#dim7) ergibt sich durch die Barré-Akkorde und die Slash-Akkorde eine aufsteigende Basslinie.

Den restlichen Text findet man im Liederbuch.