Wikijunior Alte Zivilisationen/ Thraker

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Der Goldschatz von Panagyurishte


Wer waren die Thraker?[Bearbeiten]

Die Thraker waren ein antikes Volk, das die Balkanhalbinsel bewohnte. „Das thrakische Volk ist nach dem indischen das größte der Erde. Wäre es einig und hätte es nur einen Herrscher, so wäre es unbesiegbar und meiner Meinung nach bei weitem das mächtigste Volk, das es gibt.“ schrieb der griechische Historiker Herodot. Sie gehörten wahrscheinlich zur großen Sprachfamilie der indogermanischen Völker, zu der auch die meisten anderen antiken, aber auch die Mehrzahl der heutigen Volksgruppen Europas gehören.


Welche Rolle spielten die Thraker in der Weltgeschichte?[Bearbeiten]

Die Geschichte der Thraker ist aufs engste mit der Geschichte der alten Griechen verbunden, deren nördliche Nachbarn sie waren. Sie werden zum ersten Mal in Homers epischer Erzählung über den trojanischen Krieg erwähnt, wo sie als Verbündete der Trojaner genannt werden. Die Thraker selbst werden nicht zu den klassischen Hochkulturen gerechnet, jedoch werden ihre Leistungen in Bereich von Kunst und Metallverarbeitung von den Historikern sehr geschätzt. Darüber hinaus spielten sie eine wichtige Rolle im kulturellen Austausch zwischen Europa und (klein)Asien. So sollen sie den Wein nach Europa gebracht haben, als erste Europäer Bier getrunken und ebenfalls zum ersten Mal in Europa Pferde für den Krieg gezüchtet haben. Überhaupt standen die Thraker in wechselseitigem Kontakt mit vielen anderen bekannten Völker der Antike, den Griechen, Römern, Kelten, Skythen und sogar den Persern und Ägyptern. Dabei hinterließen sie Spuren in diese Kulturen: Einige Sagen und Gottheiten der klassischen Mythologie haben die Römer und Griechen von den Thrakern übernommen. So etwa die Gottheiten Dyonisos (Bacchus), Artemis (Diana) und Ares (Mars) und die Sage von dem Sänger und König Orpheus. Des weiteren ist die Kunst der Kelten und Skythen unter anderem durch die Thraker beeinflusst. Auch galten die Thraker als Erfinder des Joghurts, den sie, anders als wir heute, gemischt mit Pferdeblut genossen.

Wo lebten sie?[Bearbeiten]

Es gab bis zu 90 thrakische Stämme. Die meisten bewohnten das Gebiet des heutigen Bulgarien und Rumänien, jedoch hatten sich viele Stämme auch in Kleinasien, der heutigen Türkei, niedergelassen. Als Verbündete der nomadischen Skythen kamen Thraker auch bis nach Ungarn und Italien, Sagen zur Folge sogar nach Irland.

Wo kamen sie her?[Bearbeiten]

Die Thraker sind die ersten mit Namen bekannten Bewohner der nördlichen Balkanhalbinsel, jedoch nicht die allerersten Menschen auf diesem Gebiet. Bereits um 4000 v. Chr., in einer Zeit aus der noch keine Volksnamen überliefert sind, entstand im heutigen Bulgarien eine metallverarbeitende, sesshafte Kultur, deren Träger zu den Vorfahren der Thraker gezählt werden können. Aus dieser Zeit stammt der älteste Goldschatz der Welt, gefunden in der Stadt Warna an der bulgarischen Schwarzmeerküste. Rund 2000-1200 v. Chr. drangen neue Stämme, darunter solche die eine indogermanische Sprache gesprochen haben, auf dem Balkan vor und vermischten sich mit den Goldschmieden aus Warna. In der Folge entstand das thrakische Volk.

Wie lebten sie?[Bearbeiten]

Die Thraker waren ein sesshaftes Volk und lebten in Dörfern und Städten. Sie betrieben Ackerbau und Viehzucht, wobei Pferde ihr Hauptexportgut waren. Die Feldarbeit war ebenso wie das Haus der Arbeitsbereich der Frau, während der Mann, vor allem beim reichen Adel, seine Zeit mit Ruhen, Trinken, Jagen und Reiten verbrachte. Die Thraker feierten viel und gern und waren als Musiker in der Antike sehr bekannt. Beliebte Instrumente waren die Harfe und Flöte, aber auch der Dudelsack.

Rätselhafte Bräuche bestimmten das Leben der Thraker. Wenn jemand geboren wurde, pflegten sie zu trauern und zu klagen, aber ausgelassen zu feiern, wenn jemand starb. Die Männer heirateten für gewöhnlich mehrere Frauen und ihre Lieblingsfrau wurde mit ihnen zusammen begraben. Verheiratete Frauen wurden wie in vielen anderen Kulturen streng behütet, wohingegen die noch unverheirateten Thrakerinnen selbstbestimmend waren in ihren Umgang mit Männern.

Wie sahen sie aus?[Bearbeiten]

Wie bei den Römern und Griechen bildete die Tunika die Basis-Kleidung der Thraker. Darüberhinaus waren, vor allem in den kälteren Höhen des Balkangebirges, Umhänge aus Wolle und Mützen aus Fuchsfell, sowie lange Lederstiefel beliebt. Sehr populär war auch die sogenannte "phrygische Mütze" als Kopfbedeckung, die in der antiken Welt ohnehin recht weit verbreitet war. Vor allem die reichen Thraker zierten sich gerne mit Schmuck aus Gold oder Silber. Auch Tätowierungen waren ein typisches Ziermittel.

In griechischen Texten wird der typische Thraker als rothaarig und blauäugig beschrieben. Dieses für Südeuropa eher exotische Erscheinungsbild könnte eine Folge der Vermischung mit Kelten und Skythen sein. Darüber hinaus dürften viele Thraker ähnlich den Griechen ausgesehen haben.

Wie kämpften sie?[Bearbeiten]

Die Thraker galten als furchtlose Kämpfer und die Griechen erzählten sich, der Kriegsgott Ares käme aus ihrem Land. Aufgrund ihrer Schmiedefertigkeiten verfügten die Thraker über Waffen und Rüstungen aus Eisen und Bronze, damit dürfte sich jedoch vor allem der Adel ausgerüstet haben, während das einfache Volk eher leicht ausgerüstet in den Kampf zog.

Beeinflusst durch die Reitervölker der südrussischen Steppe, setzten die Thraker das Pferd intensiv in ihre Kriegsführung ein. Die meisten Thraker zogen beritten oder mit Pferdewägen in den Kampf; Adlige waren häufig als schwergepanzerte Reiter unterwegs. Der thrakische Stamm der Geten benutzte sogar die Mann-Pferd-Pfeil Taktik der Skythen, d.h. sie kämpften als berittene Bogenschützen.

Die Rüstung der Thraker war von verschiedenster Art. Sowohl krumme als auch gerade Schwerter und Dolche waren in Gebrauch. Die Schildform war entweder groß und halbmondförmig oder klein und rund. Die gefundenen Helme variieren ebenfalls. Man benutzte sowohl den offenen Spitzhelm, wie er von den Steppenvölkern gebraucht wurde als auch den Helm mit Nasen- und Wangenschutz, wie man ihn auch von den Griechen her kennt.

Die Thraker wurden wegen ihres Mutes und ihrer Kampfkunst als Gladiatoren sehr geschätzt. Auch Spartacus war ein Thraker.

Was blieb von den Thrakern übrig?[Bearbeiten]

Die thrakische Kultur hat sich nur in Form von Bruchstücken bis heute erhalten. Es wird vermutet, dass einige traditionelle Feste in Bulgarien und Rumänien thrakischen Ursprungs sind. Auch die Musik des Balkans könnte von den Thrakern beeinflusst sein. Zumindest wird der Avlos, der thrakische Dudelsack, in einigen Regionen immer noch gespielt. Eine ganzheitliche thrakische Kultur konnte sich jedoch nirgendwo erhalten.

Die Sprache der Thraker gilt ebenfalls als ausgestorben. Es wird jedoch vermutet, dass bestimmte Worte und Grammatikelemente der heutigen Balkansprachen thrakisch sind. Diese sind vor allem in der albanischen und armenischen Sprache zu finden, weniger im Bulgarischen und Rumänischen, wo das Slawische und Romanische Element das Thrakische verdrängt haben.


Literatur[Bearbeiten]

Gold der Thraker, Verlag Philipp von Zabern, Mainz, 1979