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Beim Arkustangens und Arkuskotangens handelt es sich um die Umkehrfunktionen von der trigonometrischen Funktionen Tangens und Kotangens (wenn man ihren Definitionsbereich geeignet einschränkt).
Wir wissen bereits, dass die Tangens- und Kotangensfunktion die Definitionsmenge bzw. und die Ziel- und Wertemenge haben. Die beiden Funktionen sind surjektiv, jedoch nichtinjektiv, da unterschiedliche Argumente existieren, die auf die gleichen Funktionswerte abbilden. Insbesondere sind sie auch nicht bijektiv und damit nicht umkehrbar. Zur Erinnerung: Eine Funktion ist nur dann bijjektiv, sprich: umkehrbar, wenn sie sowohl surjektiv als auch injektiv ist.
In den folgenden Grafiken der Tangens- und Kotangensfunktion sieht man, dass jeder Funktionswert durch mehrere Argumente angenommen wird und die Funktionen somit nicht injektiv sein können:
Wir müssen uns also überlegen, wie wir und injektiv machen können. Hierzu schränken wir den Definitionsbereich soweit ein, dass nicht mehr mehrere Argumente auf denselben Funktionswert abbilden. Dies gelingt uns am Besten, wenn wir und auf eines ihrer Monotonieintervall ohne dazwischenliegenden Definitionslücken einschränken. Dann ist nämlich die Injektivität garantiert. Dabei gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Zum Beispiel wären beim Tangens die Intervalle oder und beim Kotangens die Intervalle oder geeignet.
Es ist dabei grundsätzlich egal, auf welches dieser Intervalle die Definitionsmengen eingeschränkt werden. Allerdings ist es in der Literatur üblich, für den Tangens das Intervall und für den Kotangens zu nehmen. Die bijektiven, eingeschränkten Tangens- und Kotangens lauten daher:
und
Beide Funktionen sind nun auch injektiv und können damit umgekehrt werden. Die jeweiligen Umkehrfunktionen sind der Arkustangens und der Arkuskotangens:
Definition (Arkustangens und Arkuskotangens)
Wir definieren die Funktionen (Arkustangens) und (Arkuskotangens) durch
Der Arkustangens und der Arkuskotangens sind stetig.
Beweis
Wir wissen bereits aus vorangegangenen Kapitel, dass die Tangens- und Kotangensfunktion stetig sind. Insbesondere folgt daraus auch die Stetigkeit von und , da die Einschränkung einer stetigen Funktion immer stetig ist (dies folgt direkt aus der Definition der Stetigkeit).
Es gilt also: und sind jeweils stetig, streng monoton und bijektiv. Darüber hinaus ist die Definitionsmenge des eingeschränkten Tangens und Kotangens jeweils ein Intervall. Somit sind alle Voraussetzungen für den Satz von der Stetigkeit der Umkehrfunktion erfüllt und darf hier angewendet werden. Es folgt: Die Umkehrfunktionen und sind stetig.
Die Funktionen und haben und als Stammfunktion. D.h. es gilt:
Beweis
Die Stammfunktionen ergeben sich durch Differenzieren der rechten Seite, mit Hilfe der Ableitung der Umkehrfunktion:
Aufgabe
Zeige:
Lösung
Analog zu oben gilt mit Hilfe der Ableitung der Umkehrfunktion:
Satz (Stammfunktion des Arkussinus und Arkuskosinus)
Der Arkustangens und der Arkuskotangens haben eine Stammfunktion
Für alle gilt:
Beweis (Stammfunktion des Arkussinus und Arkuskosinus)
Wir leiten die Stammfunktion für die Arkustangensfunktion her, für den Arkuskotangens funktioniert das genauso.
Wir beginnen mit Partieller Integration. Schreibe . Dann folgt nach Anwendung der partiellen Integration:
Als nächstes wollen wir das Integral bestimmen. Dazu benutzen wir den Spezialfall der Substitutionsregel, die logarithmische Integration. Alternativ kann man natürlich auch mit der Substitution vorgehen. Es folgt:
Insgesamt folgt also:
Aufgabe (Stammfunktion von Arkus Kotangens)
Zeige:
Lösung (Stammfunktion von Arkus Kotangens)
Wir gehen analog zum vor, indem wir zunächst den Faktor Eins ergänzen, und anschließend partiell zu Integrieren und zu Substituieren: