Umgangsformen: Rauchen
Gründe des Rauchens
[Bearbeiten]Rauchen hat fast immer einen Suchtcharakter und ist damit meist an Zwangshandlungen gekoppelt. Die Nikotinsucht ist wie jede Sucht eine Krankheit. Auslöser für solcherlei Zwangshandlung ist die Entzugsbekämpfung. Für den Raucher können Stresssituationen, unausgeglichene Entspannungssituationen, Gruppenzwang durch Raucher im unmittelbaren Umfeld oder auch der Wunsch nach Nervenberuhigung das Verlangen verstärken.
Viele Experten gehen davon aus, dass bereits nach einer bzw. sehr wenigen Zigaretten Abhängigkeit bzw. Sucht entstehen kann. Nikotin macht ebenso schnell körperlich abhängig wie Heroin. Die Grenze zur Sucht ist unscharf.
Diskrepanz zwischen Raucher und Nicht-Raucher
[Bearbeiten]Es gibt unhöfliche Verhaltensweisen sowohl von Rauchern, die keine Rücksicht nehmen auf ihr Umfeld als auch von Nicht-Rauchern, die manchmal - sowohl wegen der damit verbunden massiven Gesundheitsschädigung an sich selbst und an anderen sowie aufgrund der damit verbunden zusätzlichen Krankenkassenbelastung für die Allgemeinheit (vielleicht auch zurecht?) - sehr aggressiv auf den Anblick einer Zigarette reagieren. Das Mitgefühl und Verständnis füreinander sowie das friedliche Auflösen von Konfrontationen kann dadurch bedingt oft schwierig werden.
Ist der Rauchende bereits deutlicher in einer Suchtsituation, so ist Folgendes grundsätzlich zu berücksichtigen: Es gehört für den Raucher eine gewisse Reife dazu, zuzugeben, dass man der Sucht des Rauchens erlegen ist, ohne davon abrupt loskommen zu können.
Für absolute Nicht-Raucher bleibt es meist unverständlich, warum geraucht wird, da
- Rauchen nicht nur die eigene Gesundheit, sondern auch ganz besonders die der Personen im unmittelbaren Umfeld gefährdet. Dabei kann sich der Nicht-Raucher sehr oft nur schwer dem für ihn unangenehm wirkenden Rauch entziehen, ohne den Platz zu wechseln. Dies kann als penetrant, rücksichtslos bis verantwortungslos des Rauchers gegenüber seinen Mitmenschen angesehen werden. Daher erfordert es die Höflichkeit, auf das Rauchen situationsbedingt verzichten zu können.
- die zum Rauchen verführende Werbung auf archetypische, einfache Weise zum Rauchen animiert.
- seitens der Nicht-Raucher meist kein Verständnis für die Suchtsituation existiert und daher an die eigene Disziplin appelliert wird, mit dem Rauchen aufzuhören. Die Suchtproblematik ist Personen, die noch nie eine solche Sucht hatten, oftmals unverständlich. Entsprechende Äußerungen können dann bei den - unter ihrer Sucht manchmal auch leidenden - Rauchern durchaus den Ton verfehlen.
- nach eigenem Verständnis des Nichtrauchers der Anlass des Rauchens nicht nachvollzogen werden kann, etwa beim Rauchen aus Stresssituationen heraus, zur Beruhigung der Nerven, etc. Bei diesen Verhaltensweisen wird das Rauchen vom Genussmittel zum Suchtmittel. Die Zwangshandlung geht dabei dem Genuss zuvor. Überzeugte Nicht-Raucher sprechen die Möglichkeit des Genießens einer Zigarette hier aus Unhöflichkeit dem Raucher ab, wobei korrekterweise auf die Belästigung des Nicht-Rauchers hingewiesen wird. Jedoch ist eine beiderseits akzeptable Lösung dann schwer zu finden. Im Zweifelsfalle sollten aber die gesundheitsschädigenden Wirkungen im Vordergrund stehen, d. h. es sollte eher auf das Rauchen verzichtet werden.
Verhaltensgrundsätze
[Bearbeiten]Tabakrauch ist in jeder Konzentration gesundheitsschädlich. Daher ist Rücksicht unter sozialen und gesundheitlichen Gesichtspunkten wichtig. Raucher, die in Gegenwart von Nichtrauchern rauchen, gefährden immer deren Gesundheit.
Schlechte Manieren sind daher bei Rauchern wie Nichtrauchern zu beobachten. Zur Lösung dieser widersprüchlichen Problematik kann man folgende Grundsätze als Raucher beherzigen:
- Wenn man die Hände nicht frei hat, dann behält man die Zigarette auf keinen Fall während dieser Tätigkeit im Mund. Vielmehr wird die Zigarette in einem Aschenbecher abgelegt. Wenn man keinen Aschenbecher in der Nähe hat, darf man sowieso nicht rauchen.
- Nicht auf den Fußboden aschen. Unterwegs sollten Sie Asche und Kippen immer in einem transportablen Aschenbecher sammeln.
- Während andere Leute essen, ist es sehr unhöflich und rücksichtslos zu rauchen. Das gilt auch, wenn am Nebentisch gerade gegessen wird. Befindet sich kein Aschenbecher am Tisch, ist das ein Hinweis darauf, dass Rauchen unerwünscht ist. Zwischen den Gängen sollten Sie fragen, ob es jemanden am Tisch stört, wenn Sie rauchen.
- In Gegenwart von Kindern immer aufs Rauchen verzichten, da Rauch in jeder Konzentration gesundheitsschädlich ist und Kinder sich der Gefahr nicht bewusst sind.
- Nie in Autos rauchen, wenn Kinder anwesend sind, da dies starke Schädigungen zur Folge haben kann.
- Aufgrund eines schlechten Geschmacks durch die Zigarette im Mund auf die Straße zu spucken, ist besonders unhöflich.
Auch Nichtraucher haben einen Grad an Anstand zu wahren. Fühlt man sich als Nichtraucher gestört und unnötig durch den Raucher eingeschränkt, so kann man den Raucher höflich darum bitten, das Rauchen zu unterlassen. Hält sich der Raucher an alle Verhaltensregeln und beeinträchtigt anwesende Nichtraucher in keiner Weise (z.B. indem er zum Rauchen einen getrennten Raucherbereich aufsucht) sollten zynische oder abwertende Kommentare seitens der Nichtraucher vermieden werden. Auch gut gemeinte Ratschläge, z.B. wie man das Rauchen aufgeben kann, sollten nur in eng vertrauten freundschaftlichen Verhältnissen stattfinden.
Kinder
[Bearbeiten]Kinder von Rauchern fangen häufiger als Kinder von Nichtrauchern an zu rauchen. Selbst wenn nicht in Gegenwart von Kindern geraucht wird, werden Kinder durch die Ausdünstungen aus der Kleidung der Eltern und sogar durch deren ausgeatmete, schadstoffhaltige Atemluft geschädigt. Kinder von Rauchern erkennt man häufig daran, dass ihre Haare oder Kleider nach Rauch riechen. Kinder von Rauchern werden öfter krank und erkranken auch im Erwachsenenalter häufiger an Krebs und Atemwegerkrankungen.
Zusätzliche Hinweise
[Bearbeiten]Rauchverbot herrscht in Deutschland seit Mitte 2004 in allen ober- und unterirdischen Bahnhöfen. Das Rauchen in Bahnhöfen ist seither nur noch in speziell ausgewiesenen Raucherzonen erlaubt. In öffentlichen Gebäuden ist das Rauchen meist nur in speziell dafür vorgesehenen Raucherzonen gestattet.
Auf Sportveranstaltungen herrscht in der Regel ebenfalls Rauchverbot. Falls kein Rauchverbot ausgesprochen wurde und die Veranstaltung nicht im Freien stattfindet, sollten Sie dennoch auf das Rauchen verzichten, weil ein Sportler einen erhöhten Sauerstoffbedarf hat und gute Luft zum Atmen benötigt, um Spitzenleistungen erbringen zu können.
Am Arbeitsplatz ist es in den meisten Betrieben üblich, entsprechende Raucherzonen zu schaffen. Dieses Vorgehen hat sich überwiegend bewährt und man sollte deshalb nur in den ausgewiesenen Raucherzonen rauchen.
Das Rauchverbot in italienischen Gaststätten und öffentlichen Gebäuden hat gezeigt, dass nach Einführung des Rauchverbots die Herzinfarktquote bei den unter 60-jährigen deutlich zurückgegangen ist. Inzwischen gibt es auch in großen Teilen Deutschland ein gesetzliches Rauchverbot, das insbesondere für Gaststätten und öffentliche Einrichtungen gilt.