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Wir wollen nun noch ein paar Spezialfälle der Kettenregel aufzählen, die in der Praxis häufig vorkommen. Für die Herleitung der Ableitungen von
,
,
,
,
etc. verweisen wir auf das anschließende Kapitel Beispiele für Ableitungen.
Sind
und ist
differenzierbar, dann ist auch
differenzierbar und für
gilt
Fall:
ist Potenzfunktion
[Bearbeiten]
Ist
differenzierbar, dann ist auch
differenzierbar für alle
, und für
gilt
Fall:
ist Wurzelfunktion
[Bearbeiten]
Ist
differenzierbar, dann ist auch
mit
differenzierbar, und für
gilt
Fall: 
[Bearbeiten]
Ist
differenzierbar, dann ist auch
differenzierbar, und für alle
gilt
Sonderfall: Ableiten von „Funktion hoch Funktion“
[Bearbeiten]
Ein Sonderfall der exponentiellen Ableitung ist für
gegeben. Hier ist die innere Funktion
. Die Ableitung berechnen wir daher, indem wir beim Nachdifferenzieren auf
die Produktregel anwenden.
Beispiel (Ableitungen von Exponentialfunktionen 2)
1. Ist
, d.h.
, dann ist
für alle
und damit
2. Ist
, d.h.
, dann ist
für alle
und damit
3. Ist
, d.h.
, dann ist
für alle
und damit
Ist
differenzierbar, dann ist auch
differenzierbar, und für alle
gilt

(Logarithmische Ableitung)
Beispiel (Logarithmische Ableitungen)
1. Ist
, d.h.
, dann ist
für alle
und damit
2. Ist
, d.h.
, dann ist
für alle
und damit
Verständnisaufgaben: Beantworte die folgenden Fragen:
- Warum ist der Definitionsbereich von
gleich
?
- Wie ist der Definitionsbereich und die Ableitung von
?
Hinweis
Weiter unten werden wir sehen, wie wir mit Hilfe der Logarithmischen Ableitung sehr gut die Ableitungen von Produkt-, Quotienten- oder Potenzfunktionen berechnen können. Dies macht besonders dann Sinn, wenn die Funktion beispielsweise aus mehreren Produkten besteht. (
)
Die Faktor- und Summenregel besagt, dass die Ableitung linear ist. Wenden wir diese Linearität auf
Funktionen an, so folgt:
Beweis (Ableitung von Linearkombinationen von Funktionen)
Wir zeigen die Aussage sauber mittels vollständiger Induktion über
:
Induktionsanfang:
. Für
gilt
Induktionsvoraussetzung:

gelte für ein
Induktionsschritt:
.
Beispiel (Differenzierbarkeit von Polynomfunktionen)
Die Potenzfunktionen
sind für alle
differenzierbar mit
Nach dem Satz von oben ist damit jede Polynomfunktionen
für
und
differenzierbar mit
Die Linearität der Ableitung können wir verwenden um neue Summenformeln aus bereits bekannten zu gewinnen. Betrachten wir als Beispiel die geometrische Summenformel für
und
:
Beide Seiten der Gleichung können auf
als differenzierbare Funktionen
bzw.
aufgefasst werden:
Da
ein Polynom ist, gilt für
:
Außerdem gilt mit der Quotientenregel
Da nun
, gilt auch
. Also gilt für
:
Ergänzungsfrage: Welchen speziellen Summenformeln erhalten wir für
und
?
Die Produktregel
lässt sich auch auf mehr als zwei differenzierbare Funktionen anwenden, indem wir zunächst mehrere Funktionen zusammenfassen, und dann die Produktregel mehrfach hintereinander anwenden. Für drei Funktionen ergibt sich
Für vier Funktionen erhalten wir analog
Wir erkennen nun ein klares Bildungsgesetz bei der Ableitung: Das Produkt der Funktionen wird aufsummiert, wobei in jedem Summand die Ableitung um eine Stelle nach „hinten rutscht“. Allgemein erhalten wir so für die Ableitung einer Produktfunktion aus
Funktionen:
Aufgabe (Beweis der verallgemeinerten Produktregel)
Beweise die verallgemeinerte Produktregel mittels vollständiger Induktion über
.
Beweis (Beweis der verallgemeinerten Produktregel)
Induktionsanfang:
. Es gilt
Induktionsvoraussetzung:

gelte für ein
Induktionsschritt:
.
Aufgabe (Verallgemeinerte Produktregel)
Bestimme den Definitionsbereich und die Ableitung der Funktion
Hinweis
Gilt bei der verallgemeinerten Produktregel zusätzlich
für alle
, so können wir beide Seiten durch dieses Produkt teilen, und erhalten so die Form
Der Vorteil bei dieser Darstellung ist, dass die Summe auf der rechten Seite wesentlich übersichtlicher ist. Genau diese Idee steckt hinter der logarithmischen Ableitung, die wir im nächsten Abschnitt vorstellen.
Die logarithmische Ableitung ist ein sehr elegantes Hilfsmittel, um die Ableitung von verschachtelten Funktionen zu berechnen. Für eine differenzierbare Funktion
ohne Nullstellen ist die Logarithmische Ableitung definiert durch
Wir haben oben schon gezeigt, dass mit der Kettenregel gilt:
In der folgenden Tabelle sind einige Standardbeispiele von logarithmischen Ableitungen aufgelistet:
 |
 |
Definitionsbereich
|
 |
 |
|
,  |
 |
|
 |
 |
|
 |
 |
|
 |
 |
|
 |
 |
|
 |
 |
|
Durch direktes Nachrechnen erhalten wir für die logarithmische Ableitung die folgenden Rechenregeln:
Hinweis: Die Regeln sind analog zu den Rechenregeln für die Logarithmusfunktion.
Aufgabe (Rechenregeln für die logarithmische Ableitung)
Beweise die Regeln 2, 3 und 5 des vorherigen Satzes
Hinweis
Die Summenregel lässt sich für nullstellenfreie und differenzierbare
(
noch verallgemeinern zu
Mit Hilfe der Regeln können wir nun Ableitungen berechnen. Der Übergang zur logarithmischen Ableitung bringt zwar meist nicht weniger Rechenaufwand, ist aber wesentlich übersichtlicher als die Berechnung mit den üblichen Regeln, und daher weniger anfällig gegenüber Flüchtigkeitsfehlern.
Aufgabe (Logarithmische Ableitung)
Differenziere, mit Hilfe der logarithmischen Ableitungen, die folgenden Funktionen, auf deren Definitionsbereich:



Genau wie die Summen- und Produktregel, lässt sich auch die Kettenregel auf die Komposition von mehr als zwei Funktionen verallgemeinern. Für zwei differenzierbare Funktionen
und
lautet die Kettenregel
Wenden wir diese auf drei Funktionen
,
und
an, so erhalten wir durch zweimaliges Anwenden der Regel
Wenn wir nun genau hinsehen, erkennen wir das Bildungsgesetz: Zunächst wird die äußerste Funktion abgeleitet, und die beiden inneren in die Ableitungsfunktion eingesetzt. Anschließend wird die zweite Funktion abgeleitet, und die innerste eingesetzt, und das ganze mit der vorderen Ableitung multipliziert. Zuletzt wird noch die innerste Funktion abgeleitet und dazumultipliziert. Verallgemeinern wir dies nun auf
Funktionen, so erhalten wir:
Satz (Verallgemeinerte Kettenregel)
Seien
differenzierbar für aller
, und
für alle
. Dann ist auch
differenzierbar, und für alle
gilt
Beweis (Verallgemeinerte Kettenregel)
Wir beweisen die Aussage mittels vollständiger Induktion über
:
Induktionsanfang:
. Es gilt
. Hier gilt die Kettenregel
Induktionsvoraussetzung:

gelte für alle

und ein
Induktionsschritt:
. Für
gilt