Gitarre: Pentatonik und Bluesworkshop

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Was ist eine Pentatonik[Bearbeiten]

Pentatonik braucht man zum Begleiten ganzer Stücke mit einem Riff (stetig wiederkehrende Tonfolge) mit Licks (ganz oder teilweise improvisierte und oft stetig wechselnde, kurze Tonfolge - oft nur während einer Gesangspause) oder zur freien Improvisation. Es gibt verschiedene Pentatonik-Skalen. Das sind Pattern (Muster), die einen begrenzten Vorrat an Tönen zeigen, die gut zu einem Lied oder zumindest zum gerade gespielten Akkord passt.

Bei vielen Stücken genügt es meist, die Tonart zu kennen, um zu wissen, welche Pentatonik passt. Bei anderen Stücken muss man die Pentatonik mit dem Akkord wechseln.

Welche Pentatonik zu welcher Tonart bzw. zu welchem Akkord passt erfahrt ihr in diesem Abschnitt.

Wie lernt man Pentatoniken[Bearbeiten]

Will man Pentatoniken richtig nutzen, so kommt man nicht um das Lernen und Üben von Skalen herum.

Jedoch sollen dir hier nicht einfach irgendwelche Punktbilder vorgesetzt werden.

Vielleicht hast du schon mal solche Punktbilder gesehen. Vielleicht auch schon Ausschnitte von solchen Skalen rauf- und runtergenudelt. Vielleicht hattest du sogar Glück und es hat irgendwie ganz gut geklungen. So lernen viele den Einstieg in die Improvisation. Doch erfahrungsgemäß dauert es sehr lange, bis man weiß, wann und wie und warum man die Pentatoniken irgendwo einsetzen kann.

Es gibt Dur- und Moll- und Blues-Pentatoniken, die alle gleich aussehen, aber abhängig vom umspielten Akkord oder Musikstil anders gebraucht und benannt werden. Hinzu kommt, dass sich verschiedene Autoren nicht einigen können, wie man eine bestimmte Skala bezeichnen soll. Damit das Improvisieren mit einer Pentatonik nicht nur auf Versuch und Irrtum beruht, holt dieser Workshop etwas weiter aus.

Um mit Pentatoniken sinnvoll arbeiten zu können, sollte man sich grundlegend mit Barré-Akkorden (Rockdiplom), Transponieren und mit Intervallen (Gitarre:_Balladendiplom) auskennen, oder man sollte zumindest in nächster Zeit die Wissenslücken schließen.

Eine komplette Übersicht der Pentatoniken findest du als Überblick in der Zusammenfassung. Die folgenden Lektionen schreiten etwas langsamer und ausführlicher voran, so dass sie sich besser zum Lernen eignen. Eine Lektion ist etwa für eine Unterrichtsstunde konzipiert, auch als Gegengewicht zu anderen Lektionen wie reine Liedbegleitung.

Bevor es aber ans richtige Lernen geht, zuerst eine erfreuliche Nachricht:

Es gibt nur 5 Fingersätze für die Pentatoniken.

Die Ziffern in den Skalen geben die Intervalle vom Grundton einer Dur-Pentatonik (1) an. (Sekunde = 2, Terz = 3, Quinte = 5, Sexte = 6). Es sind die gleichen Intervalle, die du schon von den Akkorden aus dem Balladendiplom her kennst.

Für alle Pentatoniken muss man sich eigentlich nur zwei Grundbausteine merken:

die kleinen Terzen

Das sind Tonabstände mit zwei leeren Bünden dazwischen.

Die (großen) Sekunden

Das sind Tonabstände mit einem leeren Bund dazwischen.

Diese beiden Skalen-Ausschnitte entdeckst du in jeder Pentatonik wieder.

Allerdings muss man in jeder Skala (nicht nur bei den Pentatoniken) einen Lagewechsel zwischen der G- und B-Saite (deutsch: H-Saite) mit einberechnen, weil sich auf den unteren beiden Saiten alles um einen Bund nach rechts verschiebt.

Wozu benötigt man eine Pentatonik überhaupt?[Bearbeiten]

Wie schon gesagt, wird die Pentatonik meist zur Improvisation benötigt.

Wenn man ein Musikstück begleiten möchte, dann hat man die Möglichkeit eine freie Melodie als zusätzliche Ausschmückung zu dem Stück zu spielen. Diese Melodie muss nicht unbedingt auskomponiert sein, sondern du kannst diese Melodie oft frei dazu improvisieren.

Nun hat man aber das Problem, dass nicht alle Töne gleich gut passen. Als Orientierung steht dir oft nur die Tonart des Stückes und die verwendeten Akkorde zur Verfügung.

Doch es gibt 12 verschiedene Töne, die sich nach einer Oktave wiederholen.

Hier einmal an einer Klavier-Tastatur veranschaulicht.

Diese Tasten sind mit ALLEN Tönen vergleichbar, die du auf deiner Gitarre spielen kannst. Ohne Anhaltspunkt musst du mit allen möglichen Noten auf dem Griffbrett rechnen. Aber für eine Improvisation benötigt du nur eine Auswahl dieser Töne.

Welche Töne verwendbar sind, kann man grob unterteilen in
  1. Den Grundton einer Tonleiter, Skala oder eines Akkordes solltest du jederzeit bestimmen können.
  2. 3 Akkordtöne, aus denen sich ein Dur- oder Moll-Akkord zusammensetzt. Die meisten kennst du ja schon vom Greifen der Akkorde her. Es lohnt sich, die Griffbilder der Akkorde im Hinterkopf zu haben, denn diese werden mit den Tönen der Pentatonik umspielt.
  3. Mit zwei weiteren Tönen erhälst du die 5 sicheren Töne der Pentatonik, die so gut wie immer zu einem bestimmten Akkord passen und die man daher jederzeit verwenden kann. Das sind die Töne, um die wir uns hier kümmern wollen.
  4. Die Pentatonik ist nicht die einzige Skala, die man verwendet. Tonleitern haben Leit- und Strebetöne die sich je nach Tonart und Akkordfunktion (Tonika, Subdominante, Dominante) ändern können. Hier kann es leicht mal vorkommen, dass man einen von denen verwechselt und ein falsch eingesetzter Leit- oder Strebeton sich schräg oder falsch anhört. Sie ist ein Grund, warum ein Anfänger lieber mit einer Pentatonik improvisiert als mit einer vollständigen Dur- oder Moll-Tonleiter.
  5. Dann gibt es noch Tonleiterfremde Töne. Die passen wiederum nur in Ausnahmefällen unter ganz bestimmten Umständen zum Stück. Falsch eingesetzt hören sie sich nur schräg und völlig verkehrt an. Allerdings musst du selbst bei der Pentatonik immer damit rechnen, dass ein Gitarrist doch mal einen weiteren Ton außerhalb der Skala mit dazuschmuggelt.
  6. Ein Beispiel, das man sich merken sollte, sind die so genannten Blues-Notes. Das sind Töne, die sich trotz ihres schrägen Klangs bei bestimmten Musikstilen gut anhören. Man findet die Blue-Notes beim Blues und vom Blues beeinflusste Musikrichtung. Doch dies wird Stoff für eine weiterführende Lektion.
Zusammenfassung
  • Die drei Akkordtöne des Grundakkords oder des gerade umspielten Akkordes sind Bestandteil der Pentatonik.
  • Der Pentatonik fehlen die Leit- und Strebetöne einer vollständigen Dur- oder Molltonleiter.
  • Der Blues mit seinen Blue-Notes fällt etwas aus dem Rahmen der reinen Pentatonik und wird daher extra behandelt.

Beispiel am Akkord G-Dur[Bearbeiten]

Eine Methode bei der Improvisation ist es, die Töne einer bestimmten Tonleiter zu verwenden. Das ist eine Auswahl von 7 der oben genannten 12 möglichen Töne. Ein Problem dabei ist, dass unser G-Dur-Akkord gleich in mehreren Tonarten vorkommen kann.

G als Tonika

G-Dur kann der Grundakkord der Tonart G-Dur sein. Eine typische Akkordfolge ist: G C D7 G. Die einzelnen Töne der G-Dur-Tonleiter sind

1 2 3 4 5 6 j7
G A H C D E F#

In diesem Kontext (z.B. bei der Akkordfolge: G C D7 G) klingen die Leit- und Strebetöne F# und C gut, denn sie sind Bestandteil der G-Dur-Tonleiter.

G als Subdominante

G-Dur kann aber auch die Subdominante der Tonart D-Dur sein. Eine typische Akkordfolge ist: D G A7 D. Die einzelnen Töne der D-Dur-Tonleiter sind

1 2 3 4# 5 6 j7
G A H C# D E F#

Hier darf (in der Regel) kein C genommen werden, denn C ist kein Bestandteil der D-Dur-Tonleiter, wo man das C# nehmen muss.

G als Dominante

G-Dur kann aber ebenfalls die Dominante der Tonart C-Dur sein. Eine typische Akkordfolge ist: C F G7 C.

Die einzelnen Töne der C-Dur-Tonleiter sind

1 2 3 4 5 6 7
G A H C D E F

In der C-Dur-Tonleiter darf (in der Regel) weder ein F# noch ein C# erklingen.

Wenn du also nur einen Akkord (hier G-Dur) als Anhaltspunkt hast, weiß du noch lange nicht, welche Tonleiter man zur Improvisation nehmen kann. Du musst das "aus dem Kontext" heraus entscheiden. Nämlich welche "Bedeutung" (Grundakkord, Dominante oder Subdominante) ein Akkord an einer bestimmten Stelle im Stück hat. Das ist ähnlich wie mit Wörtern. Das Wort "vor" kann an einer Stelle "bevor", an einer anderen Stelle "vorwärts/voran" bedeuten. Dies ergibt sich aus dem Kontext der anderen Wörter im Satz.

Ob ich beim G-Dur-Akkord die Töne C und F# verwenden darf oder doch ein C# oder F verwenden muss, ergibt sich aus dem Kontext.

Du siehst also, dass du über ein und denselben Akkord mit verschiedenen Tönen improvisieren kannst. Und genau da liegt das Problem. Zum G-Dur-Akkord könnten gleich drei Tonleitern passen [1]

Doch nehmen wir uns noch einmal die drei oberen Beispiele genauer unter die Lupe: Die drei Akkordtöne G H und D (schwarz) kommen in ALLEN drei Tonarten vor. Diese drei Töne kann man also gefahrlos in allen drei Tonarten für die Improvisation verwenden. Weiterhin kommen die Töne A und E in ALLEN drei Tonarten vor. Also sind auch diese beiden Töne für die Improvisation über einen G-Dur-Akkord immer im grünen Bereich. Diese drei Akkordtöne und die beiden Töne, die in jeder Tonart vorkommen, wo auch der G-Dur-Akkord gespielt wird, ergeben zusammen die G-Dur-Pentatonik.

Das gleiche Problem hat man übrigens auch bei Akkorden. Mal darf man ein sus4 oder j7 oder add9 spielen, mal nicht Die beiden Töne der Pentatonik kann man neben den Akkordtönen fast unbedenklich zur Erweiterung einsetzen. Daher könnte man sie auch "Optionstöne der Pentatonik" nennen, obwohl das kein offizieller Begriff ist. (Optionstöne können mit bei einem Akkord auftauchen, müssen es aber nicht.)

Nur bei den Leit- und Strebetönen F und C sowie beim F# und C# muss man vorsichtig sein. Je nachdem in welcher Tonart man über den G-Dur-Akkord improvisieren will, kommt entweder ein Vorzeichen hinzu oder nicht. Mit den Leit- und Strebetönen ist die Zuordnung eines Akkordes zu einer bestimmten Tonart möglich, oder aber eine bestimmte Tonart kann ausgeschlossen werden.

Die Leit- und Strebetöne F und C bzw. F# und C# können in bestimmten Situationen passen. Jedoch kann man sich bei denen auch mal vertun. Wenn man genau die Tonart kennt, in der man sich befindet und immer die richtige Skala weiß, die man verwenden muss, dann müsste man sich keine Gedanken machen. Aber es ist für die meisten Anfänger noch eine recht große Herausforderung, alle Tonleiter-Skalen im Kopf zu haben, und dann auch noch die richtige auszuwählen. Damit einem dabei keine Fehler unterlaufen, meidet man einfach die Leit- und Strebetöne und verwendet nur die übrig 5 Töne, mit denen man immer auf der richtigen Seite ist.

Zum G-Dur-Akkord kann man also die 5 Töne G A H - D E - zuordnen. Diese kann man immer verwenden, wenn der G-Dur-Akkord auftaucht (Ausnahme Blues, aber wie gesagt, der wird später behandelt). Mit den 5 Tönen der Pentatonik (penta steht für 5) kann man in jeder Tonart (in jedem Musikstück) in der G-Dur vorkommt gefahrlos Improvisieren. G-Dur kommt in den Tonarten C- D- und G-Dur sowie deren Mollparallelen Am, Hm und Em vor.

Das heißt natürlich nicht, dass man die Leit- und Strebetöne F und C bzw. F# und C# auf keinen Fall verwenden darf, doch man kann sich bei denen eher mal vertun.

Der Fingersatz und der Gebrauch der Pentatonik ist viel einfacher als die Theorie. Wie wir noch sehen werden, sind diese 5 Töne immer im gleichen Schema angeordnet, so dass sich die Pentatoniken der einzelnen Akkorde ähneln. Es gibt nur 5 Hauptformen der Pentatonik-Fingersätze, die man genau wie Barré-Akkorde quer über das Griffbrett verschieben kann. Diese 5 Hauptformen gilt es zu lernen, und von diesen muss man wissen, in welchem Bund sie welchem Dur- bzw. Mollakkord zugeordnet werden.

Lektionen[Bearbeiten]

Der Theorieteil ist vom Konzept her fertig. Die Übungsstücke und Anwendungen werden noch folgen. Wer gute Ideen für Übungen, oder passende Lieder kennt, die zu den einzelnen Theorie-Teilen passen, der möge uns doch bitte einen Tipp zukommen lassen.



  1. Die Tonart Cm wird der Einfachheit halber außen vor gelassen, obwohl dort der G-Dur-Akkord die Dominante der Moll-Tonart sein kann.