Pathologie: Wirbelsäule und Myelon
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KLIPPEL-FEIL-Syndrom
[Bearbeiten]Syn: Kongenitale Halssynostose
Ät: Angeborene zervikale Blockwirbelbildung.
Prg: Meist normale Lebenserwartung, therapiebedürftige Skoliosen möglich.
Siehe auch: Klippel-Feil-Syndrom
Skoliose
[Bearbeiten]Ep: Fehlstellung der Wirbelsäule, Einteilung nach Cobb.
Ät.:
- idiopathische Skoliose (90%)
- kongenitale Skoliose durch Fehlbildungen (bsw. Klippel-Feil, Spina bifida)
- Traumatisch (nach Operation, Verletzungen)
- Neurogen (Post-Polio-Syndrom, Arthrogryoposis)
- Myopathisch (Muskeldystrophien)
- Statische Skoliose (Beinlängenunterschiede)
Siehe auch: Skoliose
Bandscheibenvorfall
[Bearbeiten]Ep.: Mittleres Lebensalter, schlanke Personen begünstigt.
Lok.: Meist L4/L5 oder L5/S1, seltener zervikal. Austritt nach medial, mediolateral oder lateral. Komprimierte Spinalwurzeln sind meist bei L4/L5 die L5-Wurzel, bei L5/S1 die S1-Wurzel.
Stadien:
- Protrusion - Vorwölbung, Anulus fibrosus noch intakt
- Vorfall - Anulus fibrosus zerrissen, Nucleus pulposus vorgefallen
- Sequester - Freies Bandscheibengewebe im Spinalkanal
Klinik: Schmerzen (Ischialgie), Paresen, Sensibilitätsstörungen und Reflexausfall, evtl. auch Blasen- und Mastdarmstörungen entsprechend der betroffenen Dermatome und komprimierten Strukturen (Myelon, Wurzelkompression), LASÈGUE-Zeichen positiv. Siehe auch Klinik der spinalen und radikulären Läsionen.
Histo: Oft nekrotischer Faserknorpel, Regeneratzellnester, Organisation ggf. ältere Blutung bei Traumen
Spondylolisthesis
[Bearbeiten]Syn.: Spondylolisthese, Wirbelgleiten
Stadien nach Meyerding:
- °I: Versatz der Wirbelkörper zueinander um weniger als 25 % der Wirbelkörpertiefe
- °II: Versatz um 25 – 50 %
- °III: Versatz um 50 – 75 %
- °IV: Versatz um mehr als 75 %. Der vollständige Kontaktverlust heißt Spondyloptose.
Klinik: Spondylarthrose, Schmerzen, neurologische Ausfälle
(Chronische) zervikale Myelopathie
[Bearbeiten]Ät.: Primäre oder sekundäre Spinalkanalstenose
Klinik: „Ganzkörperschmerz“, Test: Heben der Arme über die Horizontale und Hüpfen auf einem Bein nicht möglich.
Kompl.: Hohe Querschnittslähmung!
Lumbale Spinalkanalstenose
[Bearbeiten]Ät.: Primäre Enge, sekundäre Verengung durch degenerative Prozesse, Spondylolisthesis usw.
Klinik: Claudicatio spinalis (Lumboischialgie beim Gehen, Stehen, Besserung im Sitzen, Radfahren geht gut).
Trauma des Rückenmarkes
[Bearbeiten]spinal cord injury
Ep: 15-40/1.000.000, 85% Männer, in 50% Verkehrsunfälle, 20% sportliche Tätigkeiten, 15% Arbeitsunfälle
Klinik: 60% zervikal, davon 60% inkompletter Querschnitt mit Restfunktionen unterhalb der Verletzungshöhe
Histo: kapilläre Blutungen (selten Hämatomylie), mit hämorrhagischen Nekrosen, Axonale Transsektion, nach 3 Tagen ausgeprägte Entzündungsreaktion mit T-Lymphozyten und Makrophagen. Ausbildung von Glianarben möglich. Oberhalb der Läsion Degneration der Hinterstrangbahnen, sowie der spinocerebellären und spinothalamischen Trakte.
Entzündliche Erkrankungen
[Bearbeiten]Morbus BECHTEREW (Spondylitis ankylosans)
[Bearbeiten]Ossifikation der intervertebralen Gelenke. Siehe Kapitel Gelenke.
Rheumatoide Arthritis
[Bearbeiten]Beteiligung der atlantoaxialen oder zervikalen Gelenke in 25-40% möglich. Durch subluxationen kann es zur Kompression des Rückenmarkes kommen.
Spondylodiszitis
[Bearbeiten]Ät.: Bakterien (S. aureus), Tuberkulose (Pott-Diseae)
Prg: Frakturrisiko der thorakalen und lumbalen Wirbelkörper bei TBC, Empyem bei bakteriellen Infektionen.
Osteomyelitis
[Bearbeiten]Ep: Pyogene Osteomyelitiden betreffen in 2-4% die Wirbelkörper, die Patienten sind meist im 50-60 Lj, 45% lumbal, 35% thorakal
Ät. meist Staph. aureus, in 30% Gram-negative Bakterien aus dem Genitourinaltrakt
Pg: hämatogene Ausbreitung der Mikroorganismen, seltener direkte Kontamination durch chirurgischen Eingriff
Epiduraler Abszess
[Bearbeiten]Ät: Spinale epidurale Abzesse entstehen meist durch hämatogene Ausbreitung von einem anderen Herd, in 60-90% Staph. aureus
Makro: meist 6 oder mehr Segemente betroffen, meist dorsal
Histo: Granulationsgewebe mit Eiter
Prognose: Kompression des Rückenmarkes, Paraplegie
Fehlbildungen des Rückenmarkes
[Bearbeiten]Dysraphien: siehe Neuralrohrdefekte
Syringomyelie
[Bearbeiten]Ät: progrediente tubuläre Aufweitung des Rückenmarkes über mehrere Segmente, bei Beteiligung der Medulla: Syringobulbie, sekundäre Syringomyelien durch Tumore, Achrachnoiditiden, Hämatomyelien.
Ep: Beginn 20-30 Lj. über 90% der Patienten mit idiopathischer Syringomyelie haben eine Typ-1 Chiari-Fehlbildung
Makro: gelbliche-proteinhaltige Zystenflüssigkeit, Kavitäten cerivikal am ausgeprägtesten.
Histo: Abgeschwächte Myelinscheidenanfärbung im Wandbereich der Syrinx, Astrozytäre Gliose im Randbereich , dünne kollagene Membran möglich.
Arthrogryposis multiplex congenita
[Bearbeiten]Ät: multiple kongenitale Kontrakturen der Extremitäten durch multiple pränatale Ursachen, meist neurogen, seltener myogen.
Siehe auch: Arthrogryposis_multiplex_congenita
Neoplasien der Wirbelsäule
[Bearbeiten]Sacrococcygeales Teratom
[Bearbeiten]Ep: Gut differenzierter Keimzelltumor des Os sacrum im Neonatalalter, Frauen häufiger als Männer
Makro: kaudale Deformitäten aus solidem und zystischen Gewebeanteilen. In den Zysten können Haare auftreten.
Histo: Gewebe aller drei Keimzellschichten, wobei ektodermales Gewebe überwiegt.
Ko: selten maligne Transformation möglich
Sakrales Ependymom
[Bearbeiten]Ependymome können auch ohne intradurale Anteile im Os sacrum oder parasakralen Weichteilgewebe auftreten. Histologisch entspricht das Bild den Ependymomen des ZNS.
Chordom
[Bearbeiten]Ep: Langsam progredient wachsender, rekurrierender Tumor aus Resten des embryonalen Notochords, welches normalerweise in Anteile des Nucleus pulposus differenziert.
Lok: 50 % Os sacrum, 30 % Schädelbasis.
Einteilung: Konventionelles, chondroides oder dedifferenziertes Chordom.
Histo: Epitheloide Zellen in kohäsiven Strängen mit eosinophilen, vakuolisiertem Zytoplasma („physaliphore Zellen“) und moderaten, chromatindichten Kernen in einem muzinösem Stroma. Wenig Mitosen. Bei defifferenzierten Chordomen spindelzelliges Erscheinungsbild und Nekrosen möglich.
Immuno: Positiv für pan-Zytokeratin, CK 8, CK 19, S-100, Epitheliales Membran Antigen (EMA), Negativ für GFAP.
Prg: Alter über 40 J., Nekrosen, ausgedehnte Tumoren haben eine schlechtere Prognose.
DD: Chondrosarkom (negativ für Zytokeratin), Ecchordosis physaliphora.
Chondrosarkom
[Bearbeiten]Ep: selten, meist 40 Lj.
Lok: Schädelbasis, da hier enchondrale Ossifikation
Histo: hyaline oder myxoider Knorpel mit zytologischen Atypien, und Änderungen der Zelldichte. Grad 1: ohne Mitosen (50%), Grad 2: mit Mitosen (28%), Grad 3 (in der Schädelbasis nicht vorkommend)
siehe auch Abschnitt Chondrosarkom im Kapitel Knorpel- und Knochentumore
Eosinophiles Granulom
[Bearbeiten]Def: solitäre Knochenläsion einer Langerhans-Zell-Histiozytose
siehe auch Abschnitt Langerhans-Histiozytose im Kapitel Knorpel- und Knochentumore
Lipom
[Bearbeiten]Ep: Lumbale Lipome sind öfters mit Spina bifida, Meningeocele, Dermalsinus oder thethered cord assoziert.
DD: Epidurale Lipomatose unter Steroid-Therapie oder Adipositas
Metastasen
[Bearbeiten]Ep: 5% aller Autopsiefälle mit Malignomen haben Wirbelkörpermetastasen
Lk: am häufigsten Epidural, gefolgt von intradural-extramedullär und am seltensten intramedullär. Herkunft: 22% Mamma (BWS), 15% Lunge (BWS), 10% Prostata (LWS), 10% Lymphome
Die diffuse metastatische Ausbreitung von Tumorzellen im Subarachnoidalraum wird als Meningeosis neoplastica bezeichnet und kann in bis zu 10% der Malignom-Fälle bei systemischer Erkrankung vorliegen
Th: Resektion und Bestrahlung, Op-Indikation bei Gefahr einer Myelonkompression
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