Pathologie: Niere
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Nierenfunktionsstörungen
[Bearbeiten]Formen:
- Akutes Nierenversagen (ANV) - Ursachen: Entzündung (GN, HUS), Schock.
- Chronische Niereninsuffizienz - Ursachen: Diabetes mellitus, arterielle Hypertonie, chronische-interstitielle Nephritis.
Inkretorische Funktion:
- Störung der Erythropoetin-Synthese -> Renale Anämie
- Störung der Calcitriol-Bildung -> Hypokalzämie, Hyperphosphatämie, Parathormon-Anstieg -> Osteoporose, Nephrokalzinose
- RAAS-Aktivierung -> Natrium- und Wasserretention mit Ödemem und (renaler) arterieller Hypertonie
Exkretorische Funktion:
- Überwässerung -> Ödeme, Lungenödem
- Hyperkaliämie -> Herzrhythmusstörungen
- H+-Retention -> Metabolische Azidose
- Urämie -> Urämisches Koma (Ammoniak), Neuropathie, urämische Serositis (Perikarditis, Pleuritis), Beginn mit Übelkeit, Erbrechen, Appetitverlust, Gewichtsabnahme, Mattigkeit.
Pathologisch-anatomisch (autoptisch):
- Gastroenteritis, schiefergrauer Darm (postmortal)
- Serositis
- Nierenveränderung abhängig von der Grunderkrankung - Z.B. groß und blass bei Schockniere oder Schrumpfniere bei chronischer Niereninsuffizienz (Endstadiumsniere).
D.:
- Labor:
- Kreatinin-Anstieg, Abnahme der GFR (Kreatinin-Clearance)
- Blutzucker
- Elektrolyte
- RR
- Sonographie
- Urinanalyse (Nitrit, Leukos, BZ)
- Ggf. Nierenbiopsie
Therapie:
- Behandlung der Grunderkrankung
- Nierenersatztherapie
- Hämodialyse
- Peritonealdialyse
- Nierentransplantation
Angeborene Fehlbildungen von Niere und Harnwegen
[Bearbeiten]Niere
- Nierenagenesie - Eine Niere ist nicht angelegt. Ep.: 1:1100 Geburten, w < m.
- Nierenaplasie - Eine Niere ist angelegt, aber nicht entwickelt.
- Nierenhypoplasie - Eine Niere ist unterentwickelt.
- Hufeisenniere „horseshoe“ kidney - Beide Nieren sind am unteren Pol miteinander verschmolzen, mögliche Folge sind Harnabflussstörungen.
- Einseitige Verschmelzungsniere bzw. Kuchenniere - Die Nieren sind verschmolzen, der gemeinsame Hilus zeigt nach ventral. Ep.: selten.
- Doppelniere - Eine oder beide Nieren verfügen über zwei Nierenbecken und zwei Ureteren (embryonale Anlage von zwei Ureterknospen), wobei auf dem Weg zur Harnblase der obere Ureter meist den unteren über(unter?)kreuzt (Weigert-Meyer Regel). Kompl.: Reflux in den unteren Nierenanteil. Inzidenz: 4 %.
- Beckenniere - Die Niere liegt kaudal im Becken (kein Aszensus). Kompl.: Geburtshindernis.
- Wanderniere - Die Niere ist hypermobil.
Ureter
- Ureter duplex - Durch die embryonale Anlage zweier Ureterknospen auf einer Seite führen zwei Ureter zur Niere, die sich meist überkreuzen (Weigert-Meyer Regel).
- Ureter fissus - Zwei Ureteren mit nur einer Mündung in die Harnblase.
- Ureterstenose - Verengung im Bereich des Harnleiters, meist subpelvin direkt unterhalb des Nierenbeckens.
Fehlbildungen an der Uretermündung in die Harnblase
- Primäre Ureterklappeninsuffizienz (Ureter mündet nicht flach genug ein, kein Ventilmechanismus).
- Divertikel
- Duplikation
- Ureterozele
- Ureterektopie
Klinik: Vesikoureteraler Reflux mit aszendierenden Harnwegsinfektionen (interstitielle Nephritis mit Fieber und Flankenschmerz). Klinische Schweregradeinteilung nach PARKKULAINEN.
Fehlbildungen an der Harnblase
- Urachusdivertikel, Urachusfistel - Pg.: Unvollständige Rückbildung des Allantois-Gangs
Infravesikulär
- Urethralklappe - Schleimhautfalte in der proximalen Urethra bei Jungen
Kompl.: Intrauterine Harntransportstörungen (Okklusion oder Reflux) -> Megaureter, Hydronephrose.
Nierenzysten
[Bearbeiten]Ät.: Entzündungen mit Narbenbildung.
Makro: Einzelne oder solitäre mit seröser Flüssigkeit gefüllte epithelial ausgekleidete Hohlräume.
DD: Hydronephrose
Klinik: Meist asymptomatisch.
Kompl.: Einblutung, Infektion.
Zystennieren
[Bearbeiten]Systemerkrankung
Autosomal-rezessive polyzystische Nierenerkrankung (POTTER I)
[Bearbeiten]autosomal recessive polycystic kidney disease (ARPKD)
Sy.: Infantile bilateral-polyzystische Schwammnieren.
Ät.: Autosomal-rezessiv - Defekt des Fibrozystin-Gens (PKHD1)
Makro: Der Bauch ist pflaumenförmig aufgetrieben (DD Prune-belly-Syndrom: Bauchdeckenaplasie und Urogenitalmissbildungen), die Nieren sind stark vergrößert, viele 1-2 mm kleine radiär zum Hilus ausgerichtete tubuläre Zysten, schwammartig. Intrauterin kommt durch die fehlende Urinproduktion zum Oligohydramnion mit der Oligohydramnion-Sequenz (POTTER-Sequenz): POTTER-Fazies (eingezogene Nasenwurzel, faltige Ohren), deformierte Gliedmaßen, Thorax- und Lungenhypoplasie. Häufig ist die Nierenerkrankung kombiniert mit Leberfibrose und zystisch dilatierten Gallengängen, evtl. finden sich auch Leber-, Pankreas- und Lungenzysten.
Mikro: Nieren beidseits homogen polyzystisch durchsetzt, kaum noch funktionsfähiges Parenchym.
Prg.: Die neonatale Sterblichkeit bei postpartal gestellter Diagnose beträgt 90 % innerhalb der ersten Lebenswochen. Todesursachen sind Urämie und respiratorischer Insuffizienz. Die Erkrankung kann protrahiert bis ins frühe Erwachsenenalter verlaufen, wobei die Prognose oft von der hepatischen Fibrose bestimmt wird.
Weblinks: OMIM - Autosomal recessive polycystic kidney disease
Autosomal-dominante polyzystische Nierenerkrankung (POTTER III)
[Bearbeiten]Autosomal dominant polycystic kidney disease (ADPKD)
Syn: Adulte bilateral-polyzystische Schwammniere.
Ät.: Defekte der Gene PKD1, PDK2, PDK3. Autosomal-dominant (-> Familienscreening!)
Zysten entwickeln sich langsam und werden i.d.R. erst mit dem 40. bis 50. Lj. durch Niereninsuffizienz symptomatisch.
Makro: Die Nieren sind sehr groß (20 - 25 cm) und schwer (> 300 g) (Erwachsene!). Die Zysten sind symmetrisch über beide Nieren verteilt.
Mikro: Zwischen den Zysten finden sich intakte Nephrone.
Andere Manifestationen: Die Nierenerkrankung ist gehäuft kombiniert mit Hirnbasisaneurysmen und Zysten in anderen Organen.
Klinik: Renaler Hypertonus (Cave: SAB!), progrediente Niereninsuffizienz.
Weblinks: OMIM - Polycystic kidneys
Nierendysplasie
[Bearbeiten]Syn.: Degenerative Zystennieren.
Multizystische Nierendysplasie (POTTER II)
[Bearbeiten]Multicystic dysplastic kidney (MCDK)
Ät.: Fehlerhafte Ureterknospenverteilung, nicht erblich.
Makro: Nieren ein- oder beidseitig betroffen. Wenn beidseitig, dann meist asymmetrischer Befall und Oligohydramnion-Sequenz. Zysten unterschiedlicher Größe. Kontur der Niere nicht mehr erkennbar. Ureteratresie. Häufig Begleitfehlbildungen.
Mikro: Zysten, fibröses Stroma, primitive Gangstrukturen mit einschichtigem Epithel, evtl. metaplastischer Knorpel, wenig oder kein Restparenchym.
Diffuse Nierendysplasie.
[Bearbeiten]Assoziiert mit verschiedenen genetischen Syndromen.
Makro: Meist beidseitig. Zysten annähernd gleich groß und homogen verteilt. Kontur der Niere noch erkennbar.
Histo: Zysten, fibröses Stroma, primitive Gangstrukturen mit einschichtigem Epithel, evtl. metaplastischer Knorpel, wenig oder kein Restparenchym.
Weblinks: WebPath: Pathology of Renal Cystic Disease
Erworbene zystische Nierenerkrankung
[Bearbeiten]aquired renal cystic disease (ARCD)
Ät.: Terminale Niereninsuffizienz und/oder Dialyse
Makro: Beidseits oberflächliche gelegene ca. 0,5 - 1 cm messende Zysten.
Klinik: Flankenschmerzen, Hämaturie, Infektionszeichen.
Kompl.: Nierenadenome, Nierenzellkarzinome, Infektion.
Zirkulatorische Störungen
[Bearbeiten]Arteriolosklerose
[Bearbeiten]Ät.: Chronische arterielle Hypertonie, Diabetes mellitus.
Pg.: Chronische Gefäßschädigung.
Makro:
- Granulierte Nierenoberfläche
- aHT: Rote Granularatrophie resp. benigne Nephrosklerose - Nieren klein und rot
- Diabetische Nephropathie - Nieren gross und blass
Histo:
- Hyalinose: Glassartige Proteinablagerungen, zellarm
- Fibrose und Mediahyperplasie
- Lumeneinengung
- Ischämische Folgeschäden
Frischer Niereninfarkt
[Bearbeiten]Makro: Keilförmige, scharf begrenzte, lehmgelbe Verfärbung mit hämorrhagischem Randsaum.
Mikro: Koagulationsnekrose, im Zentrum: Nekrose, ungefärbte fehlende oder pyknotische Zellkerne, feinkörnig homogenisiertes Zytoplasma. Randzone: zellreich, hyperämisch, vermehrt Leukozyten.
Alter Niereninfarkt
[Bearbeiten]Makro: Tiefe weißliche Narbe(n).
Mikro: Kollagenfaseriges Bindegewebe, narbige Einziehungen, keine Glomeruli im Infarktbezirk.
Schockniere / Globale Nierenischämie
[Bearbeiten]Ät.: Schock/Hypovolämie/Exsikkose, Nierenarterienstenose, ACE-Hemmer/NSAR.
Makro: Die Nieren sind beidseits groß, blass und weich. Die Rinde ist breit und blass, während die Markkegel dunkel hyperämisch sind (betonte Mark-Rinden-Grenze).
Mikro: Die Glomeruli sind kollabiert, die BOWMAN-Kapsel ist weit, die Tubuli sind dilatiert (proximale Hauptstücke am empfindlichsten), reversible Tubuluszellnekrose.
Klinik: Erst Anurie/Oligurie, dann Polyurie und Polysthenurie (Erholung der Glomeruli), dann Normalisierung (Erholung der Tubuli).
Stauungsniere
[Bearbeiten]Ät.: Rechtsherzinsuffizienz, Nierenvenenthrombose
Makro: Die Nieren sind (dunkel)rot, groß und geschwollen.
Mikro: passive Hyperämie/Kongestion (dilatierte blutreiche Gefäße).
Labor: Stauungs-Proteinurie
Nierenarterienhypoplasie
[Bearbeiten]Makro: Hypoplastische Nierenarterie, verkleinerte bis hypoplastische Niere.
Nierenarterienstenose
[Bearbeiten]Ät.: Atherosklerose.
Makro (autoptisch): Obstruktion einer oder beider Nierenarterien. Sog. „Blasser Hypertonus“ (GOLDBLATT-Syndrom) durch Aktivierung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS) mit Freisetzung von vasokonstriktorischem Angiotensin II (GOLDBLATT-Effekt). Haut und Organe sind dadurch blass bzw. blutleer.
Klinik.: Sekundäre Hypertonie bzw. renale Hypertonie
Kompl.: Eine beidseitige Nierenarterienstenose oder eine einseitige Nierenarterienstenose bei Einzelniere kann durch die Gabe von ACE-Hemmern (Kontraindikation!) zur Niereninsuffizienz führen, da dadurch der Kompensationsmechanismus des RAAS, der durch Kontraktion des Vas efferens den intraglomerulären Blutdruck aufrechterhält, außer Kraft gesetzt wird.
Akute thrombotische Mikroangiopathie
[Bearbeiten]Akute Nierenschädigung durch Thrombosierung der kleinen Nierengefäße.
Ät.: Hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS), thrombotisch-thrombozytopenische Purpura (TTP), disseminierte intravaskuläre Gerinnung (DIC), maligne Hypertension, i.R. einer Sklerodermie, Antiphospholipid-Antikörper-Syndrom (APLA), medikamentös-toxisch (z.B. Calcineurininhibitoren).
Histo: Intravaskuläre Thrombose (Fibrin, Blutkörperchen).
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Interstitielle Nephritiden (Pyelonephritis)
[Bearbeiten]Urin-Sediment: Leukozytenzylinder
Akute herdförmige destruierende Nephritis
[Bearbeiten]Ät.: Oxalose, Gicht, Steine, Harnabflußstörungen -> bakterielle Infekte (Mycobacterium tuberculosis, Escherichia coli, Pseudomonas aeruginosa, Proteus mirabilis, Enterococcus faecalis, Klebsiella pneumoniae), i.d.R. hämatogen aszendierend (Pyelonephritis) oder deszendierend (Endokarditis).
Makro: Fokale stecknadelkopfgroße granulozytär-eitrige Abszesse (Stippchen) mit hämorrhagischem Randsaum. Rezidivierendes Geschehen -> Flache Narben (DD: Vaskulitis, Infarkte -> Tiefe Narben), destruierend.
Klinik: Flankenschmerz, Fieber, Leukozyturie, Nitrit+, evtl. sekundärer Hypertonus.
Chronische herdförmige destruierende Nephritis
[Bearbeiten]Ät.: Harnabflußstörungen
Makro: Flache Narben, das Parenchym ist hypertroph vorgebuckelt. Bei Gefäßleiden: tiefe Narben, Gyrierung. Tubulusatrophie, Fibrose.
- Uratnephropathie
- Ät.: Tumorlyse, Gicht
- Akute oder chronische herdförmige destruierende Nephritis, ähnlich Oxalatnephropathie.
Spätfolge: Schrumpfniere
Akute diffuse nicht-destruierende Nephritis
[Bearbeiten]Ät.: Parainfektiös (Röteln, Scharlach, Q-Fieber, Typhus) oder medikamentös (Phenazetin, Paracetamol, NSAR)
Makro: Die Niere ist groß, fest, weißlich. Die Kapillarosklerose führt zu Papillenspitzennekrosen (-> Steinbildung).
Mikro: Lympho-plasmazelluläre interstitielle Entzündung
- SF: Xanthogranulomatöse Nephritis
- Ät.: Primär bakteriell bei „schwer verdaulichen“ Bakterien
- Mikro: Histiozyten, Schaumzellen
- Makro: Tumorartige Knoten, herdförmig
Chronische nicht-destruierende Nephritis
[Bearbeiten]Ät.: Phenacetin, SLE, chronische Vergiftungen (Blei)
Nierentuberkulose
[Bearbeiten]Makro: U.U. Kavernen, inhomogenes „buntes Bild“
Mikro: Lymphozyteninfiltrate, zentrale verkäsende Nekrose mit Randwall aus Epitheloidzellen/Histiozyten.
DD: Fibrinoide Nekrose (homogen)
Kompl.: Typisch nach 10 bis 20 Jahren ist die Reaktivierung und deszendierende Ausbreitung
Makro: Tuberkulöse Kittniere/Mörtelniere
Klinische Syndrome und Verlaufsformen glomerulärer Läsionen
[Bearbeiten]Nephritisches Syndrom (Akute GN)
[Bearbeiten]Klinik: Leichte Proteinurie (< 3 g/die), Hämaturie, reduzierte GFR, Hypertonie, evtl. Ödeme. Klinisch führend sind die Hämaturie und Blutdruckanstieg.
Pathologisches Korrelat:
- Exsudative GN (Poststreptokokken-GN)
Nephrotisches Syndrom (Chronische GN)
[Bearbeiten]Klinik: Große Proteinurie > 3 g/die. Die hervorstechendsten Folgen sind Hypalbuminämie mit Ödemen (prätibial, Lidödeme, Aszites), Dyslipoproteinämie mit Hyperlipidämie und Lipidurie sowie eine Hypogammaglubulinämie mit Infektneigung. Erhöhte Thrombose-Neigung durch Antithrombin III-Verlust.
Pathologisches Korrelat:
- Minimal-Change-Glomerulonephritis (MCGN)
- Fokal-segmentale GN bzw. Glomerulosklerose
- Membranöse GN
- Membranoproliferative GN
- Mesangioproliferative GN
- Nicht-GN:
- Renale Amyloidose
- Glomerulosklerose KIMMELSTIEL-WILSON (bei Diabetes mellitus)
Rapid-progressiver Verlauf
[Bearbeiten]Ät.: Idiopathisch nach Infektionen, bei Immunkomplex-Nephritis oder im Rahmen von Autoaggressionserkrankungen wie Morbus WEGENER (eher cANCA-positiv, ANA negativ), mikroskopischer Polyangiitis (eher pANCA-positiv, ANA negativ), Anti-Basalmembran-Antikörpern (Lungen- + Nierenbefall = GOODPASTURE-Syndrom), seltener bei systemischem Lupus erythematodes (SLE), Purpura SCHOENLEIN-HENICH (Purpura anaphylactoides).
Klinik: Makrohämaturie, Proteinurie und Hypertonus, Niereninsuffizienz binnen 6 Monaten. Klinisch führend ist das rasche Abgleiten in die Niereninsuffizienz mit Abfall der GFR (Kreatinin-Clearance) und (etwas später) Anstieg des Kreatinins. Der Patient klagt über Müdigkeit.
Pathologisches Korrelat: Glomerulusschlingennekrose -> Einblutung -> extrakapilläre Proliferation des Kapselepithels -> diffuse Halbmond-GN.
Glomerulonephritiden (GN)
[Bearbeiten]Glomerulonephritiden spielen sich beidseitig ab und führen oft zu chronischer Niereninsuffizienz.
Formen:
- Niere: Befall fokal oder diffus
- Glomerulus: Befall segmental (endokapillär) oder global/diffus (endokapillär) oder extrakapillär (Halbmonde).
Makro: Systemische Erkrankung mit Befall beider Nieren, flohstichartige Blutungen (autoptisch „Salz- und Pfeffer“-Aspekt durch Leukozytenaggregate und Einblutungen in die BOWMAN-Kapsel).
Urin-Sediment: Erythrozytenzylinder
Immunkomplexnephritiden
[Bearbeiten]Postinfektiöse GN
[Bearbeiten]Syn: Exsudative GN, endokapilläre akute GN, akute proliferative GN.
Ät.: ß-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A, Viren -> Antikörperinduktion IgG, IgM, IgA (Anti-Streptolysin (ASL), max. n. ca. 2 - 3 Wochen) -> Reaktion mit zirkulierendem Antigen -> Immunkomplexablagerung in den Glomeruli auf der Außenseite der Basalmembran (Humps), subendothelial und im Mesangium.
Mikro: Diffuse endokapilläre GN.
IF: Herdförmige, granuläre Ablagerungen, je nach Molekulargewicht der Immunkomplexe subendothelial oder subepithelial („Sternenhimmel“).
Labor: ASL-Titer erhöht, C3-Spiegel reduziert (Komplementverbrauch).
Klinik: Nephritisches Syndrom mit Hämaturie (DD: WILMS-Tumor, ALPORT-Syndrom, Porphyrie, Nahrungsmittelbedingt), erhöhtem Blutdruck und reduzierter Kreatinin-Clearance.
Prg.: Die Nierenfunktion erholt sich unter adäquater Therapie in > 90 % d. F..
GOODPASTURE-Syndrom
[Bearbeiten]Ät.: Freilegung nichtkollagener Bestandteile der α3-Kette des Kollagen IV -> Induktion von Basalmembran-Auto-Ak -> glomeruläre Immunkomplexbildung -> Komplementaktivierung, Entzündungsreaktion.
Lok.: Lunge -> Lungenblutungen. Niere -> GN
IF: Homogene, diffuse Ablagerung der IC in der Lamina densa der Basalmembran.
In-situ-Immunkomplex-Nephritis
[Bearbeiten]Ät.: Das Antigen lagert sich auf/in der Basalmembran ab -> sekundär binden Antikörper und bilden Immunkomplexe.
Pg.: Die Immunkomplexe führen zur monozytären Infiltration, Thrombozytenreaktion und Komplementaktivierung (Leukozytenaktivierung, Freisetzung von Proteasen, 02-Radikalen, Prostaglandinen) und damit zur Entzündung.
IgA-Nephritis
[Bearbeiten]Syn.: BERGER-Nephropathie
Ät.: Auftreten nach viralen Infekten, oft sind Männer betroffen.
Mikro: Nur IgA, diffuse mesangioproliferative GN
IF: IgA-deposits mesangial.
Klinik: Isolierte Mikrohämaturie (DD: ALPORT-Syndrom - Familienanamnese!), später Proteinurie. Nierenbiopsie nicht notwendig (geringe differentialdiagnostische/-therapeutische Relevanz bei hohem Risiko (Blutung!)).
Membranoproliferative GN
[Bearbeiten]Ät.: Oft bei Virushepatitis.
Histo: Einwachsen von Mesangiumzellen zwischen die Basalmembranen. Basalmembran und Mesangium sind verbreitert.
Membranöse GN
[Bearbeiten]membranous nephropathy (MN), membranous glomerulonephritis (MGN)
Ät.: (Epi/Peri)membranöse subepitheliale (in situ) Immunkomplex-Nephritis, primär oder sekundär induziert, entweder über Medikamente, Noxen oder chronische Begleiterkrankungen. Häufig paraneoplastisch (!) oder z.B. bei Hepatitis B.
Stadien:
- I.: Immunkomplexe
- II.: Basalmembran-Spikes (Versilberung)
- III.: Einscheidung der Immunkomplexe in der Basalmembran -> EM: Doppelkontur
- IV.: keine Immunkomplexe mehr vorhanden
Mikro: Die Basalmembran der Glomeruli ist stark verdickt. Ausbildung von Spikes.
IF: Perlschnurartige fein-granuläre Ablagerungen von IgG und C3 an der Außenmembran der Kapillarschlingen.
EM: Subepitheliale Ablagerungen.
Sonderform: Lipoidnephrose (Fetteinlagerung)
Klinik: Nephrotisches Syndrom.
Th.: Vor Therapie immer Ausschluss einer induzierenden Grunderkrankung und wenn möglich, Therapie derselben. Therapie der primären membranösen GN unter bestimmten Umständen immunsuppressiv, beste Therapieoption und -indikation zur Zeit noch in intensiver Diskussion / Untersuchung.
Lupus-Nephritis
[Bearbeiten]Ät.: Systemischer Lupus erythematodes (SLE)
Klassifikation der Lupus-Nephritis nach der International Society of Nephrology/Renal Pathology Society (ISN/RPS) 2003:
Class I | Minimal mesangial lupus nephritis |
Class II | Mesangial proliferative lupus nephritis |
Class III | Focal lupus nephritis |
Class IV | Diffuse segmental (IV-S) or global (IV-G) lupus nephritis |
Class V | Membranous lupus nephritis |
Class VI | Advanced sclerosing lupus nephritis |
Literatur:
- Weening JJ, D'Agati VD, Schwartz MM, et al.. “The classification of glomerulonephritis in systemic lupus erythematosus revisited”. J. Am. Soc. Nephrol., 15:241–50, February 2004. PMID 14747370.
Minimal-Change-Nephritis (MCGN)
[Bearbeiten]Ep.: Hauptsächlich im Kindesalter auftretend, häufigste Ursache für ein nephrotisches Syndrom beim Kind.
Ät.: T-Zell-vermittelt (keine Immunkomplexe, kein Komplement).
Mikro: Keine lichtmikroskopisch sichtbare Veränderung! (Biopsie bei konkretem Verdacht nur eingeschränkt sinnvoll).
EM: Verstrichene, abgeflachte Podozytenfortsätze.
Klinik: Nephrotisches Syndrom, gute Ansprache auf Glukokortikoide.
Rapid-progressive Glomerulonephritis
[Bearbeiten]Syn.: Halbmond-GN, extrakapilläre GN
Ät.:
- Immunkomplex-Nephritis
- GN vom pauci-immun-Typ (keine Immunkomplex-Ablagerungen)
- Idiopathisch
- Vaskulitiden kleiner Gefäße
- WEGENER-Granulomatose (cANCA +)
- Mikroskopische Polyangiitis (pANCA +)
- CHURG-STRAUSS-Syndrom (pANCA +)
- GOODPASTURE-Syndrom (Anti-Basalmembran-Antikörper)
- Systemischer Lupus erythematodes (SLE).
Makro: Niere feingranulär mit weißen Stippchen.
Mikro: Extrakapilläre Komponente (im Ggs. zu oben), Kapillarruptur und Einblutung in die BOWMAN-Kapsel mit nachfolgender Entzündung = Halbmondnephritis, Schlingennekrose, evtl. Totalzerstörung mit Übergreifen auf das umliegende Gewebe (Periglomerulitis).
IF:
- Immunkomplex-GN: Granuläre IC-Ablagerung
- pauci-immun-GN: Fehlende IC-Ablagerung
- GOODPASTURE-Syndrom: Lineare IgG-Ablagerung
- SLE: ?
Klinik: (Makro)Hämaturie, Proteinurie, Hypertension, Anurie.
Prg.: Unbehandelt Niereninsuffizienz binnen weniger Monate.
Glomerulopathien
[Bearbeiten]ALPORT-Syndrom
[Bearbeiten]Ät.: Genetische Defekte des Basalmembran-Kollagens (Kollagen Typ IV)
- In 80 % x-chromosomal-rezessive Mutation der alpha-5-Kette des Kollagen IV (COL4A5), fast ausschließlich Männer betroffen (OMIM)
- Autosomal-rezessive Mutation im COL4A3- oder COL4A4-Gen (OMIM)
- Autosomal-dominante Form (OMIM)
Klinik: Hämaturie (IgA-Nephropathie - negative Familienanamnese), Taubheit u.a.. Nierenbiopsie nicht notwendig (geringe differentialdiagnostische/-therapeutische Relevanz bei hohem Risiko (Blutung!)).
Diabetische Nephropathie
[Bearbeiten]Häufige Komplikation bei Typ-I-Diabetes, aber auch bei Diabetes mellitus Typ II.
Makro: Nieren beidseits groß, blass, feingranuliert.
Mikro:
- Glomerulosklerose diffus oder nodulär (= KIMMELSTIEL-WILSON, beweisend für Diabetes mellitus). Das Mesangium ist vermehrt, Mikroangiopathie, Verdickung der Basalmembran. Fibrininsudationen. Mikroaneurysmen.
- Tubuli mit verdickter Basalmembran
- Arteriolosklerose (hyalinisierend, Intimafibrose, Mediahypertrophie)
- Interstitielle Fibrose
EM: Basalmembran verdickt, Podozytenfortsätze verbreitert
Klinik: Proteinurie, Niereninsuffizienz.
Fokal segmentale Glomerulosklerose (FSGS)
[Bearbeiten]Syn.: Fokale glomeruläre Sklerose, Fokal noduläre Glomerulosklerose.
Ät.: versch. Ursachen (familiär, infektiös, toxisch).
Klinik: Nephrotisches Syndrom, Proteinurie, Nierenversagen.
Plasmozytomniere
[Bearbeiten]Glomeruläre, vaskuläre und tubulointerstitielle Nierenschädigung im Rahmen eines Plasmozytoms.
Ät.: Ablagerung von Paraproteinen (L-Ketten = BENCE-JONES-Protein, L-Amyloid)
Pathogenese: Leichtketten-Proteine fallen bei saurem pH aus -> direkt toxisch -> Tubulusnekrosen und interstitielle Nephritis.
Makro: Nieren beidseits groß, blass und fest.
Mikro: Hyaline Zylinder in den distalen Tubuli (TAMM-HORSFALL-Protein = ausgefällte Proteine), diffuse Amyloidose, Fremdkörperreaktion mit histiozytären Riesenzellen, begleitende interstitielle Nephritis.
Klinik: Proteinurie, rezidivierendes Nierenversagen.
Amyloidose der Niere
[Bearbeiten]Ät.: Plasmozytom (L-Amyloid), chronische Erkrankungen.
Makro: Nieren beidseits groß und blass.
Mikro: Kongophile, doppelbrechende (apfelgrün-gelb), PAS-negative Ablagerungen.
Laborchemische Differenzierung der Proteinurie
[Bearbeiten]Mittels Markerprotein-Bestimmung im Urin:
Urin-Markerprotein | Molekulargewicht | Eigenschaften des Proteins | Art des Nierenschadens bei Nachweis |
---|---|---|---|
α1-Mikroglobulin
β2-Mikroglobulin |
33 kD
12 kD |
Wird filtriert und tubulär rückresorbiert. | Tubulärer Schaden |
Albumin
Transferrin |
68 kD
80 kD |
Wird nicht filtriert, bei leichten Schäden schon. | Glomerulär selektiver Schaden |
IgG | 180 kD | Wird nicht filtriert, erst bei schweren Schäden. | Glomerulär unselektiver Schaden |
α2-Makroglobulin | 750 kD | Gelangt aufgrund seiner Größe auch bei geschädigten Glomeruli nicht in den Harn. | Postrenaler Eiweißverlust (z.B. Entzündung, Tumor) |
Teurere Alternative: SDS-PAGE (sodium dodecylsulfate polyacrylamide gel electrophoresis)
Weblinks:
Nephrolithiasis
[Bearbeiten]calculus
- Urolithiasis = Steinbildungen im ableitenden Harnsystem
- Nephrokalzinose = Intrarenale Verkalkungen
Ep.: > 30 Lj.
Lok.: V. a. im Nierenbecken
Ursachen: Hohe Konzentrationen lithogener Substanzen, Harnstau, pH-Veränderungen des Urins, Infektionen, Kristallnukleatoren
Häuf.:
- Kalziumoxalat 75 % - Bei Hyperkalziurie (siehe unter Hyperparathyreoidismus), Hyperoxalurie, Hyperurie
- Magnesiumammoniumphosphat 12 % - Relativ weich, im Nierenbecken als Ausgußsteine, bei Infektionen und alkalischem Urin
- Harnsäure (Uratsteine) 6 % - Klein, hart, rundlich, glatte Oberfläche, bei saurem Urin und bei Gicht
- Zystin 1 % - Bei der Zystinurie. Mikro: Im U-Sediment flache hexagonale Kristalle.
- Andere 6 %
Th.: Extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL), Erhöhung der Trinkmenge, je nach Steinen Harnalkalisierung oder -ansäuerung, Behandlung von Harnwegsinfekten, symptomatisch Spasmolytica (Butylscopolaminbromid, Nitro-Spray).
Hydronephrose
[Bearbeiten]Syn.: Wassersackniere
hydronephrosis
Ät.: Harnabflussbehinderungen, z.B. bei Nierensteinen, subpelviner Stenose (Stenose am Abgang des Ureters), Narbenstrikturen, vesiko-ureteralem Reflux, Endometriose, Blasentumoren, BPH, Urethralklappe oder Urethraatresie.
Makro: Gleichmäßig große Räume mit Verbindung zu Nierenbecken und -kelchen und Druckatrophie des Nierenparenchyms, Extremfall: Sackniere.
Mikro: Vernarbtes Gewebe, Eiweißzylinder, chronische interstitielle Entzündung.
Inflammatorischer Pseudotumor
[Bearbeiten]Syn.: Inflammatorischer myofibroblastischer Tumor.
Histo: Lockeres myxoides Stroma, lymphoplasmazelluläres Infiltrat, mesenchymale Zellen ohne Atypien, Blutgefäße.
Nierentumoren
[Bearbeiten]RF: Rauchen, Cadmium, Blei, Arsen, Trichlorethylen, Adipositas.
Klinik: Hämaturie, Flankenschmerz (oft spät).
IHC: Vimentin positiv (Niere ist mesenchymalen Ursprungs).
Epitheliale Nierentumoren
[Bearbeiten]Subtypen:
- Nieren-Adenom
- Papilläres Adenom
- Metanephrisches Adenom
- Onkozytom - Ursprung Verbindungsstück (3 %), benigne
- Nierenzellkarzinom (RCC, alte Bez.: Hypernephrom, GRAWITZ-Tumor)
- Klarzelliges Nierenzellkarzinom, ccRCC - Ursprung: Proximaler Tubulus; häufigstes RCC
- Papilläres Nierenzellkarzinom, PRCC - Ursprung: Proximaler Tubulus
- Klarzelliges papilläres Nierenzellkarzinom, cPRCC
- MiTF-TFE Translokations RCC
- Chromophobes Nierenzellkarzinom, chRCC - Ursprung: Sammelrohr
- Duct-BELLINI-Karzinom - Ursprung: Sammelrohr (Mark)
IHC | CK7 | AMACR | CD117 |
---|---|---|---|
ccRCC | - | - | - |
ccPRCC | + | - | - |
PRCC | + | + | - |
chRCC | + | - | + |
MiTF-TFE | - | + | +/- |
Onkozytom | - | - | + |
Kompl.:
- STAUFFER-Syndrom - Paraneoplastisch bedingte Begleit-Hepatitis. Ät.: Evtl. durch tumorinduzierte IL6-Erhöhung. Mikro: Unspezifische Hepatitis. Klinik: Fieber, Gewichtsverlust, Fatigue. Labor: Erhöhung von AP, Bilirubin, α2- und γ-Globulinen, erniedrigter Quick, Hypoalbuminämie.
Literatur:
Weblinks:
Metanephrisches Adenom
[Bearbeiten]Ep.: Selten.
Mikro: Zellen dicht gepackt, uniforme rund-ovale Zellkerne mit feinstäubigem Chromatin, keine Nukleolen.
DD.: Papilläres Adenom/NCC.
Literatur:
- Pins MR, Jones EC, Martul EV, Kamat BR, Umlas J, Renshaw AA. “Metanephric adenoma-like tumors of the kidney: report of 3 malignancies with emphasis on discriminating features”. Arch. Pathol. Lab. Med., 123:415–20, May 1999. PMID 10235500.
Weblinks:
Papilläres Adenom
[Bearbeiten]Histo: Wie papilläres Nierenzellkarzinom, aber Größe max. 5 mm und FUHRMAN-Grad max. 1.
SF: Papilläre Adenomatose - Multiple papilläre Adenome beidseits.
Onkozytom
[Bearbeiten]Oncocytoma
Makro: Bis 8 cm großer Tumor mit „rehbrauner“ Schnittfläche und zentraler "Narbe" (regressiv-zystisch).
Histo:
- Große, blasse, eosinophile Zellen, evtl. Kernatypien.
- Mitochondrienvermehrung (Onkozyten).
- In der Regel keine Bindegewebskapsel zum benachbarten, tumorfreien Nierenparenchym.
IHC: CK7 -, AMACR -, CD117 +,
Verh.: Benigne
DD.: Chromophobes Nierenzellkarzinom
Klarzelliges Nierenzellkarzinom (ccRCC)
[Bearbeiten]Clear cell RCC
Ep.: Häufigster maligner Nierentumor.
Makro: Bunte Schnittfläche, scheckig, intensiv gelb (NNR-Farbe, deswegen alte Bezeichnung Hypernephrom)
Histo: Helle, pflanzenzellartige Zellen mit klarer Begrenzung. Die Kerne sind rund, dunkel-hyperchromatisch, polymorph oder normal. Nekrosen, Einblutungen, lymphoplasmazelluläre Reaktion des umgebenden Stromas.
IHC:
- CD10 +, Vimentin +, RCC +
- CK7 -, AMACR -, CD117 -
Grading nach FUHRMAN:
- Grad 1 - runde, monotone Zellkerne, kondensiertes Chromatin, keine Nukleolen.
- Grad 2 - runde, monotone Zellkerne, fein granuläres Chromatin, Nukleolen bei hoher Vergrößerung erkennbar.
- Grad 3 - runde bis ovale Zellkerne mit geringen Größenschwankungen, grob granuläres Chromatin, Nukleolen bei geringer Vergrößerung erkennbar.
- Grad 4 - große pleomorphe hyperchromatische Zellkerne mit klumpigem Chromatin, große Nukleolen.
Verhalten: Maligne.
Met.: Affinität zum Gefäßsystem, ggf. Tumorzapfen in der Vena cava (die in Ausnahmefällen bis zum rechten Vorhof vorwachsen können), hämatogene Streuung.
Th.:
- Resektion - Nierenteilresektion, Nephrektomie
- Medikamentös: Tyrosinkinasehemmer (z.B. Sunitinib), Angiogenesehemmer (z.B. Bevacizumab, ein anti-VEGF-IgG).
Literatur:
Papilläres Nierenzellkarzinom (PRCC)
[Bearbeiten]PRCC
Ep.: 10 - 15 % der Nierenkarzinome.
Ät.:
- Keimbahn- oder sporadische Mutationen im Gen MET (7q31) sind mit dem bilateralen, multifokalen Auftreten papillärer NCC Typ 1 assoziiert.
- Diverse andere genetische Veränderungen.
Makro: Braun bis gelb, rund, eher multipel. Mit zunehmender Tumorgröße zentrale hämorrhagische Nekrose.
Histo: Papilläre Strukturen (blutgefäßführende epithelüberkleidete Bindegewebsstöcke), Schaumzellaggregate. Regressive Veränderungen (Blutungen, Nekrose, Cholesterinkristalllücken). Größe mind. 5 mm und/oder FUHRMAN-Grad > 1.
Subtypen:
- Typ 1 - Dicht gepackte papilläre Strukturen, kubisches einschichtiges einreihiges Epithel, kleine Zellen mit wenig Zytoplasma, geringe Atypien. Bessere Prognose.
- Typ 2 - Pseudomehrschichtiges Epithel, große Zellen, breiterer eosinophiler Zytoplasmasaum, stärkere Atypien. Schlechtere Prognose.
IHC:
- CD10 +,
- CK7 +, AMACR +, CD117 +
SF: Hereditäres papilläres NCC durch MET-Mutation - bilateral, multifokal.
Grading: FUHRMAN-Grading oder nukleoläres Grading (kontrovers).
Prg.: Besser als beim Klarzeller.
Literatur:
Weblinks:
Chromophobes Nierenzellkarzinom (chRCC)
[Bearbeiten]Chromophobe RCC
Histo: Eosinophiles Zytoplasma, die perivaskulär gelegenen Tumorzellen sind ballonartig vergrößert und aufgehellt.
SF.: Hale-Färbung diffus +
IHC:
- Vimentin -, CD10 -
- CK7 +, AMACR -, CD117 +
DD.: Onkozytom
Klarzelliges (tubulo)papilläres Nierenzellkarzinom (ccPRCC)
[Bearbeiten]Mikro: Papilläres Muster, Zellen mit hellem Zytoplasma und apikalen Nuclei.
IHC: CK7 +, AMACR -, CD117 -
Duct-BELLINI-Karzinom
[Bearbeiten]Makro: Diffus wachsend, diffuse weissliche Linien.
Prg.: Schlechteste Prognose der Nierentumoren.
Mesenchymale Tumoren
[Bearbeiten]- Leiomyom der Nierenrinde (benigne)
- Angiomyolipom (benigne)
Angiomyolipom
[Bearbeiten]AML
Benigne
Mikro: Große muskelstarke Gefäße, Fettgewebe.
Makro: Sehr groß, bunte Schnittfläche (Nekrosen, Einblutung). Gefäß-, Muskel-, Fett-Anteile.
IHC: CD117 -, CK7 -, HMB45 +
Evtl. kombiniert mit der tuberösen Sklerose oder der Angiomyolipomatose der Lymphgefäße.
Mischtumoren
[Bearbeiten]Ep.: Meist im Kindesalter
WILMS-Tumor (Nephroblastom)
[Bearbeiten]Ep.: Kleinkinder, 1:10.000
Ät.: In 30 % Inaktivierung des Tumorsuppressorgens WTX (X!), in 5 - 10 % Inaktivierung des Tumorsuppressorgens WT1 (11p13).
Makro: Kindliche Niere, bunter Aspekt.
Mikro: Drei Komponenten (Prognose!): Epithelial -> Tubuläre Strukturen, mesenchymal -> Glatter Muskel, blastemisch -> Undifferenzierte Zellen.
Verhalten: Maligne.
Metastasierung: Lunge und Leber.
Klinik: Palpabler Bauchtumor, Hämaturie.
Prg.: Gut (unter Therapie)
Literatur:
- Rivera MN et al. “An X Chromosome Gene, WTX, Is Commonly Inactivated in Wilms Tumor”. Science, Jan 4 2007. DOI:10.1126/science.1137509.
Nierentransplantation
[Bearbeiten]Probleme nach Nierentransplantation:
- Infektion
- Abstoßung
- Grunderkrankung
Polyomavirus-Nephropathie
[Bearbeiten]Ät.. Polyomaviren
Kompl.: Verlust des Transplantats.
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Abstoßung
[Bearbeiten]formen nach zeitlichem Auftreten:
- hyperakut
- akut
- chronisch
Formen nach betroffenen Strukturen:
- glomerulär
- tubulointerstitiell
- vaskulär
Transplantationsglomerulopathie
[Bearbeiten]Ät.: Antikörper-vermittelte Abstoßung.
Histo: Duplikatur der Basalmembran („Bahngleise“).
DD.:
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